GERHARD RICHTER: Schaulager in BASEL, konsequent, unbeirrbar und tiefgründig

September 30, 2014

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am Dienstag, 30. September 2014

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Konsequent, unbeirrbar und tiefgründig“ Das Schaulager in Basel preist Gerhard Richter als neues Universalgenie unserer Zeit.

Ganz in der Tradition der individuellen Mythologien darf Gerhard Richter im Basler Schaulager sein Universum ausbreiten – eine Werkschau wie eine Suchmaschinen-Ergebnisliste zum Thema „Gesellschaft“ verkörpert er den Typus des Homo universalis des dritten Jahrtausends?

Christian Saehrendt

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Macht man einmal das Experiment, ganz ohne Vorkenntnisse in die gegenwärtige Ausstellung des Schaulagers zu gehen, und erliegt nicht der Versuchung, sofort ins Ausstellungsbegleitheft oder auf die Werktitel zu schauen, dann findet man vorbemalte Buchdeckel in Petersburger Hängung, mit Beton ausgefüllte und mit Kabeln verbundene alte Schuhe, Einkaufswagen mit Plastiktüten, alte Pappkartons, Kohlezeichnungen von Greifvögeln, Lumpen hinter Glas, sinnlos in die Wand hineinführende Elektrokabel, Projektoren, die nichts projizieren. Projektoren in vollem Betrieb. All dies – und noch viel mehr – gehört zum Inventar der Gerhard-Richter-Retrospektive. Aber wo ist der Zusammenhang?

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GERHARD RICHTER „Abstraktes Bild“ (vermutlich Gardinen), Oil on Canvas, 78 / 63 Inches, 1984

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Nun schauen wir doch ins Begleitheft und erfahren über Gerhard Richter: „Sein scheinbar sprunghaftes, ausuferndes und unübersichtliches Schaffen entpuppt sich dem interessierten Betrachter bei näherem Hinsehen als konsequent, unbeirrbar und tiefgründig.“ Aha! Und weiter: „Seine Interessen reichen von aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen bis zu zeitlosen, großen Themen der Geschichte, Literatur und Philosophie.“ Oh! Damit aber nicht genug: „Als Video- und Installationskünstler, Zeichner und Maler ist er dabei ebenso versiert wie als Autor und Dozent.“ Wir sind beeindruckt und fast schon ein wenig eingeschüchtert, als wir lesen, dass im September auch noch ein Gerhard-Richter-Symposium geplant ist mit der Gerhard-Richter-Expertin Kathy Halbreich, die dafür eigens aus New York nach Basel anreisen wird. Wer ist denn dieser Homo universalis, wie konnte es sein, dass wir bisher noch nichts von ihm gehört haben?

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Geboren 1932 in Dresden, lebt er heute in New York und Köln. Vertreten war er u. a. schon bei der Documenta, bei der Biennale in Venedig und der Whitney Biennale. Höchste Zeit also für eine Retrospektive dieses Künstlers, der bereits mit mehreren Werken in der Sammlung der Emanuel-Hoffmann-Stiftung vertreten ist! Für die Ausstellung wurde eine komplette Etage des Schaulagers zu einer musealen White-Cube-Raumabfolge umgebaut, um die Videoprojektionen und Installationen angemessen präsentieren zu können. Es gibt einen bekannten Künstlertrick des Bluffs, den auch Richter, wie auch Jean Paul Richter und Wolfgang Niedecken, offenbar gerne anwendet: Die Aufwertung einer Arbeit durch verrätselte, etwa hochtrabende Titel, wenn möglich noch mit Namen von Philosophen garniert. So nennt er beispielsweise einen grossen Tintenstrahldruck, der einen Baum mit einer Krone aus Papierblättern und Wurzelwerk aus alten Schuhen zeigt, „World Wide Trash – thanks for nothing Hegel!“ und stürzt den Betrachter damit tief ins Grübeln. – Zwei digitale 2-Kanal-Videoprojektionen auf Leinwand in monumentalen Querformat bilden die Kernstücke der Schau. Sie nehmen jeweils einen Saal von der Grösse eines Kinos in Anspruch, zahlreiche Nebenprodukte wie Skizzen oder Storyboards füllen die angrenzenden Räume. Während der Film „Happiness (finally) after 35 000 years of Civilisation“ die Bildwelt Henry Dargers aktualisiert und einen immerwährenden blutigen Kampf zwischen unschuldig-friedlichen Jugendlichen und militärischen Gewalttätern zeigt, erinnert „Mr. Birds … trash … the future“ entfernt an die Kriegsdarstellungen Goyas: im Mittelpunkt steht hier ein abgestorbener Baumstrunk, der mal von Greifvögeln besetzt, mal mit Leichen behängt ist. Beide Filme breiten in bunter Zeichentrickfilm-Ästhetik höllenartige Szenarien aus. Der ebenso raumgreifende Werkzyklus „The 7 lights“ macht Böden und Wände zu Projektionsflächen bewegter Bilder. Die bisweilen scherenschnittartig scharfen Schatten und die unterschiedlichen Tempi der beweglichen Bildelemente erzeugen eindrucksvolle, fast schon meditative Stimmungen, besonders in jenem Raum, der mit dunklem Holzboden und einem entfernt an Abendmahlszenen erinnernden überlangen Tisch ausgestattet wurden.

