Lichtgeschwindigkeit 8359
am Freitag, 10. August 2018
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Seit zehn Jahren schreibe ich Rezensionen zu den Leistungen des deutschen Staatssenders Deutschlandfunk Köln, weil ich den nach Lage der Möglichkeiten gerne benutze und den DLF für den mit den besten Redakteuren besetzten Rundfunk-Publizisten halte. Ich zähle auch mehrere hochbegabte Frauen-Redakteurinnen zu dieser Hochqualität.
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Das Sendeformat „CAMPUS & KARRIERE“ berücksichtige ich so gut wie nicht, weil da der von den Autoren mitgebrachte Geist leider überwiegend nicht akzeptabel scheint. Das betrifft Sendungen, aber auch die Auswahl der Gastautoren – es ist meist eine affirmative Suppe der Salonpersonage, die sich mit den Reizbegriffen unserer Tage abtun, ohne nach Geltung zu rufen.
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Empirische Befunde, Feststellungen und gültige Analysen und Interpretationen können die Macher von DLF-Campus&Karriere nicht produzieren. Es scheint so, als wüssten sie gar nicht, was das sein könnte.
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ERINNERN UND VERGESSEN – so wurde eine Reihe betitelt, für die zahlreiche Gastautoren in den Deutschlandfunk hineingekauft wurden und noch werden.
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KURZ: Wer sich die Mühe macht, diese unter ERINNERN UND VERGESSEN aneinandergereihten Radiosendungen im DLF durchzuhören, nachzulesen und auf semantische Qualität zu kritisieren, wird feststellen:
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ERINNERN UND VERGESSEN ist blanke LÜGENPRESSE im DLF.
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EINS Alle Sendebeiträge sind mit ERINNERN bzw. ERINNERUNGEN bzw. mit NARRATIVEN zufrieden.
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ZWEI Dahinter steckt die redaktionelle Absicht ISRAEL zu promoten. Indem das tägliche DLF-Programm das Reizwort ANTISEMITISMUS quasi in Verfassungsrang hochjazzt – am Leben der Menschen völlig vorbei – ist dieser CAMPUS die KARRIERE ein „Side Riding“ von AUSCHWITZ. Das ist billig, wenn man nichts sonst Relevantes in den Deutschlandfunk bringen kann, dann sind AUSCHWITZ und ANTISEMITISMUS die Substitute, die niemals gescholten werden können – es sei denn, man kritisiert die Dürftigkeit der CAMPUS & KARRIERE-Redakteure. (Vielleicht informieren sie sich mal, was Radioleute in Frankreich, England oder Kanada senden, wenn sie mit ANTISEMITISMUS nicht kommen können?)
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DREI Kein einziger Auror in der bisherigen DLF-Reihe ERINNERN und VERGESSEN hat sich dem Thema „Erinnern und Vergessen“ gewidmet. Denn dabei hätte es keineswegs allein um Erinnerungen und Narrative zu gehen. Es hätte dabei empirisch angebunden um ERINNERN als FUNKTION von VERGESSEN und um VERGESSEN als FUNKTION von ERINNERN zu gehen. (Wenn ich das schreibe, merke ich sofort, dass das kaum ein Leser versteht, weil dieser Gedanke zwar lebenswichtig ist, aber alltäglich – wie hier im DLF – unterschlagen wird oder aus Blödheit nicht beachtet wird).
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Es fehlt also überhaupt die Thematisierung von VERGESSEN in dieser Redaktion von CAMPUS & KARRIERE im Deutschlandfunk Köln.
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VIER Man kann sich ruhig mal bei mir melden, damit eine kompetente wissenschaftliche Beratung in das DLF- ERINNERUNGS-GESCHWURBEL kommen kann.
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Ich weise erneut auf den Vortrag von Alphons Silbermann hin, den er Ende des Jahrhunderts im Saarländischen Landtag zum Auschwitz-Gedenktag gesprochen hatte. „ERINNERN und VERGESSEN. Kein steinernes Gedenken: Wie erinnern an Auschwitz?“ Ansprache des Soziologen am 27. Januar 1999 im Saar-Landtag.
