Ferdinand Hodler Malerei in der BUNDESKUNSTHALLE BONN

September 9, 2017
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Vom Sonntag, 10. September 2017

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Ferdinand Hodler aus seiner Erfolgsphase „Holzfäller“ Öl auf Leinwand, 138 cm/113 cm, 1910 gemalt – nicht monumental, sondern unterlebensgroß

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Ferdinand Hodler, der Schweizer Maler (1853-1918), wird mit der Ausstellungseröffnung am 7. September 2017 in der BUNDESKUNSTHALLE BONN mit einer guten sehenswerten Ausstellung bedeutend herausgestellt (über 100 Bilder und 40 Zeichnungen; bis 28. Januar 2018).

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Der Leiter der Bundeskunsthalle, der Niederländer Rein Wolfs, sowie die deutschen und schweizerischen Staatsstellen, mit der PRO HELVETIA-Kunstförderungs-Kasse, mit der Schweizer KUSTODIN Monika Brunner, die Schweizer Katalog-Autorin Viola Radlach und dem Niederländischen Ausstellungsarchitekten Marcel Schmalgemeijer, haben mit Ferdinand Hodler ein relevantes Projekt vorgestellt. Hodler hatte europäische Wirkung und wird hier mit den Mitteln der Bundeskunsthalle Bonn und des Kunstmuseums Bern als internationale Gemeinschaftsproduktion allerdings in eine wissenschaftswidrige Interpretation gesetzt – das ist aber angesichts der gemalten BILDER dieser Ausstellung nachrangig.

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Herr Wolfs, Leiter der Bundeskunsthalle Bonn, am 7. September 2017

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Zur Eröffnung im vollbesetzten Auditorium begrüßte der Hausherr, Direktor REIN WOLFS, stellte das Gesamtprojekt und die Gastredner vor und betonte Hodlers MODERNITÄT, ohne zu sagen, was er damit meint, sowie Hodler als MONUMENTALIST – während in der Einladung zutreffend die Worte „SYMBOLISMUS“ und „JUGENDSTIL“ genannt werden, an die dann nicht angeknüpft wurde. Wolfs gab das Wort an die Botschafterin der Schweizerischen Eidgenossenschaft I. E. Christine Schraner Burgener, die die gute Zusammenarbeit und den vielseitigen Guten Willen bezeugte, ohne den ein solch, zu Lebzeit bereits durch Kunstmarkt und private Sammler international verstreutes Moderne-Werk nur sehr schwierig als das Gesamtwerk repräsentierende Ausstellung zusammengestellt werden kann, was hier gelungen ist.

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Alsdann kam eine unerfreuliche Aktivität der Kuratorin, Monika Brunner, die es fertigbrachte, anstatt eine Experten-Ansprache an die geneigten Gäste zu halten, einen eigenen Essay schlecht und flüchtig zu VERLESEN, als würde die Namensliste der Gefallenen heruntergerasselt.

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Sowas geht nicht.

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Nicht jeder kann reden.

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Wer es nicht kann, zu seinen Zuhörern zu sprechen, sollte es nicht tun. Allerdings auf höchster Ebene – immerhin der BUNDESKUNSTHALLE – hat hier ein JEKAMI (Jeder kann mitmachen)-Geist eines basisdemokratischen Missverständnisses die Gäste beleidigt – peinlich.

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Die Stichworte des verlesenen Textes der Frau BRUNNER waren der willkürliche, irreführende UNTERTITEL zu FERDINAND HODLER, nämlich „MALER DER FRÜHEN MODERNE“. Des Weiteren die sinnvoll dreigegliederte Exposition der Bilder und Zeichnungen im Erdgeschoss der Bundeskunsthalle:

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Anstatt museumsweiß sind die neun Meter hohen Wände HODLER-RÄUMLICHKEITEN in gebrochenem Kobaltblau verschiedener Grauwerte getaucht. Gut.

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ANFANGSPHASE – Stilistische Suche HODLERS im konventionell-figürlichen Malstil seiner Zeit, oft mit Skizzen, denen man ansieht, dass sie mit Hilfe von Photovorlagen aufgerissen worden sind;

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Hodler ist in dieser zweiten Hälfte 19. Jahrhundert in Westeuropa noch nicht bei sich angekommen; dazu konventionelle vergoldete Stuck- und Profilrahmen.