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Einzelne, an die Art povera erinnernde Arbeiten haben durchaus ihren poetischen und humorvollen Charme, so faszinieren die verschiedenfarbigen, puzzleartig verzahnten Kunststeinplatten mit kryptischen Gravuren und lebenden Moos („Tablet“). Ein Kabel versenkt beide Enden in Wandsteckdosen und trägt den Namen „Argument“ – ein bisschen platt, doch im Blick auf manche Kunstdiskurse, die sich heftig im Kreise drehen, doch auch witzig. Oder bei den schwarzen und weissen Computertastaturen (“Oh, why so serious?“), deren Tasten durch Miniaturgrabsteine ersetzt wurden – da muss man als Kunstkritiker, den „tödlichen“ Verriss im Anschlag, schon lachen – über die Kunst, aber auch über sich selbst.

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Gerhard Richter. Selected Works. Schaulager Basel. Bis 19.Oktober 2014.Katalog Fr. 27-. weitere Publikationen anlässlich der Ausstellung. Symposium am 12./ 13. September u. a. mit Kathy Halbreich (MoMA). Zitiert nach Neue Zürcher Zeitung vom 10. September 2014, Nr, 209, Feuilleton Seite 27“

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Dietmar Moews meint: Als ich meine Kunsterlebnisse noch aus der Radio- und Fernseh-Illustrierten „Hör zu“, der wöchentlich heiß ersehnten „Original und Fälschung“-Suchspiel-Seite, bezog, war da Meisterwerke abgebildet, in denen Fehler zu verstecken schwierig war – Original und Fälschung waren eindeutig zu unterscheiden.

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Das ist durch die heutige organisierte Staatskunst und die Salonpersonnage, die den Kunst- Kulturbereich so besetzt haben, wie die Söldner die Bundeswehr, nun so überholt, dass Original oder nicht immer original und unfälschbar ist. Das nennt man Aufklärung und Emanzipation / Befreiung: Befreiung von Sinn als staatliches Organisationsziel erlaubt nunmehr auch sinnlose Krieg zu betreiben.

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Deshalb folgt hier unten eine Kostprobe der organisierten Salonpersonnage, von einem solchen Soldatenkünstler, Baselitz, der inzwischen meinte: „PARALYMPICS“. (Keine Diskussion, bitte)

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Konsequent, unbeirrbar und tiefgründig“ Das Schaulager in Basel preist Paul Chan als neues Universalgenie unserer Zeit.

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Ganz in der Tradition der individuellen Mythologien darf Paul Chan im Basler Schaulager sein Universum ausbreiten – eine Werkschau wie eine Suchmaschinen-Ergebnisliste zum Thema „Gesellschaft“ verkörpert er den Typus des Homo universalis des dritten Jahrtausends?

