Bauhaus 1919 und heute als Qualitätskunst der modernen Welt

Januar 8, 2019

Lichtgeschwindigkeit 8828

am Mittwoch, 9. Januar 2019

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1941: Julius Ralph Davidson (geb. 1889 Berlin) baute Pacific Palisades für Thomas Mann in Los Angeles.

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Bauhaus 100 JAHRE – so labelt die angemaßte völlig überflüssige deutschistische Bundeskulturgestaltungsmacht eine überhaupt nicht nationale oder nationalistische Leistung mit modernem Menschbild.

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Das Bauhaus genannte Gestaltungsschulprinzip wurde 1919 von Walter Gropius in Weimar ausgerufen – Gropius war Architekt.

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Wer heute eine alberne Hypothese in den Raum stellt, nur um sie dann umzuwerfen, diskutiert aktuell die deutsche SALONPERSONNAGE und all die überflüssigen Dienstklassenkünstler an Universitäten und der massenmdialen Kulturindustrie gerne das Wort BAUHAUS, worin BAUHÜTTE anklingt, wo folglich Arts and Crafts drinsteckt, schließlich PURISMUS bis BRUTALISMUS genannter amorpher Stahlbetonbau.

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Dabei ist das Bauhaus eine sehr einfache Zündkraft, die zahlreiche hochbegabte Leute aus aller Herren Länder zusammenkommen ließ.

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Die Unsinnsthese lautet:

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Das Bauhaus ist keine neue Idee, sondern das Bauhaus geht aus aller Vorgeschichte, von Russland bis Holland, von Schweiz, Österreich, Frankreich, Indien bis über USA wieder zurück und noch in Lehmbauten Nordafrikas hervor; dazu Texte und Labeling im Kontrast zur eisenhölzernen Teakholzvelours-Meubleage der Kaiserzeit an deutschen Akademien.

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Dass es zu einer „zweiten Moderne“ kam, besonders in der Architektur, auf die Bauhaus-Gründer Gropius so Wert legte, war eine internationale Erscheinung, die mit den aufkommenden bautechnischen Möglichkeiten des amorphen Betonbaus und des Stahl- und Spannbetonbaus aufkam: Art Brut (auch Brutalismus) entspringt nicht dem Weimarer Bauhaus.

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Das Bauhaus ist eine sozio-künstlerische, marktwirtschaftlich orientierte Schulabteilung an der längst bestehenden konventionellen Kunstschule Weimar, die vom Möbeltischler zur Tänzerin, vom Filmregisseur zum Photographen, vom Maler zum Architekt und Kunst-Prosaist, zum Gärtner und Glasbildhauer, hochbegabte ehrgeizige junge Meister und dazu begehrliche Scharen von Bauhaus-Schülern anlockte.

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Herauskamen Meisterwerke der Kunstmoderne, die inzwischen als Klassiker historisch fortdauernden Rang haben. Das sind einzelne Stile, das sind moderne Werkstoffe, das sind dialogdemokratische Sozialideale, das meist durchaus spirituell angehauchte Paganen, die keine Auftraggeber bei den christlichen Kirchen suchten – dennoch solche ausführten.

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Also: Der Hinweis auf das Zugewachsene von Überall, natürlich Traditionen, natürlich Abhängigkeiten, aber auch Sezession und Veränderlichkeiten, Neuerungen. Schließlich wurde die Manufaktur der Bauhäusler sehr bald zu maschineller Ästhetik, von Art Deko bis Freischwinger-Sitzelemente, von Holzbau zu Betonbau, von Konfektion zu Prototyp.

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Dietmar Moews meint: Ich kann ein Potpourrie von höchst interessanten und fruchtbaren Unikaten der Bauhausmeister aufzählen, wo immer eines stimmt:

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das Genie zum Planziel.

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Doch wer nicht Le Corbusiers Gebäude und des Aachener Mies von der Rohes Weißenhofsiedlung, des Bremers Hans Scharoun mit der Siedlung Onkel Toms Hütte in Berlin oder Joseph Hoffmanns Jugendstilmöbel oder die MacIntosh-Stühle oder El Lissitzky und Alexander Dorner oder Oscar Niemeyer in Brasilia, László Moholy-Nagy aus Ungarn als essentielle Leistungen dieses „modernen Aufbruchs“ sieht, hält dann ein abgespecktes bzw. armes Walter Gropius-Wesen für eine BAUHAUS-EPOCHE.

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Der Begriff BAUHAUS trägt nicht, wenn man die internationalen Neuigkeiten des angehenden 20sten Jahrhunderts subsumieren möchte. Piet Mondrian war keine Folge von Walter Gropius. Alexander Dorner war keine Folge von El Lisitzky.

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Wer über die Ziele diskutieren möchte, sollte das tun.

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Wer mit Bauhaus eine deutsche Anmaßung feiern will, macht sich lächerlich.

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Wer nicht anerkennt, dass Bauhaus eine aus allen erdenklichen Gewerken zusammenkommende Sezession gegenüber Historismus und sogenannter klassischer Geschosshöhen, Renaissance im reaktionären Geist, ist, wo sich Junge von den Etablierten absetzte, verirrt sich in Vielfalt und Gleichzeitigkeiten. Wo die Königliche Kunst-Akademie Dresden noch den Reichstagsarchitekten Paul Wallot und den expressiven Sekundärarchitekturmaler Otto Gussmann als maßgebliche Führer etablierten, kniffen sich handgemachter Jugendstil und bauhäusliche Zweckform als Art Deko. Man sieht, dass Rechthaberei nur dumm ist.

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BAUHAUS ist so sehr international wie seine Spitzenkünstler. Bauhaus ist so wenig Stilismus, dass eine Reihe, mit Romanik, Gothik, Renaissance, Barock, Rokoko und dann vielleicht auch noch als Zeitgeist, Philosophie, Architektur, Kunst, Musik, Literatur, nicht zu fokussieren ist.

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Auf die Bauhausmusik warte ich heute noch – etwa Talking Heads oder Tuxedo Moon? – dass die Malerei der Neuen Sachlichkeit so wenig Bauhaus ist, wie die Farbkästchen-Aquarelle von Paul Klee oder Gotthard Graubner bis Mark Rothko – aber die neue Sinnlichkeit von Dietmar Moews, dem Deutschen Künstlergelehrten, die besorgt es den Brotkünstlern und Philistern der Salonpersonnage ganz eindeutig, denn:

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Daniil Trifonov Genieklavier

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Es geht um großartige Kunst – etwas durchaus Elitäres.

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Es geht nicht um JeKaMi, wie angeblich bestimmte Salonkommunisten es mit Joseph Beuys mal vorstellten, Kunst sei, was Beuys (oder jeder andere, etwa Wilfried Schmickler) dazu erklären.

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Dietmar Moews meint: Warum will man nicht den Schulnamen von 1919, Bauhaus Weimar feiern?

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Davon versteht doch die angemaßte Bundeskunst-Staatssekretärin Monika Grütter nichts.

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Ich kann Farbtafeln von Otto Nebel wie von Gertrud Grunow ebenso studieren, wie rassistische Papiere von Johannes Itten; kann die Werke von Bruno Taut und seine sozialen Wohnsiedlungen, in Berlin-Onkel Tom und Magdeburg-Crakau, loben. Ich kann auch Gartenhofhäuser am Stuttgarter Killesberg oder Tessenows Siedlungen und die Festspielanlage von Dresden -Hellerau feiern. Ob da jetzt Arts and Crafts aus London, De Styl aus Niederlande oder Suprematismus aus Moskau, ob Konstruktivismus oder Betonbrutalismus von Le Corbusier, ob expressionistischen Tanz der Hannoveranerin Mary Wigman beim Bauhaus preisen, was Vorurteile relativeren will.

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Das ist Alles weder kommunistisch noch großkapitalistisch, nicht kleinbürgerlich noch militärisch oder christlich – Bauhaus ist nicht einmal orthodox.

