SALONPERSONNAGE inszeniert TATE-MODERN-KUNST

Juni 18, 2016

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Vom Sonntag, 19. Juni 2016

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Ein NEUBAU in London: „TATE MODERN“ eröffnet mit dem „Switch House“ einen Anbau. Mit ungebremstem leerem Gerede wird momentan ein massenmedialer Schein erzeugt, den demokratischen Legitimationsbedarfs abzufedern. Es heißt Neustart – und dieser Neubau steht jetzt neben dem alten Kraftwerk an der Themse, wo mal Schaltanlagen sich befanden.

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Man schreibt: Ein Anbau! – zeigt aber gar nicht, ob und wie der Neubau mit dem Themse-Ufer Southwark und der alten POWER STATION „Modern Tate“ zusammengehen.

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Nirgends in der Lügenpresse sieht, wer die Lage an der Themse kennt, was dort, unter dem Architekten-Lable Herzog & de Meuron (Basel), jetzt für ein düsterer Lückenfüller hingequetscht wurde. Wie drastisch hier die Kunst, Rechnungen zu schreiben, mit der Kunst, ein Haus zu bauen, auseinanderknallt. Das deutet die jetzt mit preisgünstigerer dunkler Backsteinverschalung überzogene schiefwinklige „Anbau“-Pyramide an, für die mal eine futuristsche Gussglashülle entworfen worden war. Nun haben also der Altbau und der Neuanbau eine ähnlich rauchgeschwärzte Industriebauerscheinung, wie wir von den Bahnhofshallen aus den längst vergangenen Zeiten der Dampflokomotiven-Eisenbahnzüge noch kennen.

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Frankfurter Allgemeine Zeitung vom Samstag, 11. Juni 2016

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In allen Massenmedien wird dieser angebliche Anbau als SOLITÄR gezeigt. Man zeigt die Komposition von Bau und Anbau eben nicht. Wir erspüren nicht, wie die Architektur mit der dort Platz greifenden alten Themse-Power-Station, auf die der Neu-Anbau ja bezogen sein müsste, das Wagnis zu ergreifen sucht, nachdem der Zuschlaghammer niederging

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Wer Augen hat, sieht sofort, der Neubau wird weder von den ARCHITEKTEN noch von den Multiplikatoren als Anbau, sondern als SOLITÄR gezeigt. Menschliche Maße und Bedürfnisse wurden von diesen Architekten mal wieder nicht geachtet (s. Vitra Campus in Weil am Rhein). Nicht weiter Wunder bei den „Modern-Tate-Baufrauen und -herren, dieser Schar von Nullen und Pseudo-Künstlern der heutigen SALONPERSONNGE. Switch House jetzt also als Taekholz-Velours statt von innen angerauhtes Arbeits-Karo – und man lobt einfach die Achsen:

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Ich dachte sofort an den Gag von Libeskind in Kreuzberg, der sein Jüdisches Museum mit einer Verkaufsstory dekorierte, indem der Stadtplan Berlins grenzüberschreitend mit grafischen Strahlen überzogen, die angeblich chronologische Geschichtserinnerungen mit dem verglasten Stahlbetonbau „geistig“ zu verbinden vorgaben. So hier in London, wo angeblich Herzog & de Meuron ihren Steinen die Idee von Achsen eingehaucht haben, von Southwark durch die Tate über die Milleniumsbridge bis zur St. Pauls Cathedral am Nordufer. Während die öde Wirklichkeit des architektonischen Durcheinanders vielmehr so wirkt, wie ein Antiquitätenladen, der leider keine wertvollen, sondern nur angeschlagene wilhelminische Profanmöbel anbieten kann – immerhin alt:

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Jetzt also zur Turbinenhalle ein TATE-Power-Station-ANBAU an der Londoner Themse als EINZELBAUWERK. Dadurch wird unsichtbar, dass die bauliche, nutzersoziale und städtebauliche Raumordnungstatsache eines solchen NEU-ANBAUS vom Entwurf der Architekten her keineswegs angenommen und gelöst worden sind.

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Allein die düstere Morphologie des Baukörpers verdunkelt nun die Brachialität am Themse-Ufer zusätzlich. Zur NEUEN SACHLICHKEIT der Schornsteine, nun, heute 2016, in den 1990er Jahren zugeschlagen, von Bauherren, Stadtentwicklern und Ausschreibungsarchitekten, eine NEUE SINNLICHKEIT.

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Erst stand TATE-Power Station als Brutal-Bauwerk mitten in London, an der Themse, neben dem GLOBE-Theater der Shakespeare-Künste. Dann hat man den leerstehenden ehemaligen Londoner Kraftwerks-Klotz als DENKMAL signiert.

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Neue Zürcher Zeitung titelt am 18. Juni 2016

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Und es dauert dann nicht mehr lange, dass sich die heutige SALONPERSONNAGE im Geiste des Ehrgeizes und der Eitelkeit andiente, diese POWER-Neuinszenierung durchzusetzen. Das Ding ist jetzt das Pendant zur gegenüberliegenden Gurke von Norman Foster – (The Gherkin) very important.

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Süddeutsche Zeitung bringt am Mittwoch, 15. Juni 2016, Feuilleton Seite12, ein widersinniges Gestammel von Alexander Menden:

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Neustart! Die Tate Modern, das weltweit meistbesuchte Museum für moderne Kunst eröffnet am kommenden Freitag einen spektakulären Anbau“.

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Da heißt es in direktem Textzusammenhang, die neue geschwätzige Tate-Direktorin Frances Morris zitierend:

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… Morris wollte schon immer einem breiterem Publikum die weniger bekannten Zeitgenossen amerikanischer Pop- und Minimal Artists vorstellen ..“

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und weiter:

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..Wir wollen von der Idee wegkommen, dass das alles aus New York kam oder alles in der Skulptur begann“, erklärt sie. „Wir wollen Künstler aus der ganzen Welt zeigen. Vierzig Prozent dieser Arbeiten sind von Frauen. Das sind keine schlechteren Werke, nur vielleicht weniger bekannte.“

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Dietmar Moews meint: Auch HITLER, STALIN oder MAO kamen nicht ohne SCHERGEN aus, die den Dreck machten. Elisabeth Noelle (später Noelle-Neumann-Allensbach) war in der NSDAP als Redaktionspropagandistin in Minister Goebbels Kulturblatt tätig – sie ist noch heute, post mortem, im Geiste, der FAZ-Allensbach-Tradition verbunden und umgekehrt, die FAZ dem Propaganda-Institut Allensbach.

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Wieso also nicht „ einem breiterem Publikum die weniger bekannten Zeitgenossen amerikanischer Pop- und Minimal Artists vorstellen UND von der Idee wegkommen, dass das alles aus New York kam…“ Wie löchrig, widersinnig und kenntnislos, sowas überhaupt der Redaktion einzureichen! Liest das denn Keiner, bevor es in den Druck geht?

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Albert Speer, Wilhelm Furtwängler, Zarah Leander, Gottfried Benn, Ferdinand Porsche, Leni Riefenstahl, Gustav Gründgens – so viele hochbegabte Schwänze haben mit dem Hund gewedelt oder doch nur, wie Theodor W. Adorno und Marika Röck, mit dem Arsch gewackelt. Hermann Tietz war dabei, Jakob Wassermann nicht, Jochen Klepper versuchte es, Albert Einstein nicht, Otto Hahn und Werner Heisenberg machten es, Lise Meitner nicht, Theodor Lessing ging, Gerhard Hauptmann blieb, Joachim Ringelnatz lehnte dankend ab, Ernst Jünger und Martin Heidegger wirkten mit, Bruno Taut ging nach Ankara, Karl Jaspers ging nach Basel, Alphons Silbermann und Sigmund Freud flohen, Marlene Dietrich gab die Manns, der Schweizer Teddy Stauffer spielte, die Comedian Harmonists flogen raus, Bernd Rosenmeyer erhielt ein Denkmal, Gott und Jesus blieben in den Kirchen, Krupp, Quandt und Flick – schon mal gehört? Pacelli residierte in Berlin, Graf Galen saß widerspenstig mit am Tisch, Dietrich Bonhoeffer ging unter, Karl Kraus weigerte sich, Röhm bezahlte, die Strassers zahlten, Stauffenberg zahlte, Erwin Rommel zahlte, General Paulus zahlte, wir zahlen und versuchen ein Geschäft draus zu machen. Es kocht in mir – ich koche.

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DIE WELT am Freitag, 17. Juni 2016, Seite 19 von Stephanie Bolzen

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Wer Zeit hat, spielt Homo ludens. Wer spielen will, nimmt sich Zeit – Homo sapiens.

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Das Spiel der Randfichten: Biologie spielt mit Sex und Tod, mit Blut und Fressen, mit Zeit und sozialem Rang.

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Nicht Verschwörungstheorie, sondern verirrte staatliche Organisation – NZZ, Samstag, 11. Juni 2016, S. 21

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Heute marschieren internetzgestützte Ausschreibungs-Ritter durch die Architekten-Wettbewerbe und dienen Jedem, der zahlt.

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Wer hätte nicht das LABLE Herzog & de Meuron schon gelesen und international publizierte Signaturarchitektur geschluckt – und demokratischen Einspruch in der Architektur hat es nicht nur bei FRIEDRICH dem ZWEITEN CASTEL-DEL-MONTE-Bauherrn von Andria nicht gegeben.

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Oder anders: Ob ein Schranzengremium oder ein Despot, der Architekt als Bauspekulant selbst oder eine Genossenschaftsbank – gute Architektur muss zunächst ausgedacht und entworfen werden. Der Künstler muss sich vorstellen, welche Menschen und soziale Ambitionen später dort florieren können sollen, wenn die Bauzäune weg sind. Erst wenn man gebaut hat, was man bezahlen kann, dann werden Verwertungs- und Unterhaltungskostenzahlen abzurechnen sein.

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Dietmar Moews meint: Dieser „Switch“-Bau von den Architekten Herzog & de Meuron ist in der Themsen-Silhouette ein gefühlter Quetschbau mit Aussichtsturm. Von Innen sind viele tageslichtliefernde Wände-Durchbrüche kennzeichnend sowie keinerlei Fußgänger rufende Ausstellungsbegehung auch nur zu ahnen. Der Industriebau macht den sinnlich bedürftigen Salon-Wicht klein dumm und traurig.

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Man kann mit Saurierberitt oder mit Helikopter kommen. Dem Mensch bieten Tate-Modern und Switch-Anbau weder Mimesis noch körperbezogene Sinnlichkeit oder Inspiration.

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Die selbstbezogene SALONPERSONNAGE, die sich hier aufführt und das Kunstgeld abzockt, hat sich im neuen Switch House mehrere Geschosse pyramidal gewidmet: Heil Hitler bzw. Heil Hinkel.

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Ich lese in Frankfurter Allgemeine Zeitung, Feuilleton, Seite 9, am 17. Juni 2016, von Gina Thomas und vom Redakteur betitelt:

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Ein Opfer ihres Erfolgs. Großer Rahmen für fragwürdige Präsentationen: der Neubau der Tate Modern“

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Dies sind nicht etwa Bau und Anbau am Londoner Themse-Ufer

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Und mein tägliches Brot, die immer, täglich, aktuellen Texte-Arbeiten meiner lohnschreibenden Kollegen zu kaufen, zu lesen und zu kritisieren, schöpft endlos, in medias res:

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Die langerwartete Erweiterung von Tate Modern ist ein Triumph. Und ein Unglück. Der Triumph liegt in dem Anbau des Schweizer Architekturbüros Herzog & de Meuron, der sich wie ein Kapitelhaus an die mächtige Kathedrale des Kraftwerkes am südlichen Themseufer schmiegt, in das Britanniens erstes Museum für moderne und zeitgenössische Kunst im Jahr 2000 siegreich Einzug hielt…“

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Auch in der FAZ wird „am südlichen Themseufer schmiegt sich …“ getextet – aber gezeigt wird die ubiquitäre „Luftgitarre: Eins Zwei Drei FickeninderLuft“ – kein baulicher Bezug zwischen dem alten „BOILER HOUSE“ und dem neuen „SWITCH HOUSE“, kein baulicher Bezug zum südlichen Themseufer und keiner zur Nordküste und – das ist der Skandal – keinerlei Menschlichkeit oder sinnlich-soziales Maß und keinerlei Bezug zu den echten Künstlern und der Kunst.

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Moews ist ebenfalls 1950 geboren, wie Herzog & de Meuron – was ihre Gemeinsamkeit ohne Beatlesmania wissen und denken muss, um gestalterisch zu herrschen, kann nicht allein von den Dollarzeichen in den Augen definiert werden, auch, wenn Sozialamt und Finanzamt das erzwingen. Denn im Jahr 2016 ist Kunst nur noch gegen und informell außerhalb staatlicher Organisation zu verwirklichen.

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Baukunst im öffentlichen Raum? – wie sollte das gehen? Malen und zeichnen kann man immerhin noch auf eigene Rechnung außerhalb der staatlich kontrollierten Kulturindustrie und deren Salonpersonnage.

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FAZ also mit Gina Thomas am 17. Juni 2016:

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…Doch für jeden, der von einer ständigen Sammlung mehr verlangt als politisch korrekte Konzepte, „offene Experimente“, kollektive, performative Erfahrungen und eine den Wirrwarr der schnelllebigen Gesellschaft spiegelnde Flut von Bildern und Eindrücken bedeutet die neue Präsentation des Bestandes ein Unglück.

Bestimmend für die Raumgestaltung und die Darbietung der Kunst ist die Idee des partizipativen Museums als sozialer Raum. Besucher sind nicht Betrachter, sondern aktive Partner, die durch ihre gedanklichen und körperlichen Reaktionen in den kreativen Prozess einbezogen werden. Das Prinzip gilt nicht nur für jene zeitgenössischen Werke, die unter dieser Voraussetzung entstanden sind. Auch die klassische Moderne im Boiler House (Kesselhaus), dem Älteren Teil des Museums gegliederten Räumen als Kunstereignis inszeniert. Die ästhetische Wahrnehmung ist der Sichtweise des Kurators unterworfen, der sich als Moderator fast ebenbürtig neben die Künstler zu stellen scheint. Die erklärenden Wandtafeln sind denn auch alle signiert, wird in thematisch …“

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Im KÖLNER STADT-ANZEIGER Donnerstag, 16. Juni 2016, Seite 07, wird dann ein anderer Direktor aus den oberen Geschossen im Lounge-Switch House zitiert, Nicholas Serota:

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Dies ist nicht nur ein Anbau, sondern eine völlig neue Tate Modern mit einem neuen Blick auf die Welt.“

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Ja, was nun? Haben die Entscheider nicht gewusst, was sie bauen lassen? Ist es ein Anbau? – besteht ein räumlich-morphologischer und sozialer Widmungsbezug, der weiterzuführen ist? Oder war eine neue Welt zu bauen, als Ende der alten Welt?.

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Nein, es war wieder nur Lügenpresse, dummes Geschwätz und Gedankenleere, mit der in der heutigen Kulturindustrie, Künstler von Pseudo-Künstlern beseitigt und bekämpft werden. Die einen fummeln im POWER HOUSE, dagegen die letzten Charakter-Künstler vegetieren – inzwischen auch sprachlos – in den privaten Amateurresiduen, sozio-politisch völlig entmündigt.

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Neue Zürcher Zeitung am 18. Juni 2016, Feuilleton Seite 21, Frauen-Leuchtturmkunst von Marion Löhndorf

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Wer schreibt, der bleibt:

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Neue Sinnlichkeit 68 kommt – „Blätter für Nacktbaden mit Judith im Waldsee“.

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Olli Dittrich spielt Franz Beckenbauer und Elisabeth Käsemann als Schorsch Aigner

Juni 4, 2015
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vom Donnerstag, 4. Juni 2015

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Dittsche“ steht nicht nur für Wigald Boning und „Die Doofen“. Olli Dittrich wird nicht nur selbst von dem Double-Spieler Matze Knop immitiert, Dittsche nimmt die Aura der entspannten Lichtgestalt Franz an und zieht eine sinnliche Exposition durch unser kollektives Gedächtnis:

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Olli Dittrich bringt den Fall Beckenbauer nun in einer vertrackten Banalität. Dittrich macht mit „“Schorsch“ Aigner – der Mann der Franz Beckenbauer war“, Donnerstag, 4. Juni 2015, 23.30 Uhr im ARD-Fernsehen, aus „Kaiser Franz“ ein „Wackelbild“ des anrührenden Doppelgängerspiels (ARD-Mediathek in der Vorschau).

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Die Bildschnipsel stellen sämtlich wahre oder für wahr haltbare Szenerien zusammen, die den Werbe- und Fernsehzuschauern im Prinzip vertraut sind.

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Das Beckenbauer-Publikum kennt die politisch ignoranten, bauernschlauen Seichtigkeiten des Fußball-Promi-Privatiers Beckenbauer und nimmt es – egal was der sich an Stereotypien als FIFA-DFB-ADIDAS-Star leistet – so hin, wie es die Sport-Unterhaltungsjournalisten häppchenweise bereitstellen.