Christian Saehrendt

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Macht man einmal das Experiment, ganz ohne Vorkenntnisse in die gegenwärtige Ausstellung des Schaulagers zu gehen, und erliegt nicht der Versuchung,sofort ins Ausstellungsbegleitheft oder auf die Werktitel zu schauen, dann findet man vorbemalte Buchdeckel in Petersburger Hängung, mit Beton ausgefüllte und mit Kabeln verbundene alte Schuhe, Einkaufswagen mit Plastiktüten, alte Pappkartons, Kohlezeichnungen von Greifvögeln, Lumpen hinter Glas, sinnlos in die Wand hineinführende Elektrokabel, Projektoren, die nichts projizieren. Projektoren in vollem Betrieb. All dies – und noch viel mehr – gehört zum Inventar der Paul-Chan-Retrospektive. Aber wo ist der Zusammenhang?

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Nun schauen wir doch ins Begleitheft und erfahren über Chan: „Sein scheinbar sprunghaftes, ausuferndes und unübersichtliches Schaffen entpuppt sich dem interessierten Betrachter bei näherem Hinsehen als konsequent, unbeirrbar und tiefgründig.“ Aha! Und weiter: „Seine Interessen reichen von aktuellen politischen und gesellschaftlichen Fragen bis zu zeitlosen, großen Themen der Geschichte, Literatur und Philosophie.“ Oh! Damit aber nicht genug: „Als Video- und Installationskünstler, Zeichner und Maler ist er dabei ebenso versiert wie als Autor und Dozent.“ Wir sind beeindruckt und fast schon ein wenig eingeschüchtert, als wir lesen, dass im September auch noch ein Paul-Chan-Symposium geplant ist mit der Paul-Chan-Expertin Kathy Halbreich, die dafür eigens aus New York nach Basel anreisen wird. Wer ist denn dieser Homo universalis, wie konnte es sein, dass wir bisher noch nichts von ihm gehört haben?

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Geboren 1973 in Hongkong, lebt er heute in New York. Vertreten war er u. a. schon bei der Dokumenta, bei der Biennale Venedig und der Whitney Biennale. Höchste Zeit also für eine Retrospektive dieses Künstlers, der bereits mit mehreren Werken in der Sammlung der Emanuel-Hoffmann-Stiftung vertreten ist! Für die Ausstellung wurde eine komplette Etage des Schaulagers zu einer musealen White-Cube-Raumabfolge umgebaut, um die Videoprojektionen und Installationen angemessen präsentieren zu können. Es gibt einen bekannten Künstlertrick des Bluffs, den auch Chan offenbar gerne anwendet: Die Aufwertung einer Arbeit durch verrätselte, etwa hochtrabende Titel, wenn möglich noch mit Namen von Philosophen garniert. So nennt er beispielsweise einen grossen Tintenstrahldruck, der einen Baum mit einer Krone aus Papierblättern und Wurzelwerk aus alten Schuhen zeigt, „World Wide Trash – thanks for nothing Hegel!“ und stürzt den Betrachter damit tief ins Grübeln. – Zwei digitale 2-Kanal-Videoprojektionen auf Leinwand in monumentalen Querformat bilden die Kernstücke der Schau. Sie nehmen jeweils einen Saal von der Grösse eines Kinosin Anspruch, zahlreiche Nebenprodukte wie Skizzen oder Storyboards füllen die angrenzenden Räume. Während der Film „Happiness (finally) after 35 000 years of Civilisation“ die Bildwelt Henry Dargers aktualisiert und einen immer währenden blutigen Kampf zwischen unschuldig-friedlichen Jugendlichen und militärischen gewalttätern zeigt, erinnert „Mr. Birds … trash … the future“ entfernt an die Kriegsdarstellungen Goyas: im Mittelpunkt steht hier ein abgestorbener Baumstrunk, der mal von Greifvögeln besetzt, mal mit Leichen behängt ist. Beide Filme breiten in bunter Zeichentrickfilm-Ästhetik höllenartige Szenarien aus. Der ebenso raumgreifende Werkzyklus „The 7 lights“ macht Böden und Wände zu Projektionsflächen bewegter Bilder. Die bisweilen scherenschnittartig scharfen Schatten und die unterschiedlichen Tempi der beweglichen Bildelemente erzeugen eindrucksvolle, fast schon meditative Stimmungen, besonders in jenem Raum,der mit dunklem Holzboden und einem entfernt an Abendmahlszenen erinnernden überlangen Tisch ausgestattet wurden.