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Ob also Drahtstühle von Herman Miller oder Charles Eames, oder das erste ausgeweißte Bildermuseum mit Petersburger Hängung und brokatbespannten Farbwänden von Alexander Dorner erstmalig im Hannoverschen Landesmuseum mit einem „abstrakten Kabinett“ „modern“ eingerichtet wurde, nährte und veranlasste in der Folge die ganze moderne Welt zur Nachahmung. Der moderne Impetus, gab den aufkommenden Talenten ihre Vision von Freiheit und Vorurteilskritik – wie man bei MARTIN HEIDEGGER vom „Gestell“ lesen kann (und was der Salonpersonnage des heutigen Moderne-Spießertums stinkt):

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„Das Dasein steht hinaus in das mögliche Sein.“

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Mensch, Pferd, Literatur

Juli 1, 2018

Lichtgeschwindigkeit 8270

Am Sonntag, 1. Juli 2018

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DIETMAR MOEWS, Ausschnitt aus ZUGINSFELD, Öl auf Leinwand

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Mensch, Pferd, Literatur

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Wer mal in früheren Zeiten Bauernhöfe, Scheunen und Stallungen erlebt hat, kennt die Gerüche der Viehställe – ein Schweinestall ist kein Ziegenstall, ein Hühnerstall ist kein Kuhstall. Was dem einen mehr oder weniger stinkt (Schweine, Ziegen) ist sozusagen Geschmacksache. Wir Meisten, unter uns, finden den Geruch eines Pferdes schön und anmutig. Auch ein leerer Pferdestall ist von all den Varianten ungepflegter Tierhaltung – wer mal in einer solchen Behausung vor Unwetter auf frischem Stroh Zuflucht gefunden hat, wird es bestätigen – ist der olfaktorische Beweis, dass Pferde zu recht Haustiere genannt werden. Ziegen oder Katzen eher nicht. Kaninchen geht, Katze stinkt. Ziege ist immerhin witzig. Wildschwein riecht nach Maggi. Die Gerüchte von Pumapisse kann ich persönlich nicht bestätigen.

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Gerwald Claus-Brunner (1972-2016) war ein echter „Pirat“, der mit dem Gründungsimpuls der Piratenpartei in Berlin mit blauer Latzhose, Kopftuch und Ohrring, der vom Land stammte, sich als Elektriker und wachem Verstand als einer der tüchtigsten „Piraten“ gezeigt hat, eigeninitiativ, zog einen eigenen Straßenwahlkampf auf, mit großen selbst aufgestellten Plakatwänden und seinem freisinnigen sozialdynamischen Wesen, das ihm große Achtung einbrachte, bei den wenigen Berliner „Piraten“ mit Menschenkenntnis. Dass Gerwald, auch „Faxe“ genannt, im Jahr 2016, immerhin als gewählter Piratenparlamentarier im Berliner Abgeordnetenhaus, vermutlich nach Selbsttötung, tot in seiner Wohnung lag, wo ein jüngerer Bekannter von ihm ebenfalls hingestreckt aufgefunden worden war, konnte nicht wirklich geklärt werden. Gerwald war ein hochsensibler Mensch – kein Mörder. Ihm wurden die Tötungsdelikte in den Massenmedien angelastet. So steht es jetzt bei Wikipedia. Wer weiß, welche Konflikte diese brutalen Lebensende bestimmt hatten?

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Auf dem Piratenpartei-Bundesparteitag im April 2012, in Neumünster, der der personellen Vorbereitung zum Bundestagswahlkampf 2013 gewidmet werden sollte, wo ich zum Ersten Vorsitzenden der Bundespiratenpartei kandidierte, und wo mich die Berliner Doofpiraten vor den laufenden Fernsehkameras zum „Holocaust-Leugner“ rufmordeten (im Spiegel, in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, und der ganze Rattenschwanz der Lügenpresse), bis zum später bald von der Staatsanwaltschaft Berlin eingestellten Strafklage-Ermittlungsverfahren wegen Volksverhetzung gegen Dr. Dietmar Moews, sagte Gerwald, bei seiner Unterschrift auf meiner Vorsitz-Nominierungs-Liste, zu mir: „Warum machst Du diese Piratenkämpfe – Du hast doch als Künstler was viel Besseres zu tun.“

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Der Literaturkenner Ulrich Raulff – einige Jahre Leitungsfunktionär des Deutschen Literaturarchivs in Marbach am Neckar – hat eine Fleißarbeit vorgelegt über Pferde. Raulff ist nicht eigentlich ein Pferdekenner, wie beispielsweise Dietmar Moews gewissermaßen von Hause ist, dessen Großvater Pferdehändler, Pferdezüchter und Trabrennpferdbesitzer war, das in Berlin Hoppegarten lief: GOLDLACK. Raulff ist Sekundärpferdler. Er hat viele Details aus der Literatur und aus Fachbüchern zusammengebastelt – eine Karteikasten-Maulwurfs-Literatur – aber immerhin erfährt man durch Raulff, was eine Remonte ist und welch ein Futterbeschaffungsproblem in Weltkrieg EINS nicht gelöst werden konnte, und weiteres, nicht systematisch, in Ulrich Raulff, „DAS LETZTE JAHRHUNDERT DER PFERDE – GESCHICHTE EINER TRENNUNG“, C. H. BECK, München 2015:

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„Der Exodus des Pferdes aus der Menschengeschichte ist ein erstaunlich unbeachteter Vorgang. Ganze Bibliotheken zur Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts schweigen sich aus über das Pferd, das gleichwohl in Europa und Amerika allgegenwärtig war – bis das letzte Jahrhundert der Pferde in der Zeit Napoleons anbricht und mit dem Ersten Weltkrieg ausklingt. (Raulff 2015)

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Was der Mensch von sich hält, was die Menschheit von den Menschen hält, und sich unter den Flügeln von Menschlichkeit adlergleich begräbt, ist angesichts all der abgeschnittenen Fingerkuppen und Nasenspitzen von Folteropfern die Heuchelei, die durch die Literatur geradezu zum wohlduftenden Cappuccino mit Häubchen und eine Idee Kakao fürs selbstgefällige Auge wirklichkeitsfremd dekoriert wird.

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Saint-John Perse gibt uns Trost aus der Tiefe der Naturschönheit des wilden Pferdes. Während Umberto Eco, der Kompilator aus angemaßter Qualität, Hässliches der Haut vom Leib vom Weib bringt, ohne noch zu einem eigenen Augenzwinkern des Zwerges, von den Schultern der Riesen herab, Geist generieren zu können. Ecos Bücher werden zukünftig von Computern auf Format gepastet, geschnitten und automatisch gelesen.

