Heute, am 27. Februar 2019, wurde in Regensburg eine neugebaute Synagoge der Juden in Regensburg eingeweiht. Der Neubau wird auch als politische Korrektur der vielfachen Synagogenzerstörungen und der Judenverfolgungen in Deutschland gesehen.
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Damit hat ein kommendes jüdisches Leben in Regensburg ein repräsentatives Symbol im Stadtbild der erzkatholischen bayerischen Hauptstadt Regensburg erhalten.
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500 Jahre nach der Zerstörung der alten und 80 Jahre nach der Zerstörung der Jugendstil-Synagoge durch die Nationalsozialisten wird nächste Woche die neue Regensburger Synagoge eröffnet. Wenn Rabbi Josef Chaim Bloch die drei Thorarollen aus dem Schrein nimmt, sie unter Gesängen in den neuen Gebetsraum bringt, dann wird Gott Zeuge,…
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Die Geschichte der Juden in Regensburg reicht bis in das 10. Jahrhundert zurück. Heute (2013) zählt die jüdische Gemeinde zu Regensburg mehr als 1000 Mitglieder.
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Das neue Jüdische Gemeindezentrum mit Synagoge in Regensburg eröffnet 500 Jahre nach dem Neupfarrplatz-Pogrom „Alles hat seine Stunde. Jedes Geschehen unter dem Himmel hat seine Zeit. […] Eine Zeit zum Weinen und eine Zeit zum Lachen, eine Zeit für die Klage und eine Zeit für den Tanz …“, sagt ein…
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„Die jüdische Gemeinde ist wieder inmitten der Stadt angekommen. Juden haben diese Stadt mitgeprägt und ihren Teil dazu beigetragen, dass Regensburg heute Weltkulturerbe ist“, freut sich Ilse Danziger, die Vorsitzende der jüdischen Gemeinde. Dieter Weber, erster Vorsitzender des Fördervereins Neue Synagoge Regensburg, sieht es als Aufgabe der Regensburger Bürgerschaft, nach…
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Um 1080 lebte in der Stadt der berühmte Rabbiner, Talmudgelehrte und Dichter Menachim ben Mekhir. Im Zusammenhang mit dem Ersten Kreuzzug wurde die Regensburger jüdische Gemeinde 1096 zwangsgetauft, durfte aber bereits im Jahr darauf aufgrund eines Privilegs Kaiser Heinrichs IV. zu ihrer ursprünglichen Religion zurückkehren. 1107 verpfändete der Bischof von Prag bei den Regensburger Juden kostbare Kirchenschätze. Etwa 1150 bis 1170 fand in der Stadt ein bedeutendes Rabinatskollegium statt.
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In Regensburg wirkten weiter die Talmud-Kommentatoren Rabbi Isak ben Mordechai (Ribam) und Rabbi Efraim ben Isaak („Efraim der Große“). Letzterer gilt als bedeutendster jüdischer Gelehrter seiner Zeit und leistete erhebliche Beiträge zur Weiterentwicklung der bis dahin von Frankreich dominierten Lehrtraditionen. Er versammelte Talmudschüler aus ganz Deutschland um sich und machte sich auch als Verfasser liturgischer Dichtungen einen Namen, von denen 32 erhalten geblieben sind.
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Anfang des 13. Jahrhunderts erwarb die Gemeinde von den Klöstern Emmeram und Obermünster mehrere Grundstücke. 1227 wurde die Synagoge fertiggestellt, nach Köln, Trier, Speyer und Worms erst die fünfte im Reich. Die Baumeister kamen von der Dombauhütte zu Reims und schrieben insofern Architekturgeschichte, als sie erstmals im gesamten Donauraum sowohl die Gotik als auch die zweischiffige Hallenkirche einführten. Die christliche Baukunst sollte sich in der Folgezeit in starkem Maße an der hier erstmals anzutreffenden neuen Formensprache orientieren.
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Bereits für 1050 ist Handel jüdischer Kaufleute aus Regensburg mit Russland und Ungarn nachzuweisen. Später zogen sich die Regensburger Juden aufgrund vielfacher berufsständischer Beschränkungen verstärkt auf Bankgeschäfte sowie – seit dem von Kaiser Friedrich Barbarossa erlassenen Regensburger Judenprivileg von 1182 – auf Edelmetallhandel zurück. Die Regensburger Juden betätigten sich in erheblichem Maße als Finanziers u. a. für Klöster, Adelige, Kaufleute, die Stadtkasse und sogar die Hanse. 1297 kaufte der Salzburger Bischof mit geliehenem Geld von Regensburger Juden die Grafschaft Gastein.
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Die Berechtigung im damaligen Reich bzw. der Stadt leben zu dürfen, war an vielfache Steuerleistungen gebunden. So musste u. a. eine „Reichsjudensteuer“ an den Kaiser, diverse Abgaben an den Bischof von Regensburg, den bayerischen Herzog und die Stadt gezahlt werden. Im Laufe des 15. Jahrhunderts verarmte die jüdische Gemeinde so sehr, dass sie ihre Steueraufkommen nicht mehr begleichen konnte. Nach dem sogenannten Ritualmordprozess von 1476 bis 1480 war die Gemeinde wirtschaftlich ruiniert.