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Die Deutsche Elisabeth Käsemann wurde in Buenos Aires, während Beckenbauer Fußball-WM 1978 spielte, staatlich ermordet. Alt-Bundesinnenminister Hans-Dietrich G. und Olli Dittrich lebten in Deutschland.

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Hier nun, mit „Schorsch“ Aigner, im ARD-Konglomerat ausgewählter Stereotypien einzelner Plots aus Beckenbauers Biografie, könnte Dittrichs Kunst in die Zone des Publikum-Merkens bringen. Als Spätsendezeitfüller von Dittsche würde die Majorität der Beckenbauer-Kunden weder reklamieren noch Buh rufen.

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In der gezielten Stoffsammlung zur „Schorsch“Aigner-Doppelgänger-Verdichtung rücken indes Seichtheit, Nichtigkeit, Mobgebaren und Verantwortungslosigkeit der Unterhaltungsverkäufer-„Lichtgestalt“ in die bezahlte Rolle des Platzhalters der Zersetzung für Alles und Jedes:

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Sowie sich Franz Beckenbauer als unser aller Zeitzeuge konkret und seinsgebunden zur Wirklichkeit äußert, wird daraus „Trivialroman“ und Verantwortungsentkopplung.

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Malerische Übernachtung auf dem Weg einer Überführung nach Sizilien

Malerische Übernachtung auf dem Weg einer Überführung nach Sizilien

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Dietmar Moews meint: Die in der aktiven Fußballzeit Beckenbauers und der Fußball-WM 1978 in Argentinien ermordete Deutsche Elisabeth Käsemann wurde von Dittrich „vergessen“. Der Mord an Käsemann und die Ignoranz Beckenbauers hierzu waren „Schorsch“ Aigner offenbar zu heiß. Elisabeth Käsemann, von 1978, möchte den Autoren dieses „kleinen Fernsehspiels“ im Zusammenhang mit dem Beckenbauer-Double „Schorsch“ Aigner, von 2015, zumindest durch einen Auftritt als „special Guest“ in Form der noch lebenden Elisabeth Käsemann-Doppelgängerin Anke Engelke, eingefallen sein – war es aber nicht.

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Beckenbauers Ex-Fußball-Kollege Paul Breitner jedenfalls zeigte sich nach Aufdeckung der Käsemann-Ermordung darüber empört, vom DFB und von Mercedes Benz irregeführt worden zu sein – „Schorsch“ Aigners Lampenladen dagegen schwieg und schweigt: Blenden und Funzeln statt Beleuchten.

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Wie seltsam ist die Erinnerung an einen außergewöhnlichen Fußballspieler, wie der Münchner Franz Beckenbauer einer war, ein künstlerischer Einzelstern, während der nach seiner Leistungs-Sportkarriere eine Rolle als Exklusiv-A-Prominenter in der seichten Unterhaltungsindustrie annahm.

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Wie eine neue Sinnlichkeit verkam die Fußballerinnerung zum Wertzeichen, aber die konkrete Person Franz Beckenbauer zur Peinlichkeit. Dabei muss einfach anerkannt werden, dass genialer Fußballer sein, einschließlich der erheblichen praktischen sozialen Kompetenz, nicht gleichgewichtig dazu befähigt, in sonstigen Werbe-Milieus der heutigen Kulturindustrie ähnlich brillant zu spielen:

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Nicht jeder Postbote ist Sherlock Holmes.

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Bruno Pezzey, Fußball-Libero bei Eintracht Frankfurt und Dietmar Moews, 1978 im ZDF

Bruno Pezzey, Fußball-Libero bei Eintracht Frankfurt und Dietmar Moews, 1978 im ZDF

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Franz Beckenbauer kam unter dem Lable „Kaiser Franz“ „Krrrraft auf den Teller, Knorr auf den Tisch“ und „Gute Frrrreunde kann niemand trrrennen“, „Schaunmer mal“ und „Isdenn scho Weihnachten?“ und ließ sich dafür herumreichen, dass er für alle fragwürdigen Reizthemen verbale Blankoscheine unterschrieb.

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Superkleber beim Fußball beobachtet von DIETMAR MOEWS

Superkleber beim Fußball beobachtet von DIETMAR MOEWS

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Mit ein paar Briefumschlägen und anschließendem Austritt aus dem FIFA-Kreis war es nicht getan. Der fußballpolitischen Pflicht eines prominenten DFB-Fußballers (und jahrelang Vereinspräsident des FC Bayern München) gerecht zu werden, verlangt mehr Kritikvermögen und -bereitschaft als Beckenbauer zu Markte trägt.

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Hitlerschlaue Selbsterleichterer wie Beckenbauer sind der maßgebliche Ursprung als „gültiges“ Vorbild, warum es sich jeder normale Fußballer schamlos erlaubt, seine persönliche fußballpolitische Verantwortung abzuweisen und zu sagen:

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„Die sind alle sehr gute Leute und haben große Verdienste – da kann der kleine Mann sowieso nichts machen“. Genauso funktioniert der Mob: FUCK THE FIFA.

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Dittrich vermeidet, was Beckenbauer aus Geldgier unvermeidlich fand, er bringt weder politische Kritik oder Realsatire auf „Kaiser Franz“. Er wagt auch keine moralische Einordnung, wo sie verlangt ist. Sondern Dittrich stellt sich als Schauspieler der komischen Rolle. Er lockert dadurch Beckenbauers Profit-Stärke durch Beckenbauers Fragwürdigkeits-Schwäche an, wie man Gartenerde mit der Hacke bearbeitet.

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Dittrich hat Franz Beckenbauer und das aus den Bildmedien bekannte Franz-Image Franz Beckenbauers so intensiv beobachtet und abstrahiert, dass er in Auftritten, die der Zuschauer im Prinzip kennt, so detailgenau agiert, eine glaubhafte Kopie eines möglichen Doppelgängers zu geben, die  nicht – was billig wäre – eine Karikatur ist.

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Getragen werden Dittrichs „Schorsch“ Aigner Doppelgänger-Darstellungen davon, dass er ja als echter Doppelgänger annonciert wird. Folglich treffen dann typische Beckenbauer-Ungeist-Wortwechsel so, dass man eben nicht Fälschung/Kopie oder Echtheit, sondern Bullshit (Harry Frankfurter) oder Wahrheit erkennt.

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Damit ist bereits der nächste Real-Life-Beckenbauer-Lichtgestalt-Auftritt vorgezeichnet. Denn in genau dieser Masche entertaint A-Promi „Kaiser Franz“ sein Publikum: Wahrheit als Bullshit. Für Elisabeth Käsemann waren es Tod und Leben.

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Letztlich muss nicht der Schauspieler und Poet Olli Dittrich, sondern sollten mal politische Redakteure, Wissenschaftler und Sportjournalisten eine gehörige Idolzertrümmerung an Franz Beckenbauer vornehmen, denn: Noch lauern Blindgänger – noch schillern falsche Vorbilder.

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Ich finde es unglaublich, wie sich diese Geschäftstypen gegenseitig die Bälle zuschieben und dabei wie die Politikschranzen bedenkenlos Unsinn reden: Netzer über Hoeneß, Beckenbauer über Blatter, Rummenigge über Klopp und Klopp über sich selbst, Fritz Walter über Kosic. Das ist der DFB, das ist die FIFA.

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Adolf Hitler, der Wahnsinnige, erschoss sich vor 70 Jahren

April 30, 2015

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vom Donnerstag, 30. April 2015

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Die Stadt Braunschweig muss nicht um einen Ehrenbürger trauern. Auch wenn das protestantische Braunschweig dem katholischen Österreicher Adolf Hitler den Zugang zum passiven Wahlrecht in der Weimarer Republik ermöglichte, muss sich Braunschweig heute nicht mehr herausgehoben bekennen, sondern darf braun schweigen.

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Schließlich ist die Weltgeschichte voller Gedenktage – erst vor 40 Jahren die vietnamesische Befreiung von Saigon – als Krönung der Kennedy-Präsidentschaft. Man weiß kaum, wo man überall wegschauen möchte.

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Immerhin sind die weltweiten Helfer in Nepal mit guten Absichten aktiv. Und vielleicht kommt es nicht zu Mob-Aufständen der Nepalesen gegen die bessergestellten ausländischen Touristen in Kathmandu: Ein Flugplatz mit ACHT Stellplätzen ist ein Nadelöhr, wo es einfach eng ist.

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Hitlers Selbsterschießung, am 30. April 1945 im „Führerbunker“ in der Berliner Wilhelmstraße, war zuletzt eine ästhetische Botschaft – wie Hitler selbst schon in „Mein Kampf“ geschrieben hat: „Wenn das deutsche Volk nicht siegt, hat es auch nicht verdient zu leben“.

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In dem Interview bei „MAISCHBERGER“, vorgestern im deutschen Fernsehen, erklärte der 96-jährige Alt-Bundeskanzler Helmut Schmidt (SPD), Herausgeber der Hamburger Wochenzeitung DIE ZEIT:

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Ich bin da mal eingetreten in die SPD, die ist mir eigentlich egal. … Ich habe erst zwei Jahre nach Kriegsende erstmalig von Auschwitz gehört. … Ich war begeistert … (wovon? von Hitler? von Heydrich? von Wernher von Braun? von Leni Riefenstahl? von Heinz Rühmann? von Johannes Heesters, von Joseph Goebbels? von Alfred Rosenberg? von Houston Chamberlain? von Paul Lagarde? von Ferdinand Porsche? von Gerhard Fieseler? von Hermann Göhring? Von Reichsinnenminister Flick? von SS-Chef Heinrich Himmler? von Joachim von Ribbentropp? von Wilhelm Furtwängler oder von Mephisto und Gustav Gründgens? von Jakob Wassermann oder von Thomas Mann?

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Dietmar Moews meint: Wir sehen, wir kennen uns viel zu wenig aus, um überhaupt sinnvoll aus der Vergangenheit in die Zukunft zu kommen.

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Es ist Alles zu viel. Die Köpfe qualmen WhatsApp, Counterstrike und SMS.

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Durchschummeln und Angeben heißt die aktuelle Lebensart.

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Die Hitlerschlauheit heißt bei Margarethe von Dänemark „schlaudumm“ – man stellt sich dumm und behauptet: Ich weiß doch gar nichts. Man sagt uns doch nichts. Die da Oben machen doch ohnehin, was sie wollen.

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Helmut Schmidt hatte als Schüler des Hamburger Elitegymnasiums selbst miterlebt, wie jüdische Mitschüler aus der Schule getrieben worden sind. Aber er erzählt heute, erst zwei Jahre nach Kriegsende von der Judenvernichtung gehört zu haben – wohin können die Schüler denn vertrieben worden sein?

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Frau Maischberger wandte ein: „Sophie Scholl war Ihr Jahrgang – die hatte doch auch den Naziwahnsinn erkannt und was dagegen unternommen und mit dem Leben bezahlt.“

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Schmidt: „Verführt, will ich nicht sagen, aber stark beeindruckt war ich. Wir waren noch sehr jung. Ich wäre zu feige gewesen“ (Schmidt war Wehrmachtsoffizier für Hitler).

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Hat Schmidt den Hitler-Wahnsinn denn heute begriffen? Seit wann, wodurch hat Helmut Schmidt den Hitlerwahnsinn begriffen? Das vergaß Maischberger zu fragen.

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Schwamm drüber? Man diskriminierte ZIGEUNER (nicht Sinti und Roma), man diskriminierte Juden (und nicht Antisemitismus).

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Das Recht auf Anderssein ist auch bei der heutigen Jugend des Jahres 2015 schwer zu begreifen. PEGIDA ist einfacher: Majorität gegen Minorität? Wer weiß, wie groß der Anteil der ehemaligen DDR-Menschen ist, die den heutigen Staat unglaublich und eklig finden?

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Heute wird der Hitler-Tod nicht in den Medien erwähnt – doch vorgestern durfte der leicht senile Altkanzler Helmut Schmidt seine eigene Lebensgeschichte klittern.

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Ich habe nun im Laufe der Jahre schon mehrfach solche Schmidt-Selbstsignierungen miterlebt und fordere von den Medien:

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„Lass‘ den Alten jetzt ruhen. Sein Gedächtnis reicht nicht mehr, seine verschiedenen Selbstdarstellungen in seine „Updates“ zu integrieren“. Das ist doch von Eugen Brecht hinlänglich bekannt: Rückswärts-Ausbau der Biografie.

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Die Interviewerin Maischberger spielte auf eine weitere zukünftige Gesprächsrunde an. Doch ihr selbst fehlt das Format, den Selbstdichter Helmut Schmidt im Interview so zu führen, dass er nicht solche Peinlichkeiten als Tatsachen behauptet.

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Es war zweifellos mangelnde Motivation bei Schmidt, zu erklären, was ihn an Hitler so verführt hatte – war es die Uniform? war es die Machtausstrahlung? Waren es der Weltkrieg und die Frechheiten? war es die Selbsterschießung? war es Hitlers Drogensucht? war es Schmidts eigene Kindheit und Sozialisation? Schmidts Jugend? waren es Hitlerambitionen der heranwachsenden Person Helmut Schmidt? waren es die Feindbilder? waren es soziale Massenambitionen von Zugehörigkeit und Selbstbild, Volk, „Arier“, „Rasse“?

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Der 30ste April 1945 ist zur Hitlererinnerung insofern wichtig und beachtlich, dass damit Hitlers letzter Akzent feststand. Während Hitlers Mitführer noch bis in die Nürnberger Prozesse und die weiteren wissenschaftlichen Klärungen der Geschehnisse daran mitwirkten, auszuformen, wie zweckrational bzw. wahnsinnig die gesamte Hitlerei, aus der Weimarer Republik kommend, durch die Depression der Weltwirtschaft, in die Propaganda- und Kriegspolitik geworden war – und wie schwer bzw. sinnfällig es war, das Böse und „Unmögliche“ daran rechtzeitig zu erkennen, anstatt begeistert in eine Weltkriegsbereitschaft hineinzugehen.

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Braunschweig dürfte von mir aus – ich habe dort an der Kunsthochschule von 1975 bis 1977  Malerei studiert – alljährlich das Thema HITLER öffentlich thematisieren. (Die Braunschweiger Allgemeine Zeitung gehört zu Madsack-Medien Hannover Allgemeine Zeitung und Neue Presse).

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WILLEM MENGELBERG – Genie im Deutschlandfunk

Dezember 25, 2014

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am Donnerstag, 25. Dezember 2014

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Ein ausgespochen begeisterndes Weihnachtsgeschenk empfing ich heute, durch eine Musiksendung zu, über und mit WILLEM MENGELBERG:

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Mein Dank gilt den Musikredakteuren, der Leitung des Senders DLF (nicht Deutschlandradio Berlin), den Redaktionen und der Autorin von:

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https://www.youtube.com/watch?v=zayss_RBkj8

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Ins Deutsche übersetzt (Mengelberg stammte aus Köln und hatte in Köln studiert), möchte ich das kurze Stichwort anzeigen: Mengelberg „furtwänglert“ (mag es umgekehrt verstanden sein: Wilhelm Furtwängler „mengelbergte“).