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Meine ausgewählte Kostprobe ist wie eine Arschkriechung Ecos an die Genderistinnen um Alice Schwarzer, hier >Der Name der Rose<, Hanser München, 1982, S. 575 u. 577. Soviel also zum angängigen LICHTGESCHWINDIGKEIT-Titel >MENSCH, PFERD, LITERATUR<

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MENSCH:

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„…während das Fest sich wandelte zum Massaker an der Schönen, aus diesem zugleich ein allgemeines Massaker geworden und hier nun das Endergebnis zu sehen: die Leiber (was sage ich: der Gesamtleib, der ganze irdische, sublunarische Corpus jener heißhungrigen und dürstenden Tischgenossen!) verwandelt zu einem einzigen toten Körper, zerfetzt und zermartert wie der Körper Dolcinos nach vollzogener Strafe, umgewandelt in einem glänzend-ekligen Schatz, ausgebreitet in seiner ganzen Länge und Breite wie die ausgebreitete Haut eines abgehäuteten Tieres, die jedoch weiterhin alle Organe wie versteinert in sich enthielte, die Eingeweide, die Muskeln und Nerven, ja selbst die Gesichtszüge. Die Haut mit all ihren Fältchen, Runzeln und Narben, mit ihren flaumigen Ebenen, mit dem Wald der Haare auf Armen und Bauch und auf der erschlafften Scham, die Brüste, die Nägel, die Hornbildungen an den Fersen, die feinen Wimperhärchen, die wässrige Substanz der Augen, das weiche Lippenfleisch, die schlanke Säule der Wirbel, die Architektur des Knochengerüstes – nun alles zu mehligen Staub geworden, ohne dass jedoch eines davon seine Form und seinen Bezug zu den anderen verloren hätte: die Beine entleert und schlaff wie zwei lange Strümpfe, ihr Fleisch ausgebreitet daneben wie ein Planet mit allen wimmelnden Arabesken der Adern, das verschlungene Gewölle der Innereien, der feuchtschimmernde Rubin des Herzens, die perlweiße Prozession der Zähne, gleichmäßig aufgereiht zu einer Halskette mit der Zunge als rotblauem Anhänger, die Finger säuberlich nebeneinandergelegt wie Wachskerzen, der Stempel des Nabels als Verknotung der Fäden des ausgebreiteten Bauchdeckengeflechts… Von allen Seiten grinste, rannte, lockte er jetzt in der Krypta, dieser rote Gesamtleib, dieser auf Schreine verteilte und dennoch wieder zu seiner weiträumigen und irrationalen Totalität zusammengefügte Makrokörper, der mich zum Tode einlud, und war doch derselbe Körper, der eben noch an der Tafel gespeist und obszöne Kapriolen geschlagen hatte; hier aber erschien er mir starr und reglos in der Unberührbarkeit seines dumpfen und blinden Verfalls. Und plötzlich stand Ubertin neben mir, ergriff meinen Arrn, bohrte mir fast seine Nägel ins Fleisch und raunte: „Siehst du, es ist dasselbe!“ Was vorher in seinem Wahn triumphierte und sich ergötzte in seiner Lust: Hier liegt es nun, bestraft und belohnt, befreit von den Verlockungen der Leidenschaften, erstarrt für alle Ewigkeiten, dem ewigen Eis übergeben zur Konservierung und Purifizierung, dem Zerfall entzogen durch den Triumph des siegreichen Zerfalls, denn nichts und niemand kann mehr zu Staub reduzieren, was bereits Staub und Mineralsubstanz ist … Und sie zeigte mir – Gott vergebe mir – ihre Vulva, und ich kroch hinein und befand mich in einer prächtigen Höhle, die mir erschien wie das liebliche Tal des Goldenen Zeitalters, taufrisch von klaren Bächen und Früchten und Bäumen, auf denen der Kassschmarrn wuchs. Und alle Gäste bedankten sich bei dem Abt für das schöne Fest und zeigten ihm ihre Zuneigung und ihren Übermut, indem sie ihn stießen und traten und ihm die Kleider vom Leibe rissen und ihn zu Boden warfen und auf ihm herumtrampelten und ihn mit Ruten die Rute schlugen, wobei er wiehernd lachte und bat, sie sollten aufhören, ihn zu kitzeln. Und rittlings zu Pferde, auf Pferden, die gelbe Schwefelwolken aus ihren Nüstern bliesen, stürmten die kleinen Brüder des armen Lebens herein und hatten am Gürtel pralle Geldbörsen voller Gold, mit dem sie die Wölfe in Lämmer verwandelten und die Lämmer in Wölfe, die sie zu Kaisern krönten unter dem Beifall des zur Volksversammlung versammelten Volkes, das von morgens bis abends Loblieder auf die Macht und Herrlichkeit Gottes sang. >Ut cachinnes dissolvatur, torqueatur rictibus!< schrie Jesus und fuchtelte mit der Dornenkrone („Dass durch Gelächter gelöst, durch aufgerissene Münder verdreht werde“). Da erschien Papst Johannes, fluchte über das Durcheinander und sprach: „Wenn das so weitergeht, weiß ich wirklich nicht, wo das noch enden soll!“ Aber alle lachten ihn aus und gingen, der Abt voran, mit den Schweinen auf Trüffelsuche in den Wald …“ (soweit Eco)

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„… Wenn du aufhören wirst, mich zu kämmen, werde ich aufhören, dich zu hassen.“

Das Kind verlangt, daß man es auf der Türschwelle kämme.

„Reiß nicht so an meinem Haar. Es ist schon arg genug, daß man mich anrührt. Wenn du mich gekämmt hast, werde ich dich nicht mehr hassen.“

Unterdes nimmt die Weisheit des Tages die Gestalt eines schönen Baumes an,

und der Baum, sich wiegend,

der eine Prise Vögel verliert,

schuppt in den Lagunen des Himmels ein Grün ab, so schön – grüner ist nur noch die Wasserwanze.

„Reiß doch nicht so an meinem Haar“ …“

Aus „PREISLIEDER“ von Saint-John Perse; Luchterhand 1964, S. 51, aus dem Französischen übersetzt von Friedhelm Kemp.

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„…Ich wollte; sie nur berühren. Nicht schrecken!“, sich verteidigte die Tochter es gab aber sehr viel Tadel in den Augen der anderen und war froh, als kam das Mütterchen.

„Hast du das machen müssen.“

„Sieh, wie sie zusammengezuckt ist.“

„Was bist du so roh!“

„Es fürchtet sich; du kannst doch nicht angreifen, was sich ängstigt vor dir.“

„Es fürchtet die Menschen; steh still. Laß es bemerken, es geschieht so gar nichts; was schmerzt. Dann wird es aufblicken, um sich schauen, bin ich noch da? Und dann, kannst du etwas sagen; nicht so hingreifen gleich.“

„Jetzt fürchtet es; sich noch mehr. Bist du immer so dumm, nicht nur heute. Es wäre fast ein Trost.“

„Daß ich dir nicht; in die Wade beiße.“

„Lust hätte ich; dich so quälen!“

Und das Mütterchen schaute, wiegte den Kopf; einmal in Schräglage nach links dann wieder in Schräglage nach rechts.“

 

Aus Marianne Fritz >Dessen Sprache du nicht verstehst<, in zwölf Bänden, Suhrkamp Frankfurt am Main 1986.

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PFERD

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„… Ich liebte ein Pferd – wer war es? – es sah mich an, geraden Blicks, unter seinem Gelock.

Seine Nüstern atmende Höhlen waren zwei Dinge schön anzuschaun – mit jener atmenden Grube, die aufschwillt über jedem Auge.

Nach dem Lauf war es voll Schweiß: voll Glanz! – und ich preßte Monde in seine Flanken mit meinen Knabenknieen …

Ich liebte ein Pferd – wer war es? – und zuweilen (denn ein Tier weiß es besser, welche Kräfte uns rühmen)

hob es zu seinen Göttern ein ehernes Haupt: schnaubend, durchfurcht von verästelten Adern…“

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Aus „PREISLIEDER“ von Saint-John Perse; Luchterhand 1964, S. 33, übersetzt von Friedhelm Kemp.

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Thomas Manns Haus in Los Angeles

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LITERATUR

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„Machs, wer kann!“ sagte der ältere Malerfreund von Heinrich Lee im „Grünen Heinrich“ von Gottfried Keller, dessen bestes Wettbewerbsgemälde für die Große Münchner Kunstausstellung abgelehnt worden war, während eine schlechte Nachahmung seines Motivs, von einem Honigsauger gemalt, hineingewählt dort jetzt hängen konnte und für die Bildidee gelobt wurde – „Machs, wer kann!“.