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Reihungen im JENA-Wandbild – Monumentalismus? – die obere Figurenreihung ist im Maßstab größer als die Pferde , vorne

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ERFOLGSPHASE – der figürlich klassische Umrissstil der symmetrischen, holzschnittartigen Motive, die als Tafelbilder wie als Wandbilder vom naturalistischen Farbenzwang befreit, oft durch Reihungen und Umrissvarianten alle Stilmittel der Wirkungserhöhung ausspielen.

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Photo-Repro des „Schwur“ (1910) mit Interieur im hannoverschen Rats-Saal

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In seiner Haupt- und Geschäftserfolgs-Phase steht Hodler inmitten des floralen Stils, der dann bei anderen im Jugendstil, später in der Art Nouveau Ausdruck fand und eben nicht als Zwischenschritt der Moderne zu verstehen ist, sondern als Antithese.

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Hodler drehte Gegenstände als Ornamente in die Kompositionen wie es von Paul Gauguin bekannt ist. Aber die modernen Bildermacher dieser Epoche – was man als Auflösung mit „Moderne“ kennzeichnet, ist etwas anderes- , Anfang des neuen 20sten Jahrhunderts, lösen Formen auf, abstrahieren bis zur Beseitigung des Figürlichen aus der Augenwelt (Abstraktion, Suprematismus, Sonder-Expressionismus, Konstruktivismus, Kubismus u. a.).

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Dieses unterlebensgroße Motiv ziert den Katalog (35.- Euro) und die Einladungskarte. „Fröhliches Weib“, Öl auf Leinwand, 166 cm / 118,5 cm von 1911 – es ist nicht monumental oder monumentalistisch

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Hodlers Farben in dieser Hauptphase reflektieren die inzwischen international angekommenen Freiheiten der Komplementärfarben – wie längst bekannt bei CEZANNE, bei MONET, bei MUNCH.

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„Der Mäher“ 1909 – Segantini lässt grüßen

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Dagegen errang sich Hodler seine Meisterschaft im Erfassen von gegenständlichen SILHOUETTEN (wie man Umrisszeichnungen superlativ bei Georges de La Tour und Piero della Francesca findet), die schon ohne Binnenmalerei Gegenstände ausreichend definieren können.

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Genfer See, Thuner See in vielen Varianten

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ALTERSBEFREIUNGS-PHASE – letztlich ein glücklicher privater befreiter Malduktus, der erst spät Hodlers Künstlerreife und seinen Durchbruch zu einer hohen Farbmalerei-Kunst aufführt – überwiegend in Landschaftsbildern, den Alpengebirgszügen, den Seenbilderm, auch in Schnellstmanier aufgerissenen Figuren und Figurengruppen.

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Fensterrahmung, freie Symmetrie

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Diese Schnell-Werktechnik ermöglichte Hodler, der ein versierter Selbstvermarkter am privaten Kunstmarkt war, eine preisgünstige Stückzahl der Motiv-Varianten massenhaft zu produzieren, was in einer aufwendigeren Maltechnik unmöglich gewesen wäre oder die Kosten je Bild in unverkäufliche Höhen getrieben hätte. Diese Bilder werden in massigen, simplen weißgetünchten Rundprofilrahmen, ohne Schattenfugen, ausgestellt.

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Hodler gehört bereits der Photographiezeit an

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DIE BUNDESKUNSTHALLE, die mehrere Ausstellungsebenen hat, wird meist für mehrere Ausstellungen gleichzeitig genutzt. Hier, für FERDINAND HODLER, hat man das Erdgeschoss genommen, die ganze Ausstellung durch alt-kaltblauen Wandanstrich und eigenartige querstehende Bilderhänge-Wände vorstrukturiert, was sowohl Hodlers Malerei wie auch in den hinteren Kabinetten mit Skizzen zum Durchwandern der Ausstellung gut scheint – beispielsweise im Unterschied zu den meist obligatorischen weißen „Alexander-Dorner-Präsentationen“ in vielen heutigen Ausstellungen oder auch mit angeblich „expressisonistisch“ durchgebunteten Ausstellungswänden (Lenbachhaus).

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Alle Exponate, besonders die Tafelbilder, sind wie Fensterbilder gerahmt (im Katalog sieht man dann, welch erheblicher Unterschied der Bilderwirkung entsteht, wenn die Bilder ungerahmt, einfach angeschnitten und freigestellt abgebildet sind).

