Dietmar Moews: MOHAMMED-Karikatur in der LICHTGESCHWINDIGKEIT

Januar 17, 2015

Lichtgeschwindigkeit 5270

vom Sonnabend, 17. Januar 2015

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Es wird den Nutzern der LICHTGESCHWINDIGKEIT aufgefallen sein, dass im Zusammenhang mit den Morden am 11. Januar 2015 in Paris und der Tötung von wichtigen Journalisten und Künstlern der Satire-Zeitung „Charlie Hebdo“, hier jedenfalls keine Bildzitate der hochgejubelten Mohammed-Beleidigungsbilder hochgeladen worden sind.

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EINS: Der Grund dafür ist die schlechte Qualität der Zeichner und Zeichnungen bei „Charlie Hebdo“, wie ich sie kenne. Ich bin selbst Maler, also natürlich auch Zeichner, und habe Vorstellungen von einem guten Bild, die denen von „Charlie Hebdo“ vollkommen entgegenstehen.

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Charlie Hebdo“ meint im Prinzip – so ähnlich erklärte es der Zeichner des neuen grünen Titelbildes -, „lieber ein schlecht gemalter Rinnstein, als eine gutgemalte Schlosstreppe“.

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Die Karikaturen oder Illustrationen in „Charlie Hebdo“ sollen Waffen in der politische Auseinandersetzung um Menschlichkeit sein, zugespitzte, schlimme menschliche Themen mit einfachen Mitteln bildlich darstellen. Dabei auch die Ablehnung des „Bösen“ durch Aggression und Unschönheit der Bildmittel ausdrücken.

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Böse Themen sollten nicht durch bildliches Schönmachen, Schönfärben, affirmative Anziehungskräfte zu warenästhetischer Affirmation verleiten, sondern bis in den letzten Rest künstlerischer Macht schrecklich und abstoßend wirken, wie es nur geht.

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Einziges ästhetisches Zugeständnis bei „Charlie Hebdo“ war in Bild- und Wort-Assemblagen eine verständliche Wertäußerung des Autors, der mit seinem Namen unterzeichnet.

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Herauskamen sehr oft „Holzhammerzeichnungen“, die wie „Punk“ möglicherweise das Herz auf dem rechten Fleck haben, aber Angst verbreiten und doch nur Wahrheiten verkünden, die der Konsument kennt und ähnliche Werte hat oder gar nicht anschaut, weil er sie ablehnt und grässlich findet (man entgeht der Affirmation nicht).

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Oft war bei „Charlie Hebdo“ die Ambivalenz, eine Ironie, eine schwebende Infragestellung durch überzogene Stilistik in der Pointe verdorben. Oder ein Witz, über den man lachen muss, löste aufgrund der banalen öden „Wahrheit“ nichts weiter aus.

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ZWEI: In der Lichtgeschwindigkeit gilt der Vorrang der „gutgemalten Schlosstreppe vor dem schlechtgemalten Rinnstein“. Das entspricht auch den Postulaten im Manifest der Neuen Sinnlichkeit, wo Meisterschaft und Elite bevorzugt werden, wovon – so gesagt – „Charlie Hebdo“ nichts wissen will.

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satirische Kollage von Dietmar Moews unter Verwendung von „titanic“

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Nach meinem Empfinden sind Denken, Meinen und sonstige esoterische Verdauungsgeschichten, individuelle menschliche Aspirationen von Natur her.

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Satirische Kollage von Dietmar Moews unter Verwendung von EULENSPIEGEL

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Meinung mitteilen – intim, informell, privat, – sollte mit Einfühlung gegenüber dem oder den Adressaten und der sozialen Szenerie geschehen können (Keiner hat das Recht, meine Meinung zu erfahren).

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Auch juristisch sind „die Gedanken vollkommen frei“ und ohne Zwang von außen. Wer Gedanken äussert, verlässt seine innere Meinungsfreiheit und muss Rechtsverletzungs-Grenzen und soziale Folgen im Rahmen der Rechtsnormen respektieren.