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Nach zwei vergeblichen Anträgen beim Kaiser, die Ausweisung der Juden zu erlauben, nutzte der Rat der Stadt Regensburg das nach dem Tod von Kaiser Maximilians I. am 12. Januar 1519 entstandene Macht-Vakuum und ließ der jüdischen Gemeinde am 21. Februar den Beschluss zur Räumung der Synagoge und zur Ausweisung der Juden überbringen.
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Unter der Delegation der Ratsherren, die am selben Tag den Juden die Ausweisung anordneten, befand sich auch der Künstler Albrecht Altdorfer. Altdorfers oben gezeigte Radierungen entstanden kurz vor der Vertreibung, er produzierte darüber hinaus Gemälde, Wallfahrtsabzeichen und bot wahrscheinlich noch während des Abbruchs der Synagoge Andenken-Grafiken feil. Das jüdische Viertel wurde samt Synagoge und Schule zerstört, Pfänder beschlagnahmt, kostbare Pergamenthandschriften als Einbindematerial für Akten und Bücher missbraucht. Der Friedhof wurde geschändet, die über viertausend Grabsteine wurden meist zerstört, teilweise aber auch von Regensburger Bürgern mit Billigung des Rates entwendet und als sichtbare makabre Trophäe des „Sieges“ über die Juden in Hauswände eingemauert. Heute sind noch ca. 60 dieser „Judensteine“ erhalten.
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In geringem Umfang ist jüdisches Leben in Regensburg erst wieder ab 1669 nachzuweisen.
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1832 folgte die Errichtung einer jüdischen Volksschule, 1841 die Einweihung eines Betsaals in der Unteren Bachgasse. In den zehn Jahren vor der Reichsgründung verdreifachte sich die Mitgliederzahl der jüdischen Gemeinde Regensburgs von 150 auf 430; das Stadtrabbinat wurde zum Distriktsrabbinat erhoben. Diese Regensburger Synagoge (1841–1907), wurde 1938 abgebrochen.
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Der Regensburger Synagoge (1912–1938) nach Plänen von Joseph Koch folgte der 1907 erfolgten Schließung des Betsaals in der Unteren Bachgasse wegen Einsturzgefahr die Errichtung einer Synagoge im neoromanischen Stil an der Schäffnerstraße (heute: Brixener Hof).
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Im Zuge des Aufstiegs des Nationalsozialismus kam es bereits 1924 und 1927 zu ersten Schändungen des neuen Judenfriedhofs. Nach der Machtübernahme wurden 107 Regensburger Juden inhaftiert. Nationalsozialistische Schlägertrupps zerstörten jüdische Geschäfte und bedrohten deren Kunden – in besonders spektakulärer Weise am 29. März 1933, als sich SA-Leute mit einem Maschinengewehr vor dem Zugang zum in jüdischem Eigentum befindlichen Kaufhaus Merkur postierten.
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Im Zuge der Novemberpogrome 1938 wurde die Synagoge in der Schäffnerstraße in einer planmäßig durchgeführten Aktion niedergebrannt und zerstört – im Nazi-Deutschland kennt man diese Judenschändung als „Kristallnacht“.
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Ab August 1938 mussten deutsche Juden stigmatisierende Vornamen annehmen: Männer mussten „Israel“ als zweiten Namen führen, Frauen Sara. Ein Schritt auf dem Weg von der Entrechtung zum Massenmord.Ab 1940 wurde die jüdische Bevölkerung zum Tragen des Judensterns verpflichtet. Deutsche Juden erhielten die Zwangs-ZusatznamenSara und Isaak. Sie durfte nur noch in zwei Geschäften einkaufen, und auch dies nur noch zwischen 13:00 und 14:00 Uhr. Weitere Schikanen bestanden im Verbot von Radios oder des Erwerbs von Haustieren.
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Am 2. April 1942 wurden 106 Regensburger Juden vom Platz der zerstörten Synagoge deportiert und schließlich allesamt in den Vernichtungslagern von Belzec und Sobibor ermordet. Am 15. Juli wurde eine weitere Familie nach Auschwitz deportiert. Nach Räumung des Altersheims an der Weißenburgerstraße am 23. September 1942 wurden weitere 39 jüdische Bürger in das Ghetto Theresienstadt verschleppt. Am 15. Februar 1945 wurden die letzten zehn Regensburger Juden, die in „Mischehe“ mit christlichen Partnern lebten, nach Theresienstadt deportiert. Sie allein blieben am Leben. Insgesamt wurden in der Zeit des Nationalsozialismus ca. 250 der aus Regensburg deportierten Juden ermordet.