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Hodlers Anfangsphase wird vom Eingang her, anciennitär nach hinten, von den frühen gegenständlichen kleineren Kompositionen im akademischen Stil, repräsentiert – darunter zahlreiche Selbstportraits des jüngeren Ferdinand Hodler. Man nennt es hier „Petersburger Hängung“, wenn Tafelbilder miteinander auch übereinander, gruppiert aufgehängt zu sehen sind. Dabei hat man dankenswerter Weise nicht die neun Meter Raumhöhe bis oben hin genutzt (man kennt es aus Florenz und aus Petersburg)

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Als zweiter Ausstellungsteil – Hodlers Jugendstil-Erfolgsphase – hängt die Auswahl dann nebeneinander, auf thematische und format- bzw- farbliche Hängungs-Nachbarschaften gewählt. Die Hängung sowie die Beleuchtung ist vorbildlich – eigentlich ist die Ausstellung zugleich ein Gesamtkunstwerk des Architekten und der Mitentscheider. Die Beschilderung ist gut lesbar, ohne Schnickschnack und Unterhaltungs-Leihelektronik fürs Ohr.

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Der von den Ausstellungsmachern überbetonte MONUMENTALISMUS bildet dann – mangels Masse – die hinteren Kunsthallenbereich, was auch durch die angeschlossenen Skizzen-Reihen, hinter Glas gerahmt, Sinn hat. Aber eben nur ein Seitenaspekt Hodlers Werk und Wirkung ist (anders als Pierre Puvis de Chavannes / au Panton oder Otto Gussmann im Wallot-Reichstag von Berlin oder vom Dresdner Neuen Rathaus und vom Eisenacher Jugendstil-Burschenschafts-Denkmal und der 1912er Großen Mailänder Design-Ausstellung) -. Und noch einmal, hier sind nicht die Historien und nicht der Monumentalismus der IMPAKT des Ferdinand Hodler in die Zukunft, sondern sein JUGENDSTIL, sein JAPONISMUS, der hodlersche ORNAMENTALISMUS, später dann das Florale in der INDUSTRIEMÖBEL-Produktion, die sichtbaren Folgen dieses Schweizer Malers im Design, bis ins Bauhaus.

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Dagegen behauptet die Kustodin, dieser HODLER und diese durchaus repräsentative Bilderauswahl-AUSSTELLUNG würden zeigen, dass wir einen MODERNE-VORLÄUFER sähen, der den MONUMENTALISMUS verträte und formuliert hätte. Dabei ist Monumentalismus durchaus ein kanonisierter Begriff, bei dem Übergröße der Motive und allgemein politischer Machtausdruck akzentuiert wird. Das trifft – wohlmeinend – gerade auf zwei verschiedene Werke Hodlers in dieser Ausstellung zu, Auftragswerke, neben „Rückzug von Marignano“ (1899) für das Landesmuseum Zürich, für die UNIVERSITÄT JENA den Freiheitskrieg der deutschen Studenten 1813″, (1908), und für die Stadt HANNOVER der „SCHWUR“, (1911), hier im Katalog „Einmütigkeit genannt, Letztere hier in Bonn jetzt auch in sehenswerten lebensgroßen Fototapeten anzuschauen sind.

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Dietmar Moews meint: Der völlig überspannte Direktor der BUNDESKUNSTHALLE BONN, Rein Wolfs, meinte dann im flüchtigen Gespräch, dass im MONUMENTALISMUS – den ich in dieser Ausstellung gar nicht gefunden hatte – die internationale Bedeutung und der Rang von HODLER zu sehen sei. Hodler, der ja auch mit dem Holzfäller und einem Sensen-Mäher auf den SCHWEIZER FRANKEN-Scheinen monumental repräsentiert werde.

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Die überlebensgroßen „DIE LEBENSMÜDEN“ (Selbstportraits von Hodler) 110,5 cm / 220cm 1892

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Nun ja, Hodler hat längere Zeit in Spanien studiert, hat in Italien studiert, hat sich in österreichischen und deutschen Ausstellungen umgetan und im Kunstbetrieb seiner Zeit gut ausgekannt. Hodler knüpfte ausdrücklich nicht an Corot oder Courbet an – man findet aber in ganz EUROPA Maler, die eben den Modernismus – weg von der festen Form, weg vom Hard Edge, weg von Jugendstil, nicht mitmachten. Andere, wie die britischen Arts and Crafts, die deutschen NAZARENER, Hodler aus Bern und Genf, der deutsch-norweger Edvard Munch, der Wiener Gustav Klimt und der Wiener Egon Schiele, der Pariser Puvis de Chavannes, der Württemberger in Dresden Otto Gussmann, auch die „Belgier“ Fernand Khnopff und James Ensor, nicht zuletzt Segantini, den ich für einen Schweizer Maler halte – in Tirol als Österreicher geboren und in Italien studiert – in Maloja zum Großmeister aufgestiegen.