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Das bedeutet: Ich meine, Meinungsstreit, politische Disputation, wissenschaftlicher Dissens, sogar Geschmacks- und Sittetangierungen sollten den Freiheitspostulaten des deutschen Grundgesetzes (§ 5 GG) gemäß stattfinden dürfen. Diese geistig-soziale Freiheit ist ein bedeutendes Movens der kollektiven Intelligenzpotentiale – zwangsfreie Kommunikation ist ein genialer Brunnen der Inspiration, ein geregelter kreativer Impuls ist gar nicht vorstellbar.

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So kann also „Charlie Hebdo“ seine schlechten Bilder drucken und zum Kauf anbieten und in der LICHTGESCHWINDIGKEIT erscheinen sie nicht.

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Darf der da pinkeln?

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Nur, wenn einer mit ’ner Fahne wedelt.

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Hier wurde mit VERDI/GOEBEL das „Kerner hat Hörner“-Thema des Springer Glühbirnen-Idols angespielt, das um die 1880er Jahre in New York in „Guiseppe Verdi-Verkleidung“ rumlief, Frisur, Bart, Gehrock, beide mit Turban (aus der Neuen Sinnlichkeit)

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Dietmar Moews meint: Wenn also – wie in den grässlichen 11. Januar-Gewaltakten – behauptet wird, hier wurde geschmäht und beleidigt und da war die Kränkung und Wut und die Rache, würde ich – aus soziologischer Sicht, lieber erstmal prüfen, ob diese Interpretation überhaupt zutrifft:

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Ist die „Beleidigung durch Mohammed-Karikaturen“ tatsächlich der entscheidende Impuls, dass aus Mobmenschen Killer werden?

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Geht es – weiter gefasst – dem ISIS-Jihad um „kapitalistische teuflische Dekadenz“ in Paris?

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Geht es dem Kalif und seinen Milizen nicht vielmehr um die Homogenisierung und Integration seiner zusammengewürfelten Kampfjugend – durch das vom Westen geschenkte Feindbild? (ISIS meuchelt ja hauptsächlich sunnitische Moslems).

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Gut. Mir liegt hier jetzt nicht an einer Exploration zu meiner eigenen Religion als „Religionskritiker“ – ich, christlich akkulturiert, religionswissenschaftlich gebildet, nicht gläubig und nicht abergläubisch, nicht jüdisch, christlich, moslemisch, buddhistisch, hinduistisch, nicht atheistisch, nicht polytheistisch, nicht ketzerisch, nicht ungläubig, nicht heidnisch – bin religionskritisch, manchmal, wenn ich sehr hohen Druck auf der Blase verspüre, glaube ich an Neptun, den Wassergott.

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Honoré Daumier hatte bereits 1831 die Birne (Kohl) kreiert, hier als „Gargantuas Furz“ von Rabelais

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Bei Einstein findet sich eine autobiografische Bemerkung über Mantel, Garderobehaken und der Nummer des Hakens. Einstein sagt: es gibt Sinn und Nutzen, wenn man seinen Mantel sucht, dass man die Nummer weiß und wo der Haken ist. Aber er sagt: Mantel, Nummer, Haken könnten völlig anders sein – denn sie haben nicht ursächlich miteinander zu tun.

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THE NEW YORKER (2008): Obama erduldet die Islam-Verdächtigung

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Etwa so ist es mit der Hypothese der beleidigenden Satire-Ketzereien in Bild, Wort und Gesang, ob titanic, Charlie Hebdo, Deutsches Mad oder EULENSPIEGEL:

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Wer wurde direkt angesprochen? Käufer und Leser des Blattes. Wer hat darüber diskutiert? Eine weite Öffentlichkeit.

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Wer wurde dargestellt? Etwa Gott? Oder Mohammed? Oder ein Turbankopf?

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Wer wollte damit angesprochen, beleidigt und aufgestachelt werden?

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Eine Zeichnung ist nicht Mohammed, wie wir von Einstein her wissen: Eine Nummer ist kein Mantel, ein Gott ergibt kein Bild.