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Einzelne, an die Art povera erinnernde Arbeiten haben durchaus ihren poetischen und humorvollen Charme, so faszinieren die verschiedenfarbigen, puzzleartig verzahnten Kunststeinplatten mit kryptischen Gravuren und lebenden Moos („Tablet“). Ein Kabel versenkt beide Enden in Wandsteckdosen und trägt den Namen „Argument“ – ein bisschen platt, doch im Blick auf manche Kunstdiskurse, die sich heftig im Kreise drehen, doch auch witzig. Oder bei den schwarzen und weissen Computertastaturen (“Oh, why so serious?“), deren Tasten durch Miniaturgrabsteine ersetzt wurden – da muss man als Kunstkritiker, den „tödlichen“ Verriss im Anschlag, schon lachen – über die Kunst, aber auch über sich selbst.

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Paul Chan. Selected Works. Schaulager Basel. Bis 19. Oktober 2014. Katalog Fr. 27-. weitere Publikationen anlässlich der Ausstellung. Symposium am 12./ 13. September u. a. mit Kathy Halbreich (MoMA). Zitiert nach Neue Zürcher Zeitung vom 10. September 2014, Nr, 209, Feuilleton Seite 27“

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zUginsfeld am 18. Juli 2014 Mainzer Straße,nördlich Eierplätzchen,Köln Südstadt

zUginsfeld am 18. Juli 2014
Mainzer Straße,nördlich Eierplätzchen,Köln Südstadt

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Dietmar Moews meint: Taktik dieser staatlichen Abseitsorganisation, wie im Schaulager Basel, als WESTKUNST grenzüberschreitend durchkoordiniert, ist die Marginalisierung des NEU-KUNST-Bereiches als „Avantgarde“ von der die Gesellschaft und die normalen Menschen sich fernhalten („Davon verstehe ich nichts“). Während die Salonpersonnage das gesamte Feld völlig abgekoppelt beherrscht:

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Kunstmarktakteure (Händler, Agenturen, Messen, Galeristen) können die gesamte Staatskasse für Kunst und Kultur dirigieren und ausbeuten, während auch Funktionäre der willfährigen kulturindustriell ausgerichteten NGOs (Kunstvereine, Kunstverbände, Galeristenverbände usw.) was abbekommen, nur die freien Künstler selbst werden ausgegrenzt.

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Es wird unter der Bedingung, den Staat (Bund, Länder, Gemeinden – in der Schweiz Bund, Kantone und Gemeinden) mittels der OKF (organisierten Kunstorganisation) und die Salonpersonnage mit ausreichend Legitimation und gut dotierten Planstellen zu versorgen, als seien Kunst und Kultur durch die Politik befriedigend gestellt, ein riesiges Geld und unzählige bezahlte Posten für die Salonpersonnage abgegriffen.

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Dietmar Moews: Kulturindustrie aus Neue Sinnlichkeit 25

September 1, 2014

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am Montag, 1. September 2014

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Kulturindustrie. Das Wort Kulturindustrie hat mehrere Aspekte, die über das verständlich zusammengesetzte Hauptwort aus „Kultur“ und „Industrie“ hinausgehen.

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Wer das Wort Kulturindustrie sinnvoll verwenden und verstehen will, braucht Kenntnisse und Urteilskraft zu den verschiedenen Bedeutungsfeldern der Kultur und der Industrie, also der Kulturgeschichte und der Industriegeschichte.