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Am 30. Mai 1945 wurde Josef Glatzer als Rabbiner installiert; er bekleidete dieses Amt bis zu seiner Emigration in die Vereinigten Staaten Ende 1949. In der Nachkriegszeit lebten mehrere tausend Juden in Regensburg.
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Am 1. August 1950 wurde die Jüdische Gemeinde Regensburg errichtet, die Nachfolgeorganisation der Jewish Community. In diesem Jahr hatte die Gemeinde 288 Mitglieder (1. Juni 1950), 1951 noch gut 200 Personen
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Positiv entwickelt haben sich nach dem Krieg die Beziehungen zur nichtjüdischen Umwelt, wobei die Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit eine zentrale Rolle spielte, aber auch die guten Kontakte der Jüdischen Gemeinde zur Stadt Regensburg, der Regierung der Oberpfalz sowie zum Bezirkstag.
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Trotz relativ geringer Mitgliederzahl, der obendrein ungünstigen demographischen Struktur und der dadurch bedingten problematischen Finanzsituation entfaltete sich in Regensburg bald wieder jüdisches Gemeindeleben. Großer Wert wurde dabei traditionell auf Bildung und Erziehung gelegt. Bereits 1951 bzw. 1953 entstand wieder ein eigener jüdischer Kindergarten bzw. eine hebräische Schule.
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Seit 2016 wurde an der Stelle der 1938 zerstörten Synagoge die Neue Synagoge Regensburg gebaut, die heute eingeweiht worden ist.
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Dietmar Moews meint: Es soll aus meiner Sicht dem Kampfjudentum freigestellt sein, den tradierten Judenhass als Bestätigung der göttlichen Ausrichtung zu sehen und deshalb die eigenen Vorurteile der richtigen jüdischen Lebensweise weiterzukämpfen. Dazu gehört aber durchaus das Recht auf Selbstveränderung, wenn Skepsis oder Selbstkritik solches geraten lassen.
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Insofern, dass Deutschland diesen Synagogenbau von Regensburg bezahlt und noch die Gemeindemitglieder herbeifinanziert, so lange man noch Interessenten in Russland finden kann, so soll doch auch den Ansprüchen der als Juden hervortretenden Entitäten zugegeben werden, jüdisches Leben in Regensburg, so gut es ihnen möglich ist, zu leben. Deutsches Judentum kann daher nicht wieder entstehen, wenn osteuropäische und russische Juden hier das jüdisch-deutsche Vermächtnis fortsetzen.
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Praktisch vollendet der Zentralrat der Juden in Deutschland mit deutschen Steuermitteln die Vernichtung des deutschen Judentums, die der Hitlerei und der europäischen Schoa nicht ganz gelungen war.
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Der als Kunst- und Urkundenfälscher verurteilte und eine Gefängnisstrafe absitzende Maler Wolfgang Beltracchi (61) wurde erneut gezeigt, wie er für eine TV-Kleinserie Modelle in Essig und Öl und Ei auf Leinwand portraitiert: Den Trivial-Literaten Daniel Kehlmann Richtung Giorgio de Chirico, seine erwachsene Tochter Richtung Sandro Botticelli – na, ja.
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Wolfgang Beltracchi hat die Möglichkeit als Portraitmaler für Endemol und 3Sat als Hauptdarsteller mitzuwirken angenommen und so ist es geworden:
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Der Maler Beltracchi kommt mit seinem Mobil-Studio, Klapp-Staffelei und Wandergepäck nebst eines leinwandbezogenen Keilrahmens in die imposante neue Gebrüder-Grimm-Bibliothek der heutigen Ostberliner Humboldt-Universität. Das Portrait-Modell, der Österreicher Kehlmann, kommt die Treppe hoch – sagt “mal nicht mit wehendem Mantel aus dem U-Bahn-Schacht, wie bei Literatursendungen vom Fernsehen“ – Publikumsbeschimpfung bei Peter Handke war origineller und prägnanter.
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Beltracchi nimmt diesmal das Format (etwa 80 cm mal 100 cm) quer auf die Staffelei. Grundiert ist schon, wie alle Meister der Jahrhunderte, aber wie nun? Das Modell sitzt wieder links neben dem Bild, der Maler portraitiert über seinen linken Arm, malt als Rechtshänder.
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Daniel Kehlmann von Beltracchi im Stile des italienischen Malers Giorgio de Chirico („pittura metaphysica“, Neue Sachlichkeit, Surrealismus, Symbolismus, figürliche Malerei). Kurz gesagt, de Chirico erkennt der Laie an dem abgebildeten „faschistischen“ Architekturquader, mit Horizont und harter Perspektive mit Schatten).
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Der interessierte 3Sat-Zuschauer, erhielt in der ersten Folge dieser Beltracchi-Show Arbeitsschritte vorgetäuscht, wie der Maler angeblich arbeitet – nur gezeigt wird es nicht: Wie ein Wunder sehen wir plötzlich eine feine Portraitvorzeichnung, aber nicht, wie die entstand.