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Der Deutschlandfunk 2018, indes, eröffnet mit folgendem Begleittext:
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„Wir erzählen uns Geschichten – ob aus der großen, weiten Welt oder unserem eigenen Leben. Wir erinnern und gedenken. Wir reflektieren und blicken zurück. Die Beschäftigung mit der Vergangenheit ist eine zutiefst menschliche Eigenschaft. Sie mag Freude bereiten, zur Lebensaufgabe werden und Licht ins historische Dunkel bringen. Doch die Auseinandersetzung mit dem Geschehenen kann auch schmerzhaft sein und den Blick in die Zukunft verstellen. In den Sommerwochen 2018 wollen wir in „Kultur heute“ über das Erinnern und Vergessen sprechen. „
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Die bisherigen Hörfunk-Beiträge dieser DLF-Reihe trugen folgende Titel:
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Die Damenlastigkeit der mediokren DLF-Personnage dieser Reihe in „Kultur heute“ hat mit Entscheidern zu tun. Denn eine exquisite Autorin wie Sabine Adler kann nichts dafür, wenn sie in eine absurde Konzeption eingebaut wird, solcher Unfug sicher am Beginn der Reihe den vorgesehehen bzw. eingeladenen Autorinnen nicht vorab gezeigt und erläutert worden ist.
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Was dann die Dame mit dem Karl-Marx-Städter DDR-Gewächs Olaf Nicolai hervorbrachte, hatte zumindest einen Funken der empirischen Funktionen von ERINNERN und VERGESSEN. Doch dann entpuppt es sich nur als „künstlerisch-essayistisches Geplänkel“, doch keinesfalls als Geltungsdenken, wo das Stichwort VERGESSEN eingebaut wird. Ich zitiere den Auszug von OLAF NICOLAI aus DLF Olaf Nicolai über Gedächtnis Ein Widerspiel von Seelischem und Faktischem Olaf Nicolai im Gespräch mit Anja Reinhardt, gesendet am 17. Juli 2018 der Reihe ERINNERN und VERGESSEN, Kunst im Kontext Dauer 11:03 Minuten.
„Zur Kunst ist er erst nach seinem Studium der Sprachwissenschaft gekommen – ein Grund, warum Olaf Nicolai sich mit der Zeichenhaftigkeit der Welt beschäftigt. Dazu gehöre auch die Erinnerung, und noch mehr vielleicht das Vergessen, sagte der Künstler im Dlf. Erinnerung sei ein „aktives Verhalten“.
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Anja Reinhardt: Der Künstler Olaf Nicolai hat sich mit der österreichischen Geschichte beschäftigt, von ihm stammt das erste österreichische Deserteursdenkmal, das mitten in Wien an die Verfolgten und die Opfer der NS-Militärjustiz erinnert. Dieses Denkmal wurde aber auch schon von rechten Demonstranten als Podium für Ansprachen umfunktioniert und damit mehr oder weniger seines eigentlichen Sinns entfremdet. Trotzdem: Das Aufstellen von Zäunen oder Gittern bei ähnlichen Kundgebungen widerstrebt dem Künstler. Und vielleicht kann man es auch so sehen, dass eine Vereinnahmung durch rechts darauf aufmerksam macht, dass die rechtsextreme Vergangenheit immer wieder aufgearbeitet werden muss. Aktuell stellt Olaf Nicolai in der Wiener Kunsthalle aus, außerdem noch in Bielefeld und in St. Gallen – und immer wieder geht es auch um die Frage, wie Erinnerung funktioniert, auch die öffentliche. In Nicolais Ausstellung in der Kunsthalle wurden auf dem Boden Fotos und Zeitungsausschnitte aufgemalt, die Besucher laufen darüber und verwischen sie dabei. Ich habe Olaf Nicolai gefragt, ob es bei dieser Form von Teilnahme auch darum geht, etwas Neues aus Erinnerungsbildern zu schaffen?
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Olaf Nicolai: Die Bilder, die in der Kunsthalle in Wien auf den Boden gemalt worden sind, die kann man überlaufen; die muss man aber nicht überlaufen. Wenn man sie überläuft, werden sie sich verändern; sie werden sich nicht vollkommen so verändern, dass man sie nicht mehr erkennt.