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Und auf die Frage nach der überfälligen Präsentation des genialen Schweizer Malers Albert Anker (1831-1910) in Deutschland – und zwar in der BUNDESKUNSTHALLE –  fand Direktor Rein Wolfs nur abfällige Bemerkungen („Anker sei eine Schweizer Größe in Bern“).

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Der junge Ferdinand Hodler

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Mir scheint, bei diesem berufsjugendlichen Dienstklassen-Wolfs ist für KUNST und für die roten Fäden der Malerei-Geschichte leider keine Sensibilität übrig. Wer den phänomenalen ANKER unterschätzt – da mag man gar nicht nach OTTO NEBEL fragen. Aber – Ferdinand HODLER – andere Schweizer Künstler, wie PAUL KLEE, hatten was für OTTO NEBEL übrig.

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Albert Anker, „Der Redakteur“, 64,5 cm/ 51 cm, Öl auf Leinwand, 1874

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Albert Anker „Zeitungsleser“, 64 cm / 80,5 cm, Öl auf Leinwand, 1867

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Es ist ein Kreuz mit der sozialdemokratischen SALONPERSONNAGE, die hier in Bonn Frauenquoten-FURORE mit sich selbst macht, nach dem Motto, „Der Staat schafft an“. da hätte Ferdinand Hodler, als Querdenker, seine Freude dran gehabt, an Herrn WOLFS und Frau BRUNNER.

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Christoph Blocher, Förderer der Hodler-Ausstellung und rechter Schweizer Politiker und Kapitalist

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GERHARD RICHTER: Schaulager in BASEL, konsequent, unbeirrbar und tiefgründig

September 30, 2014

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am Dienstag, 30. September 2014

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Konsequent, unbeirrbar und tiefgründig“ Das Schaulager in Basel preist Gerhard Richter als neues Universalgenie unserer Zeit.

Ganz in der Tradition der individuellen Mythologien darf Gerhard Richter im Basler Schaulager sein Universum ausbreiten – eine Werkschau wie eine Suchmaschinen-Ergebnisliste zum Thema „Gesellschaft“ verkörpert er den Typus des Homo universalis des dritten Jahrtausends?

Christian Saehrendt

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Macht man einmal das Experiment, ganz ohne Vorkenntnisse in die gegenwärtige Ausstellung des Schaulagers zu gehen, und erliegt nicht der Versuchung, sofort ins Ausstellungsbegleitheft oder auf die Werktitel zu schauen, dann findet man vorbemalte Buchdeckel in Petersburger Hängung, mit Beton ausgefüllte und mit Kabeln verbundene alte Schuhe, Einkaufswagen mit Plastiktüten, alte Pappkartons, Kohlezeichnungen von Greifvögeln, Lumpen hinter Glas, sinnlos in die Wand hineinführende Elektrokabel, Projektoren, die nichts projizieren. Projektoren in vollem Betrieb. All dies – und noch viel mehr – gehört zum Inventar der Gerhard-Richter-Retrospektive. Aber wo ist der Zusammenhang?

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GERHARD RICHTER „Abstraktes Bild“ (vermutlich Gardinen), Oil on Canvas, 78 / 63 Inches, 1984

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Nun schauen wir doch ins Begleitheft und erfahren über Gerhard Richter: „Sein scheinbar sprunghaftes, ausuferndes und unübersichtliches Schaffen entpuppt sich dem interessierten Betrachter bei näherem Hinsehen als konsequent, unbeirrbar und tiefgründig.“ Aha! Und weiter: „Seine Interessen reichen von aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen bis zu zeitlosen, großen Themen der Geschichte, Literatur und Philosophie.“ Oh! Damit aber nicht genug: „Als Video- und Installationskünstler, Zeichner und Maler ist er dabei ebenso versiert wie als Autor und Dozent.“ Wir sind beeindruckt und fast schon ein wenig eingeschüchtert, als wir lesen, dass im September auch noch ein Gerhard-Richter-Symposium geplant ist mit der Gerhard-Richter-Expertin Kathy Halbreich, die dafür eigens aus New York nach Basel anreisen wird. Wer ist denn dieser Homo universalis, wie konnte es sein, dass wir bisher noch nichts von ihm gehört haben?