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„Cat and 4“ Saul Steinberg „Eine Katze sieht am liebsten in etwas hinein, was halboffen ist“ aus NEW YORKER und Neue Sinnlichkeit 27 (München 1995)

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Kurz und gut: Ich finde andere Karikaturen besser gezeichnet. THE NEW YORKER (weitreichend jüdisch), Dietmar Moews in der NEUE SINNLICHKEIT, Blätter für Kunst und Kultur (weitreichend religionskritisch):

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Jenseits von Mut und Möse: SEX SELLS

September 16, 2014

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am Dienstag, 16. September 2014

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JOB CROGIER Plakatentwurf

JOB CROGIER
Plakatentwurf

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Ich komme kurz auf LICHTGESCHWINDIGKEIT 4896 „SEX SELLS oder Schadenfreude“ vom 15. September 2014 zurück:

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Umarme das Schicksal“ – dieses Schlüsselwort Nietzsches weist auf die Sicht Nietzsches auf das Leben und die Dinge hin, als amoralische Bedingungen, denen wir mit der Kunst der Lüge begegnen.

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Der Auslöser für meine Erörterung der Codierung des menschlichen Verhaltens, ausgehend von Reizgewalt von entweder Triebverwirklichung, Triebhemmung oder Triebverzicht, durch Not oder durch Wertziele, war durch einen Text in der Neuen Zürcher Zeitung angeregt, die von Ronald G. Gerste als „GO WEST: Schiessen erlaubt, Küssen hingegen …“ überschrieben war.

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Der GO WEST-Text akzentuiert eine Spezialität in der heutigen US-Amerikanischen Kultur:

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Die Brüste von Kate Winslet erhalten einen „prüden“ schwarzen Balken – Lehrern in Schulen werden Schusswaffen empfohlen.

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ZUGINSFELD 27 "Man kann ja nie wissen" DMW 548.2.99, 198cm / 198 cm, Öl auf Leinwand, in Dresden 1999 gemalt

ZUGINSFELD 27 „Man kann ja nie wissen“ DMW 548.2.99, 198cm / 198 cm, Öl auf Leinwand, in Dresden 1999 gemalt

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Gerste schreibt: „Kürzlich ließ mich ein TV-Werbespot erstarren. Ein schönes Tier, wohl eine Hirschkuh, äst an einem Waldrand. Dann fällt ein Schuss, sie wird niedergerissen, ihre nach oben gereckten Beine krampfen im Todeskampf. Schneller Szenenwechsel: Abermals stirbt ein Tier. Dann tritt er auf, im olivgrünen Tarnanzug: Ted Nugent, Altrocker, Waffennarr und politischer Rechtsaussen. Er preist seine Munition an: „Killer-Munition für den ernsthaften Jäger!“ Und mit Blick auf diejenigen, deren plötzlichen Tod dank „Ted Nugent Ammo“ der Spot so plastisch gezeigt hat, beendet er seinen Auftritt mit dem Credo: „Kill them, grill them!“ Das war am Nachmittag.

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Am Abend kam „Titanic“, nicht auf einem der Premium-Kanäle, welche Filme ungekürzt und ohne Werbeunterbrechungen zeigen, sondern einem der „basic channels“. Wer das Epos mehrfach gesehen hatte, merkte sofort, was diesmal anders war. Es ist zweifellos eine der schönsten cineastischen Interpretationen einer erblühenden Liebe zwischen zwei jungen Menschen, wenn Jack (Leonardo di Caprio) seine Rose (Kate Winslet) zeichnet, nachdem sie die Diamantkette angelegt hat und ihm erklärt, wie sie portraitiert werden möchte: „Wearing only this.“ Jack leichtes Erröten sahen wir, die unbekleidete Kate indes nicht. Die Szene, die sie auf der Couch zeigt, ist herausgeschnitten. Und als wir über Jacks Schultern auf seinen Block blicken, verdeckt eine überblendete Grauzone den Bereich zwischen ihrem Schulterblatt und ihrem Bauchnabel. Winslets Brüste sind für die Zuschauer tabu, werden vom Moralkodex des Senders zweifellos als jugendgefährdend eingestuft – im Gegensatz zu Teds Munition.