Gefeiert und umstritten
Der niederländische Dirigent Willem Mengelberg (1871-1951)“
Von Yvonne Petitpierre

Fast 50 Jahre lang leitete Willem Mengelberg ab 1895 das Concertgebouw-Orchester in Amsterdam. Sein Interpretationsstil prägte nachhaltig das außerordentliche Niveau des Orchesters und er verhalf ihm zu Weltruhm. Zudem verband Mengelberg eine langjährige Freundschaft mit Richard Strauss und Gustav Mahler; letzterer erfuhr durch den Dirigenten eine Vielzahl legendärer Aufführungen. Zwischen 1922 und 1928 war Mengelberg auch als Musikdirektor der New Yorker Philharmoniker tätig, doch diese Position ist getrübt durch die Rivalität zu Arturo Toscanini, der das Orchester ebenfalls dirigierte. Bis zu Beginn der 40er-Jahre wurde Willem Mengelberg in den Niederlanden als Nationalheld gefeiert und mit zahlreichen Ehrungen hoch dekoriert. Zum Verhängnis wurde ihm allerdings seine Naivität, als er die politischen Ereignisse in den 30er- und 40er-Jahren nicht wahrnehmen wollte. Da er die Nähe zu Nazi-Persönlichkeiten nicht scheute und auch einige Konzerte in Deutschland dirigierte, wurde er im Rahmen der Entnazifizierung mit einem Berufsverbot belegt. Mengelberg zog sich in die Schweiz zurück, wo er 1951 wenige Tage vor seinem 80. Geburtstag verstarb. Ein widersprüchlicher Mensch, aber genialer Dirigent, dessen Verdienste um die niederländische Musiklandschaft inzwischen wieder intensiv erkundet und gewürdigt werden.“ (Text zitiert aus deutschlandfunk.de)

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Mengelberg kooperierte international – viele Jahre in New York mit den New Yorker Philharmonikern, neben dem Neid Toscaninis – während der Besatzungszeit 1940 bis 1945 auch mit den Deutschen und gab Konzerte für führende Nationalsozialisten wie Seys-Inquart, was ihm internationale Kritik eintrug. Mengelberg rechtfertigte seine internationale Tätigkeit mit dem Vergleich, dass, so wie die Sonne für alle scheine, die Musik für alle Völker da sei. Noch im Herbst 1940 führte er die 1. Sinfonie von Gustav Mahler auf, mit dem er persönlich befreundet war. Außerdem verhandelte er für Juden und niederländische Staatsbürger Carl Flesch, den Flötisten Hubert Barwahser, Ernst Laqueur, die Pianistin Sara Bosmans-Benedicts und viele weitere) mit den deutschen Besatzungsbehörden. Aufgrund dessen erging zu Mengelbergs 70. Geburtstag 1941 eine Anweisung an die deutsche Presse, den Geburtstag mit einer gewissen Reserviertheit zu begehen, da Mengelberg sich „sein Leben lang für Gustav Mahler eingesetzt [hat], sich in München abfällig über Deutschland geäußert [hat] und heute noch (1941) 12 Juden in seinem Orchester beschäftigt. (Quelle wikipedia)

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Mengelberg erhielt 1945 im Rahmen der Entnazifizierung ein zunächst lebenslanges, nach der Berufungsverhandlung 1947 auf sechs Jahre reduziertes Auftrittsverbot in den Niederlanden. Sein Pass wurde eingezogen, und man erkannte ihm seine Ehrungen ab. Mengelberg begriff diese Maßnahmen nicht. Er berief sich darauf, dass seine gesamte Tätigkeit in 50 Berufsjahren nur dem Wohle der Niederlande, der Stadt Amsterdam und des Concertgebouw-Orchesters gedient habe und dass er fälschlicherweise geglaubt habe, dies sei in der Öffentlichkeit auch verstanden worden. 1946 schrieb er an Ellie Bysterus Heemskerk (eine Geigerin im Concertgebouw-Orchester): „Wenn ich etwas getan hätte, würde ich es verstehen, aber ich bin nie in etwas verstrickt gewesen.

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Grünewald in Colmar: Isenheimer Altar

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Dietmar Moews meint: Woher sollte der Mob wissen, dass geniale Kunst nicht im Veitstanz besteht und nicht in den Größenwahn zur Vernichtung Schwächerer führt.

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Große Kunst macht Menschen menschlich und sozial.

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Denn im Erlebnis großer Kunst gibt es eine höchste Ausprägung: Das Kunsterlebnis in einer kunstsinnigen Gemeinschaft.

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Das Soziale ist die höchste Bedeutung – selbst wenn esoterische und egozentrische Exklusivität im naiven Kunstkonsum vielen Menschen bedeutender scheint.

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Willem Mengelberg wird im heutigen Musikbetrieb, ähnlich wie Wilhelm Furtwängler, geradezu massenmedial vergessen gemacht.

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Hier wird mal mit der sensationellen Matthäus Passion von 1939 eine extrem hingebungsvolle Kostprobe erteilt. 1000 Mal anhören und dann Alles andere neu hören.

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Verirrte Kunstorganisation: Komponist Thomas Schmidt-Kowalski tot

Dezember 18, 2013

Lichtgeschwindigkeit 4096

vom 18. Dezember 2013

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Seite 16-55 neununddreißig Seiten Text bebildert in Neue Sinnlichkeit 64 c. Dietmar Moews 2013

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Was bedeutet im heutigen deutschen Kulturstaat Totalitarismus am eigenen Leib? Mit dem Tod des Komponisten Thomas Schmidt-Kowalski, der 1949 geboren – 2013 qualvoll sterben musste, erhält meine im Jahr 2000 publizierte These von der “Verirrten Kunstorganisation in der Bundesrepublik Deutschland” auch diesen schrecklichen Beweis.

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Totales Leben – qualvolles Elend – geniales Lebenswerk – staatliche Genievergiftung

Per privater Email erreichte mich die Nachricht. Es hatte bereits in der Oldenburger Lokalzeitung gestanden: Thomas Schmidt-Kowalski war am 5. Januar in seiner Heimatstadt Oldenburg, wo er gelebt und gearbeitet hatte, gestorben. Was geschehen ist, kann hier erstmalig veröffentlicht werden und ist auf unmittelbare Bezeugung gestützt.

Thomas Schmidt-Kowalski war ein an deutschen Musikhochschulen ausgebildeter und zertifizierter, durch Mitgliedschaft in der Gema auch kultur-industriell ökonomisch verdingt, anerkannter Berufskomponist. Verschiedene Verlage haben Partituren von Schmidt-Kowalski verlegt, der internationale Musikkonzern NAXOS Tonträger produziert, Fernseh- und Radiosender Musik bereitgestellt und verbreitet. Er trat selbstvermarktend öffentlich auf. Gründete das Walpurgis-Ensemble. Es gibt eine beschreibende Doktorarbeit über Thomas Schmidt-Kowalski. Sein mit dem Tod abgeschlossenes Werksverzeichnis umfasst mehr als 115 Opus tonaler Formen, überwiegend in sonatischem Aufbau und symphonischem Maß, in der klassischen Tradition Beethovens, Schuberts und Brahms. Das Elend muss beschrieben und angeklagt werden:

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Gelenkte Freiheit verirrt

Zwar lässt sich jeder künstlerische Impuls schwächen. Stärken kann man den Künstler selbst, stimulieren, sozial angenehm berühren. Erzeugen lässt sich der Impuls nicht. Idee und Schöpfung sind als Ursprung im Individuum

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möglich. In einerseits schreckhafter Zartheit ist Musikkomponieren unverfügbar. Als kreative Explosion andererseits sind Übergriffe vernachlässigbar. Überhaupt ist Kreativität nicht unterwerfbar: Man kann Kreativität vernichten, indem man den echten Künstler vernichtet. Man kann keinen kreativen Impuls herbeifördern, holen, locken, züchten, dressieren – Schaffen ist “göttlich”. Organisationsverfügbar dagegen sind Leben und Tod.

Weil das so die Wahrheit ist und nicht eine dem Bildungsbolschewisten beliebige Interpretation, wenden sich Kunstorganisatoren bevorzugt an das Personal persönlich, wenn sie auf den kreativen Kern und die Inspiration und den künstlerischen Impuls Zugriff begehren. Natürlich immer unter dem Kampfbegriff “Förderung”, werden dann echte und unechte Künstler “gefördert”. Dabei bilden die unechten immer die Mehrheit. Die Schranzen kommen durch, die echten werden radikal segregiert. Mehrheitsabstimmung und Demokratie sind hier nur ein ungeeigneter Schein der Legitimation. Künstlerzersetzung durch stumme Wählerzustimmung ist pervers. Keine Majorität darf echte Künstler entmündigen. Die Musik ist frei. Sie gehört allen.

Und mit einem weiteren Begriffstrick entfernt man sich noch weiter vom inneren Schaffensimpuls, wenn es plötzlich heißt “Förderung von Kunst und Kultur”. Während nämlich Kunst vom Künstler als Produzent geschaffen wird, ist Kultur der im ständigen Wertentwicklungsprozess praktizierte Umgang aller Menschen miteinander. Die Kultur mit der Kunst betrifft Handlungsweisen mit Kunstwerken im Kunsterlebnis, wenn Produzenten Kunst hervorbrachten, das Werk zum Erlebnis bereitsteht und Konsumenten sich darauf beziehen: Werkbereich und Wirkbereich sind folglich als vollkommen verschiedene Sphären zu begreifen. Es ist ein Übel, dass sich Vermittler im Kunsterlebnis überwiegend in die Rollen der echten Künstler einschleichen und damit ihre Rolle, als Vermittler von Kunstwerken zum

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Kunsterlebnis, verfehlen. So haben wir es heute aus Sicht der Konsumenten meist mit Vermittlung der Kunstvermittler ihrer selbst im Wirkbereich, anstatt mit dem Zugang zu einem Kunsterlebnis, das das Kunstwerk in Blick nehmen möchte, zu tun. Hier wird gelenkt. Aber wer lenkt wie, wohin?

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Thomas Schmidt-Kowalski, Komponist (1949-2013)

Thomas Schmidt-Kowalski, Komponist (1949-2013)

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Organisation von Kunst

Wenn Kunst für die lebendige Kultur organisationell angegriffen werden soll – und das ist für zahlreiche der Organisation bedürftige Wirkkreise der Kunst wünschenswert – ist ein klares Funktionsverstehen im Seinsschlüssel, selbst im Multirollenspiel bei schwimmendem Rollenwechsel der Akteure, notwendig. Es ist kein Problem, wenn ein echter Künstler als Produzent wirkt, oft auch selbst als Konsument am Kunsterlebnis teilnimmt, wenn ein Kunstvermittler gleichzeitig Kunstkonsument ist oder, wenn ein Konsument wiederum als Kunstvermittler mitredet.

… Die Geltung der These von Dietmar Moews (Verirrte Kunstorganisation; 2000) ist nun der Knaller unter dem Schweif des dösenden Kulturlöwen (Armin Mohler): “… Hier liegen die sehr wohl abzuklärenden Maßstäbe einer Gesellschaft, die sich als Kulturstaat definieren möchte, in der Aneignung der Möglichkeiten und Entwicklungspotentiale von Veränderungen, Tradition und Abhängigkeiten.// Dass das Prinzip des Salons in seiner integrativen Funktion einen anderen gesellschaftlichen Platz einnimmt als das künstlerische Experiment, wäre das Eine. Die Variante ist nunmehr, dass die Salonkunst nicht mehr auf den Salonkünstler angewiesen ist, der die Salonkunst professionell hervorbringt. Das ist das Neue. Bei der Kunst, deren Qualitäts- und Auswahlbestimmung den unnachempfindbaren Willkürlichkeiten einer Salonpersonnage zugefallen ist bzw. im Rahmen der Neuen Kulturpolitik (Norbert Sievers) von Nichtkünstlern angeeignet worden ist vor dem geistigen Hintergrund einer sogenannten “kritischen Theorie” adornoscher Prägung, (sprich: Personalpolitik) indem

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Künstlerinnen und Künstler enteignet wurden, heißt: Die heutige Salonkunst ist von den Künstlern erfolgreich abgekoppelt worden. Die Budgets für Kunst und Kultur speisen stattdessen die Finanzquellen für die Salonpersonnage, die sich überwiegend aus parteipolitisch orientierten Multifunktionären, Artmen, unechten Künstlern u. ä. rekrutiert. Die Salonpersonnage wird an staatlichen Schulen dafür ausgebildet, den Künstlern ihre sozio-politische, sozio-kulturelle und politisch-soziale Rolle quasi arbeitsteilend abzunehmen, allerdings auf diesem Wege die Salonkunst selbst qualitativ zu bestimmen und nun auch noch selbst herzustellen. Es erklärt, wie in unserem Fall möglich wurde, was geschah… (Moews)

Wenn also, aus dem höheren Verständnis unserer weltweit vernetzten Gesellschaft, im Todesjahr des Schmidt-Kowalski, 2013, die Frage, die hier in den Vorwurf der tödlichen Organisation mündet, auf das bis zuletzt hervorgekommene, von Schmidt-Kowalski hervorgebrachte kompositorische Musikwerk, gestellt wird: Reden wir von Privatproblemen? Reden wir von der musikbenutzenden Gesellschaft, die dafür staatliche Zwangsvorkehrungen der Organisation des Musikerlebnisses angeschafft hat? Reden wir von den Interdependenzen des individuellen kreativen Impulses mit den rechtlich geltenden sozialpolitischen sowie den kulturindustriellen Strukturen und deren empirischen Funktionen? Wir müssen feststellen, dass Alles zusammen nicht bewiesen hat, Musik hervorbringen zu können. Aber dass der Komponist, der dieses bewies – 115 bedeutende tonale Klangwerke hat er geschaffen – es nun nicht mehr kann. Zum Leidwesen der Gesellschaft und des zukünftigen Musikwesens. So reden wir also ausgehend von dem Staatsziel als selbstdefinierter “Kulturstaat” Kunstentstehung und Kunsterlebnis zu ermöglichen, vorrangig durch die verfasste Selbstverpflichtung der Gesellschaft zur “Freiheit der Kunst”, Pluralismus, Demokratie, Selbstbestimmung. Darin sind drei klare Musikfunktionen als Staatsziel verbindlich definiert: Ermöglichung und

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Förderung von Breitenkultur, von Sozio-Kultur und von Hochkultur, ferner, im Sinne von Pluralismus, gilt auch die Berücksichtigung von Minderheitskultur.

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Kulturindustrie

Hand in Hand mit den gesetzlichen Festlegungen der Fördungswürdigkeit, des Förderungsbedarfs mit Blick auf Förderungsmöglichkeiten, geht der vielfältig gelenkte und aus Sicht der Komponisten vorrangig außermusikalisch bestimmte Musik-Anbietermarkt sowie das Konsumentenverhalten gegen neue Musik. Reden wir also von den fortgeschrittenen Bedingungen der Kulturindustrie.

In der Kulturindustrie, die auf Profit, Massenabsatz, Massenverbreitung und Marktbeherrschung zielen muss, liegen auch für die alltägliche Pop-, Tanz- und Freizeitmusik erhebliche Schranken, öffentlich zu Gehör zu kommen. Wohl können Straßenmusiker direkt in die Öffentlichkeit gehen (Passenger). Und der Streit, dass die Musikverwerter der Gema in Deutschland Musik in “Ernste Musik” und “Unterhaltungsmusik” getrennt bewerten, ist sachlich begründet. Die volksmusikalische Kürze in der U-Musik, die in einer gebräuchlichen Tradition lebendiger Teil von Jedermann ist, der sich was trällert, reicht von diesem Musikbedürfnis her nicht an große Werke der E-Musik heran. Abgesehen von ästhetisch anbiedernder Banal-Avantgarde, oft als experimentell gekennzeichnet, werden Werke der Hochkunst zunächst wie Komplexe einer Geheimwissenschaft geschaffen. Als Partitur in Musikergeheimschrift notiert, bleiben sie weitgehend unerhört und unverstanden, wenn ihnen nicht die Strukturen der vorgehaltenen Hochkunst-Musikprogramme geöffnet werden.

Dass Unterhaltungs-Musiker auf den Tropf der Kulturindustrie schielen oder wenn Unterhaltungs-Musikkonsumenten ohne tiefere Kenntnisse der Hochkultur auch für die Förderung von Popmusik Mittel fordern, so ist das Unfug. Die Verirrung beginnt bereits, wo U-Musiker verlangen, dass man

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statt von U- und E-Musik nur von “Musik” reden solle. Das beruht auf einfacher Ahnungs- und Respektlosigkeit vor den musikalischen Wunderwerken, die Menschen hervorgebracht haben und hervorbringen können, wenn man es nicht verhindert. Folglich rührt kaum ein Unterhaltungs- und Breitenmusik-Musikant eine Hand, wenn ein E-Musiker politisch verhindert wird.

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Erbarme Dich Jazz-Hochkunst

Der Tod von Schmidt-Kowalski steht also auf dem in unserem Kulturstaat titulierten Blatt der Hochkunst, für die eine aufwendige und kostspielige verirrte Organisation geschaffen worden ist. Erbarme Dich – die schöne Melodie von Bach, entstand unter anderen Bedingungen als diesen der heute Ausschlag gebenden Salonpersonnage. Bach war Jazz und nicht stumpfes Geleiere auf der Eins. Wer Wilhelm Furtwängler nicht begriffen hat, wird auch den Jazz von Schmidt-Kowalski nicht begreifen können. Auch Bach waren Freiheit und Bezeugung beschnitten. Bach hatte glücklicherweise die Fähigkeiten, als Gemeindekantor der Kirche seinen Erwerb zu treiben und gleichzeitig seine genialen Musikgebirge hervorzubringen – aber auch Bach sollte gejazzed werden.

