Lichtgeschwindigkeit 4128
c. Dietmar Moews 2014
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Biathlon auf der Flagge von Usbekistan von Dietmar Moews
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Zur Eröffnungsfeier der Olympischen Winterspiele von Sotschi bot das Gastgeberland eine multimediale Show, die der Darstellung der russischen Geschichte dienen sollte.
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Es gelang dem russischen IOC-Veranstalter, zu unterschlagen, dass der Veranstaltungsort Sotschi ehedem die Hauptstadt Tscherkessiens war, wovon seit dem Jahr 2003 eine weiter südlich, Richtung Georgien, gelegene, sogenannte russische Republik “Karatschai-Tscherkessien” übrig gelassen worden ist und in dieser russischen IOC–Geschichts-Show in der Olympiageschichte versenkt wird. Dank dem Russen Vladimir Putin und dem deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach.
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Der 21. Mai 1864 gilt offiziell als Ende der russisch-kaukasischen Kriege, das Datum, bis zu dem auch die Tscherkessen und Abschasen bezwungen werden konnten. Die letzten, vernichtenden Gefechte wurde im Gebiet oberhalb der heutigen Stadt Sotschi ausgetragen. Der – insbesondere von vielen Tscherkessen als solcher angesehene – Genozid an ihrem Volk findet hier allerdings keinerlei Würdigung oder Gedenken, obwohl Sotschi von vielen Tscherkessen als ihre letzte historische Hauptstadt betrachtet wird, da dort ihre zentrale Versammlung, der Madschlis, 1864 letztmalig tagte.
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Nach dem Krieg wurden die Tscherkessen aus ihrer Heimat vertrieben. Etwa 500.000 bis 1.000.000 Tscherkessen, Abchasen und andere Kaukasier wurden über das Schwarze Meer ins Osmanische Reich zwangsverschifft. Dabei kamen nach Schätzungen über 100.000 Vertriebene um.
Eishockey auf der Flagge von Estland, von Dietmar Moews
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Die Tscherkessen sind ein kaukasisches Volk. Sie sind eines der namensgebenden Völker der Teilrepubliken im Staatsverband Russlands Adygeja, Kabardino-Balkarien und Karatschai-Tscherkessien. In Europa ist das Volk unter dem Namen „Tscherkessen“, auch Zirkassier, bekannt; sie selbst nennen sich „adyge“. Davon abgeleitet gibt es die Bezeichnung Adygejer.
Nach der russischen Volkszählung 2010 leben in Russland rund 719.000 Tscherkessen. Infolge des Kaukasuskrieges, lebt die große Mehrheit der Tscherkessen oder der Menschen tscherkessischer Herkunft aber seit dem 19. Jahrhundert in der Diaspora in Staaten des Nahen Ostens und des Balkans, von denen einige in jüngerer Zeit auch in weitere Länder auswanderten. Die größte Gruppe bilden die Tscherkessen in der Türkei, gefolgt von Minderheiten in Syrien, Jordanien, im Irak und kleineren Gruppen in Ägypten, Libyen, Israel, dem Kosovo und Südserbien. Sie werden auf unter drei bis über vier Millionen Menschen geschätzt. Von ihnen spricht nur noch eine Minderheit tscherkessische Dialekte.