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Geboren 1932 in Dresden, lebt er heute in New York und Köln. Vertreten war er u. a. schon bei der Documenta, bei der Biennale in Venedig und der Whitney Biennale. Höchste Zeit also für eine Retrospektive dieses Künstlers, der bereits mit mehreren Werken in der Sammlung der Emanuel-Hoffmann-Stiftung vertreten ist! Für die Ausstellung wurde eine komplette Etage des Schaulagers zu einer musealen White-Cube-Raumabfolge umgebaut, um die Videoprojektionen und Installationen angemessen präsentieren zu können. Es gibt einen bekannten Künstlertrick des Bluffs, den auch Richter, wie auch Jean Paul Richter und Wolfgang Niedecken, offenbar gerne anwendet: Die Aufwertung einer Arbeit durch verrätselte, etwa hochtrabende Titel, wenn möglich noch mit Namen von Philosophen garniert. So nennt er beispielsweise einen grossen Tintenstrahldruck, der einen Baum mit einer Krone aus Papierblättern und Wurzelwerk aus alten Schuhen zeigt, „World Wide Trash – thanks for nothing Hegel!“ und stürzt den Betrachter damit tief ins Grübeln. – Zwei digitale 2-Kanal-Videoprojektionen auf Leinwand in monumentalen Querformat bilden die Kernstücke der Schau. Sie nehmen jeweils einen Saal von der Grösse eines Kinos in Anspruch, zahlreiche Nebenprodukte wie Skizzen oder Storyboards füllen die angrenzenden Räume. Während der Film „Happiness (finally) after 35 000 years of Civilisation“ die Bildwelt Henry Dargers aktualisiert und einen immerwährenden blutigen Kampf zwischen unschuldig-friedlichen Jugendlichen und militärischen Gewalttätern zeigt, erinnert „Mr. Birds … trash … the future“ entfernt an die Kriegsdarstellungen Goyas: im Mittelpunkt steht hier ein abgestorbener Baumstrunk, der mal von Greifvögeln besetzt, mal mit Leichen behängt ist. Beide Filme breiten in bunter Zeichentrickfilm-Ästhetik höllenartige Szenarien aus. Der ebenso raumgreifende Werkzyklus „The 7 lights“ macht Böden und Wände zu Projektionsflächen bewegter Bilder. Die bisweilen scherenschnittartig scharfen Schatten und die unterschiedlichen Tempi der beweglichen Bildelemente erzeugen eindrucksvolle, fast schon meditative Stimmungen, besonders in jenem Raum, der mit dunklem Holzboden und einem entfernt an Abendmahlszenen erinnernden überlangen Tisch ausgestattet wurden.

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Einzelne, an die Art povera erinnernde Arbeiten haben durchaus ihren poetischen und humorvollen Charme, so faszinieren die verschiedenfarbigen, puzzleartig verzahnten Kunststeinplatten mit kryptischen Gravuren und lebenden Moos („Tablet“). Ein Kabel versenkt beide Enden in Wandsteckdosen und trägt den Namen „Argument“ – ein bisschen platt, doch im Blick auf manche Kunstdiskurse, die sich heftig im Kreise drehen, doch auch witzig. Oder bei den schwarzen und weissen Computertastaturen (“Oh, why so serious?“), deren Tasten durch Miniaturgrabsteine ersetzt wurden – da muss man als Kunstkritiker, den „tödlichen“ Verriss im Anschlag, schon lachen – über die Kunst, aber auch über sich selbst.

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Gerhard Richter. Selected Works. Schaulager Basel. Bis 19.Oktober 2014.Katalog Fr. 27-. weitere Publikationen anlässlich der Ausstellung. Symposium am 12./ 13. September u. a. mit Kathy Halbreich (MoMA). Zitiert nach Neue Zürcher Zeitung vom 10. September 2014, Nr, 209, Feuilleton Seite 27“

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Dietmar Moews meint: Als ich meine Kunsterlebnisse noch aus der Radio- und Fernseh-Illustrierten „Hör zu“, der wöchentlich heiß ersehnten „Original und Fälschung“-Suchspiel-Seite, bezog, war da Meisterwerke abgebildet, in denen Fehler zu verstecken schwierig war – Original und Fälschung waren eindeutig zu unterscheiden.