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Irreführung und Verirrung

Was den normalen Alltagsmenschen nur in Erstaunen setzen kann, aber die Professionellen erschüttern muss, ist die Einsichtsmöglichkeit in einen infamen, verkappten Organisationscoup, der an keinem Ort allein, dieses dirigistischen Geschehens unserer heutigen gesellschaftlichen Wirklichkeit in Deutschland, erkennbar ist. Es ist ein System verirrter Musikorganisation, durch die Komponisten verhindert bzw. ausgegrenzt werden bzw., wie und was gemacht und unterlassen wird, wenn es einem Genie wie Thomas Schmidt, seit 1986 Schmidt-Kowalski, ernst ist, tonal zu komponieren. Ihm wurde das Leben abgeschnitten. Es sind gewisser geistiger Aufwand und etwas Geduld vonnöten und doch in überraschender Kürze erkennbar, dass

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und wie hierin eine salon-parteipolitische Strategie (überwiegend durch SPD-Funktionäre) Irreführung der Gesellschaft erfolgreich betreibt. Wobei das Opfer, Schmidt-Kowalski, allen Parteien fernstand. Und indem der weiten gesellschaftlichen Öffentlichkeit Freiheit, Selbstbestimmung und Mündigkeit so genommen sind, dass es dem Einzelnen wie der Gesellschaft insgesamt nicht möglich ist, allein durch die aktive tägliche Partizipation, also durch eigenen Musikkonsum, Musizieren und die Kenntnisnahme des fortlaufenden Medienechos dazu, durchschauen zu können, was und wer es macht, dass heutige Kunstwerke nach unbekannten Schlüsseln öffentlich bezeugt und rausgebracht werden oder nicht. Das ist der Skandal das Publikum betreffend bzw. die Klientelisierung der entmündigten Wahlbürger: Hochkunstmusik, die nicht bereitgestellt und bekannt gemacht wird. Stattdessen wird unter dem Signet “Neue Musik” Außermusikalisches einer Salonpersonnage herbeigefüttert. Es ist aber beabsichtigte Irreführung. Aus einer Marginalisierung der Mitbestimmungsintegration wird ein Befremden erzeugt. Wo doch das Musikerlebnis, die Freiheit der Kunst sowie der für jeden Teilnahmebegehrenden, zumindest als Konsument zugängliche musikwirtschaftliche Prozess, als hohe Qualität der Verfassungswirklichkeit, frei, demokratisch, pluralistisch und selbstbestimmt sein soll.

Verdeckt zersetzt die Salonpersonnage dieser organisationellen Grauzone, zwischen Parteisoldaten, einer erklecklichen Anzahl funktionaler Dilettanten (Wolfgang Seibel) und Trittbrettfahrern, unechten Künstlern und einer autoritären angeblichen Hochkarätigkeit der Entscheider im Musikbetrieb , missliebige Komponisten in der so entkoppelten Musikpolitik. So entsteht die Verirrung im Musikerlebnis, die alle Musiker betrifft. Musikpublikum und Vermittler sowie alle Beteiligten in den dem Musikerlebnis vor- und nachgelagerten Lebens- und Erwerbssphären geht es nicht anders.

Es haben Theoretiker der Sozial- und Politikwissenschaften über eine

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durchorganisierte Interessengruppenstruktur, als da sind Verbände, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Intermediäre, Vereine, Stiftungen und andere, deren sich die Strategen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, erklärte Kunst- und Kultur-Bolschewisten, (Norbert Sievers) über einen jahrelangen schrittweisen parlamentarischen Prozess, den die Kulturpolitische Gesellschaft e. V. Hagen, Olaf Schwencke und Genossen, bis in die europäische Organisationsebene betrieben und gestrickt haben. Es erstaunt, was aus Adornos Frankfurter Umerziehung der Deutschen nach 1945 inzwischen werden konnte. Wie gesagt, nur wenige Stichworte lassen die Herrschaftsstruktur erkennen, um die verheerende Funktion bzw. die Dysfunktionalisierung von Freiheit der Kunst, Meinungs- und Pressefreiheit, verfassungsrechtlich verlangter Staatsfreiheit von ästhetischen Kunstentscheidungen – die Rede ist vom Werkbereich, nicht von staatlicher Kunst-Indienstnahme im Wirkbereich fassen zu können. Im Zusammenspiel der Kulturindustrie mit den riesigen staatlichen Finanzierungsanteilen in allen Kunstbelangen, der reichen Zahl an grenzenlos willfährigem, untertänigem Schranzenpersonal, dem lobbyierten Verbändestaat und der mainstream-orientierten Medienwelt. Alle Professionellen schauen dabei lediglich auf vorteilhafte Zielsysteme ihrer selbstgesteuerten Systemhandlungen, bei Unsichtbarkeit des Systems.

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Abriegel in der Kulturindustrie

Sowohl die Industriegesellschaft wie die weltweite IT-Revolution, innerhalb ihrer ökonomischen Normen im Fiskalstaat, unterwerfen jedes erwerbstätige Individuum. Davon sind auch alle Musiker betroffen. Denn im Rahmen der Auslegung und Praxis von Kunstfreiheit ist der Musiker durch seine erfolgreiche Ertragswirtschaft definiert oder disqualifiziert. Andernfalls, will er das nicht, wird er vom Finanzamt und von den Berufsverbänden als Hobbyist oder Liebhaber abgestempelt. Seine für ihn psycho-sozial lebensnotwendige sozio-kulturelle Bezeugung führt sogar, wenn sie sehr

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gering ist, es keine öffentlichen Aufführungen gibt und er keine Erträge erwirtschaftet, zu seinem Ausschluss aus der Beruflichkeit. Wer die organisierten Zwänge individuell durchstoßen will, scheitert am Abriegel der durchgreifenden Adepten der verirrten Kunstorganisation und kommt nicht im Geringsten zum Ziel. Überall hocken die selbststeuernden “Überzeugungstäter” und verteidigen ihre Organisationsmoderne, die sie ernährt. Organisationsungefügige Musiker werden einfach nicht zugelassen. Ihre Musik wird nicht bereitgestellt, nicht publiziert, nicht bezeugt, nicht gefördert und ästhetisch niedergemacht und abgeriegelt. Die Gatekeepers vom Staat in der Kunst- und Musikadministration, Intendanten und Programmmacher in den Staatsvertrags-Sendeanstalten, die staatlichen Finanzquellen von Musikproduktion und -reproduktionsmitteln, der Studios und großen Sendesääle, der kostspieligen Orchester und kostspieligen Dirigenten, ticken alle im Ungeist der Postenhalterei und der persönlichen Legitimationssicherstellung als Mitglied dieser Kampfgruppe Salonpersonnage: Wir haben uns gefunden, fassen uns an den Händen und lassen nie wieder los. (Modell Gerd Grabenhorst)

Folglich trifft der auf seine Freiheit haltende Komponist, bei seinen Mühen der Selbstvermarktung, in etwaigen privaten Nischen des Bedarfes für alternative Musikerlebnisse, stets das Problem, entweder bestenfalls einzelne Interessenten abseits des öffentlichen Musikerlebnisses erreichen zu können bzw. an den Gewohnheiten der Majorität und der abwertenden Beleumundung durch die Salonpersonnage abzuprallen. Beim Hauskonzert findet sich im Publikum stets eine konventionelle Geschmacksmehrheit, die sich auch freimütig fürs Angesagte artikuliert. Eine möglicherweise für Neues und Anderes grundsätzlich aufgeschlossene Minderheit sind meist Sonderlinge, die selbst mit diesem Ausgrenzungsproblem kämpfen. Den abgeriegelten Musikkomplex erobert man so jedenfalls niemals, auch nicht, wenn man sich als Kirchenmusiker, Gewerkschaftsmusiker, Scientology

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oder als Waldorfschüler-Eurythmie-Komponist bemüht. Die Kulturindustrie bringt hervor, was die heutigen Musikentscheider, mit dem Signum “Freiheit der Kunst” und “Pluralismus” stempeln. Die Kulturindustrie bestimmt so die mangelnde Anschlussfähigkeit der neuen Musik eines auszugrenzenden ununterwerfbaren Komponisten. Mit der Vermarktung von älterer lizenzrechtsfreier Musik profitiert man als ausführender Musiker leichter. Die Salonpersonnage der Neuen Musik versorgt sich in den staatlichen Redaktionsprogrammen, Festivals, Preisträgern der Folgeförderungen, Auftragskomponieren und Stipendien, Sender unterhalten eigene Tonträger-Labels und bilden quasi Informationspools und kommunizieren gezielt.

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Hörer und Konsumentengruppen

Schließlich haben wir es mit freiwilligem Divertierungs- und Freizeitpublikum zu tun, das sich schwerlich in die professionellen Belange der Entscheider einmischt. Hinzu kommt Desinteresse bzw. infolge der Unbekanntheit und Fremdheit neuer Werke, der Komplex der Hörgewohnheiten bzw. einer überforderten Wahrnehmungsökonomie gegenüber Redundanz und Innovation. Geld verdient werden kann da vom Komponisten neuer tonaler Musik nicht, wenn er nicht wie Clayderman oder André Rieu affirmativ arbeitet. Im Gegenteil, der Hauptteil der notwendigen Akquisitionskosten für Selbstvermarktung von Musik, von Reisen und Honorar für Ausführende bis zum Blumenstrauß, Drucksachen, Klavierstimmen, Saalmiete, kurz: Produktion, Distribution und Kommunikation wären nötig und zwar in Konkurrenz zu den etablierten, lauten großflächigen Musikangeboten der herrschenden subventionierten und professionell verankerten Kulturindustrie im organisiert vorgehaltenen Musikbetrieb.

Was könnte dazu denn ein kleiner Musikberichterstatter in seinem Lokalblättchen, dem da was schwant, groß fürs Zeilengeld bezeugen?- ”Tonaler Fleischwolf” und “Hauskrach …” schrieb Ludolf Baucke im Geiste Adornos oder Erich Limmerts in der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung,

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der Musiklehrer eines Gymnasiums, selbst heimlich Komponist Neuer Musik, wenn es darum ging, einem spontan begeisterten Publikum einer Uraufführung eines neuen tonalen Werkes von Schmidt-Kowalski ins Essen zu pinkeln: Das sei “rückständig”, “schlechter Brahms”. Dabei hatte das furiose Klaviergenie Michael Gees das Konzertpublikum von den Stühlen gerissen mit seiner Aufführung seines geschätzten Freundes Schmidt-Kowalski. Wer diese Praxis kennt, glaubt an einen Unfall, einen Einzelfall. Aber jeder ästhetisch und damit sozial-musikalisch Ausgegrenzte, will er sich nicht unterwerfen, hat daher stets das Musikpublikum als Hörer-und Käuferquote gegen sich. Wohlverstanden besteht Des-“inter esse”. Es ist die Folge der tödlichen Willkür, die von einer schmerzbefreiten Salonpersonnage mit Zwangsmitteln gegen den Komponisten-Künstler durchgesetzt wird. Dem Musikpublikum ist es unmöglich, sich mit und in dieser (inter esse) Musik zu finden. Was nicht zu Gehör bereitgestellt wird, kann man nicht kennen, nicht anerkennen, nicht annehmen. Solche abgeblockten Werke können daher auch nicht in Form von Publikumsdruck oder Nachfrage auf die Entscheider gegen die Salonpersonnage angeregt oder durchsetzt werden. Mißmutsäußerungen der Musikhörer werden als Affirmationsschmerz und Gewohnheitstrottelei von der Salonpersonnage routiniert weggelächelt. Der Kulturindustrie selbst sind bzw. werden lediglich Versorgung und Lieferung von Musikbetrieb, Marktbeherrschung und Profitmaximierung abverlangt, nicht indes die Beobachtung und Fürsorge für unterdrückte Komponisten. Da hat der Spaß längst aufgehört. Einzelschicksale oder Minderheitsgruppen werden förmlich und sprichwörtlich zersetzt. Es beginnt bereits gegenüber Musikstudenten, deren Zulassungen, Preise, Stipendien, Prüfungsentscheidungen, Empfehlungen. Die Organisationshoheit verfügt direkt und indirekt über alle relevanten Zugänge zur Musikpublizistik. Der abgerichtete Kreis der Rollenträger der Salonpersonnage sagt dann mit der Aura dieser Freiheit der Kunst: Ja ich

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liebe doch – ich liebe Euch doch alle.

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Alternative Musikveröffentlichung

Wer sich mit ganz großem privatem Kapital hineinkaufen will, braucht die ganz reiche Oma. Man kann das jedenfalls durch eigenen Erwerb aus der eigenen Musikvermarktung unter dem heutigen Organisationsirrsinn nicht schaffen. Wer ohne den Förderhintergrund eines “hochkarätigen Gremiums” direkt publizistisch vorzugehen versucht, landet im Papierkorb – man exekutiert den verirrten Abriegel blind bzw. taub. Es erinnert an Schostakowitsch und Prokofjew unter Stalin. (Solomon Volkow)

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Fiskalstaat und Musik

Hier steht nun in der Demokratie die Zulassung zu den allgemeinen politischen Wahlen, das allgemeine Wahlrecht aller Bürger. Kein Musiker oder Musikkonsument könnte auf dem Weg der Selbstvermarktung Einfluss auf diese verirrte Musikorganisation nehmen. Allein durch den Modus der Zulassung einer nichtmusikinteressierten Wählermajorität zu den allgemeinen politischen Wahlen ist die Legitimation für die Salonpersonnage ausreichend konstruiert. Welche Auswahlentscheidungen sie durchsetzt, interessiert die Majorität zu wenig. Wer untergeht, hat selbst Schuld?

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Organisation der Abkopplung

Wie aus zu verlangenden Organisationsstrukturen den Sinn vernichtende Funktionen möglich werden, zu durchschauen, erfordert das Problembewusstsein von der musikpolitischen Minorität im national bzw. föderalpolitischen deutschen Verirrungssalon – die These des eminenten Soziologen Alphons Silbermann (“Empirische Kunstsoziologie”, 1986): “…Funktionen der Institutionen gegenüber den Künsten und der Gesellschaft … Dieser Begriff, der sich im Grunde genommen auf die Durchführung von Kultur-, bzw. Kunstpolitik bezieht, ruft stets Unkenrufe in bezug auf Freiheitsbeschränkung, Unterdrückung und Kontrolle hervor. Sich mit den Künsten befassende Institutionen gleich welcher Art umgehen diesbezügliche Anwürfe und Warnungen meistens dadurch, dass ihre Überparteilichkeit gar nicht mehr angezweifelt werden kann. Aber trotzdem – und niemand weiß das besser als der Empiriker – muss die Kultur und damit die Kunst reguliert, koordiniert, kurz organisiert werden, wenn der Staat und andere von ihm deligierten oder unter seiner Aufsicht stehenden Institutionen ihren Funktionen gegenüber den Künsten Genüge leisten wollen. // Hieran anschließend erhebt sich die Frage, ob man Kultur bzw. Kunst organisieren kann und wenn ja, wie organisiert man Kunst? Zu einer Zeit, als die sozialen Funktionen gegenüber den Kunstschaffenden noch in Einzelhänden lagen, waren auch die Funktionen gegenüber den Künsten in eben denselben nicht koordinierten Einzelhänden gelegen: Fragestellungen mit Bezug auf organisierte Kultur waren nicht an der Tagesordnung. Jedoch in einer Zeit wie der unseren, wo Funktionen gegenüber den Künsten zu einem Großteil auf Institutionen übergegangen sind, kann die Behandlung dieser Problematik nicht umgangen werden… 1. Der Staat ist Zeuge der Kunst, denn er anerkennt und bestätigt offiziell ihr Bestreben. 2. Der Staat ist Organisator und Leiter einer Vielfalt künstlerischer Betätigungen. 3. Der Staat ist einer der größten Kunstkonsumenten, vor allem als Finanzier. 4. Der Staat ist der größte Kunstbesitzer. 5. Der Staat erfasst und koordiniert als Gesetzgeber alle angeführten funktionalen Entsprechungen…”

Wenn wir menschliche Angelegenheiten organisieren, dann deshalb, weil die Funktionskreise im Leben alle, bis auf den inneren künstlerischen Impuls, organisationsbedürftig sind. So gesehen ist es ein Verfassungsgrundsatz, das Verwirklichen und das Gelingen der im GG festgelegten Verfassungswerte so strukturell zu organisieren, dass in den praktischen Lebensanwendungen normgerechtes Funktionieren, möglichst selbststeuernd, erfolgt. Alle kommunikativen, ökonomischen, juristischen und personellen Lebensbereiche sind genormt und verfügt, folglich normgerecht organisationsbedürftig.

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Lediglich die unverfügbare Ressource individueller Kreativität steht daneben wie ein scheues Reh. Hier reichen die Warnschilder von “frei von Zwang”, “Stimulierung”, “Direktion”, “Lenkung”, bis “totalitäre Steuerung und Kontrolle”, was die Organisationshoheit durch Budgetierungen und die Salonpersonnage alles falsch machen und blockieren kann.

Im organisationspolitischen Standardwerk von Jürgen Weber (“Die Interessengruppen im politischen System der Bundesrepublik Deutschland”, 1977) heißt es hierzu “… Die Interessengruppen ergänzen und durchdringen die politischen Parteien, überflügeln sie bisweilen an Attraktivität in den Augen ihrer jeweiligen Mitglieder,

– übernehmen Aufgaben der Selbstverwaltung,

– wirken als Schutzbündnisse zur Erhaltung ökonomischer und sozialer Besitzstände,

– agieren als Kampforganisationen zur Durchsetzung von Vorurteilen, Forderungen und auftauchenden Interessen,

– betätigen sich als Propagandisten für besondere soziale Anliegen und kollektive Aktionen.”