Was mich an der Situation interessiert ist: Wie gehen wir mit Bildern um? Einerseits: Woran erinnern sie uns? Aber auch: Worauf machen sie uns aufmerksam? Und das Dritte, was wahrscheinlich das viel Spannendere ist: Was machen wir mit ihnen? Das wird von vielen Faktoren gespeist. Da ist Erinnern wahrscheinlich nur einer. Wahrscheinlich ist das Vergessen dann noch ein viel größerer. Aber auch die Idee, was man mit diesen Bildern vielleicht evozieren könnte, von dem man selber noch nicht genau weiß, was das genau ist. Man erlebt das ja oft, wenn Leute sich irgendwas mitteilen wollen, dass sie dann auch gerne Bilder benutzen. Je leichter man Zugang zu Bildern hat und je leichter man sie benutzen kann, desto leichter nutzt man sie. Aber ich glaube, das ist auch schon früher passiert, bloß in anderen Formen und nicht so ganz intensiv, wie das jetzt passiert.
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Reinhardt: Sie haben aber vorhin auch gesagt, dass das Vergessen dabei auch eine Rolle spielt. Erklären Sie mir das doch noch mal kurz, was Sie damit meinen. …“
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Denn auch Olaf Nicolai redet von den Modalitäten des Erinnerns – das Vergessen, das Vergessen Dürfen und das äußerst gefährliche und tötliche „Steineren Gedenken“ haben Nicolai und seine Redakteurin gar nicht erfasst.
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„… Nicolai: Es gibt natürlich diesen klassischen Topos, dass Sie nur erinnern können, wenn Sie vergessen können. Ansonsten ist Ihr Speicher voll. Aber die Art der Erinnerung ist ja ein aktives Verhalten. Das merkt man in tragischer Weise, wenn man mal mit Menschen zu tun hat, die ihre Erinnerung langsam verlieren. Da kann man sehen oder kann man genau verfolgen, wie Erinnern eigentlich funktioniert, woraus es sich zusammenbaut, welche Ereignisse besonders in den Vordergrund treten, werden andere Ereignisse umformatiert, neu justiert, ganz anders bewertet, und dass das Erinnern ein Wiederspiel ist aus der seelischen, nenne ich das jetzt mal, Verfassung, den Wünschen und all den Dingen, die einem auch gar nicht bewusst sein müssen, die einen so umtreiben, und den Fakten, die einem begegnen. Das ist ein extrem aktives System, in dem Erinnern und Vergessen als zwei große Komplexe benannt sind. Ich glaube aber, dass das Prozesse sind, die ununterbrochen miteinander stattfinden. …“
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Dietmar Moews meint: Ich habe Silbermanns Rede in den Blättern für Kunst und Kultur, NEUE SINNLICHKEIT 37, Dezember 1999, damals zum Nachlesen publiziert.
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Mit Ausnahme der mir bereits bekannten sehr hervorragenden DLF-Frauen-Redakteure schalte ich DLF ab, sobald Frauen auftauchen. Besonders wenn Frauen miteinander Reden, geht das fast nie – es ist Frauenfunk, für einen Frauenfunk gibt es ja hoffentlich Rezeptienten, die dadurch inspiriert werden.
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Und damit das klar ist: Ich habe nichts gegen die deutsche Aufarbeitung bzw. Schamkultur oder Schuldbekenntnisse der Deutschen für die JUDENVERNICHTUNG durch die deutschen Massenmörder. Besonders wichtig ist mir persönlich, dass Deutschland und jeder Deutsche überall, wo es geht, Schadensausgleich und geistige Läuterung aktiv zivilgesellschaftlich zeigt. Das betrifft besonders die Forderung: NIE WIEDER!
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Damit ist auch eindeutig die moralische Pflicht aller Deutschen, dem restlichen deutschen Judentum, den Juden im Selbstverständnis als Weltjudentum und den Juden in ISRAEL beizustehen, die in einer Art von den Deutschen misshandelt und vernichtet wurden, wie es niemals mehr Menschen mit Menschen tun sollen.