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Es ist unerheblich, woher Umberto Eco seine vielen Worte bezogen hat – es ist ebenso nicht literarisch bedeutsam, ob Ehm Welk sich bei Dostojewskijs „Raskolnikow“ bediente, wo es um die Pferdeschinderei ging. Doch dem Belesenen ist Goethe einfach öde, wenn man seine Quellen bei Kant und dessen Anregungen, die bereits bei Konfuzius entfaltet wurden, wiedererkennt, nicht eigene syllogistische Denkergebnisse sein mögen, sondern als unterschlagene Undankbarkeiten beim Lesen stören. Goethe hatte in den Gesprächen mit Eckermann angeblich mitgeteilt, Schillers Empfehlungen der Kant-Lektüre an ihn kämen zu spät – das habe er, Goethe, Alles längst selbst gedacht.

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Wohlan Goethe, dem Christan Enzensberger gewisse Parvenü-Attitüden nachgewiesen hat, mag durchaus Kant und Konfuzius nicht gekannt  haben – Goethe, nicht gekannt?

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„…Aber es war ihm gesagt worden, dass er einen kleinen Bruder gehabt habe, und jedesmal, wenn er den Kirchhof besucht, bekreuzte er sich fromm und ehrfürchtig über dem kleinen Grabe, verneigte sich gegen dasselbe und küsste es. Und nun träumt ihm: Er geht mit dem Vater auf der Landstraße nach dem Kirchhofe, und sie kommen bei der Schenke vorbei; er hat den Vater an der Hand gefaßt und blickte angstvoll nach der Schenke hin. Ein besonderer Umstand fesselte seine Aufmerksamkeit: heute scheint hier ein Volksvergnügen stattzufinden; da drängt sich ein dichter Menschenhaufen, aus geputzten Bürger- und Bauernfrauen, ihren Männern und allerlei Gesindel bestehend. Alle sind betrunken, alle singen Lieder, und vor der Tür der Schenke steht ein Wagen, aber ein seltsamer Wagen. Es ist einer jener großen Wagen, vor die man große Lastpferde spannt, und auf denen man Waren und Branntweinfässer transportiert. Er hatte immer gern diese riesigen Lastpferde betrachtet, mit den langen Mähnen und den dicken Beinen, wie sie ruhig und gemessen einherschritten, und einen ganzen Berg hinter sich herzogen, ohne besondere Anstrengung, ja, als wäre es ihnen mit der beladenen Fuhre leichter zu gehen als ohne dieselbe. Aber jetzt ist wunderlicherweise an einen solchen großen Frachtwagen eine kleine, magere, falbe Bauenrkracke gespannt, von der Art, wie sie sich (er hatte das oft gesehen) vielfach mit einer hochgepackten Fuhre Holz oder Heu abquälen, namentlich, wenn der Wagen im Schmutze oder in tiefen Geleisen stecken bleibt; und dabei hauen dann die Bauern immer so roh, so roh mit der Peitsche auf sie los, manchmal gerade auf das Maul und in die Augen. Und es hatte ihm immer so leid, so leid getan, das mit anzusehen, dass er beinahe geweint hatte; die Mama hatte ihn dann immer vom Fenster weggeführt. Aber plötzlich erhebt sich ein großer Lärm: aus der Schenke kommen unter Schreien und Singen, mit Balalaiken in den Händen, stierartig betrunkene Bauern heraus, große Kerle in roten und blauen Hemden, die Röcke nur lose übergeworfen. „Setzt euch rauf, setzt euch alle rauf“, schreit einer, ein junger Kerl mit dickem Halse und fleischigem, roten Gesichte. „Ich fahre euch alle, setzt euch nur rauf!“

Gelächter antwortet auf diese Aufforderung, und es wird geschrien:

„So eine Kracke. Die wird uns auch gerade ziehen können!“

„Du bist wohl nicht gescheit, Mikolka? so eine kleine Stute vor so einen Wagen zu spannen!“

„Die kleine Falbe ist gewiß schon ihre zwanzig Jahre alt, Bruder!“

„Setzt euch nur rauf; ich fahre euch alle!“ schreit Mikolka wieder, springt als erster auf den Wagen, faßt die Zügel und stellt sich in seiner ganzen Größe auf das Vorderteil. „Der Braune ist schon lange mit Matwei davon“ schreit er vom Wagen herunter. „Aber diese Stute tut weiter nichts als mich ärgern, Brüder; ich möchte sie am liebsten totschlagen; sie frißt ihr Futter umsonst! Hört ihr wohl: setzt euch rauf! Ich will sie Galopp laufen sehen! Galopp soll sie laufen!“

Er nimmt die Peitsche in die Hand und bereitet sich mit einer wahren Wonne darauf vor, das Pferd zu schlagen.

„Na setzt euch doch drauf! Immer zu!“ Wird unter Lachen in der Menge gerufen. „Hört ihr wohl? sie soll Galopp laufen!“

„Die ist wohl schon seit zehn Jahren nicht mehr Galopp gelaufen.“

„Das wird ein schöner Galopp werden!“

„Nur keine Schonung, Brüder! Jeder muß eine Peitsche nehmen; macht euch fertig!“

„Jawohl, jawohl! die solls kriegen!“

Alle klettern unter Gelächter und Witzworten auf Mikolkas Wagen. Sechs Mann sind hinaufgestiegen, und es können noch mehr sitzen. Sie nehmen noch ein dickes Weib mit gesunder, roter Gesichtsfarbe mit hinauf. Sie trägt ein rotes baumwollenes Kleid, einen Kopfputz aus Glasperlen, an den Füßen plumpe Schuhe; sie knackt Nüsse und lacht. Ringsum in der Menge wird gleichsam gelacht; und wirklich, warum sollten sie auch nicht lachen? So eine jämmerliche Mähre, und soll eine solche Last im Galopp ziehen! Zwei Burschen auf dem Wagen nehmen sofort jeder eine Peitsche, um Mikolka zu helfen, „Hüh!“ ruft dieser, und die Mähre zieht aus Leibeskräften, kann aber nicht einmal im Schritt damit zurechtkommen, geschweige denn im Galopp; sie trippelt nur mit den Beinen herum, ächzt und knickt ein unter den Hieben der drei Peitschen, die hageldicht auf sie niedersausen. Das Gelächter auf dem Wagen und in der Menge verdoppelt sich; aber Mikolka wird ärgerlich und peitscht in seiner Wut immer wieder auf die Stute los, als ob er wirklich dächte, sie würde noch galoppieren.

„Laßt mich auch mitmachen, Brüder!“ schreit ein Bursche aus der Menge, der gleichfalls Lust bekommen hat.

„Steig nur rauf! Steigt nur alle rauf!“ ruft Mikolka. „Sie muß alle ziehen. Ich peitsche sie zu Tode!“

Und er peitscht und peitscht und blickt sich um, womit er sie wohl sonst noch in seiner Raserei schlagen könnte.

„Papa, Papa!“ ruft das Kind seinem Vater zu. „Papa, was tun sie da? Papa, sie schlagen das arme Pferd!“

„Komm weg! komm weg!“ antwortet der Vater. „Es sind Betrunkene; sie treiben Tollheiten, die Narren. Komm weg! sieh nicht hin.“ Und er will ihn wegführen; aber das Kind reißt sich von seiner Hand los und läuft, seiner selbst nicht mächtig, zu dem Pferde. Aber mit dem armen Tiere steht es schon schlecht. Es verliert den Atem, bleibt stehen, zieht wieder an und fällt beinahe hin.

„Peitscht sie tot!“ schreit Mikolka. Jetzt gehts los; ich peitsche sie zu Tode!“

„Bist du denn kein Christenmensch, du Satan?“ ruft ein alter Mann aus dem Haufen.

Unerhört, daß so eine Kracke so eine Fuhre ziehen soll!“ fügt ein anderer hinzu.

„Du wirst sie noch zu Tode quälen!“ ruft ein Dritter.

„Das geht dich nichts an! sie ist mein Eigentum. Ich kann mit ihr tun, was ich will. Steigt noch rauf! Steigt alle noch rauf! Sie muß und muß noch Galopp laufen!“

Plötzlich bricht ein allgemeines Gelächter los und übertönt alles: Die Stute hat die unaufhörlichen Hiebe nicht mehr aushalten können und in ihrer Not angefangen auszuschlagen. Selbst der alte Mann kann sich des Lächelns nicht erwehren; wahrhaftig komisch: so ein jämmerliches Tier und schlägt noch aus!