Wer sich da hineindenkt, wird erkennen, dass die Verbändedurchorganisation Deutschlands ein Kompositum bzw. Agglomerat von Organisationsstrukturen bildet, dass stets die komplexe Industriegesellschaft anzielt und dabei der Durchsetzung internationaler Kapitalinteressen die Wege ebnet. Im Zweifelsfall zwingt der Verbändestaat jedes Individuum zur Unterwerfung. Künstlerischer Impuls wird in Form von standardisierter Kollektivarbeit in Entwicklungsabteilungen und Großlabors (Erfindung, Invention, Entwicklung) und individuell als Geschicklichkeit des Ingenieurs (Skill) oder Verbesserungsvorschlag des Mitarbeiters durch die Entscheider vom Individuum abgefischt oder ignoriert. Entschieden wird stets nach außerkünstlerischen Verwertungszielen. Die Dominanz der Verwertungsbedenken, von Absatz und Kosten, berücksichtigt nicht ausreichend die Existenz oder

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Subsistenz des Künstlers, nicht dessen Bezahlnot beim Kauf von Klaviersaiten oder Notenpapier, sondern die kaufmännischen Ziele von Geldanlagefonds-Managern stehen im Fokus.

Wie hätte es denn zu sein, wenn das Individuum Musik komponiert? Wenn der echte Komponist dazu über jegliches “Design” selbst entscheidet, weil er es entscheiden muss? Das taucht hier als die tödliche Dosis des Thomas Schmidt-Kowalkski in den organisierten Mauern und Konflikten seines Musikerlebens bis zum Tod auf. Während das Feld mit Neuer Musik von Aleatorikern und Serialisten, Sequenzern und Redundanz-Ästhetikern zugekleistert wird, musste Schmidt-Kowalski jämmerlich zugrunde gehen. So und nicht anders bestimmte es die verirrte Kunstorganisation in Deutschland heute. Und der Skandal ist, dass selbst wenn jemand dadurch ums Leben kommt, dieser Zugriff an keinem Ort des Organisationssystems erkennbar und verständlich wird. Niklas Luhmanns Systemtheorie hilft uns, zu verstehen, wie Organisationslernen zustande kommen kann: Das System lernt an der Stelle, wo Teilnehmer Fehler im Geschehen erleben und erkennen. Und wir erkennen am Beispiel der verirrten Musikorganisation, dass Luhmanns Falsifizierungstheorie nicht viel taugt, denn Fehlerlernen findet nicht statt – dennoch oder weil es auch ein gelingendes System ist; es muss nicht lernen, denn es setzt erfolgreich durch, was es nach der Verfassung und dem Anspruch der Gesellschaft auf neue Musik nicht dürfte: das Herrschaftssystem der Neuen Musik in Deutschland.

Und es ist noch hinterhältiger. Die verirrte Kunstorganisation produziert zahlreiche Legitimationsspender für den so vorgehaltenen Kunstbetrieb und den Stoff- und Personendrang. Alle leben ja. Ja, sie leben schlecht und bringen keine Kunst hervor. Es gibt heute so gut wie keinen freien tonalen Komponisten, wie es Schmidt-Kowalski war, der ein Werk aufweisen könnte. Dass so ein toter Künstler nur als Künstlerpech gesehen wird, ist jedoch das Drama der Gesellschaft, die den kreativen Kern organisatorisch vernichtet, nicht zulässt und umkommen lässt.

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Der Mensch und sein Tier

Jeder Mensch muss sterben. Viele sterben qualvoll. Viele Menschen bekunden Tierliebe. Es werden Hunde und Katzen gehalten. Wir wissen, dass auch Tiere Individuen sind. Was mangels kritischer Urteilskraft dem Tier an Persönlichkeit mangelt, spielt sich in Instinktsicherheit ab. Viele Menschen verwechseln Persönlichkeit mit Individualität und Charakterfestigkeit. Instinkt eines Menschen gibt ihm nicht die soziale Bindung. Das Vermenscheln der in engem Zusammenleben gehaltenen Hunde und Katzen führt notwendig dazu, dass diese Wesen ihren Umgang kennen – der Mensch seine Katze, der Hund seine Menschen. Interessant sind die Unterschiede. Während die Katze juristisch frei wildert, muss für den Hund der Mensch haften. Folglich gibt es Hundeerziehung, besser Abrichtung oder Ausbildung. Und ein Mensch ist der Hundeführer. Katzen und Menschen nähern sich durch die Überlebensgewohnheiten einander an. Alles Weitere regelt der katzige Distanzsinn.

Bei der Sorge um die eigenen Abkömmlinge hat sich die moderne Menschheit Ausbildungsmethoden geschaffen, die teils auf hundeartiges Training und Zwang gestützt werden: Leistungsziele und Prüfungen, einzeln und in Gruppen, Überwachen, Belohnen und Strafen.

Noch nie hat die Menschheit einen hündischen Komponisten hervorgebracht, indem ein gezieltes Training zum Geniestreich führte. Blockflötengestählte Klavierschüler, die ängstlich über die schweren Stellen hinweghuschen, Ja. Eine musikologische Ausarbeitung, Ja. Ein Arrangement des Sommerschlagers für die Oktoberfest-Festzeltkapelle, Ja. Auch Loops mit serieller Ohrwurmqualität des Oldenburger Kulturindustriellen Dieter Bohlen sind notfalls ohne tonales Gehör möglich. Alles Geräusch und Alltägliches Gehabe, von und mit dem – zugegeben – wir Menschen überwiegend leben.

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Musikhörer

Ein Musikhörer, allein oder zu zweit, öffentlich gemeinsam als Publikum oder privat,

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der sich genusshalber in ein Musikerlebnis begibt, wählt das, so gut es geht, aus, zahlt dafür. Und, wenn er Lust hat und die Gelegenheit sich mit anderen eingestimmten Musikkonsumenten Meinungen und Urteile einander zu bekunden ergibt, entsteht eine Verdichtung im Musikerlebnis, die in Qualitätsbewusstsein, Qualitätsurteilskraft sowie Musikbewertungen, in Vorlieben und Missliebigkeiten sich erstrecken kann und gruppenbildende Bedeutung hat: ein Hörer und eine Publikumsgruppe. Wie immer sind diese Musikerlebnisse bunt durchsetzt mit ganz verschiedenen Teilnehmern, von beiläufigen Entspannungsfreizeitlern im Abonnement hin zu ehrgeizigen Berufsmusikern und Geschäftsleuten, Publizisten oder Musikerziehern, Investoren, Programmdirektoren, Musikpolitikern und meist parteipolitisch ausgerichteten Multifunktionären mit verdeckten Rollen. Sie alle entfalten sich im Musikerlebnis als mehr oder weniger maßgebliche Meinungsbildner und Meinungsträger. Was der ausführende Musiker hiervon mitbekommt, sind einerseits die Bezahlbereitschaft für seine Dienstleistung, was vorzuspielen, andererseits eine auf Dauer abstumpfende Grobheit, abwertende Urteile oder eine meist bewusstseinsgetrübte Enthusiasmiertheit des Lobes. Ausführende Musiker untereinander indes kennen sich aus den intensiven Proben und der eigenen Materialkompetenz, dass ihnen oft wenige Blicke genügen, einen gemeinsamen Musikvortrag einander zu bezeugen. Gelöste Karten sind bezahlt, der Impresario rechnet ab, zahlt aus. Man weiß, wer wiederkommen wird und wer wieder spielen darf.

Zweifellos hat damit jeder Musikkonsument einem musikalisch inspirierten Musikerlebnis seinen Tribut erbracht, ist sogar Teil einer Tradition, die damit als Kultur gefestigter Bestandteil des Lebens ist. Er wird auch zukünftig auf die Programm- und Personalauswahl der ins Angebot kommenden Musikproduzentenseite mit Zustimmung und Teilnahme oder mit Fernbleiben antworten. Wer mal versucht hat einen Programmwunsch durch persönliche Einrede

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an entsprechender Stelle, diskret oder öffentlich, oder durch eine Publikumszuschrift, Leserbrief oder Buhrufe im Konzert einzubringen, Programmvorentscheidungen nachträglich zu beeinflussen, wird sehen, wie wenig der einzelne Musikliebhaber das kann. Aber – die Auswahl wird bestimmt. Kasse und öffentliche Resonanz sind für den Entscheider beachtlich, welche Musik aufs Programm kommt und welcher gefragte Interpret gefragt wird – auch, welcher nicht. So ist genauer zu betrachten, wie die Kasse, wie die Resonanz und wie die produzierenden Musiker zueinander kommen können und wie nicht. Das Musikerlebnis, in dem Produzenten und Konsumenten zusammenkommen, in dem Hörerpublikum und ausführende Musikanten ohne weitere Entkopplung und ohne sonstige Vermittlung gemeinsam agieren jedenfalls, hat auf inhaltliche Entscheidungen der Musikauswahl und der Musikanten keinen Durchgriff.

Die heute angängige organisierte Musikkultur Deutschlands ist ein Drama der elenden Verantwortungsentkopplung und Dummheit (Bolschewisierung oder Altnazifizierung) einer Salonpersonnage im Musikbetrieb.

Das Elend beginnt mit dem großen Grundrecht der Freiheit der Kunst. Es bietet eine vollkommene Zugangs- und Teilnahmefreiheit für Jeden. Riesige organisierte Förderstrukturen und -maßnahmen werden sowohl für Produzenten wie Konsumenten wie Distributoren und das weite Feld der marktwirtschaftlichen Professionalisierung aller Interessenten im gesellschaftlichen Musikerlebnis vorgehalten. Und auch der Musikbetrieb, ja das gesamte Arbeitsfeld der Musik ist vollkommen als Verbändewesen durchorganisiert. Vom Musikerverband, zum Komponistenclub, Musikhistoriker und sonstigem Musikologen, Musikerzieher, und musikspezifischen Zweigen der Kulturindustrie, von der Gewerkschaft (Ver.di) bis zu den Verbänden der Industrie, der Publizistik und den Verlagen, der Kirchenmusik und der Tanzschule – wer da nicht drin ist und von denen nicht anerkannt wird, wird

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nicht im deutschen Musikrat, der im Deutschen Kulturrat die Käseglocke der deutschen kulturindustriellen Kunstorganisation bildet, mit eigener Stimme vertreten. Weder die Künstlersozialversicherung möchte ihn ohne Erträge aus Musikgeschäft aufnehmen, noch die Gema seine Werke musikrechtlich stellvertreten. Wer unlizensiert auf der Straße musiziert, muss mit dem Ordnungsdienst kämpfen.

Ja, Musiker mit Anspruch bist Du, wenn Dich das Finanzamt als Berufsmusiker anerkennt. Nur wer Kasse macht und Ertragssteuern zahlt, kann über eine selbstausbeuterische Anfangszeit hinweg als Berufsmusiker arbeiten. Das reicht von den Aushilfsdiensten im Gottesdienst zu Partymusik auf Polterabenden, von Gitarrenunterricht bis Tonsatz für Anfänger oder Intervalle hören für Studienbewerber, von Klavierstimmen bis Eintrittskartenabreißen.

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Musikquelle

Etwas ganz Anderes ist nun die große hohe Musik, wie sie besonders in der europäisch-tonalen Tradition entstanden ist und maßgeblich die Weltmusik durchwirkt. Und nun, was die Genies unserer Zeit aus ihren schöpferischen Kräften komponieren können? Darauf lenkend oder gar repressiv “Förderformen” durch eine spezielle SPD-nahe “Salonpersonnage” im Namen des Rechtsstaats und seinen Grundwerten verdeckt durchzusetzen, ist verfassungswidrig. Im Falle Schmidt-Kowalski, der ein kräftiger großer Mann war, war der Tod die Quittung für den verirrten Kulturstaat.

Schreie im tötenden Verbändestaat ersterben im funktionalen Dilettantismus. Musikpolitische Selbstverwaltung in Musikhochschulen und Gremien, die sich selbst als “hochkarätig” bezeichnen, fördern stets ihre eigene stumpfe Nichtigkeit. Wir lesen die Programme vom staatlich finanzierten jährlichen Festival in Donaueschingen und fordern: Alle verantwortlichen “hochkarätigen” Juroren, Stipendien-, Programm- und

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Preiseentscheider sollen “folgeförderungsartig” jeden Morgen bei geöffnetem Fenster entweder Musikkompositionen von Theodor W. Adorno, Ludolf Baucke oder Marcel Reich-Ranicki abhören oder ersatzweise in deren Texten lesen.

Während sich künstlerisch Begabte überwiegend den kunstverhindernden staatlichen Zwängen unterwerfen – sie müssen die staatlich organisierten Mordwerkzeuge Kunstunfreiheit sowie ertragswirtschaftender Berufskünstler gegen sich selbst wenden. Außerdem wird ihr Leben von der organisierten Salonpersonnage (s. Moews Verirrte Kunstorganisation) der unechten Künstler durchlöchert und diffamiert, die den verirrten Kunstbetrieb personell und mit ihren Machwerken volllärmen. Die in Deutschland etablierte verirrte Kunstförderung spielt mehrere Herrschaftselemente als Verschleierungsstrukturen gegen alle Künstler aus.

Verschleierung? Wer verschleiert? Wem nützt es? Wer will das? Welche Geheimnisse werden hier sichtbar?

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Echter Künstler und Genie

Vorab muss hier gefordert werden, dass alle in dieser deutschen Organisationsverirrung beteiligten Bürger ihre persönliche Verantwortung für diesen Bestandteil unserer Verfassung wirklich anerkennen und tragen. Jeder Deutsche ist entweder Musikpolitik-Interessent oder nicht. Die Nicht-Musikpolitik-Interessenten bilden im Arbeitsfeld der Musik die größere Gruppe, die Interessenten sind die kleinere. Die Nicht-Interessenten bestimmen in politischen Wahlprogrammen und in allen Belangen, wo die Mehrheit entscheidet. Andererseits werden politische Spezialfelder wie Musik-Organisation von den speziellen gesellschaftlichen Interessenten mitgestaltet. Das sind stets traditionell handwerkelnde Einzelkünstler und ihre Berufsverbände im Deutschen Musikrat im Deutschen Kulturrat. Und es sind die übermächtigen Kräfte der Kulturindustrie und deren Lobbyisten, die sowohl

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die Parteien, die Parlamentarier, die Publizistik, die Musikprogramme und damit die Konsumenten geradezu verheiraten.

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Kulturindustrie und Staat

Die hier angeklagte verirrte staatliche Organisation und Direktion von Kunst und Kultur ist rechtlich und politisch auf zwei Normenspiele gestützt: Einerseits der Grundwert der “Freiheit der Kunst”, andererseits die professionalisierte fiskalische Einrahmung des Berufs “Musiker”. Nachdem also ästhetische Entscheidungen getroffen sind, haben wir es mit dem selbssteuernden Spiel von Kaufvertrag, Dienstleistung oder Rechtsstreit zu tun. Wenig lernt der Musiker an kaufmännischen und juristischen Grundkenntnissen an einer deutschen Musikhochschule. Der Musiker kämpft, bis er gerufen wird. Wird er nicht gerufen, hat der Musiker Pech. Durch die Struktur des kontrollschwachen Personalbereichs der Salonpersonnage von unechten Künstlern (hier auch als Bolschewismus bezeichnet) und das Zusammenspiel mit Musik bewirtschaftenden Musikkonsumenten sowie der gesamten Kulturindustrie einschließlich der Publizistik des Musikbetriebs und der Musikwissenschaften geht rigoros vor, auch wenn dadurch Musik verhindert und Musiker vernichtet werden. Es sieht so aus, als sei das weder politisch noch juristisch angreifbar oder reformierbar. Es kann hier aus einer soziologischen Systemschau detailliert und schrittweise aufgezeigt und angeklagt werden, quasi von der Wiege im Jahr 1949, über das Musikstudium, zur Bahre im Jahr 2013 von Schmidt-Kowalski, dem Oldenburger. Dazu werden nun die wichtigen Geschehnisse dieses tödlichen Musikerlebnisses genannt, und die Personen genannt, die als Produzenten oder Konsumenten auf die Werke von Schmidt-Kowalski bezogen aktiv für die Geschehnisse und die Entscheidungstatsachen verantwortlich sind. Es sind überwiegend erwerbsberufliche Personen, die in ihren Funktionen als Konsumenten des Komponisten und seiner Kompositionen handelten. Entscheidend sind die kommunikativen Szenerien, in denen frisch geschaffene Kunstwerke über den inneren Freundeskreis eines Künstlers hinaus publiziert werden, mit dem Anspruch

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durch die vielfältigen Aufführungsgelegenheiten professionell bereitgestellt und bekannt gemacht zu werden.