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Ferner benötigt man Kenntnisse des Trends der prozessuralen Entwicklung der sozialen, materiellen, technischen Veränderungen, z. B. gehören zum Verständnis von „Industrie“ Wirkungskreise der Produktion, der Konsumtion, der Distribution und der Information.

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Ein Beispiel zu den Aspekten der verschiedenen Ausprägungen der menschlichen Produktion: Vormals gab es Handarbeit und Manufaktur mit Werkzeugen, später dann Industrie mit Kraft- und Werkzeugmaschinen, heute nennen wir „Industrie 4.0“, eine synergetische Kulturindustrie von Produktion / Distribution / Konsumtion / Kommunikation gleichzeitig, die computergesteuerte Produktionsautomaten eigenständig steuern kann – und zwar auf kurze Zeiträume profitorientiert.

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Zum Begriff „Kultur“ spare ich mir hier die Erklärung, denn es reicht der Hinweis, dass eine Begriffserklärung des zusammengesetzten Hauptwortes „Kultur“ und „Industrie“ bereits selbst Kultur ist. Und das Ergebnis des Kulturschaffens ist das so gesehen „gefestigte“, aber auch „flüchtige“, „Kulturgeschehen“.

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Wenn in der Kultur „Kunst“ entsteht, bleiben allerdings die „Kunstwerke“ als formgewordene Wertschätzung übrig, die aber mit ihrem Entstehen einen festen Zustand erhalten, während die Kultur und der Kulturbegriff sich weiterbewegen.

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Insbesondere wandelt sich das Urteils- und Wertschätzungsverhalten der Menschen in ihrer Kultur weiter, indem sie durch „Erinnern“ und Vergessen“ bzw. durch „nicht Lernen“ ehedem geschaffene Kunst nicht mehr erkennen oder nicht mehr wertschätzen.

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Z. B. wurden in Deutschland Kunst und Kultur derart verstaatlicht, dass es für alle Gewerke akademische, staatliche Professionals gibt, die aber infolge des ebenfalls staatlich festgesetzten Curriculums wesentliche Bestandteile der Kulturgeschichte nicht akademisch kennen lernen, wie z. B. die Malerei. Folglich fehlt in der staatlichen Kunstverwurstung der postmodernen Zeit das Personal, das diese Kunst der Malerei pflegen und der Gesellschaft angemessen bereitstellen würde.

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Die Anwendung des Begriffes „Kulturindustrie“ ist dann im Weiteren „Kultur“. Das Kulturgeschehen prägt außerdem durch jede Kulturhandlung eine neue Begriffsausprägung. Kurz: „Kultur“ ist eine „höhere, sozial geprägte Handlungs- und Lebensweise“, die allerdings unterschiedliche Höhen haben kann. Mancherlei Kulturhandeln hinterlässt Werke, wie die Malerei, oder die Schriftstellerei. Aber wer Worte in den Sand schreibt oder wer eine Ballettaufführung tanzt setzt andere physikalische und metaphysikalische Wirkungen ins ephemere Werk als Michelangelo mit dem Bau des Petersdoms.

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Kultur bedeutet nicht ständige Höherentwicklung der menschlichen Lebensweise, sondern es wirkt stets die soziale Bedarfslage der Menschen auf den Kulturprozess, ob höher, einfacher, atavistisch, folkloristisch, mehr sinnlich oder metaphysisch ausgerichtet.

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Wer Kultur verstehen will, hat auf die Seinsbindung und die sinnlichen Tatsachen zu blicken, statt mit Verurteilungen wie „Hochkultur“, Massenkultur“, „Unterhaltungskultur“, „Freizeitkultur“ „Wertverfall“ oder „Elitekultur“ herumzufuchteln.

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So weit bis hierher zur Erklärung, wie man den Begriff „Kultur“ in den Griff kriegt. In jedem Fall haben wir es, mit der Kultur und der Tatsache einer wie auch immer geprägten Kulturindustrie, mit sozialen Aktionen und Interaktionen und deren Folgen zu tun, zudem mit deren „sprachkulturellen“ Manifestationen, die ebenfalls potentiell ständigem Wandel unterliegen.