Zwei Burschen aus der Menge holen sich jeder eine Peitsche und laufen zu der Stute hin, um sie von den Seiten zu hauen. Jeder haut von seiner Seite.

„Aufs Maul! Haut sie in die Augen! in die Augen!“ schreit Mikolka.

„Wollen ein Lied singen, Brüder!“ ruft einer auf dem Wagen, und alle die drauf sind, fallen mit ein. Ein Gassenhauer ertönt; ein Tambourin rasselt; der Refrain wird gepfiffen. Das Weib knackt Nüsse und lacht.

Der Knabe läuft bei dem Pferde entlang, er läuft nach vorn; er sieht wie es in die Augen geschlagen wird, gerade in die Augen! Er weint; das Herz will ihm brechen; die Tränen laufen ihm über die Wangen. Ein Peitschenhieb streift ihm das Gesicht, er fühlt es nicht; er ringt die Hände, er schreit, er stürzt zu dem grauköpfigen, graubärtigen Manne hin, der mit dem Kopfe schüttelt und dieses ganze Treiben mißbilligt. Ein Weib faßt ihn an der Hand und will ihn fortführen; aber er reißt sich los und läuft wieder zu dem Pferde hin. Das Tier ist schon beinahe mit seiner Kraft zu Ende; aber es beginnt noch einmal auszuschlagen.

„Hol dich der Satan!“ schreit Mikolka wütend. Er wirft die Peitsche hin, bückt sich und zieht vom Boden des Wagens eine lange, dicke Deichselstange hervor, faßt sie mit beiden Händen am einen Ende und holt mit starker Anstrengung über der Falben aus.

„Er macht sie kaputt!“ schreien die Umstehenden.

„Er schlägt sie tot!“

„Sie ist mein Eigentum!“ schreit Mikolka und läßt mit aller Wucht die Deichselstange niederschmettern. Man hört einen schweren, dumpfen Schlag.

„Haut sie doch mit der Peitsche, haut sie! Was steht ihr!“ rufen Stimmen aus dem Haufen.

Mikolka aber holte zum zweiten Male aus, und ein zweiter Schlag fällt mit aller Wucht auf den Rücken der unglücklichen Mähre. Sie knickt mit dem ganzen Hinterteil nieder, springt aber auf und zieht und zieht mit dem Aufgebot der letzten Kräfte nach dieser und jener Seite hin, um den Wagen in Bewegung zu bringen; aber von allen Seiten schlagen sechs Peitschen auf sie ein, und die Deichselstange erhebt sich von neuem und schlägt zum dritten und vierten Male, taktmäßig, wuchtig nieder. Mikolka ist ganz rasend, daß er die Stute nicht mit einem Schlage tot bekommt

„Die ist zählebig!“ rufen die Umstehenden.

„Jetzt wird sie bestimmt gleich fallen, Brüder; dann ists mit ihr aus!“ ruft aus dem Haufen ein interessierter Zuschauer.

„Du solltest ein Beil nehmen und ihr flink den Garaus machen!“ ruft ein Dritter.

„Ach was, hol dich der Kuckuck. Macht mal Platz da!“ schreit Mikolka grimmig, wirft die Deichselstange von sich, bückt sich noch einmal zum Wagen herunter und zieht eine eiserne Brechstange hervor. „Vorgesehen!“ ruft er und holt mit aller Kraft nach seinem armen Pferdchen aus. Der Schlag schmettert nieder; die Stute schwankt, sinkt zusammen, macht einen Versuch anzuziehen; aber die Brechstange trifft sie von neuem mit voller Wucht in den Rücken, und das Tier fällt auf die Erde, als wären ihm alle vier Beine mit einem Male abgehauen.

„Nun gebt ihr den Rest!“ schreit Mikolka und springt wie ein Besessener vom Wagen herunter. Einige Burschen, ebenfalls betrunken und mit geröteten Gesichtern, ergreifen, was ihnen vor die Hände kommt, Peitschen, Stöcke, die Deichselstange, und laufen zu der verendenden Stute hin. Mikolka stellt sich auf der einen Seite neben das Tier und fängt an, es mit der Brechstange auf den Rücken zu schlagen, wohin er gerade trifft. Die Mähre streckt das Maul vor, holt noch einmal schwer Atem und stirbt.

„Na, nun hast du ihr das Lebenslicht ausgeblasen!“ ruft einer in dem Haufen.

„Warum wollte sie auch nicht Galopp laufen!“

„Sie ist mein Eigentum!“ schreit Mikolka, die Brechstange in den Händen, mit blutunterlaufenen Augen. Er steht da, als bedauere er, daß niemand mehr da ist, den er schlagen könnte.

„Aber du bist wirklich ein rechter Unchrist!“ rufen jetzt viele Stimmen aus der Menge.

Der arme Knabe ist ganz fassungslos. Laut aufschreiend drängt er sich durch den Schwarm hindurch zu der Falben hin, umfaßt ihren toten, blutigen Kopf und küßt ihn, er küßt sie auf die Augen, auf die Lefzen. Dann springt er plötzlich auf und stürzt in heller Wut, die kleinen Fäuste ballend, auf Mikolka los. In diesem Augenblicke bekommt der Vater, der schon lange hinter ihm her ist, ihn endlich zu fassen und trägt ihn aus dem Gedränge hinaus.

„Komm weg, komm weg!“ sagt er zu ihm. Wir wollen nach Hause gehen!“

„Papa“! Warum haben sie … das arme Pferd … totgeschlagen?“ schluchzt er; aber er bekommt keine Luft, und die Worte ringen sich, wie einzelne Schreie aus der gepressten Brust

„Sie sind betrunken, … sie treiben Unfug, … es geht uns nichts an, … komm weg!“ sagte der Vater. Der Knabe schlingt beide Arme um den Vater; aber die Brust ist ihm so beengt, so furchtbar beengt. Er möchte Luft holen, aufschreien und, – er erwacht….“

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aus >Raskolnikow – Schuld und Sühne, ein Roman in sechs Teilen< von Fjodor Michailowitsch Dostojewskij, Erster Teil S. 86-93, verfaßt 1864 bis 1866, erschienen in Russisch 1867, hier, Übersetzer ins Deutsche nicht bekannt, erschienen im Insel Verlag Leipzig, 1945.

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„… Des Schicksals Wege sind wunderbar, denn der Mensch, dessen es sich dazu bediente, war der böseste in Kummerow, der Müller Düker. Keiner konnte ihn leiden, kein Kind und kein Erwachsener, sicher auch kein Tier, denn wenn seine Pferde immer wie geleckt aussahen, so war das bloß Eigenliebe und keine Tierliebe und kam auch nur von dem Hafer, den sich der Müller durch seinen Droak zusammenstehlen ließ.

Jetzt hatte er sich auf dem letzten Pferdemarkt in Randemünde einen Fuchs eingetauscht und mächtig mit seiner Schlauheit geprahlt; ein Pferd hätte er erwischt, da könnten ihm selbst der Graf tausend Taler bieten, und er kriegte es nicht. Großartig, wie er den Pferdehändler angescheten hätte!

Ganz langsam fuhr der Müller durch das Dorf und griente jeden an, der ihm begegnete, und wenn einer stillstand, dann zeigte er mit der Peitsche auf den Fuchs und sagte: „Ein Wundertier! Ja, man muß eben was von Pferden verstehen. Euch kann man ja einen Ochsen für ein Pferd andrehen, wenn der keine Hörner hat, dann merkt ihr nichts.“ Am meisten ärgerte alle, daß der Fuchs so billig gewesen sein sollte, denn er war wirklich ein schönes Tier. Wenn der Müller nicht log mit dem Preis. Doch der alte Metscher war beim Kauf zugegen gewesen, es stimmte schon. „Dann wird der Fuchs es wohl inwendig haben,“ sagte der Schulze.