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Nun pinselte Beltracchi also auch bei diesem „de Chirico“ kurz die bereits vorhandenen Linien nach. Nun, mit Modell Kehlmann, aber anders als bei Harald Schmidt und Gloria:
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Der erste Blick auf das Bildformat zeigt nämlich bereits eine fertige Vorzeichnung des Gesichts von Modell Kehlmann. Wie die Zeichnung dahin kam, sahen wir nicht, obwohl wir angeblich die erste Sitzung sehen. Man spart uns damit die Fotoapparat-Nummer des „Beltracchi-Fotorealismus“.
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Der Maler beginnt die „erste“ Sitzung mit dem Nachpinseln der Konturen der bereits vorhandenen Zeichnung.
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Warum er das überhaupt macht, wird nicht gesagt, wird aber auch nicht verständlich. Denn das Ganze wird ja dann übermalt.
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Er hätte ebenso gut die Vorzeichnung ausmalen können, statt die Zeichnung nochmal mit dünner Farbe nachzufummeln. Soll wohl für den Fernsehzuschauer der Eindruck entstehen, es entstünde wie von Zauberhand das Zauberportrait.
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Das Modell Daniel Kehlmann, der über Shakespeare und Tolstoi sagt: Diese Meister konnten bis zu 40 Charaktere in einem Buch über 30 Jahre entwickeln – das sei eine wirklich enorm große Form, das könne er nicht.
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Beltracchi sagt für sich als Fälscher: „Das kann ich leider nicht von mir sagen. Ich kann Alles – bedauere, mir ist Nichts zu schwer.“
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Der sympathische Beltracchi ist wirklich frech und dickfellig.
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Und auch Kehlmann, der sich im Genieverdacht gegen sich selbst und als Denker unwiderstehlich findet, ist sich offenbar nicht schuldig, zumindest mal ironisch auf den Angeber Beltracchi zu reagieren. Und Beltracchi seinerseits hatte Kehlmann ja auch nicht gesagt, Kehlmann könne nicht nur „nicht 40 Charaktere“ wie Anna Karenina entwickeln – er könne gar keine Person entwickeln.
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Wer dessen Alexander-von-Humboldt-Comic gelesen hat, weiß, was Scherenschnitte sind (de Chirico) und, dass Kehlmann keine Romanpersonen zu entfalten vermag, sondern Holzschnitte rausbringt.
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Ein Gespräch zwischen Goethe und Tischbein kann nicht annähernd tumb verlaufen sein, wie die beiden Trivialisten Kehlmann und Beltracchi vormachen. Dabei ist Kehlmann schuld. Denn Beltracchi ist als Dienstleister nur der respondierende Chor des Kunden (durchaus möglich, dass Beltracchi keine Romanfigur von Kehlmann diskutieren könnte).
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Doch die heutige KULTURINDUSTRIE verändert nicht nur die oberflächliche Wegwerfkunst von heute, sondern auch die kulturindustrielle Darbietung einer Kunstfälscher-Verhackstückung, wie hier mit Beltracchi und Modell-Komplizen Kehlmann, Harald Schmidt und Co für 3Sat.
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Immerhin sagt der Off-Sprecher erklärend: „Ein Meisterfälscher ist kein Kopist“.
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Kopieren ist viel schwieriger, als im Stile von dem und jenem ein neues Bild zu machen. Man müsse da nur die Signatur und das Drum und Dran „historisch“ täuschend hinkriegen. Eine Kopie dagegen muss vollkommen wie echt sein.
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Beltracchi behauptet auf diesem Weg also: Ich kann jeden Maler nachmachen – und meint, er könne jeden großen Meister der Kunstgeschichte fürs Laienauge verwechselbar variieren.
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Und der OFF-Sprecher betont: Immerhin ist Beltracchi eine Jahrhunderterscheinung, denn er kann als einziger Fälscher Malerstile über den geschichtlichen Zeitraum von 400 Jahren vortäuschen.
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Die 3Sat-Reihe „Der Meisterfälscher“ hat nun aber nicht gezeigt, dass Beltracchi, außer den Kindermalern des zwanzigsten Jahrhunderts, andere Stile zu mehr als Laientäuschung auszuführen vermag. Und damit kommen wir zu Botticelli, dem Florentiner Renaissancemaler:
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Während also bei Kehlmann, der „sein Bild“ „ganz toll“ fand, das 3Sat-Fernsehen nicht zeigt, wie Beltracchi es malt – allein erneut eine Esstisch-Sitzung mit Frau Beltracchi vor Kunst- und Abbildungsbüchern. Sie diskutieren, welcher de Chirico sich als Vorwurf für einen Kehlmann eignen würde – hier jetzt also der Clou:
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Zur Vorbereitung des Portraits, das Beltracchi von seiner Tochter Franziska malen möchte, sehen wir, wie Frau und Tochter Beltracchi die Uffizien in Florenz besuchen und Botticellis berühmte Großformate ansehen: „Die Geburt der Venus“ und vier Jahreszeiten „Frühling“.