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Qualvolles Elend – geniales Lebenswerk – staatliche Genievernichtung

Hier folgt der konkrete Fall in den entscheidenden Schritten bis zum Tod des Komponisten, der schließlich so nicht mehr weiterzuleben wünschte: “... seine Trauer über die Krankheit verarbeitete er auch in seinen Werken. So hatte er den Requiemsatz seines Bratschenkonzerts als seinen Abschiedssatz komponiert. Auch hatte die letzte Symphonie etwas noch nie dagewesen Tragisches, Persönliches… “ Und auf die Vorhaltung seines literweisen Honigmilch Saufens: “...Wieso, der hat doch immer Wasser getrunken. Zuckersucht hat er auch jahrelang in Griff gekriegt. … Du weißt was Wichtiges nicht: seine Zähne waren ja alle kaputt gegangen. Die hätten alle neu gemacht werden müssen, dafür hatte er wegen Steuernachzahlung kein Geld – die ganzen Kauflächen waren weg, kein Scherz, ich habe das jahrelang anhören müssen. Dadurch konnte er nicht kauen, nur Dünnes, Zerkleinertes. Und er durfte natürlich keine Flüssigkeiten wegen mangelnder Nierenfunktion einnehmen: und bei so einem Suppenfanatiker, echt grausam. Also: er konnte nicht kauen. Deswegen war er froh, überhaupt mal was genießen zu können, kann man wohl verstehen. Selbst essen in Restaurants musste er immer wieder ausspucken, war wirklich eine Quälerei. Dazu kam noch der Geldmangel, oftmals gab der Bankomat kein Geld. Er musste schon weiße Scheine aus der Bank holen, um überleben zu können. …”

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Ob? was? und wie nun?

Schritt 1 Der junge Thomas musiziert

Schritt 2 Thomas Schmidts Zulassung zum Studium in Berlin und Hannover (1971-1978)

Schritt 3 Ästhetische Klärung zum tonalen Impetus und erste sozio-musikalische Kennzeichnung

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Schritt 4 Entschiedene Auftritte zu den alljährlichen Tagen der Neuen Musik der Musikhochschule Hannover

Schritt 5 Der NDR veranstaltet eine große Ausstellung mit Malerei von Dietmar Moews, mit einer dem Maler gewidmeten Musikkomposition von Berthold Türcke und Uraufführung im NDR, mit Katalog und Plakat an Litfaßsäulen. Erhebliche staatliche und private Ankäufe

Schritt 6 Ein Portraitfoto von Moews wird zur Werbeikone der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung: “Ich lese die Hannoversche Allgemeine Zeitung, weil …”

Schritt 7 Prominenteninterview mit Portraitfoto in der Neue Presse, mit Moews und den Prominenten von Hannover, aktuell, zum Rücktritt des Bundeskanzlers Helmut Schmidt.

Schritt 8 Moews‘ Sportbilder werden von Hanns Joachim Friedrichs im ZDF Aktuellen Sportstudio ausgestellt, Moews wird im ZDF interviewt und erhält den Auftrag vom NOK durch den Präsidenten Willy Daume für den IOC-Kongress 1981. Anschließend weitere Moews-Ausstellung und Interview beim NDR-III-Sport in Hamburg

Schritt 9 Freundschaften mit dem Pianisten Michael Gees und dem Maler und Galeristen Dietmar Moews, 1977/79

Schritt 10 Dietmar Moews gründete die Neue Sinnlichkeit mit einem Manifest und die gleichnamigen Blätter Neue Sinnlichkeit in der Ballhof-Galerie Hannover.

Schritt 11 Thomas Schmidt und Michael Gees beteiligen sich seit Anfang 1980 intensiv durch öffentliche Konzerte, Uraufführungen sowie mit faksimilierten Noten und Texten zur Neuen Sinnlichkeit. Neue tonale Musikkompositionen werden gemeinsam öffentlich veranstaltet mit Moews, in der Ballhof-Galerie Hannover.

Schritt 12 Thomas Schmidts tonale Musik wird durch sein Mitwirken in der Neuen Sinnlichkeit dem professionellen Musikpersonal Hannovers (internationale Solisten, Opern-Intendant, Professoren, NDR-Orchester, Pop-Musik, Feuilleton der HAZ, NP und BILD Hannover) bekannt.

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Schritt 13 Die Neue Sinnlichkeit wird in den überregionalen Zeitungen, der Tageszeitung DIE WELT v. 13. November 1980 (Armin Mohler), dem Kölner Stadtanzeiger (Sabine Etzold) und in der Wochenzeitung DIE ZEIT Nr. 48 v. 21. November 1980 Peter Sager) publiziert. Mit der entschiedenen Hochbewertung durch den Schweizer Armin Mohler, des Kritikers, Professors in Zürich, Geschäftsführers der Carl Friedrich von Siemens Stiftung München, und ehemaligen Sekretärs von Ernst Jünger, unter seinem Pseudonym Anton Madler, in der WELT, überschrieben: ZEITSCHRIFTENKRITIK “Neue Sinnlichkeit” Weißes Engelchenhemd.

In der Kulturpolitik ist seit einiger Zeit schon das Stichwort von einem “neuen Realismus” im Schwange. Der Ansatzpunkt ist klar. Es ist das weitverbreitete Gefühl, daß das, was in dieser Nachkriegszeit als “Avantgarde” angeboten wurde, längst ein alter Hut ist und niemanden mehr überzeugt … eine Kunst für dich und mich. … von dem Maler Dietmar Moews (Jahrgang 1950) animiert. Er malt Bilder, die irgendwie an Ringelnatz erinnern: eine klar erkennbare gegenständliche Welt, ohne surrealistische Falltüren, aber mit einem poetischen Witz, von dem man nicht genau weiß, ob er raffiniert oder naiv ist. Fast jedes Heft enthält Musik in Notenschrift neben den Bildern … Natürlich hat die Gruppe mit einem Manifest begonnen “… Kunst der neuen Sinnlichkeit soll Freude auf Zukunft bereiten” … In der heutigen Situation ist es jedoch der Knallfrosch unter dem Schweif des dösenden Kulturlöwen …man sieht, die Provokation des Jasagens hat schon Methode. Das hannoversche Lokalidol Schwitters, Vater der unsterblichen Dichtung von Anna Blume, hat das Kostüm gewechselt: statt Collagen das weiße Engelchenhemd”.

Schritt 14 Thomas Schmidt schreibt in der Neuen Sinnlichkeit über die unmusikalische Nachhut-Avantgarde Theodor Adornos und die neue tonale Musik.

Schritt 15 Die Feuilletonchefin der Hannoverschen Allgemeinen Zeitung, Salonpersonnage Ursula Bode, greift Dietmar Moews und die neue Sinnlichkeit im

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Leitartikel frontal an “Etwas für Elitemenschen?”. In der Folge schlagen die Hannoverschen Madsack-Blätter nur noch auf Moews, den Maler, und Schmidt und Gees, die Komponisten, sowie auf den Komponisten Professor Ladislav Kupkovic und John Gould ein. Die schreibende Salonpersonnage tritt an: “In Neuer Sinnlichkeit gehen Maler unter”, schreibt Ludwig Zerull in der HAZ. Ebendort Ludolf Baucke überschreibt Konzerte von Schmidt und Gees als “Tonaler Fleischwolf” und “Hauskrach bei Brahms” u.v.a.m.

Schritt 16 Seit dem Erscheinen des Armin Mohler-Artikels in DIE WELT werden die Künstler allesamt von Ausstellungen, Konzertauftritten und weiterer Publikation abgeriegelt. Der Maler Dietmar Moews war jahrelang von der Stadt Hannover, dem Land Niedersachsen (Minister für Wissenschaft und Kunst) sowie der Bundesrepublik Deutschland gefördert worden (staatliche Kunstankäufe, über vier Jahre Deutsche Künstlerhilfen vom Bundespräsident der Bundesrepublik Deutschland; große Ausstellung vom NDR). Es folgten infame Anschuldigungen durch die Salonpersonnage, mit der konkreten Androhung der wirtschaftlichen Vernichtung und dem Ziel der Vertreibung Dietmar Moews‘ und der Neuen Sinnlichkeit aus der Ballhof-Galerie Hannover und aus Hannover überhaupt (Zerull).

Schritt 17 Schmidt und Gees veröffentlichen ihre erste gemeinsame Vinyl-LP, tonale Bekenntnisse in Fis-Dur und Moll, werden nicht in Programme neuer Musik aufgenommen, keine Preise, keine Publikationshilfen, keine Auftritte – aber Beleidigungen. Moews stritt wegen der schlechten Zeichnung gegen die Aufmachung des LP-Covers.

Schritt 18 Thomas Schmidt, nach dem Tod seiner Mutter im Jahr 1988, nun Schmidt-Kowalski, und Michael Gees ziehen nach Oldenburg, treten noch zur Neuen Sinnlichkeit mit dem Op. 7 Klavierquartett h-moll öffentlich im Privathaus, Grünewaldstraße 6, Hannover List, von Dietmar Moews auf.

Schritt 19 Moews wird von der städtischen Salonpersonnage aus der Ballhof-Galerie Hannover getrieben und zieht unter die Erde am Raschplatz 7 OPQ, gründet

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das “U- Spielplatz der Künste”. Ab 1987 orientiert Moews sich nach München, als ihm zwei SPD-Künstler, Angela Hoffmann sowie Harro Boit, die Botschaft der Salonpersonnage überbrachten “er solle sich so schnell wie möglich soweit wie möglich von Hannover entfernen. (Zerull)

Schritt 20 Gees und Schmidt-Kowalski geben gemeinsam Konzerte mit eigener Musik, selbst im Programm neben Schubert, Schumann, Brahms, im Oldenburgischen. Im Jahr 1985 wird das Walpurgis-Ensemble gegründet, das bald in wechselnden Besetzungen Schmidt-Kowalski ebenfalls in romantischen Programmen öffentlich aufführt – bald ohne Gees, der nach Gelsenkirchen geht.

Schritt 21 Die geliebte Heimat Oldenburg wird Restnische der Verbannung. Die Vergiftung von Schmidt-Kowalski beginnt. Ließ bis dahin die Selbstgewissheit des Genies alle anders Gerichteten in der zeitgenössischen Musik als Irrläufer erscheinen, griffen Macht- und Geschmacksfragen auf seinen persönlichen Lebensraum über. Selbst nicht imstande die eigenen Werke aufzuführen und vorzustellen, musste er sich mit Tonsatzschülern der Musikschule Cloppenburg abfinden. Der Klaviervirtuose Gees, der die Mittlerrolle von Schmidt-Kowalski verließ, widmete sich fortan lieber Kunststücken, wie Robert Schumanns “Abegg” und findet seinen eigenen Rang im internationalen Musikbetrieb als Pianist. Gees hatte begriffen, dass der Abriegel für neue tonale Musik durch die herrschende Salonpersonnage radikal durchgesetzt wurde. Schmidt und Gees versuchten Leonard Bernstein vor dem hannoverschen Hotel Interconti abzufangen, übergaben “Lenny” ihre Platte und wurden mit freundlichen Wünschen stehengelassen. Schmidt-Kowalskis Bremer Schüler Philipp Buddemeier gründet den kryptos-Verlag mit Schmidt-Kowalski, Ulli Bögershausen bringt Schmidt-Kowalski auf LAIKA-CD, es folgt Harald Brumund mit dem TSK-Musikverlag, Rastede. Schmidt-Kowalskis Versuche, mit dem alten Schlagzeuger der Berliner Philharmoniker aus Furtwänglers Zeiten anzuknüpfen macht ihn zum Maskottchen. Auch Familie Furtwängler nahm

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nur die Komplimente hin, ohne konkret mit Hilfe oder Vermittlung einzusteigen. Die Berufszwänge der jungen Musiker, die dem Walpurgis e. V. in Oldenburg nahe- oder beitraten, wendeten sich bald von den kargen studentischen Matratzenlagern an Wochenendproben für unbekannte neue tonale Musik ab, um Erfolg und Broterwerb bei der Salonpersonnage für Ihre Familiengründungen zu suchen. Der Ernst des Lebens für den Komponisten hingegen bestand in seinem Werk. Weil die von der Salonpersonnage gestimmte Atmosphäre im Musikbetrieb gegen dieses Werk wirkte, stand er bald allein. Bitternis, Galle, Verachtung, soziales Gift stifteten schlimme Zersetzung. Es kam zu gegenseitigen Abwertungsprozessen und schweigend verließen sich Freunde und flohen aus der Nische.

Schritt 22 Während noch das Engagement von Dietmar Moews in der Neuen Sinnlichkeit und in der Ballhof-Galerie Hannover für die Gründung der Grünen Partei, den Atomausstieg und Umweltschutz auch Schmidt und Gees ansprachen, wirkten beide bei der großen “Künstler für den Frieden”-Kampagne 1983 “Rüstungsalarm 1983-1985” gegen die Rüstungspolitik nicht mit. Ihnen schien der private Salon im hannoverschen Sofalokal “Kannapee”, wo Moews sie bekannt machte, attraktiver. Beide erhielten kleine Versprechungen von der Salonpersonnage seitens der SPD. Für Schmidt-Kowalski führte das ins geistige Abseits bzw. war es natürlich nicht tragfähig. Er landete mit “Heil Dir, o Oldenburg” eher auf der anderen parteipolitischen Seite. Auch Ausflüge zu Rudolf Steiner und Waldorfschülern waren enttäuschend. Für Gees ergab sich durch Ortswechsel ins Ruhrgebiet eine sozialdemokratische “Heimat”. Mit Gründung eines sozio-kulturellen Vereins “kunst vereint e. V.” entstand seine lebenserhaltende Marginalstellung in Gelsenkirchen sowie als Klavierbegleiter von dem Sänger Christoph Prégardien schaffte es Gees auf internationale Podien. Schließlich fand Schmidt-Kowalski Anschluss bei Scientology bzw. bei dem internationalen Musikkonzern “Naxos”, nur ohne sich dieser “Kirche” zu unterwerfen. Ihm wurde auch von Naxos nicht wirklich geholfen.

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Der ursprünglich starke Schmidt-Kowalski geriet im Alter von 50 Jahren, Ende des 20sten Jahrhunderts, körperlich aus der Balance, sehr übergewichtig, schwer atmend, der an sich flinke, dynamische wird bewegungsunlustig. Zunehmend vernachlässigte er seine Körperpflege und Ernährung. Sein Benehmen bei öffentlichen Anlässen, seine “Gesellschaftsfähigkeit” litt. Seine Wohnung wurde zur wüsten, vermüllten Gruft. Initiativen, sich an einflussreiche Persönlichkeiten zu wenden prallten weitgehend an der Salonpersonnage ab. Anbiederung an bekannte Spitzenmusiker war ihm unmöglich. Er erkannte deren Musikkompetenz meist nicht auf der Höhe ihrer Instrumentalkompetenz an. Schmidt-Kowalski hat keinem bedeutenden Instrumentalisten seiner Zeit ein Virtuosstück gewidmet. Auch Gees nicht, der es verdient gehabt hat. Stars brillieren mit Franz Liszt, Rachmaninow und Ligety.

Schritt 23 Schmidt-Kowalski und das Walpurgis-Ensemble bringen eine CD im Selbstmarketing heraus: Op. 44 “Nachtstücke”. Es werden diese Platten an Multiplikatoren, Kritiker und Entscheider verschenkt – oft kamen die CD’s mit ablehnenden oder wortlos oder silberzüngigen Komplimenten zurück.

Schritt 24 Alle persönlichen direkten und indirekten Interventionen führten vor den Abriegel der verirrten Musikorganisation, nicht zu Zulassung und Bereitstellung und nicht zu Bezahlung der Kompositionen. Die Kreise der Salonpersonnage, die sich ja mit Beethoven, Dvorák oder Mahler genügend tonale Legitimation für die von ihnen verantworteten Konzertprogramme besorgen, verweigerten die Vermittlung. Mit der bösen Rede vom “schlechten Brahms” lehnten “hochkarätige Gremien” – so nannte sich die Salonpersonnage selbst – Föderausschüsse und Entscheider die Bezeugung, Zulassung, Publikation und Bereitstellung seiner Musik, selbst wenn in Nischen aufgeführt, ab. Schmidt-Kowalski ist weitreichend abgeriegelt. Die staatlichen Stipendien und Preise, Villa Massimo Rom, Cité Paris und P1 New York, das gesamte Stiftungswesen, ignoriert den Komponisten. Die Neue Musik-Clique

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alljährlich breitwandig staatlich gepusht – wie in Donaueschingen, lädt ihn nicht ein. Moews erreicht durch die Fürsprache von Ladislav Kupkovic in Hannover einen Kompositionsauftrag für Schmidt-Kowalski: Almosen.

Schritt 25 Schmidt-Kowalski hängt im Jahr 1994 an den Außenwänden des Hauses in der Oldenburger Eichendorffstraße Stilleben von Dietmar Moews – ohne Presse. Eins wird gekauft.

Schritt 26 Schmidt-Kowalski gelingt zusammen mit Manfred Neuman, der ehemaligen Philharmonia Hungarica, die dann aufgelöst wird, sowie dem SWR-Rundfunkorchester Kaiserslautern, die selbstorganisierte Aufführung seiner Jahrtausendsimfonie. Die Sparkasse Hannover, die alljährlich Großformate des Malers Moews ankaufte, lässt von der Salonpersonnage Brunotte mitteilen, kein weiteres “Interesse” zu haben.

Schritt 27 Dietmar Moews verlangt in einem Brief an den NDR die Aufführung von Schmidt-Kowalski durch das NDR-Orchester und lässt sich in einen Streit mit dem NDR-Musik-Intendanten in Hannover, Reiser, ein, dem er, weil der zunächst nicht antworten wollte, auch von anderen Seiten zusetzen lässt. Reiser schreibt, “wohl über die Musik von Schmidt-Kowalski informiert zu sein … käme die Musik nicht in Betracht zur Aufführung durch das NDR-Orchester … und fragt zurück, ob Schmidt-Kowalski sich denn inzwischen entwickelt habe?”