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Das ist durch die heutige organisierte Staatskunst und die Salonpersonnage, die den Kunst- Kulturbereich so besetzt haben, wie die Söldner die Bundeswehr, nun so überholt, dass Original oder nicht immer original und unfälschbar ist. Das nennt man Aufklärung und Emanzipation / Befreiung: Befreiung von Sinn als staatliches Organisationsziel erlaubt nunmehr auch sinnlose Krieg zu betreiben.

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Deshalb folgt hier unten eine Kostprobe der organisierten Salonpersonnage, von einem solchen Soldatenkünstler, Baselitz, der inzwischen meinte: „PARALYMPICS“. (Keine Diskussion, bitte)

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Konsequent, unbeirrbar und tiefgründig“ Das Schaulager in Basel preist Paul Chan als neues Universalgenie unserer Zeit.

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Ganz in der Tradition der individuellen Mythologien darf Paul Chan im Basler Schaulager sein Universum ausbreiten – eine Werkschau wie eine Suchmaschinen-Ergebnisliste zum Thema „Gesellschaft“ verkörpert er den Typus des Homo universalis des dritten Jahrtausends?

Christian Saehrendt

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Macht man einmal das Experiment, ganz ohne Vorkenntnisse in die gegenwärtige Ausstellung des Schaulagers zu gehen, und erliegt nicht der Versuchung,sofort ins Ausstellungsbegleitheft oder auf die Werktitel zu schauen, dann findet man vorbemalte Buchdeckel in Petersburger Hängung, mit Beton ausgefüllte und mit Kabeln verbundene alte Schuhe, Einkaufswagen mit Plastiktüten, alte Pappkartons, Kohlezeichnungen von Greifvögeln, Lumpen hinter Glas, sinnlos in die Wand hineinführende Elektrokabel, Projektoren, die nichts projizieren. Projektoren in vollem Betrieb. All dies – und noch viel mehr – gehört zum Inventar der Paul-Chan-Retrospektive. Aber wo ist der Zusammenhang?

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Nun schauen wir doch ins Begleitheft und erfahren über Chan: „Sein scheinbar sprunghaftes, ausuferndes und unübersichtliches Schaffen entpuppt sich dem interessierten Betrachter bei näherem Hinsehen als konsequent, unbeirrbar und tiefgründig.“ Aha! Und weiter: „Seine Interessen reichen von aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen bis zu zeitlosen, großen Themen der Geschichte, Literatur und Philosophie.“ Oh! Damit aber nicht genug: „Als Video- und Installationskünstler, Zeichner und Maler ist er dabei ebenso versiert wie als Autor und Dozent.“ Wir sind beeindruckt und fast schon ein wenig eingeschüchtert, als wir lesen, dass im September auch noch ein Paul-Chan-Symposium geplant ist mit der Paul-Chan-Expertin Kathy Halbreich, die dafür eigens aus New York nach Basel anreisen wird. Wer ist denn dieser Homo universalis, wie konnte es sein, dass wir bisher noch nichts von ihm gehört haben?