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So, gut vorbereitet, sieht sich Wolfgang Beltracchi zu hause wieder die schönen Kunstbücher an und nimmt gleich das bekannteste Portrait – denn man soll den Botticelli ja wiedererkennen.
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Frau Beltracchi sagt: Die Tochter ist ein Renaissance-Typ (wieder suggeriert man dem Publikum, was es zu sehen glauben soll). Man hat die wellige Langhaar-Frisur und das Make-up zu Botticelli passend eingestellt –
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Wolfgang Vater Beltracchi meint zur Modell-Tochter: … schön wär’s, nicht?
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Schließlich werden zahlreiche Portraitstudien, verschiedene Blickwinkel, Vorzeichnungen, bald vom „Meister“ „Kartons“ genannt – als angebliche Vorabeiten gezeigt. Wir sehen nicht wie er sie macht (vielleicht sind die ja von der Tochter oder der Ehefrau). Und verwendet werden die auch nicht – sollen also ein bisschen blenden – vielleicht sind es auch Fotokopien, trotzdem hübsch.
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Dann wird aber nur eine der Portraitstudien davon auf die Portraitleinwand durchgepaust und nun die Ei-Mixion als Tempera-Farbe mit Pigment angemixt: Eigelb, destilliertes Wasser, etwas Ochsengalle – das wird mit Wasser verdünnt – trocknet und härtet schnell unauflösbar (also übermalbar und lasierbar ohne anzulösen (wie es Öltempera mit Terpentin an sich hat).
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Wir hören „Verdaggio“, die grüne Erde“-Untermalung eines Renaissance-Portraits. Dann die Strichelei, die der Räumlichkeit eines flachen Gesichts abhilft. Dann die Hautfarben-Lasur – dazu behauptet die Off-Erklärung: Über zwanzig Lasuren legt Beltracchi über einander, alle scheinen durch und durch. Gut gebrüllt Löwe: SEHEN kann man wieder nicht, was behauptet wird.
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Was er mit den nicht besonders hochwertigen Tuben-Studienfarben „Norma“ macht, statt mit „Mussini“, wird nicht gesagt. Einen Malerlappen hat er hier wieder nirgends.
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Abschließend kommen das mit Goldtröpfchen aufgenuttete Botticelli-Haar der geduldigen Tochter Franziska noch zur Höhung und der Familiengeist, die Bildnerei und die Freude an der Kunst, die leicht fällt – das überzeugt menschlich sehr. Guter Grund, für die Tochter auch Kunst zu studieren.
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Witzig, wie der Maler den Hintergrund lasierend blau anstreicht, keinen homogenen Anstrich hinkriegt, Wolken nicht zu vermeiden vermag und deshalb sofort einige Wölkchen hineinmalt – Ja! So geht’s!
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Dr. DIETMAR MOEWS von FOKKO VON VELDE fotografiert
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Dietmar Moews meint: Erstaunlich, wie wenig man den Zuschauern an Kunst und Malereinteresse und -verständnis zutraut.
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Erstaunlich, wie wenig hier die Möglichkeit benutzt worden ist, regelrecht vorzuführen, wie Beltracchi sein Publikum vorführt:
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Also abschließend ganz kurz: Wer heute als Restaurator ausgebildet wird, muss zur staatlichen Prüfung eine Meisterwerk-Kopie vor dem Originalgemälde selbstständig ausführen. Die muss vom Ausdruck und von der Technologie Gültigkeit beanspruchen können.
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Das kann Beltracchi nicht. Das versucht er auch gar nicht. Er kann also nicht Zaubern, sondern er hat sich in Primitiv-Stilen der Moderne eingeübt, Trickzauber vorzumachen.
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Das heißt, nicht seine Malerei ist meisterlich oder täuschend verwechselbar gut. Sondern Beltracchi macht das, was dazu führt, dass seine Verkaufspromotoren den Käufern ein solches Beltracchi-Werk als ein „Botticelli“ abnehmen. Einfach so, wie ein Zaubertrick-Künstler sein Publikum gut unterhält und allerdings was vortäuscht, was nicht ist.
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Mit den „Meistern des Zwanzigsten Jahrhundert“ funktioniert die Vormacherei, weil es sich weitreichend einfach nicht um „Meister“ und nicht um echte Künstler handelt – Beltracchi erzählt: Es gibt viel zu wenige Portraits von dem Kunsthändler Flechtheim, der so viel für die Maler gemacht hatte – deshalb habe ich mehrere Fälschungen von Flechtheim gemalt, in schwulen Farben – der Flechtheim war ja so.
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Lieber Freund Beltracchi, die vier Jahreszeiten? Frühlingsfarben? weibliche Farben? schwule Farben? – das hätte mich schon weiter interessiert.
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In dieser Fernseh-Reihe „Der Meisterfälscher“ werden Bilder so vorgemacht, dass es ein Laienpublikum, das die Originalmeister nicht kennt, sondern ebenfalls die Kunst-Bildbände und Postkarten zuhause anschaut, sofort sagt: ja, Botticelli, ja Cranach, ja de Chirico, ja Beltracchi, zauberhaft.