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Im Jahr 1994 begann ich mit meinem eigenen „Lexikon des Kunstwesens“, das ich in den Blättern Neue Sinnlichkeit, in loser Folge, schreibe und publiziere. Zum Schlagwort „Kulturindustrie“ habe ich mich bereits ganz am Anfang herbeigelassen, wie folgt:

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Kulturindustrie –  „Kultur“ ist eine „höhere, sozial geprägte Handlungs- und Lebensweise“, sie bezeichnet primär einen über ökonomische Aspekte einflussgewinnenden Wirkekreis innerhalb der „Organisation in der Produktion und Distribution von Kunst (OiPDK), wie allgemein für Industrialisierung, Massenproduktion, kapitalintensive Technologien, Kommerzialisierung und Massenkonsum typisch ist.

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Der Wirkkreis der Kulturindustrie ist sowohl für den totalen Kunstprozess wie für die OiPDK, die „organisierte Kunstförderung (OKF)“ und nicht für jeden einzelnen arbeitszeitintensiv handwerkelnden Künstler als Schlüsselproblematik anzusehen.

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Kollektivierung, Standardisierung, Mechanisierung und Unterdrückung persönlicher Freiheiten sind Folgen der Kulturindustrie für die Kunstproduktion. Die verändernde Dynamik hinsichtlich der visuellen Kultur und deren Organisation ist hinsichtlich Marktlage, Kunstkonsum und Preisentwicklung bedeutend.

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Die verschiedenen Organisationsebenen und Organisationsformen der OiPDK und der OKF sind auch infolge dieser ökonomischen Aspekte der Kulturindustrie gewachsen, zu denen Problemkreise Staat/Markt/Intermediäre/Privatsphäre oder For-Profilt/Non-Profit sowie deren arbeitsteiligen Mischformen gehören.

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Der Begriff Kulturindustrie ist laut Silbermann (1975) erstmalig im 19. Jahrhundert von Ruskin/Morris verwendet worden. Horkheimer/Adorno (1969) sowie Adorno (1973) sehen in der Kulturindustrie genannten Problematik die gesellschaftlich und kulturpolitisch totale, kapitalistische Systemübermacht. Silbermann (1974) sieht mögliche auf die Kulturindustrie zu beziehende Systemtransformationen als historische Prozesse, die von den soziologisch wirksamen Bedürfnissen der Menschen ausgehen und somit Kulturindustrie als gerufene Methode zur Bedürfnisbefriedigung an.

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Dietmar Moews meint: Die bedauerliche Tatsache, dass ich mir kein Gemälde des von mir hochgeschätzten Breugel kaufen kann, trifft man mit diversen anderen Beispielen im Prinzip überall, bis hin zum kostengünstigen Poster an der Wand mit dem Portrait von Doris Day, die sonst frei bliebe.

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Die Horkheimer/Adorno-Untergangsszenerie aus dem Fragment „Dialektik der Aufklärung“, mit der Kriegsparole „Kulturindustrie“ ist doppelt Mist. Einerseits ist das Buch selbst Kulturindustrie – (ich hätte es sicher nicht handschriftlich kopiert – es wurde kulturindustriell vervielfältigt). Und es ist auch in sofern Unfug, weil die defätistische Ansage von Horkheimer/Adorno im Zusammenhang mit der Kulturindustrie das Ende der Welt bedeute, blieb bis heute unvollendet, ebenso wie die Befreiungs-Revolution nach der marxistischen Methode der historischen Dialektik nicht kommt. Marx und Engels glaubten an die Selbstvernichtung des Kapitalismus in ihren Tagen, um 1860. Bis heute sehen wir die fröhlichen kostspieligen Improvisationspotenziale des „Molochs“. Und so ist es mit der Kulturindustrie des völlig überforderten Adorno und seiner Aufklärungsdialektik: Es ist Wichtigtuerei: Die Welt geht nicht vom Kapitalismus unter, sondern wenn, dann durch Wichtigtuer. Deshalb ist Adorno auch noch heute ein Stoff für Wichtigtuer.

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