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Das bedeutet, dass das heutige Massaker-Israel des NETANJAHU geächtet und bekämpft werden sollte, aber keinesfalls mit deutscher Unterstützung die Ausrottung und Vertreibung der Nichtjuden aus Palästina noch akzeptiert oder gar gefördert werden darf:
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Dies ist die Lehre aus „AUSCHWITZ“.
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Hier setzt ERINNERN auch an: Was NETANJAHU macht, verfolgt exakt die Ziele mit exakt den Mitteln, die Albert Speer anfang der 1940er Jahre zum Umbau Berlins gegen die Berliner Juden durchsetzte. Anstelle der Berliner Juden, die ausreisen sollten, sonst abtransportiert wurden, bezogen NSDAP-Kader die Wohnungen. Exakt so werden heute JAFFA-Orangen aus HAIFA als israelisches Obst vermarktet – HAIFA, eine erinnerlich rein arabische Siedlung, wo traditionell Orangen angebaut werden, was jetzt vergessen gemacht wird.
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Wikipedia:
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Die Jaffa-Orange selten auch Shamouti-Orange, ist eine süße, fast kernlose Sorte der Orangen. Ursprünglich wurde sie Mitte des 19. Jahrhunderts in Palästina angebaut. Die Frucht hat ihren Namen von der Stadt Jaffa, wo sie zunächst für den Export produziert wurde. Sie war eine der drei wichtigsten Apfelsinensorten, die im Nahen Osten wuchsen. Die Jaffa-Orange wird außerdem in Zypern, Irak, Syrien, im Libanon und der Türkei angebaut. Zur Zeit der Zusammenarbeit im Anbau und Export dieser Orangen wurden sie als Symbol für positive arabisch-jüdische Beziehungen angesehen
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ERINNERN & VERGESSSEN im DLF zu den JAFFA-Orangen – das hätte mal was nicht Redundantes, Informatives, das dem deutschen ERINNERUNGS-GESCHWURBEL, das ja in jedem Fall unverzüglich als zeitbedingtes NARRATIV abgewertet wird, Anregungen geben könnte, ein zivilisiertes Israel zu unterstützen, die Auschwitz-Geschundenen zu ehren, und das Massaker-Israel geistig zu bekämpfen, anstatt den Militaristen im Zeichen AUSCHWITZ Geld zu schenken.
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Alphons Silbermann, der nun wirklich durch die Nazi-Verfolgungshöllen gegangen ist und als einziger, mit seinen nach Sydney geschleusten Eltern, überlebte, schrieb später:
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Was den Nazis nicht vollkommen gelungen war, die totale Vernichtung des deutschen Judentums, das vollendet nun die bundesrepublikanische Wiedergutmachung durch den Zentralverband der Juden in Deutschland“. (Kölner Juden werden wissen, was Silbermann beklagte – die Kölner Jüdische Gemeinde besteht heute aus aus Polen und Russland herbeigeholten Menschen jüdischen Glaubens. Liberaleres Kölner Judentum ist da nicht gefragt):
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„Herr Präsident, meine Damen, meine Herren. Das Ereignis, dem heute hier und an anderen Orten gedacht wird, ist mit bedeutungsschwangeren Denksprüchen umgeben. Sie reichen von Herausforderungen, Entzivilisierung, metaphysische Schuld, Zeitzeichen, bis hin zu Symbol des Schreckens bzw. Symbol für millionenfachen Mord. Diese und andere ähnlich lautenden Kennzeichen stehen allerdings nur selten unangebunden im Raum. Nicht allein, daß sie mit Kriterien des Denkens verbunden werden, mit dem Unrecht oder der Vernichtung, sondern immer wieder auch mit Wortbindungen wie Wiedergutmachung, Vergangenheitsaufarbeitung und am häufigsten mit Vergangenheitsbewältigung.
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Diese Vergangenheitsbewältigung wird einerseits als eine befreiende Notwendigkeit angesehen, andererseits als eine gute Tat, meistens, ohne sich darüber im Klaren zu sein, ob sich Vergangenheit überhaupt „bewältigen“ – wie das Wort heißt – läßt. Aber wenn schon danach verlangt wird, sollte sie zumindest in ihrer Zielsetzung in eindeutigen Richtungen verlaufen und nicht mal hier und mal dort ansetzen.