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Auch sehr sympathisch ist dann der Beltracchi, der ständig über die Arbeit stöhnt, die elende Strichelei, die Altersweitsichtigkeit, die langweilige Trocknung mit dem Elektroföhn –
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Zukünftig macht er angeblich auch noch während und nach seiner Gefängniszeit als Bandenbetrüger weiterhin Max-Ernst-Gemälde auf Bestellung der nachfragenden Max-Ernst-Interessenten.
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Nicht gesagt wird, dass Beltracchi natürlich jede Woche fünf Max Ernste machen kann.
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Nunmehr lässt er einfach die Fälschung einer Max Ernst-Signatur weg, und übergibt die Replik oder Variante dem Auftraggeber „Liebhaber“, der eine unsignierte Kopie des Max Ernst von Beltracchi bezahlt (da wird zukünftig auch noch Brot und Kuchen für die malende Tochter abfallen).
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(Wohl möglich wird Beltracchi zukünftig für die Röntgenkriminalisten eine Beltracchi-Original-Signatur in die Untermalung (als Alibi) hineinpinseln / Eitemera unter Öl-Tempera unsichtbar eingefügt), dann könnte Folgendes passieren: Beltracchis Max Ernst-Gemälde ist sichtbar nicht signiert, also es steht keine Handsignatur drauf.
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Der Max-Ernst-Besteller, Max Ernst-Liebhaber, hat gerade ein Geldproblem, macht mal eben eine Max Ernst-Signatur auf den unsignierten Beltracchi und gibt das Gemälde dann als die Max Ernst-Wandaktie an einen begehrlichen Schwarzgeld-Käufer ab.
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Dies ist nunmehr die neue Variante der Kunstfälschung (die übrigens historisch belegt ist: man signiert einfach nachträglich – man erlässt Beltracchi die Falschsignatur (er muss den „Max Matisse“ nur malen) – für die Provenienz, die Zertifikate und die Signatur sorgen später Mittelsleute.
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Während ein solcher Käufer auch gar nicht die Echtheit anzweifeln möchte, sondern einen äußerst preisgünstigen Matisse erwirbt – sind damit alle zufrieden. Jedenfalls kann dem Meister keiner mehr was Unrechtes anlasten: Denn malen ist erlaubt! „Mach’s wer’s kann“, sagt der Kollege zum grünen Heinrich Lee – Geldwäsche auch so.
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Daniel Kehlmann, das mit Malereiwissen unbelastete de Chirico-Portrait-Modell, fand zwar die Idee eines „gefälschten Fälschers“ bemerkenswert. Doch leider führte er den Gedanken nicht aus – Beltracchi natürlich auch nicht. Der Off-Sprecher von 3 Sat auch nicht. Okeee. Dieser Riese wird nicht rieseln und Beltracchi nicht verhungern.
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Denn: Arbeit schändet nicht.
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Der als Kunst- und Urkundenfälscher verurteilte und eine Gefängnisstrafe abgesessen habende Maler Wolfgang Beltracchi (63) wurde gestern das erste Mal gezeigt, wie er für eine TV-Kleinserie Modelle in Essig und Öl auf Leinwand portraitiert: Den Fernseh-Unterhalter Harald Schmidt (57) Richtung Otto Dix, die bayerische Schlosseigentümerin Gloria von Thurn und Taxis Richtung Lukas Cranach – na, ja.
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Wolfgang Beltracchi hat die Möglichkeit als Portraitmaler für Endemol und 3Sat als Hauptdarsteller mitzuwirken angenommen, und so ist es geworden:
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Harald Schmidt wollte nach eigener Wahl für ein „Otto-Dix-Portrait“ modellsitzen – das fertige Bild sollte seine Entgeltung werden. Gezeigt wurde dann, Beltracchi und Schmidt treffen sich, sind freundlich, reden so Dies und Das (aus dem Off wird erklärt: Hier in Mülheim hat Harald Schmidt seine Tausende Latenight-Shows aufgezeichnet). Schmidt sitzt neben Staffelei und Leinwand (etwa 100 cm mal 75 cm, mittlere „Portrait-Leinwand, irgendwie grundiert) dem Maler gegenüber. Beltracchi schaut hin, kleine Positionsanweisung ans Modell, lässt sich anschauen und beginnt eine gefrickelte Bleistiftskizze auf der Leinwand zu zeichnen.
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Aus dem Off werden kurze Hilfserklärungen eingesprochen, aber nichts Fachliches über Maltechnik oder zu den Eigenarten von Otto Dix. Das Modell Schmidt äußert persönliche Abwertungsmeinungen zur heutigen Kunst, womit er seinen Vorschlag „Otto Dix“ begründet (vielleicht hätte ihm Christian Schad besser gefallen? – Nein, der ist nicht so bekannt).