Schritt 28 Dietmar Moews veröffentlicht in der Neuen Sinnlichkeit 44, Juni 2003, einen Absagebrief an Thomas Schmidt-Kowalski v. 11. April 2003, des SPIEGEL-Redakteurs Dr. Johannes Salzwedel: “…dass trotz der eingängigen Tonalität die Form Ihrer Komposition mich ästhetisch nicht überzeugt. Die musikalischen Entwicklungen des zwanzigsten Jahrhunderts mögen keineswegs alle richtig gewesen sein, aber sie ganz zu ignorieren halte ich keinen sinnvollen Weg…”

Schritt 29 In diesen Oldenburger Jahren der systematischen Isolation komponierte Schmidt-Kowalski große Werke, mit teils esoterischen, teils überweltlichen, vermeintlich höchstgeistigen Ambitionen. Seine persönlichen Freundschaften litten

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alle. Seine Anknüpfungen bei der Philharmonia Hungarica, Manfred Neuman, dem Rundfunkorchester Kaiserslautern und beim Erzgebirge Orchester in Aue und mit sonstigen Adressaten reichten, hier von der Salonpersonnage abgefangen und so bekämpft zu werden, um erst gar nicht, im allgemeinen Musikbetriebsgeräusch wahrgenommen werden zu können. Schmidt-Kowalskis Seelenfreund und als persönlicher Agent tätige studierte junge Musiker Christian Meyer aus Friesoythe machte es zu seiner Sache und versuchte zu helfen. Beide hatten die Systemmacht des materialistischen Abriegels der Salonpersonnage nicht verstanden. Sie stellten eine Visitenkarte ins Internet, Thomas-Schmidt-Kowalski.de. Meyer war nun Manager, dazu Magnus Burchert aus Bayern auch als Verleger. Sie strampelten wie der Frosch in der Magermilchtonne: Es bildete sich keine Butter, über die man hätte herausklettern können. Keineswegs in Programmen Neuer Musik aufgeführt, erlebte Schmidt-Kowalski einige Alibisendungen in ARD-Rundfunkprogrammen. An Gemazahlungen sah man, wie Musikerbezahlung aussehen kann. Die ARD-Radio-Nachtsendungen trugen Schmidt-Kowalski nach dem Tod einige Nachrufe im Radio ein.

Schritt 30 Am 24. März 2003 schrieb Alex Ross in der jüdischen Wochenzeitschrift The New Yorker “German music’s down beat on the guru of gloom: A Critic at Large: GHOST SONATA – What happened to German music? … “(1) Was Hitler mochte, musste schlecht sein; (2) Was Hitler hasste, das musste gut sein …Nach Auschwitz – so wird gedacht – ist die Annehmlichkeit eines C-Dur tabu. Die gesamte klassische und romantische Tradition wird angeprangert, wie eine kriminelle Szene in Untersuchungshaft. Als ich vergangenen Herbst einige Zeit in Berlin verbrachte, stellte ich fest, wie häufig Nazismus in künstlerischen Angelegenheiten angeführt wird – nicht als Geschichte, sondern als negatives Beispiel für den zeitgenössischen Stil. Ich hörte einen Architekturführer, eines der neuen Gebäude am Potsdamer Platz abzuverurteilen, weil es zu viele rechte Winkel hätte und dadurch die totalitaristische

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Ästhetik wieder in Position brächte. Ziemlich ähnlich zieht die Musikkritik über neue Musik her, die zu viele Dur und Moll-Akkorde zum Klingen bringt: bereits wenig davon reicht, den Verdacht auf neofaschistischen Kitsch zu erregen. Es ist verständlich, dass solche extremen Bewertungen unmittelbar nach dem Krieg galten, weil Deutschland die Notwendigkeit verspürte, einen neuen Anfang zu machen. Aber warum sind sie noch fünf Jahrzehnte später derart eisenholzig? Warum fetischisieren deutsche Kompoisten nach wie vor Dissonanz und veranstalten die Tugend der Schrecklichkeit in der Musik? Diese übertriebene Selbstverneinung ist inzwischen absurd geworden. Sie ruft den unsinnigen weit entfalteten Anschein hervor, dass die deutsche Musik, mit dem Tod Richard Strauss, 1949, abgebrochen sei. //”Nach Auschwitz, lautet der kennzeichnende Kernsatz des Philosophen, Soziologen, Musikkritikers, mitunter Komponisten und Allround-Konventionszerstörers Theodor Wiesengrund Adorno, der, noch dreißig Jahre nach seinem Tod, weiterhin als Gottvater über dem deutschen Musikdenken herrscht …”

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Inspiration Thomas Schmidt fand sehr früh seine Bedürfnisse zur konkreten sinnlichen Selbstpflege, Essen, Trinken, Musizieren, Schlafen, leidenschaftslose Handentspannung und ansonsten knappe Wege mit und für Musik, nicht sexuell überspannt, keine harten Phobien, mied Zwang und suchte nicht, eine Familie zu gründen. Eine zutiefst freundliche Gestimmtheit, unumständliche Sozialität, Geduld und Ausdauer, Ehrgeiz und Hingabe kennzeichneten sein teils rüdes, ungeduldiges Dasein mit dem Gepräge von Zartheit und Witz, Dynamik, enorme Individualität und Geschmackssicherheit. Sein höchst perkussiver Jazzsinn war stets dramatisch und an tonale Klänge gebunden. Seine unkonventionelle unangepasste Lebensweise, vernachlässigte eigene Körperpflege, kümmerlicher Haushalt, armselige Mindesternährung, bei nur oberflächiger Gemeinschaftskundigkeit durch jahrelange SPIEGEL-Lektüre, kaum Fernsehen oder Freizeitmoden, räumten alles beiseite, was

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nicht der Musik galt. Schmidt-Kowalski benahm sich gegenüber dem Dichter- und Denkergut wie ein normaler Ballermann-Partygänger, suchte romantische Lyrik nach geeigneten Vertonungstexten ab, bezog Philosophie aus Biografien, Kriegsdokumentationen und Tagebüchern à la Cosima / Richard Wagner-Briefen. Wenn, achtete er auf ein literarisches Kabinett der Toten, Goethe, Heine, Nietzsche, zeitgenössische Denker oder Dichter ignorierte er. Seine Philosophie war zeitlebens Musizieren, Musik-Tonträger anhören, er besuchte keine wichtigen Konzerte, unterhielt kein eigenes Abonnement des Oldenburger Konzertangebots. Er kannte kaum bedeutende Instrumentalisten oder Agenten der Kulturindustrie persönlich. Notenschreiben, Klaviertastatur, Partituren und Orchestrierungen studieren, darüber vertieft mit Freund Meyer diskutieren, so selten es dazu kam vor geneigtem Publikum persönlich auftreten, dazu PS-starkes Autofahren. Sein Tonarten-Farbensehen hatte keinerlei Konsequenzen für seine tonale Musik. Zu seinem 50sten Geburtstag zeigten sich zweifelsfreie körperliche Verfallserscheinungen. Beine, Füße, Augen, Beweglichkeit, Atmen – von seiner schweren Zuckerkrankheit hatte er jahrelang nichts gewusst. Zehn Jahre später trafen die Schläge hart. Er brach sich die Schulter, sein Knie versagte, er kam kaum noch seine Wohnungstreppe im Bloherfeld hoch. Dann kam im Jahr 2010 der Totalausfall beider Nieren. Kaum noch Musik, dafür tägliches Weinen um das Ende, wie bezeugt wird:

Schritt 32 Der Zeuge meinte nach dem Tod traurig: “…Zähne gingen eben nicht, weil ja Geldprobleme da waren (Steuernachzahlung). Ein Gebiss kostet Geld, deswegen. Ich wusste auch nicht weiter. Er sagte nurmal: „Ich bekomme noch ein Staatsbegräbnis“, oder „ich bin ein 8000er“, natürlich suchte er viel Hilfe, z.B. Heiler usw. Aber er wurde immer resignierter, weil es alles nichts brachte, er liess sich deshalb gehen, keine Hoffnung mehr. Er trainierte z.B. seine Schulter, Arm nicht mehr. Schlimm alles mit anzusehen. …Danke für die Mitteilungen, die ich voll

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vertrete und mir aus der Seele sprechen. Er ging derart in den Tod, weil er sich selbst umgebracht hatte: Er hätte 3 mal die Woche jeweils 8 Stunden Dialyse machen müssen, machte aber nur 4 Std, weil er einfach keine Lust hatte, da ging jede Inspiration flöten. So wollte er nicht mehr leben und sagte, er wolle dann bald sterben. Natürlich bin ich wütend, mache mir Vorwürfe. Hätte ich das ernster genommen, hätte ich ihn zur Dialyse hingeschleift…. In seinen Werken findet sich nicht nur Trauer. Wir waren ja ein Kraftpaket, ich als Manager, der einen Romantiker immer suchte, er, der einen begeisterten Manager immer suchte. Er suchte ja immer jemanden, der seine Werke verbreitete, das hatte er ja nie. Das war wie von den Göttern geschmiedet. Dieses gab ihm Kraft und Schub, so dass er in den 10 letzten Lebensjahren die besten für ihn möglichen Werke schuf. Es war so, dass, wenn er im Schaffen war, er nicht wußte, wohin mit seiner Produktionskraft, er sprudelte förmlich über. So finden sich in seinen Werken Sujets wie Atlantis usw. Er hatte ja auch Visionen. Also er war ständig inspiriert von der spirituellen Welt, z.B. nannte er seine 4. Symphonie die „Kosmische“. Auch wollte er mit seiner Musik der Menschheit Heilsames, Harmonisches geben, da seiner Meinung nach nicht noch mehr Negatives erzeugt werden müsse, davon gäbe es genug.

Welche berühmten Musiker berühmte Thomas persönlich? also von wem sprach er begeistert, neben Furtwängler?Von Emil Gilels, Lang Lang, der junge Menuhin (aber nur der junge). Alle Sänger und Musiker, die mit Furtwängler spielten.

Wann hat Thomas sein letztes abgeschlossenes Werk beendet? 2012.

Wann kam er zur Einsicht, dass es nicht mehr geht? Wann musste er aufhören, sich der Weiterarbeit an seinen Kompositionswünschen hinzugeben, weil die Mattheit und das Leiden Überhand genommen hatten? Im Jahr 2012 merkte er, dass er nicht mehr konnte, wegen Schwäche. Hatte aber zuletzt auf der Intensivstation die Idee zu einer „Norddeutschen Suite“ /letztes Aufbäumen? Wann sind der Schulterbruch und

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Operation datiert? Kann ich nicht genau sagen, muss zwischen 2010 und 2012 gewesen sein. Wann war seine Knieverletzung akut? Weiß ich leider nicht mehr, aber auch in o. g. Jahren. Wann begann er an Körpergewicht abzunehmen? ca. Operation datiert? Kann ich nicht genau sagen, muss zwischen 2010 und 2012 gewesen sein. Wann war seine Knieverletzung akut? Weiß ich leider nicht mehr, aber auch in o. g. Jahren. Wann begann er an Körpergewicht abzunehmen? ca. ab 2010, also mit Beginn der Dialyse, die er ja immer nur zur Hälfte machte, weil er länger keine Lust hatte. Er brachte sich also langsam um.

Wann empfand Thomas den Gewichtsverlust als Schwächung und Kraftverlust? ca. ab 2010/2011

Wann traten die ersten schweren Krankheitszeichen auf? Was hat Thomas dann gemacht? Was hat dann eine ärztliche Untersuchung ergeben? ab 2009 sah er immer schlechter aus. Ging aber nie zum Arzt aus Angst vor Diagnose. Dann kam immer häufiger Atemnot. Das ging soweit, dass er wegen Bewegungsunfähigkeit und Atemnot einen Notarzt rufen musste. Ab da Diagnose. Schwere Erkrankung also 2010 erkannt.

Hat er alternative Heilideen verfolgt? Ja hat er. Einige Heilpraktiker. Interpretation seiner Krankheit war, dass er sich das selber zugezogen hatte, wegen jahrelanger Diabetes, schlechter Ernährung. Während Dialyse wurde Ernährungsumstellung vorgeschlagen, hat er aber nicht eingehalten, da er auch mal genießen wollte. Heilpraktiker, z.B. Akupunktur hatten nur kurze Erfolge, das Ziel war, einmal weniger in der Woche Dialyse, wurde aber nicht erreicht. Wie gesagt, Thomas machte nur Hälfte der Dialyse, anders als verordnet.

Was hat Thomas selbst zu den schlechten Heilergebnissen gesagt? Er war darüber natürlich frustriert.

Hat Thomas einen Zusammenhang zwischen Musik, Komponieren, Musikhören und seiner Krankheit gesehen? Er meinte, er könne während Dialyse nur schlecht komponieren, auch zu Hause nicht mehr, da er immer an Dialyse denken musste, was ihn frustrierte. Ansonsten kein Zusammenhang. Wenn Thomas sich selbst als Medium verstand, wie empfand er dann dass er gar keine Musik mehr hervorbringen konnte? Darüber war er einfach traurig und er resignierte und gab auf.

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Wann war der erste schwere Nierenkollaps? müsste 2010 gewesen sein.

Was hat dann die Musikschule gemacht? Wie lange konnte er da noch hinfahren? Er ging kurz vor Krankheitsausbruch dort in Rente.

Wo wurden dann die einzelnen Therapieschritte durchgeführt? Konnte er da selbst hinfahren oder hingehen? Therapien in Dialyse Oldenburg.Thomas konnte nur geschwächt hinfahren, musste immer ich machen.

Wenn es dann zur Dialyse kam, wie wurde das diskutiert? Hat Thomas mit Dir Krankheit, Diagnose, Therapieoptionen, praktische Durchführung der Therapie diskutiert? Hat er Deinen Rat erbeten? Hast Du ihn beeinflusst? hat er mit mir immer diskutiert und fragte mich um Rat. Ich konnte ihn immer wieder hoffnungsvoll stimmen mit Ideen.

In welchem Krankenhaus ist er gestorben? Hat Thomas dazu astrologische Vorstellungen mitgeteilt? Stationäre Behandlungen bei Kniegeschichte, Schulterbruch, der übrigens schlecht verheilte, also immer Schmerzen verursachte. Krankenhäuser: Evang. Krankenhaus Ol., Klinikum Ol., Tod im Pius Hospital am 05.01. 2013 um 14.21 Uhr. Keine astrologischen Vorstellungen dazu. Wo fand die Einäscherung statt? Wann war die Aussegnung in Lamberti? Einäscherung im Krematorium, Urnengrab auf dem Parkfriedhof Oldenburg. Aussegnung am 16.02. 2013 … Er griff natürlich immer nach Strohhalmen, pickte daher nach Vorteilen, wurde schnell zynisch. Bei jemanden, dessen Werk immer abgelehnt wird, deswegen verzweifelt ist, ist das etwas verständlich. Aber es war hohe Allgemeinbildung da, auch Naturwissenschaft: er konnte einen ganzen BMW auseinander nehmen, kannte den Motor – und wieder zusammenbauen, sein Vater war Ingenieur. Nochmal wichtig: Thomas wollte sterben, nachdem er realisierte, dass die Nieren nicht wieder anspringen, jede Hoffnung verloren war. Und Nierenversagen ist nunmal leider kaum zu heilen, das sah er ein. Und so antwortete

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er einem Arzt, nachdem dieser ihn fragte, warum er nicht länger Dialyse machte, da es sonst ungesund ist: „Damit es schneller geht…“ Ich glaube über mich hätte und hat er nicht so gelästert, das hätte ich mitbekommen. Liebte er mich? Nahm ich ihm seine Einsamkeit? Ich habe nie verstanden, warum sich so wenig für ihn interessierten, man konnte soviel von ihm lernen: kann 100 Tonsatzbücher lesen und lerne doch nicht soviel wie bei ihm.

Was möchtest Du noch hinzufügen? Zu seinem Materialismus: Steiner fuhr auch leidenschaftlich gerne Auto, Thomas wollte die physische Welt benutzen, sah sie aber nicht als einzige an. … Desweiteren bin ich schon der Meinung, dass er die Gräuel der Nazis verabscheute (auch die der Linken). Ihm missfiel es, dass nach 1945 keine Romantik mehr produziert werden sollte, wie Adorno sagte, nach ’45 sei das barbarisch (was er eigentlich auf Gedichte bezog). Thomas meinte, damit „verschütte man das Kind mit dem Bade“, gebe Hitler heute noch Macht. Also er war der Meinung: nur weil man die Kunst schätzt, die die Nazis schätzten, ist man noch lange kein Nazi. Sonst ist man eben beim Linksfaschismus, der auch nicht besser ist…. Das eigentliche Rätsel ist doch der Tod von ihm. Er war ja auf Intensiv, es war wirklich schlimm, Antibiotika schlug nicht an, Wasser in der Lunge, Lungenentzündung. Dann aber kam die Besserung, Antibiotika schlug an, Wasser aus der Lunge, „wir sind überm Berg, morgen könnte er schon wieder auf normaler Station liegen.“ Wir scherzten schon wieder, alles war wieder besser, Verabredungen, und dann am Folgetag: Multiples Organversagen, tot! Verstehe ich nicht. … Beethoven, Haydn, Mozart, in der Reihenfolge, dann Wagner. Liszt mochte er nicht. Nur Les Preludes. Anton Bruckner? Dvorák? Berlioz, Tschaikowski, Skriabin, Rachmaninoff? Strawinski? Kannte er Rostropovic? Phill Glass? Frank Zappa? Schönberg? Kurt Weill? Bruckner sehr, aber mäkelte auch viel. Er mäkelte über alle Grossen in ihren schwachen Werken, er würde das besser machen. Würdigte aber deren besten Sachen. Dvorák, Tschaikowski, Rachmaninoff.