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Und zwar sind hier als gewichtig drei Richtungen einer Vergangenheitsbewältigung, besser gesagt, Vergangenheitsaufarbeitung zu erkennen:
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– Erstens, die „personelle“ Ausrichtung, sie betrifft die belastung und Entlastung von personen, die in der Öffentlichkeit, gleich auf welchem gebiet, über einen gewissen Status bzw. Einflussbereich verfügen.
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– Zweitens, die „inhaltliche“ Ausrichtung. Hier geht es darum, naziverdächtige Ideologien, Theorien, Meinungen und Praktiken zu identifizieren und zu verhindern, damit sie nicht weiteres Unheil verursachen.
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– Und der dritte Typus von Vergangenheitsbewältigung, den ich den „institutionellen“ nenne, verläuft in Richtung öffentlichen, moralischen Bekenntnissen, symbolischer Wiedergutmachung, Gedenktage, Mahnmale, Pädagogisierung, gezielte Aufklärung und nicht zu vergessen bewußte Kontrolle von kollektiven Identitätsprozessen zur Vermeidung eines Wiederaufstehens von Ressentiment, Rassenhaß, Gewalt und Vernichtungslust.
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Vergangenheitsbewältigung, zu der auch Tage wie der heutige dienen sollen, hat sich als Begriff verfestigt. Wie immer bei der Verwendung von Begriffen entstehen Unklarheiten und Verwirrungen, insbesondere, wenn es sich, wie hier, um einen konkreten Begriff handelt. Um diesbezüglich nun allen Mißverständnissen vorzubeugen, sei im Anschluß an wissenssoziologische Erkenntnisse ausgeführt, daß sich Begriffe, wie der genannte, immer auf Realitäten beziehen und daher dienen so gut es geht anzunähern sind. Die Begriffsschöpfung selbst ist ein sozialer Akt und nicht etwa das Abbild einer der Realität übergeordneten Idee. Das in einem konkreten Begriff enthaltene Wissen ist sozial bedingt und kann nicht, wie von falschmünzerischen Historikern schon mehrfach versucht wurde, in eine metaphysische Wesensschau abgeschoben werden.
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Wenn bei Vergangenheitsbewältigung nach Taten verlangt wird, leuchtet ob ihrer sie begleitenden Beschwerlichkeit meistens ein Blitzlicht der Beunruhigung auf. Zu ihrer Überwindung stand schon immer die Funktion der Verdrängung zur Verfügung, besonders wenn eine Gesellschaft in den Sumpf der Gleichgültigkeit versunken ist. Im Grunde genommen ist Verdängung ein natürlicher seelischer Abwehrvorgang, der daraus besteht, Phantasien, Gedankeninhalte und Erinnerungen, die als unerlaubt, als gefährlich, als angsterregend oder peinlich erlebt werden, aus dem bewußten Wahrnehmungsakt auszuschließen. Man könnte auch sagen, es handele sich um ein Beruhigungsutensil für Vergessenmachen. Aus dieser Sicht wird Verdängung -also solche Sätze wie „es reicht“ oder „das Gras darüber wachsen lassen“ – wie ein Vergehen vehement disqualifiziert. Unbedacht bleibt hierbei, daß der Verdrängungsprozeß nicht unbedingt personenbezogen sein muß, daß er sich ja auch gesamtgesellschaftlich handhaben läßt. Damit meine ich zum Beispiel die vorherrschende Tendenz, sich von den Naziverfolgungen und den versuchten Genoziden ganzer Gesellschaftsgruppen zu distanzieren, um eine sogenannte Normalität zu erreichen.
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Am stärksten macht sich der Verdrängungsprozeß dort bemerkbar, wo eine Anonymisierung der von Hitler und den Nazis und nicht von den Deutschen begangenen Verbrechen stattfindet. Letztendlich wird durch diese Prozesse ein Bewußtseinszustand hervorgerufen, bei dem für eine Großzahl der Deutschen Auschwitz zum Beispiel einer von den vielen Plätzen ist, an denen der Zweite Weltkrieg stattgefunden hat, ohne Einsicht auf seine einzigartige historische Zentralität.