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Beltracchi wird im Laufe dieses Portrait-Sitzungs-Gesprächs mit der TV-Kamera nicht wirklich auf die Finger geschaut, man sieht nicht wirklich, wie er seine Proportionen und Abstände, Größenverhältnisse und Korrekturen ausführt – egal. Einige Schnitte weiter pinselt er mit dem feinsten Rundspitzpinsel die Bleistiftkonturen dunkel nach, bald ist dann schon mal eine öllasierte Portraitzeichnung zu sehen, die Größe und Position des Kopfes sind festgelegt, Schmidt sitzt links-seitlich von vorne im Bild.
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Nun sehen wir gleich, dass Beltracchi eine banale Fotoabmalpraxis pflegt, nennen wir es „Beltracchi-Foto-Realismus“ – nur wird das bei 3Sat nicht gesagt (so billig kommen Strassenportraitisten auf der Piazzale Michelangelo nicht davon).
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Alles stimmt – wie bei Wilhelm Buschs Maler Klecksel: Vor Allem das Brillengestell ganz genau, Nase, Ohr, Mund, zwei Augen.
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Dann kommt ein kleiner Taschenspieler: Otto Dix und der Persönlichkeitsausdruck durch Handbewegung (Schmidt würde ja mit den Händen reden) – also mal eben eine Foto-Aufnahme mit dem Mobile. Hierbei legt Beltracchi die spätere Position des Portraits fotografisch fest (wie lang sind die Koteletten, Ohrläppchen angewachsen, Nasenhaare, Augenfarbe gefragt).
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Und schon geht’s weiter. Dem Modell gefällt die Arbeit gut. Sie verabreden sich fürs nächste Mal. Dann hat der Maler zuhause schon mal das Ganze farblich durchgearbeitet und man kann letzte Abstimmungen mit Modell zum guten Ende führen. SCHNITT.
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Beltracchi zuhause diskutiert mit seiner Ehefrau anhand von Bildbänden Abbildungen von Portraitgemälden von Otto Dix und Lukas Cranach.
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Hier hätte zumindest der Maler Beltracchi selbst ein wenig aus der Schule plaudern sollen, für welche Besonderheiten er sich für das Harald Schmidt-Bild, aus welchen Malergründen entschieden hat. Denn Otto Dix hat extrem unterschiedlich gemalt. Auch gegenständliche Bilder, wie ein solches der Neuen Sachlichkeit zuzuordnendes Portrait, wurden von Dix teils dick bis pastos in Öl gemalt, teils, wie es Beltracchi der Einfachheit macht, dünn wie ein Aquarell. Beltracchis Behauptung, er male Schmidt in Öl-Lasurtechnik, ist im Sinne von Otto Dix falsch und irreführend. Beltracchi hat mehr eine kolorierte Zeichnung angefertigt. Trocknet ja auch schneller (zur Not mit einem Elektro-Fön).
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DIETMAR MOEWS „Mexikano“ DMW 567.7.0,140 cm / 140 cm, Öl auf Textil, in Dresden im Jahr 2000 gemalt
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Ein Malereifachmann, als der Wolfgang Beltracchi ja zu bezeichnen ist, ist erkennbar ein weit aufzufassender Begriff.
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Ein professioneller Restaurator, der speziell Otto Dix-Maltechnik studiert hat, müsste sagen: Beltracchi ist schlau. Er immitiert Otto Dix nur so weit, an der Oberfläche, dass seine Kundschaft glücklich ist. Das heißt: Portrait und Otto Dix müssen geglaubt werden können, dazu kurze Arbeitszeit, minimale Lohn- und Materialkosten; der Fachmann sieht zumindest hier bei der 3Sat-Nummer, dass nur Dekorationsmalerei geboten wird (Harald Schmidt und Gloria in 100 Jahren? – Kölle Allaaf)
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Wolfgang Beltracchi sitzt jetzt also zu hause und hat sich eine lebensgroße farbige Fotovergrößerung gezogen, die er neben der Darstellung als Abbildung auf der Leinwand kleben hat und pingelt nunmehr die Feinheiten, die er links sieht, rechts ab. Er sagt auch schon mal: Dafür könnte ich einen Assistenten gebrauchen. Zu seinem Farbenfabrikat aus der Tube, seinen Malmitteln, seinen Pinseln, sagt er gar nichts. Was jeder Maler hat – einen Lappen – kriegen wir nicht zu sehen.
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Das Modell Harald Schmidt hat jedenfalls nichts Kennerhaftes geäußert, warum ihm diese oder eine andere Otto-Dix-Malweise gefällt oder nicht. Schmidt hat eigentlich keinerlei fachliche oder künstlerische Frage gestellt. So entspricht es wohl auch der Zielgruppe: 3Sat zwei PROMIS im SMALL-TALK – keine langen oder fachlichen Belehrungen, die man dann im digitalen Fernsehbildschnitt sowieso nicht sehen könnte.