Er hatte es inwendig. Im Kopf hatte er es, wie man so sagt. Solange er neben dem Braunen an der Deichsel zu gehen hatte, war alles in Ordnung. Dafür aber hatte der Müller ihn nicht gekauft, er wollte ihn hauptsächlich für den Einspänner haben. Und dabei zeigte der Fuchs, daß er es eben im Kopfe hatte. Sie kamen alle zusammen, als sie es hörten.

Großspurig war der Müller an einem Sonntagnachmittag das erstemal mit seinem neuen Fuchs im Einspänner durch das Dorf gefahren, und damit sich auch alle recht ärgerten, hatte er vor dem Gasthof gehalten. Da fing der Fuchs an. Er stellte die Vorderbeine breit auseinander, so daß er von vorne aussah wie ein Sägebock, und dazu ließ er den Kopf schlapp herunterhängen und schwenkte ihn langsam und weit ausholend von links nach rechts und von rechts nach links. Zuerst hielten sie das für einen kleinen Spaß von dem Pferd, besonders da es sich auch wieder in eine für ein Pferd anständige Haltung zurückfand. Doch nach kurzen Pausen fing der Fuchs immer wieder an mit dem Theater. Sie standen und warteten direkt: Jetzt, paß auf, gleich macht er’s wieder! Und richtig.

Als das Gejohle vor dem Gasthof zu toll wurde, stürzte der Müller heraus.

Er hatte wohl gesehen, daß sich da immer mehr Menschen um seinen Fuchs angesammelt hatten. Die fuchsen sich, dachte er, weil sie kein so schönes Pferd haben. Wie er nun die Geschichten sah, die der Fuchs machte, lachte er zuerst mit und sagte: „Na, was ist denn schon? Das kluge Tier wundert sich über soviel Ochsen!“

„Jawohl“, krähte Wilhelm Trebbin, „und jetzt, wo du dazugekommen bist, wundert er sich erst recht.“

Ganz richtig hatte Wilhelm Trebbin das beobachtet: eigentlich noch mehr als bisher schwenkte das dumme Tier seinen Kopf. Da zog ihm der Müller einen über den Pelz und fuhr nach Hause.

Es war jedoch nicht zu verbergen, immer wenn er im Einspänner ging und nur ein paar Minuten stillstand, kriegte der Fuchs es wieder.

„Das werd ich ihm schon austreiben“, versprach der Müller, „man ist ja nicht so dämlich wie ihr!“

Womit er sie erst recht auf sich und seinen Fuchs hetzte, denn mit dem Austreiben, das wurde nichts. Worauf der Müller den Fuchs wieder als Zweispänner fuhr. Das verhinderte jedoch nicht, daß jeder, der ihn traf, sich erkundigte: „Was macht denn der Wunderliche?“ Und so hieß denn bald der Müller wie sein Pferd der Wunderliche.

Die Kummerower sind hartnäckig. Man sagt von solchen Leuten allgemein, sie haben Charakter. Und so stichelten und triezten sie den Müller am Sonntagnachmittag im Krug so lange mit seinem Wunderlich, daß er eine Wette einging, er würde dem Tier das schon austreiben. Bis zu zwanzig Mark hielten sie die Wette gegen ihn. „Vor euren sichtlichen Augen!“ prahlte der Müller. Er lief sogleich nach Hause und spannte den Wunderlich ein.

Und dann karriolte er mit dem Wagen immer um den Dorfplatz, und sobald er einmal herum war, hielt er vor dem Krug an. Wenn der Fuchs dann seine Beine breitstellte und mit dem Kopf zu schaukeln begann, drosch der Müller auf ihn los, sprang in den Wagen und jagte eine neue Runde um den Platz. Er würde ihn schon müde machen, daß ihm der Spaß verginge, Theater zu spielen. Ein paar Bauern aber hetzten den Müller immer weiter auf, indem sie sagten, der Fuchs käme wahrscheinlich direkt aus dem Zirkus, und vielleicht parierte er besser, wenn der Müller sich als Musche Klohn anzöge.

Der Fuchs war schon ganz blank vor Schweiß, und der Atem ging ihm laut, aber sobald er zum Stehen kam, setzte er die Vorderbeine schräg und schaukelte mit dem Kopf.

Runde auf Runde jagte der Müller das Pferd. Er merkte schon längst, daß er nun wirklich der dumme August für das Dorf geworden war, und außerdem waren die zwanzig Mark weg. Jetzt tat einigen das Pferd leid, weil aber andere dem Müller die verlorene Wette vorhielten, sprang er noch einmal vom Wagen, stellte sich vor dem Pferdekopf auf, aus dem zwei ängstliche Augen auf den unmenschlichen Herrn blickten. Die Vorderbeine zitterten, die Flanken flogen, das Maul stand voll Schaum, aber unbegreifliches Tun, das Tier brachte die Beine wieder auseinander und schwenkte den Kopf. „Aas, verfluchtes, dir werd ich lehren!“ brüllte der Müller und hatte auch Schaum im Gesicht, nahm die Peitsche verkehrt und schlug dem Pferd das dicke Ende des Stiels gegen das Maul, immer gegen die Seite, die gerade wegschwenken wollte. Tatsächlich hörte der Fuchs auf, den Kopf zu bewegen. Triumphierend sah der Müller um sich.

Wilhelm Trebbin faßte ihn am Arm. „Wenn du ihn nochmal gegen die Schnauze schlägst, bekommst du selber ein paar.“

„Von dir noch lange nicht!“ prahlte der Müller.

Da rief einer von denen, die gewettet hatten: „Es gilt aber auch für die Beine!“

„Die krieg ich auch noch zurecht“, versprach der Müller und schlug mit dem dicken Ende der Peitsche dem Pferd gegen die Vorderbeine, bis das Tier sie richtig hielt. Aber dabei vergaß es wohl seinen Kopf, denn nun pendelte der wieder hin und her.

„Warte, du Luder!“ brüllte der Müller. „Ich krieg dich schon müde!“ Er sprang wieder auf den Wagen und karbatschte auf das ermattete Tier los, gleich zweimal um den Platz. Als er diesmal hielt, war der Schaum vor dem Pferdemaul rot von Blut. Jetzt traten einige der Bauern auf den Müller zu und wollten ihm die Peitsche wegnehmen. Doch er drohte tätlich zu werden. „Ist das mein Pferd oder eures?“ brüllte er los. Das war richtig, es war sein Pferd, und er konnte damit machen, was er wollte. Einige meinten zwar, das könnte er nicht, und es sei eine Schande für Kummerow, daß hierorts einer vor ihren Augen ein Tier zu Tode prügeln dürfe.

„Damit ihr auch noch meine zwanzig Mark kriegt, ihr Spitzbuben!“ tobte der Müller.

„Wir schieten dir was auf deine zwanzig Mark!“ brüllte nun auch Wilhelm Trebbin. „Laß sie dir vom Droak bringen!“

Das war zwar Unsinn, aber es erfüllte seinen Zweck, es machte den Müller noch wilder.