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Geboren 1973 in Hongkong, lebt er heute in New York. Vertreten war er u. a. schon bei der Dokumenta, bei der Biennale Venedig und der Whitney Biennale. Höchste Zeit also für eine Retrospektive dieses Künstlers, der bereits mit mehreren Werken in der Sammlung der Emanuel-Hoffmann-Stiftung vertreten ist! Für die Ausstellung wurde eine komplette Etage des Schaulagers zu einer musealen White-Cube-Raumabfolge umgebaut, um die Videoprojektionen und Installationen angemessen präsentieren zu können. Es gibt einen bekannten Künstlertrick des Bluffs, den auch Chan offenbar gerne anwendet: Die Aufwertung einer Arbeit durch verrätselte, etwa hochtrabende Titel, wenn möglich noch mit Namen von Philosophen garniert. So nennt er beispielsweise einen grossen Tintenstrahldruck, der einen Baum mit einer Krone aus Papierblättern und Wurzelwerk aus alten Schuhen zeigt, „World Wide Trash – thanks for nothing Hegel!“ und stürzt den Betrachter damit tief ins Grübeln. – Zwei digitale 2-Kanal-Videoprojektionen auf Leinwand in monumentalen Querformat bilden die Kernstücke der Schau. Sie nehmen jeweils einen Saal von der Grösse eines Kinosin Anspruch, zahlreiche Nebenprodukte wie Skizzen oder Storyboards füllen die angrenzenden Räume. Während der Film „Happiness (finally) after 35 000 years of Civilisation“ die Bildwelt Henry Dargers aktualisiert und einen immer währenden blutigen Kampf zwischen unschuldig-friedlichen Jugendlichen und militärischen gewalttätern zeigt, erinnert „Mr. Birds … trash … the future“ entfernt an die Kriegsdarstellungen Goyas: im Mittelpunkt steht hier ein abgestorbener Baumstrunk, der mal von Greifvögeln besetzt, mal mit Leichen behängt ist. Beide Filme breiten in bunter Zeichentrickfilm-Ästhetik höllenartige Szenarien aus. Der ebenso raumgreifende Werkzyklus „The 7 lights“ macht Böden und Wände zu Projektionsflächen bewegter Bilder. Die bisweilen scherenschnittartig scharfen Schatten und die unterschiedlichen Tempi der beweglichen Bildelemente erzeugen eindrucksvolle, fast schon meditative Stimmungen, besonders in jenem Raum,der mit dunklem Holzboden und einem entfernt an Abendmahlszenen erinnernden überlangen Tisch ausgestattet wurden.

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Einzelne, an die Art povera erinnernde Arbeiten haben durchaus ihren poetischen und humorvollen Charme, so faszinieren die verschiedenfarbigen, puzzleartig verzahnten Kunststeinplatten mit kryptischen Gravuren und lebenden Moos („Tablet“). Ein Kabel versenkt beide Enden in Wandsteckdosen und trägt den Namen „Argument“ – ein bisschen platt, doch im Blick auf manche Kunstdiskurse, die sich heftig im Kreise drehen, doch auch witzig. Oder bei den schwarzen und weissen Computertastaturen (“Oh, why so serious?“), deren Tasten durch Miniaturgrabsteine ersetzt wurden – da muss man als Kunstkritiker, den „tödlichen“ Verriss im Anschlag, schon lachen – über die Kunst, aber auch über sich selbst.

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Paul Chan. Selected Works. Schaulager Basel. Bis 19. Oktober 2014. Katalog Fr. 27-. weitere Publikationen anlässlich der Ausstellung. Symposium am 12./ 13. September u. a. mit Kathy Halbreich (MoMA). Zitiert nach Neue Zürcher Zeitung vom 10. September 2014, Nr, 209, Feuilleton Seite 27“

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zUginsfeld am 18. Juli 2014 Mainzer Straße,nördlich Eierplätzchen,Köln Südstadt

zUginsfeld am 18. Juli 2014
Mainzer Straße,nördlich Eierplätzchen,Köln Südstadt

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Dietmar Moews meint: Taktik dieser staatlichen Abseitsorganisation, wie im Schaulager Basel, als WESTKUNST grenzüberschreitend durchkoordiniert, ist die Marginalisierung des NEU-KUNST-Bereiches als „Avantgarde“ von der die Gesellschaft und die normalen Menschen sich fernhalten („Davon verstehe ich nichts“). Während die Salonpersonnage das gesamte Feld völlig abgekoppelt beherrscht:

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Kunstmarktakteure (Händler, Agenturen, Messen, Galeristen) können die gesamte Staatskasse für Kunst und Kultur dirigieren und ausbeuten, während auch Funktionäre der willfährigen kulturindustriell ausgerichteten NGOs (Kunstvereine, Kunstverbände, Galeristenverbände usw.) was abbekommen, nur die freien Künstler selbst werden ausgegrenzt.

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Es wird unter der Bedingung, den Staat (Bund, Länder, Gemeinden – in der Schweiz Bund, Kantone und Gemeinden) mittels der OKF (organisierten Kunstorganisation) und die Salonpersonnage mit ausreichend Legitimation und gut dotierten Planstellen zu versorgen, als seien Kunst und Kultur durch die Politik befriedigend gestellt, ein riesiges Geld und unzählige bezahlte Posten für die Salonpersonnage abgegriffen.

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