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DIETMAR MOEWS "IRAK als Sportflagge: Misfits", Seidenapplikation, 2004 in Dresden

DIETMAR MOEWS
„IRAK als Sportflagge: Misfits“, Seidenapplikation, 2004 in Dresden

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Bei allen gemeinsamen kulturellen Wurzeln Europas und der USA scheint die Schere der Empfindungen darüber, was statthaft ist oder nicht, in diesen beiden Punkten besonders weit auseinander zu gehen:

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Waffen und Sexualität.

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Die Offenheit im Umgang mit einem potenziell todbringenden Instrument, der Waffe, steht in scharfem Kontrast zur öffentlichen Wahrnehmung eines potenziell lebensspendenden Vorgangs, des körperlichen Bei einander Seins. Hier wird staatlicher- wie privater Seits reglementiert. Jüngstes Beispiel: Bei dem richtigen Anliegen, sexuellen Missbrauch an Universitäten zu bekämpfen, haben die Gesetzgeber in Kalifornien unter dem Druck von Political Correctness (PC-)Lobbygruppen ein Gesetz zum Umgang von Studentinnen und Studenten miteinander erlassen, das nach Einschätzung seiner Schöpfer für die Nation massgeblich werden soll (ob der Gouverneur es unterzeichnen wird?)

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Julia Lipnizkaja trat anscheinend ohne Höschen an, dachte wohl der Verantwortliche bei der Süddeutschen Zeitung, in dessen Auge bereits der ausrasierte Kinderarsch wirkte (SZ v. 21. Febraur 2014 S. 27)

Julia Lipnizkaja trat anscheinend ohne Höschen an, dachte wohl der Verantwortliche bei der Süddeutschen Zeitung, in dessen Auge bereits der ausrasierte Kinderarsch wirkte (SZ v. 21. Februar 2014 S. 27)

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Bei jeder Stufe der fortschreitenden Aktivität – von Händchen halten über den Kuss bis zum Berühren anderer Stellen – muss „verbal oder nonverbal“ das Einverständnis eingeholt werden. Es ist so formuliert, dass diese Einholung allein Pflicht des jungen Mannes ist. Schweigen darf nicht als Zustimmung gewertet werden, nach Genuss von Alkohol gilt etwaiges Einverständnis als ungültig:

Sex zwischen jungen – und erwachsenen! – Menschen nach ein paar Bier wird so zur Vergewaltigung.

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top spin doctors

top spin doctors

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Hier liegt ein Potenzial für eine Prozesslawine.

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Jedoch: dass es ungewollte Übergriffe auch zwischen Homosexuellen oder gar von einer Frau gegenüber einem Mann geben kann – dieses Szenario passt nicht in die Vorstellungswelt der Initiatoren.

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In einer Gemengelage aus Sexualitätsfeindlichkeit und PC gilt der heterosexuelle Mann grundsätzlich als potenzieller Täter … als besten Weg zur Verhinderung weiterer Massaker an Schulen ansieht, Lehrer zu bewaffnen, fällt es nicht schwer, sich vorzustellen, welchen Ansatz Ted Nugent wohl hätte: Zum Rendez-vous nur mit geladener Flinte.

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Dietmar Moews

Dietmar Moews

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Dietmar Moews meint: Meine Lieblingslektüre, LONGOS „Daphnis und Chloe“ fällt so wenig unter den ordnenden Geist der Amerikaner wie die Vorläufer der Bills of Rights und der Französischen Revolution, wie VOLTAIRE, der ebenso hübsch und geil die Übungen innerhalb und außerhalb der Gebüsche dieser Welt hervorruft, als sei der Leser selbst dabei (von einer bewaffneten Leserin schreibt Voltaire in Candide nichts).

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