„Wenn es mir paßt“, schrie er und hatte ganz rote Augen, „dann Schlage ich das Biest hier auf der Stelle tot! Den möcht ich sehen, der mir in mein Eigentum ‚reinreden will.“

Das war wieder richtig, und der Appell an das freie Recht über das Eigentum, dieses Glaubensbekenntnis des Kleinbürgers und Bauern, machte zuerst auch Eindruck. Außerdem würde er es ja nicht tun. Aber dann siegte doch das Gefühl für das Tier. Ja, wenn es ein Stück Rindvieh oder ein Schwein gewesen wäre, aber ein Pferd …

„Wir verzichten hiermit auf deine Dreckwette“, lärmte Trebbin, „er kriegt seine zwanzig Mark wieder, wir unsere auch!“

Der Müller lachte böse. „Das könnte dir so passen, was? Jetzt, wo du siehst, daß er pariert! ich habe gewettet, daß das Biest nicht mehr sein Theater macht. Und wenn er das nicht mehr macht, dann sind eure zwanzig Mark futsch. Und ich sage dir, nu gerade nicht, und er wird es nicht mehr machen!“ Noch einmal sprang er auf den Wagen und jagte das Pferd um den Platz. Jetzt aber schwankte das Tier nicht mehr mit dem Kopf allein, sondern mit dem ganzen Körper.

Es waren immer mehr Leute zusammengelaufen. Da kamen auch die Kühe von der Weide heim und mit ihnen Krischan Klammbüdel und Martin. Sie ließen die Kühe allein weitergehen und sahen sich an, was hier vorging. Der Müller hatte dem Fuchs gerade einen mächtigen Schlag mit dem Peitschenstiel übers Kreuz gegeben, als Krischan vor ihm auftauchte und nach dem Peitschenstiel faßte.

Dazu sagte er: „Der Gerechte erbarmt sich seines Viehes!“

„Scher dich zum Teufel, alter Zuchthäusler!“ brüllte der Müller und wollte auf Krischan los. Doch es sprangen einige dazwischen.

„Wo ich herkomm, da kannst du noch alle Tage hinkommen“, spektakelte Krischan, „bloß daß sie dich dann nicht wieder rauslassen.“ Aber in seiner Stimme zitterte es.

Da er nun an den Hirten nicht herankonnte, der Fuchs den Kopf noch verwunderlicher schwenkte als bisher und die Menschen laut aufjohlten, faßte der Müller den Peitschenstock mit beiden Händen, holte aus und schlug dem Fuchs das dicke Ende zwischen die Ohren. Er fiel sofort um, aber die Beine streckte er von sich, immer abwechselnd, als wolle er weglaufen, nur hier nicht sterben, und das eine Auge, das nicht im Sand lag, sah in qualvoller Verständnislosigkeit die Menschen an.

„Du Satan, du Aas!“ ächzte Krischan und stürzte sich auf den Müller, seinen Hirtenstock in der zitternden Faust,

Doch der Müller war rascher, er faßte Krischan bei der Brust und haute ihm eine runter, daß der alte, klapprige Hirte auf das sterbende Pferd fiel und betäubt liegen blieb. „So ein Schwein, so ein Sträfling“, keuchte der Müller, „eine Schande für ein Dorf – nicht mal Papiere hat der Kerl – das will anständige Leute beleidigen!“

Sie waren von dem Vorgang, der sich da in Schnelle abgespielt hatte, noch ganz benommen. Martin Grambauer aber fühlte sich von einer Hand angerührt und vorwärts gestoßen. Er heulte laut auf, einmal um das Pferd, dann um Krischan, dann aber sprang er wie eine Katze dem Müller ins Gesicht, krallte sich fest und riß nun wie ein Wilder in dem Kinnbart des Bösewichts. zur Ehre von Johannes und Hermann Wendland muß es geschrieben werden, sie waren im selben Augenblick auch an dem Müller, ohne Verabredung, Hermann, indem er dem Kerl die Stiefelspitze ins Gesicht stieß, Johannes, indem er den dicken Hirtenstock von Krischan aufhob und losdrosch. Nur, der bärenstarke und vor Schnaps und Wut halb wahnsinnige Mann hätte die drei Kinder erschlagen, wären jetzt nicht endlich die Großen wach geworden. Der Weg von den Augen bis in den Kopf und ins Herz und dann in die Arme ist lang für einen Kummerower. Der Müller hatte Martin gepackt, hochgehoben und wollte ihn zu Boden schmettern, da sprang Wilhelm Trebbin zu und entriß ihm den Jungen. Gleich folgten die anderen, und nun droschen Bauernfäuste auf einen Schinder los, und die, die einen Stock hatten, nahmen unbekümmert den Knüppel.

Der Müller warf ein paar Mann wie Kleiebeutel beiseite. Dann hatte er Wilhelm Trebbin vor sich, und das war kein Kleiebeutel, das war ein Zweizentnersack voll Weizen. Es traf den Müller ein so wuchtiger Faustschlag ins Gesicht, daß er beiseite flog, gegen das Pferd stolperte und über es hinwegstürzte. Blutend und besinnungslos blieb er liegen. denn wo Wilhelm Trebbin hinschlug, da rührte sich so leicht keiner.

Einige wollten gesehen haben, der Fuchs habe noch einmal seine Augen aufgemacht und erst den Müller, dann Krischan angesehen, und der Blick auf Krischan sei ein ganz anderer gewesen. Wie ein Mensch.

Krischan Klammbüdel konnte nach einer Viertelstunde allein nach Hause gehen, den Müller holte seine heulende Frau auf der Karre.

Das Pferd und der Wagen blieben auf dem Dorfplatz liegen bis zum Montagvormittag, weil Wachtmeister Niemeier den Tatbestand aufnehmen mußte. …“

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Aus Ehm Welk >Die Heiden von Kummerow< von 1937, S. 249-255, bei Bertelsmann Gütersloh 1959.

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Dietmar Moews am 1. Juli 2018 in Düsseldorf

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Dietmar Moews meint: Liebe Benutzer der neuen LICHTGESCHWINDIGKEIT, wem auffällt, dass ich ziemlich schroffe Urteile über berühmte und große Literaten mitteile, mag sich ganz einfach ein eigenes Urteil bilden:

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Durchlesen, vergleichen. Vielleicht mehrmals lesen. Dann fragen, ob meine MENSCH, PFERD, LITERATUR-Auffaltung hier für Leserin oder Leser persönlich Etwas bedeutet – Was bedeutet? Und ob dabei eine gewisse Nähe zu meiner Qualitätsbewertung von Literaten – um das handelt es sich nämlich, wenn man die Totalität seines Lebens betrachtet – und dann darauf Sprache, Literatur oder Buchstabennudeln bezieht, trägt und eine Bereicherung erlebt. Alle haben ganz eigene Anwandlungen aber auch Verwandtschaften dazu.

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P. S.

„…Das Pferd war für sie das Tier der Tiere, sie verstanden aus einfältigem Herzen die Völker, die es für heilig hielten. Darum auch hatte sich Superintendent Sanftleben nicht gewundert, als er mal bei einer Schulvisitation auf die Frage, welches das klügste Tier sei, die Antwort erhielt: „Das Pferd!“ Na schön, hatte er weiter gefragt, denn er hatte den Hund gemeint: „Welches ist aber das mutigste und stärkste Tier?“ – „Das Pferd!“ Na schön, er hatte eigentlich an den Löwen gedacht. „Ich möchte jetzt aber mal nichts von den Haustieren wissen. Welches ist von allen Tieren der König?“ Eine Weile war Stille in der Schule gewesen, bis die Antwort kam: „Das Pferd.“ …“

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Aus Ehm Welk >Die Heiden von Kummerow< von 1937, S. 255, bei Bertelsmann Gütersloh 1959.

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P. P. S.