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Okee Dokee:
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Beltracchi und Schmidt treffen sich ein zweites Mal.
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Jetzt war das Bild eigentlich (in Abwesenheit der TV-Kamera) schon weitgehend fertig. Schmidt bewunderte seine Hände (die Hände auf dem Gemälde), die aussahen wie die Hände von Otto Dix, und findet Beltracchi gut, der wenigsten was kann. Der machte schnell noch mal ein Foto vom Kopf, wegen der Haare und des speziellen Brillendesigns (denn Sowas merken die). Und weiter ging’s, wieder nach hause – wenn es fertig ist, würde Beltracchi es Schmidt ins Büro bringen.
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Beltracchi hat sein Dix-Schmidt-Portrait in Folie eingeschlagen und kommt ins Büro. Schmidt ist wieder freundlich,
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soll ich auswickeln helfen,
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nein, geht schon.
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Beltracchi stellt das Bild an die leere Wand. Ja, das ist ja gut geworden – Beltracchi sagt was von Otto-Dix-Stil, er könne es auch aufwendiger malen – der Kopf schaut ernst, aber wenn man genauer hinsieht, kann man auch einen Anflug eines feinen Lächelns ahnen, sagt der Maler (Schmidts Ironie), ja, sagt Schmidt, wie Mona Lisa.
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Zweites Motiv: Fürstin Gloria aus Regensburg wie Lukas Cranach der Ältere. Gloria sagt: Ich weiß auch nicht, wie viele Fälschungen sich in der Kunst-Sammlung THURN und TAXIS befinden: Ich will es auch gar nicht wissen. Sie schätzt ihn auf über Sechzig – ja, im Gefängnis sei er gealtert. Hinsetzen, etwas rumfrickeln, ein Püppchengesichtchen in Zeichenstift, dann das Foto – und ab geht’s, nach hause.
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Jetzt geht’s ganz schnell: Anstrich mehrerer Flächen, Kleidung, Hintergrund, Vergoldung. Welche Werkzeuge, welche Farben, Öl? welche Malmittel? wissen wir nicht, dann der Auftrag einer Mixion – für Blattgold oder Schlagmetall? – da besteht erfahrungsgemäß ein großes farbtechnologisches Problem: Die Ölfarbe trocknet sehr langsam bzw. sie lässt sich leicht wieder auflösen, besonders auch mit einer Vergoldungs-Mixion. Es wird nicht erklärt, wie lange hier getrocknet worden war, oder, ob er vorher mit Wasserfarbe gemalt hatte.
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Jedenfalls ist seine Vergoldung lustig, ohne Schläger usw. es bleibt tatsächlich überhaupt kein Blattgold sonstwo kleben, auch nicht überall dort, wo grundiert worden war und wo es kleben sollte. Wie der Maler das Problem löst, wird nicht erkennbar, während er zu hause das Foto abmalt. Denn nun kommt er schon wieder ins Schloss von Regensburg. Gold und Edelsteine, Glitzergewand einer wiedergeborenen Renaissance, so gut wie keine Portraitähnlichkeit (eben Wilhelm Buschs Maler Klecksel). Gloria ist vollprofessionell happy, Beltracchi doch auch.
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Dietmar Moews meint: ENDEMOL und 3Sat bringen das Thema Malerei nach dem Motto „Leute abholen, wo sie sind“.
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Da kommt mehrfach, wie Beltracchi sagt: An einem Nachmittag gemalt, eine Million gekriegt, kein schlechter Stundenlohn, da müsste Harald Schmidt eine ganze Woche für arbeiten.
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Ich kann jeden Stil. Ich war faul. Ich habe nur ca. 300 Bilder gemalt. Es hätten Tausend mehr sein können. Die Agenten haben an OFF-Shore-Firmen und Geld-POOLS verkauft, nur an sehr reiche Leute – seine Straftaten bestanden in der Benutzung der fremden Namens-Signaturen. Alles andere machte die Begehrlichkeit und die Augenlosigkeit und mangelnde Kennerschaft der Kundschaft – selbst Galeristen haben Campendonck, Max Ernst oder Kirchner geglaubt.
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Einfacher ist es, wenn man im Stile des Malers was ganz Neues malt, statt ein Original zu kopieren. Zu replizieren oder zu fälschen ist schwierig.
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Beltracchi ist ein Freund der Kunst und der Malerei, hat Kenntnisse und Augen im Kopf, dazu eine Frau die vermutlich auch mitgemalt hat, wenn der Liefertermin drückte (Assistenten gebrauchen), und solche Mittler, die wussten, wie der Westkunstbetrieb aus Flachware, Wandaktien macht und Provenienz wie Zertifikate liefert: „Engel bringt Gewünschtes“
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Ganz sicher könnte Beltracchi eine Menge zur heutigen Kunst und aus seinen konkreten Erfahrungen mitteilen – aber das war jetzt bei diesem „britischen“ Endemol-Format bei 3Sat nicht vorgesehen (und wohl auch nicht im Preis drin – schade).
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