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Rostropovic mochte er. Alle anderen, die du schreibst, nicht. Er mochte sehr Puccini, den liebte er.

Wie und was hat er an seinem 60sten Geburtstag gemacht? Hat jemand für ihn gespielt? er hat einfach Leute in einem Gasthof zum Büffet eingeladen. Sein Bratscher hat eine Einlage gegeben. Ansonsten nicht viel, er war da schon schwach.…Seine Wohnung sah übrigens immer aus wie bei einem Messi. Wenn du einige volle gelbe Müllsäcke ausschüttest und in der Wohnung verteilst, hast du einen Eindruck. Das war auch fast so, als er noch gesund war. …

Hosen und auch Unterhosen kann man nicht tragen, wenn derart viel Verkleinerung des Leibesumfang eintritt? Trug er dann Hosenträger? einfach den Gürtel engergeschnallt. Dann auch mal kleinere Sachen gekauft, wenn es nicht mehr ging. …

Wer hat denn mit Dir, nach dem Tod von Thomas, geholfen? sein „Freundeskreis“ (Thomas hatte sich natürlich vorher mit den meisten verkracht, doch seine Musik brachte dies). Wir haben das dann zusammen gemacht, aber nur Anzeige, Spendenaktion. Den Rest, Kündigungen, Sterbeurkunden senden, habe ich alles gemacht.

Hilfe bei den Spendenaufrufen? Ja, es haben viele gespendet, so konnte die (Staats-) Beerdigung dann finanziert werden. Glückwünsche haben ihn gefreut, Geburtstage hat er immer gern gefeiert.

Wo ging Thomas am Liebsten ins Restaurant zum Essen?In Oldenburg – ja, sonst, auf dem Land? Gasthof Meyer, Huntlosen, Medaillon Oldenburg u.a.

Mochte er spezielle Speisen besonders gerne? ja, aber am liebsten deutsche Küche. Italienisch gar nicht. Trank gerne Kaffee, ja, kein Alkohol, vertrug er nicht. Milch und Wasser auch. Pizza gar nicht. Immer schönen deutschen Schweinebraten, Eis. Früher aß er ja 2 Enten beim Chinesen hintereinander oder 2 Hähne. Ich mochte immer, was er mochte. … wir haben doch alles versucht, Heilprakter, Heiler, Alternatives, Konservatives, Ratgeber, bla, bla, bla… Es traten einfach zwei Riesenprobleme zugleich auf: Er hatte ab ca. 2010 eine Steuernachzahlung für ca.

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10 Jahre rückwirkend zu zahlen, so dass täglich grade mal Geld für Essen da war (hat er mit seinem Banker ausgerechnet). Für die Steuernachzahlung musste er einen dicken Kredit aufnehmen und privat Schulden machen. Deshalb war kein Geld für irgendwelche Gesundheitsmaßnahmen da. DER MANN HAT NUR DIE HÄLFTE DER DIALYSE GEMACHT, WEIL ER KEINE LUST HATTE. Alle haben ihm geraten, aber er wollte nicht anders. Es war ja hinterher noch so, dass er allen die Schuld gab, die ihn nicht geheilt haben, das hat ja auch nochmal Leute verscheucht. WAS WILLST DU MACHEN, WENN NIEREN NIE WIEDER ANSPRINGEN UND DU DAS WEIßT? Zum anderen: Thomas hatte NIE Steuererklärungen gemacht, Anmeldungen eingereicht usw. 2010 DAS ERSTE MAL!!!! Vorher alles schwarz. Er ist früher mal hingegangen, aber die haben den wieder weggeschickt und gesagt, “ ach Künstler, wir melden uns.“ ER HATTE 6 VOLLE EINKAUFSTÜTEN VOLL BELEGE ZUM STEUERBERATER GESCHLEPPT, DER LAG AM BODEN, DACHTE, DAS IST VERARSCHUNG. Also die Scheiße war, dass Steuernachzahlung und Krankheit auf einmal zusammenfiel. Es war wirklich sehr tragisch, zu sehen, wie Thomas gelitten hatte, man selbst konnte nichts machen. Er wußte zu Recht, die Nieren springen nicht wieder an, deshalb hat er auch alle Kontakte abgebrochen: Hilfe bringt nichts. Und dann hatte er natürlich diese Riesenangst, Todesangst. Verzweiflung pur, ich leide heute noch daran, wie sehr er litt.

Was war mit den Augen?seine Brillengläser wurden schon immer dicker, er hatte zuletzt eine für ihn schlechte Brille, aber wieder mal kein Geld (Steuernachzahlung), musste immer ganz dicht an den Computermonitor zur Notenkorrektur. Mehr weiß ich leider nicht. Das kostet ja viel Geld.… Mich rührte stets sein grosses Herz, diese Naivität, teilweise zur Schau gestellte Doofheit, war manchmal auch grosses Kino. Er war ganz Gefühl, eigentlich nie so berechnend, ein ewiger Junge auch, das Klischee des dummen Künstlers auch. So muss einer auch sein, manchmal. Trotzdem,

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schade um die wunderbare Begabung, ich kam einfach nicht aus dem Staunen heraus, als ich so langsam realisierte, was er alles konnte. Es war wirklich wie ein Märchentraum in der Hinsicht…. Er ging immer Essen, bekam es aber nie auf wegen seiner Zähne. Er war aber nie unterernährt.

Wann war Thomas vor Weihnachten 2012 in die Klinik eingeliefert worden? wenige Tage vor Weihnachten, also ca. 22.12. Hat er das selbst veranlasst oder wer hat ihn gebracht? Hätte ich nicht erkannt, dass etwas nicht stimmt, hätte man ihn nach der Dialyse wieder nach Hause geschickt, die hatten das gar nicht bemerkt, erst auf mein Drängen. Dann holten die einen Notarzt. Kein Alarm, aber Blaulicht. Hinzu kam auch noch, dass er ja den ganzen Tag weinte, jahrelang. Ich musste das alles machen, bekam schon selber Depressionen…

Danke für Deine Erinnerungen. Ich bin sehr damit beschäftigt. Bereits in den 1990er Jahren, als ich in München lebte, habe ich es ihm so angekündigt, wenn er sich nicht besser hält, ernährt und bewegt. Einen Doppelzentner Boskopäpfel sollte er verspeisen, nichts sonst, dazu Wasser, und anschließend schauen, ob es ihm besser geht. Ich hätte ihn genialen Heilern in Öschelbronn vorstellen können. Dort und auch in Sekem / Ägypten wurde musiziert! Ich kann nicht ganz nachvollziehen, dass es so kam, wie es kam. Fällt mir schwer zu akzeptieren, dass ein mir nahestehender Mensch derart brutal rausgehauen wird. Unbegreiflich erscheint mir, dass nicht bei mir wirklich Hilfe gesucht wurde. Wieso kann ein Künstler, der was zu sagen hat, derart in den Tod gehen. Absurd ist, dass diese Musikwelt und Schmidt-Kowalski derart “rechts-staatlich-legal” vernichtet worden sind. Es geschah, ohne dass die hieran direkt beteiligte Salonpersonnage und diese untereinander ihren tödlichen “Erfolg” überhaupt mitbekamen und verstanden. Weder den Opfern selbst, noch der deutschen Musikwelt ist das bekannt. Auch Dietmar Moews kennt nur wenige dieser Musikvernichter persönlich oder namentlich. Schmidt-Kowalski kannte Armin Mohler jedenfalls nicht (mit dessen Bezeugung in DIE WELT 1980, in der

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Neuen Sinnlichkeit die “persönliche Betreuung” begann).

.

Die Salonpersonnage Ohne Rangfolge waren oder sind im Fall der Neuen Sinnlichkeit und Thomas Schmidt-Kowalski als Salonpersonnage aktiv: Prof. Dr. Armin Mohler / Anton Madler/WELT; Alfred Paffenholz /NDR; Ursula Bode / Tasch /HAZ; Prof. Peter Becker /Musikhochschule H.; Gerd Grabenhorst /Nieders.Min f W u K; Peter Sager /DIE ZEIT; Peter Winter /HAZ + ZEIT; Erich Limmert /NP; Ludolf Baucke /HAZ; Ludwig Zerull /SPD + HAZ; Dr. Johannes Salzwedel /DER SPIEGEL; Prof. Hans-Joachim Reiser NDR; Dr. Bernhard Häußermann HAZ-Chef-Red.; Siegfried Neuenhausen HfBK BS + Deutscher Künstlerbund; Harald Böhlmann / SPD+ Kulturamt H.; Karl-Ernst Bungenstab /FDP + Kulturdezernent H.; Katrin Sello/ Kunstverein H.; Renate Reuning / SPD / Sprengel Museum; Dieter Ronte /Sprengel Museum; Die haßerfüllte Salonpersonnage von Donaueschingen & Co, die Alex Ross im New Yorker teilweise nennt und die deutschen staatlichen ARD-Redaktionen für Neue Musik sowie ZDF und Arte werden in der Hölle schmoren und den Rest der Geschichte das zerschundene Genie Thomas Schmidt-Kowalski, wie die Hoffnung in der Büchse der Pandora, nie erreichen.

Aus Gesprächen mit den engsten Zeugen der vergangenen zehn Jahre und im Zeichen von Trauer der Zurückbleibenden, besonders dem als “Muse” bezeichneten Freund, ist nun zu sagen: Thomas Schmidt-Kowalski ist am 5. Januar unseres Jahres 2013, einem Samstag, frühnachmittags um 14:21 Uhr im Oldenburger Pius Hospital, ohne Beisein Angehöriger gestorben. Dem Freund war in den letzten Stunden auf der Intensivstation der Zugang zum Sterbenden verwehrt worden. Der Tote sah schrecklich aus, erinnert sich der Zeuge. Bilder der späteren Aufbahrung zeigen, dass dieses Gepräge gemildert werden konnte. Die Uhrzeitangabe soll wohl bedeuten, dass der Sterbende zuletzt vom katholischen Pius-Personal beaufsichtigt worden ist. (Moews 2004 Verirrte Kunstorganisation und das BBK-Erlebnis – Eine soziologische Studie zur organisierten Kunstförderung in Deutschland aus Sicht der Künstler; Uni.-Diss. Bremen 1990 / 2000 / 2004)

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Lichtgeschwindigkeit 167

Januar 20, 2010



Lichtgeschwindigkeit 166

ABZUG BESTECHUNGEN

täglicher Kommentar der Medienlage,

von dem Künstlergelehrten Dr. Dietmar Moews Dipl. Ing.,

Piratenpartei Deutschland, aus Sicht der Piratenbewegung,

am Mittwoch, 20. Januar 2010, Alphons-Silbermann-Zentrum,

Berlin-Pankow Niederschönhausen, mit DLF, dradio.de,

Spiegel.de, bild.de, heise.de, faz.net, piratenpartei.de.

Besonders beachtlich hier: AFGHANISTAN bei BBC-News

Piratensache: ABZUG BESTECHUNGEN –

aus Sicht der PIRATEN muss Deutschland

den Besatzungskrieg gegen Afghanistan unverzüglich

abbrechen. Dies ist die eingedeutsche Fassung des

EXIT BRIBES von Lichtgeschwindigkeit 166,

vom 19. Januar 2010. BBC zitiert: Afghanen zahlten in den

vergangenen 12 Monaten den Geldwert von 2,5 Milliarden

US-Dollar bzw. den Gegenwert fast eines Viertels der

anerkannten Gesamtwertschöpfung des Landes, berichtet

die UN. Der Befund von 7.600 Leuten ergab annähernd 60%

mehr von Bestechung betroffenen, als von Unsicherheit oder

Arbeitslosigkeit. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung musste

im vergangenen Jahr mindestens für eine Bestechung an eine

Behörde zahlen, zeigt der Bericht. Diese Erkenntnisse

unterscheiden sich sehr von einer neueren BBC-Untersuchung,

in der die Wirtschaftsprobleme als größtes Problem erscheinen.

Der Überblick, der von der BBC und anderen Sendern im

Dezember in Auftrag gegeben worden war, ergibt, dass weniger

Afghanen (14%) die Korruption als das größte Problem ansahen,

gegenüber Wirtschaft (34%) und die Sicherheitssituation (32%).

Übereinstimmend mit der UN-Erhebung belief sich die

durchschnittliche Bestechung in Höhe von 160 US-Dollar (98 Pfund)

gegenüber dem durchschnittlichen Jahreseinkommen von

424 US-Dollar. Überwiegend wurden Bestechungen an die Polizei,

Richter und Politiker gezahlt, auch Mitglieder der internationalen

Organisationen und Nichtregierungs-Organisationen seien

ebenfalls als korrupt zu betrachten. Antonio Maria Costa,

Leiter der UN-Behörde für Drogen und Kriminalität (UNODC),

sagte, Korruption ist Teil des Drogenhandels und des Terrorismus

in Afghanistan. Nach dem UNODC basiert der Korruptionsbefund

auf Interviews mit 7.600 Personen in 12 Provinzhauptstädten und

in mehr als 1.600 Dörfern überall in Afghanistan.

Der BBC-Überblick, der ebenfalls nationalweit durchgeführt worden

ist, ist auf eine kleinere Zahl (1.534) gestützt. Schlussfolgerungen:

59% der Afghanen sagten, dass sie die alltäglichen Erlebnisse

der behördlichen Unehrenhaftigkeit schlimmer finden als die

Unsicherheit (54%) oder Arbeitslosigkeit (52%). In 56% der Fälle

der rechtswidrigen Zahlungen, ging eine ausdrückliche

Forderung der Bestechungsnehmer voraus. In drei von vier

Fällen, wurden die Bestechungsgelder bar gezahlt. Im

Untersuchungszeitraum, musste etwa einer von vier Befragten

wenigstens eine Bestechung an die Polizei und

gemeindebehördliche Personen bezahlen, während zwischen

10 und 20% auch an Richter, Staatsanwälte oder

Regierungsmitglieder zu zahlen hatten.

Die Afghanen sagen, dass es unmöglich ist, eine

behördliche Amtshandlung zu erreichen, ohne eine

Bestechungszahlung. Bestechung ist eine „Prekariatssteuer“

für Leute, die ohnehin schon zu den Ärmsten der Welt zählen“,

ergänzt Costa.

Die Schlange wächst: Weiteres Ergebnis des Berichts ist,

dass einer von drei Afghanen glaubt, dass Korruption die

Norm sei. Nur 9% der städtischen Bevölkerung würden

je einen Besetechungsfall der Obrigkeit melden. Weiterhin

nehmen 54% der Afghanen an, das internationale

Organisationen und Nichtregierungs-Organisationen

korrupt seien, „die ohnehin nur im Land seien, um

sich zu bereichern“. „Diese Wahrnehmung droht,

die Wirksamkeit ausländischer Hilfe zu untergraben

und entwertet alle, die versuchen das hilflose Land zu

unterstützen.“ Herr Costa hebt das Entstehen einer

„neuen Kaste reicher und mächtiger Individuen, die

außerhalb der gewachsenen Macht- und Stammesstrukturen

agieren and steigern die Kosten der Vorteile und

Berechtigungen auf eine Höhe, die unvergleichbar ist

mit der „natürlichen“ Unterentwicklung des Landes.“

Kriminelle Schieberei ist gleichermaßen erheblich, abartig

und wuchernd und zeitigt politische, wirtschaftliche

Konsequenzen wie auch Sicherheitsfolgen.“ Der in der

Untersuchung deutlich werdende Vertrauensverlust in

afghanische Führer, rechtfertigt die steigende Gewalt

der Taliban als Widerstand … „Es ist höchste Zeit die

Flut der Bestechung in Afghanistan abzustellen, und

das Verschwinden von Geld und Vertrauen in ein großes

schwarzes Loch zu stoppen. „Korruption ist das größte

Hindernis die Sicherheit, die Entwicklung und

die Regierung in Afghanistan zu verbessern.

Produktion, Performance, Autor, Direktion: Dr. Dietmar Moews,

Aufnahmetechnik und Admin: Berlincrew:

Musik: Berlin. Philh. Wilhelm Furtwängler/Beethoven IX. 1942


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