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Auf Verdrängen, in welcher Hinsicht und mit welcher Begründung auch immer, fällt stets ein böser Blick. Es umgibt ihn ein Hauch von Ungemach, Unannehmlichkeit, von Schuld. Insgesamt beinhaltet Verdängung einen Vorwurf, ausgedrückt als Tadel, Rüge, Beschwerde, Anklage, Verurteilung oder Mahnung. Um diesen Vorwurf des völligen Untätigseins zu entgehen, hat sich der Mensch, erfindungsreich wie er ist, ein Gegengewicht aufgebaut, das unter der Überschrift „Gedenken“ abläuft. Dagegen hat niemand etwas einzuwenden, zumal es spitzfindigen Geistern gekungen ist, das Gedenken als die sicherste Art der Verdrängung vorzuführen. Das aber war nie der Sinn des Gedankens, wie es schon als Aufforderung in den heiligen Schriften und den Gebeten angemahnt wird, wenn es heißt, der Taten des Allmächtigen, der Vorväter und der Propheten zu gedenken. Ein Grundzug von Religiosität wurde in eine säkularisierte Gedenkkultur umgesetzt, die zu Lernorten und Denkorten geführt hat, die sich als Gedenktage, Gedenkstätten, Gedenktafeln, Mahnmale und auch als Gedenkpolitik erweisen. Es werden fern aller Religiosität, meist mit Bezug auf erschütternd viele viele Menschen, in den Tod Gesandte, historische Ereignisse in Worte gekleidet oder in steingesetzte Zeichen gesetzt, die letztlich dazu dienen, die Vergangenheit nicht zu verdrängen, sondern gegenwärtig zu halten …
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…Im Folgenden sind einige Manifestationen des Erinnerns und Vergessens unter dem Aspekt der von mir hervorgehobenen sozialen Aktion ihnen zu unterbreiten … Das Gedächtnis ist von sozialen Einflüssen völlig durchsetzt, sodaß von einem der Gesellschaft zueigenen Kollektivgedächtnis gesprochen werden kann … Gewiß ist das Kollektivgedächtnis von der Geschichte beeinflußt. Allerdings ist dies nicht notwendigerweise die Geschichte der Historiker. Die Fähigkeit von Individuen und Kollektiven, Informationen über vergangene in die Geschichte eingegangene Ereignisse mehr oder minder lange aufbewahren zu können -, sodaß hierdurch Haltungen als auch aktuelles Verhalten beeinflußt werden -, ist mit der Fähigkeit des Individualgedächtnisses und des Kollektivgedächtnisses verbunden. Verbunden, gewisse Gattungen von Informationen zurückzuhalten oder abzuwerfen, sie zu vereinfachen, sie zusammenzufassen, zu verkürzen, zu entstellen oder in einen Mythos zu verwandeln. Wobei häufig und großzügig auf Symbolismen zurückgegriffen wird,
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Indes, selbst als Vereinfacher und Entsteller, bleibt das Kollektivgedächtnis eine auf die soziale Solidarität einflußreiche Kraft. Auf welche die im Kollektivgedächtnis enthaltenen Symbolismen die Erinnerung auch immer zurückgreift. Sie sind mit Gemeinschaftsgefühlen beladen, sodaß sie wie eine Erläuterung der gegenwärtigen Situation sich auswirken oder zumindest wie eine Rationalisierung derselben. Das allein kann schon dazu dienen, gewaltig zur Solidarität der Kollektivitäten beizutragen sowie zur Teilnahme ihrer Mitglieder – uns – und zur Orientierung der individuellen und kollektiven sozialen Aktion des Erinnerns und des Vergessens, dem wir den heutigen Tag gewidmet haben.“
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Erinnern und Vergessen – als Beruhigungsutensil der Frauen-Kultur beim Deutschlandfunk – wie gedankenarm und anonymisierend.
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FINE E COMPATTO
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