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„… Er zählte sie eifrig und konnte sie doch nicht auszählen, füllte aber alle Taschen damit; die er nicht hineinbrachte, als sie voll waren, warf er wieder in die Luft, da verwandelte sich der Goldregen in einen prächtigen Goldfuchs, welcher wiehernd an der Erde scharrte, aus welcher dann der schönste Hafer in Haufen hervorquoll, den der Goldfuchs mutwillig verschmähte. Jedes Haferkorn war ein süßer Mandelkern, eine getrocknete Weinbeere und ein neuer Batzen, die in rote Seide zusammengewickelt und mit einem goldenen Faden zugebunden waren; zugleich war ein Endchen Schweineborste eingebunden, welche einen angenehm kitzelte, und indem das schöne Pferd sich behaglich darin wälzte, rief es: der Hafer sticht mich! der Hafer sticht mich! Heinrich bestieg das Pferd, ritt beschaulich am Ufer hin und sah, wie der Bauer in die Rosen hineinpflügte und mit seinem ganzen Gespann darin versank …

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Zur rechten Zeit sah er den Goldfuchs neben sich stehen, legte ihm den Mantelsack auf und begann den jähen Staffelweg hinunterzureiten, der an die Brücke führte. Jede Staffel war aber ein geschliffener Bergkristall, in welchem gewissermaßen als Kern ein spannelanges pudelnacktes Weibchen eingeschlossen lag, von unbeschreiblichem Ebenmaß und Schönheit der kleinen Gliederchen. Während der Goldfuchs den halsbrechenden Weg hinuntertrabte und jeden Augenblick mit seinem Reiter in den Abgrund zu stürzen drohte, bog sich Heinrich links und rechts vom Sattel und suchte mit sehnsuchtsvollen Blicken in den Kern der durchsichtigen Kristallstufen zu dringen. „Tausend noch einmal!“ rief er lüstern aus, „was mögen das nur für allerliebste närrische Wesen sein in dieser verwünschten Treppe!“

„Ei was wirds sein?“ erwiderte das Pferd, indem es springend den Kopf zurückwandte, „das sind nur die guten Dinge und Ideen, welche der Boden der Heimat in sich schließt und welche derjenige herausklopft, der im Lande bleibt und sich redlich nährt!“

„Teufel!“ rief Heinrich, „ich werde gleich morgen hier herausgehen und mir einige Staffeln aufklopfen!“ und er konnte seine Blicke nicht verwenden von der langen Treppe, die sich schon glänzend hinter ihm den Berg hinaufwand. Er war jetzt unten bei der Brücke angekommen; das war aber nicht mehr die alte hölzerne Brücke,, sondern ein

marmorner Palast, welcher in zwei Stockwerken eine unabsehbare Säulenhalle bildete und so als eine nie gesehene Prachtbrücke über den Fluß führte. „Was sich doch alles verändert und vorwärts schreitet, wenn man nur einige Jahre weg ist!“ sagte Heinrich, als er gemächlich in die weite Brückenhalle hineinritt. Während das Gebäude von außen nur in weißem, rotem und grünem Marmor glänzte, allerdings in den herrlichen Verhältnissen und Gliederungen, waren die Wände inwendig mit zahllosen Malereien bedeckt, welche die ganze fortlaufende Geschichte und alle Tätigkeiten des Landes darstellten. Hirten und Jäger, Bauern und Pfaffen, Staatsmänner, Künstler, Handwerker, Schiffer, Gemsjäger, Mönche, Jünglinge und Greise, alle waren in ihrem Wesen kenntlich und verschieden und doch sich alle gleich und traten in den dargestellten Handlungen ungezwungen zusammen in den bestimmtesten und klarsten Farben. Die Malerei war einfach, hatte durchaus den Charakter der alten soliden Freskomalerei, aber alle Abwesenheit von gebrochenen Farben und den Künsten des Helldunkels ließ die Bilder nur umso klarer und bestimmter erscheinen und gab ihnen einen unbefangenen und munteren Anstrich. Auch verstand sie alles Volk, das auf der Brücke hin und her wogte, und während sie so durch einen guten und männlichen Stil für den Gebildeten erfreulich blieben, wurden sie durch jene Künste nicht ungenießbar für den wenig Geschulten; denn die Bedeutung der alten Freskomalerei liegt in ihrer tüchtigen Verständlichkeit und Gemeingenießbarkeit, während die Vorzüge der neueren Malerei ein geübtes Auge erfordern und das Volk sich den Teufel um gebrochene Töne kümmert.

Das lebendige Volk, welches sich auf der Brücke bewegte, war aber ganz das gleiche wie das gemalte und mit demselben eines, wie es unter sich eines war, ja viele der gemalten Figuren traten aus den Bildern heraus und wirkten in dem lebendigen Treiben mit, während aus diesem manche unter die Gemalten gingen und an die Wand versetzt wurden. Diese glänzten dann in umso helleren Farben, als sie in jeder Faser aus dem Wesen des Ganzen hervorgegangen und ein bestimmter Zug im Ausdrucke desselben waren. Überhaupt sah man jeden entstehen und werden, und der ganze Verkehr war wie ein Blutumlauf in durchsichtigen Adern. In dem geschliffenen Granitboden der Halle waren verschiedene Löcher angebracht mit eingepaßten Granitdeckeln, und was sich Geheimnisvolles oder Fremdartiges in dem Handel und Wandel erblicken ließ, wurde durch diese Löcher mit einem großen Besen hinabgekehrt in den unten durchziehenden Fluß, der es schleunig weit wegführte. Der Ein- und Ausgang der Brücke aber war offen und unbewacht, und indem der Zug über dieselbe beständig im Gange war, der Austausch zwischen dem gemalten und wirklichen Leben unausgesetzt stattfand und alles sich unmerklich jeden Augenblick erneuerte und doch das Alte blieb, schien auf dieser wunderbar belebten Brücke Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur ein Ding zu sein.

„Nun möcht ich wohl wissen“, sagte Heinrich vor sich hin, während er aufmerksam alles aufs genaueste betrachtete, „was dies für eine muntere und lustige Sache hier ist!“

Das Pferd erwiderte auf der Stelle: „Dies nennt man die Identität der Nation!“

„Himmel!“ rief sein Reiter, „du bist ein sehr gelehrtes Pferd! Der Hafer muß dich wirklich stechen! Wo hast du diese gelehrte Anschauung erworben?“

„Erinnere dich, sagte der Goldfuchs, „auf wem du reitest! Bin ich nicht aus Gold entstanden? Gold aber ist Reichtum und Reichtum ist Einsicht.“

Bei diesen Worten merkte Heinrich plötzlich, daß sein Mantelsack statt mit Wäsche jetzt gänzlich mit jenen goldenen Münzen angefüllt und ausgerundet war, welche er mit den alten Kleidern in das Wasser geworfen hatte. Ohne zu grübeln, woher sie so unvermutet wieder kämen, fühlte er sich höchst zufrieden in ihrem Besitze, und obschon er dem weisen Gaule nicht mit gutem gewissen Recht geben konnte, daß Reichtum Einsicht sei, so war er doch schon insoweit von seiner Behauptung angesteckt und fand sich doch plötzlich so leidlich einsichtsvoll, daß er wenigstens nichts erwiderte und gemütlich weiter ritt auf der schönen Brücke.

„Nun sage mir, du weiser Salomo!“ begann er nach einer Weile wieder, „heißt eigentlich die Brücke oder die Leute, so darauf sind: die Identität? oder welche von beiden nennst du so?“

„Beide zusammen sind die Identität!“ sagte das Pferd.

„Der Nation?“ fragte Heinrich.

„Der Nation, zum Teufel noch einmal, versteht sich!“ sprach der Goldfuchs.

„Gut! aber welches ist denn die Nation, die Brücke oder die Leute, so darüber rennen?“ sagte Heinrich.

„Ei seit wann“, rief das Pferd, „ist denn eine Brücke eine Nation? Nur Leute können eine Nation sein, folglich sind diese Leute hier die Nation!“

„So! und doch sagtest du soeben, die Nation und die Brücke zusammen machten eine Identität aus!“ – erwiderte Heinrich.

„Das sagt ich auch und bleibe dabei!“ versetzte das Pferd.

„Nun, also?“ fuhr Heinrich fort.

„Wisse“, antwortete der Gaul bedächtig, indem er sich auf allen Vieren ausspreizte und tiefsinnig in den Boden hineinsah, „wisse, wer diese heiklige Frage zu beantworten, den Widerspruch zu lösen versteht, ohne den scheinbaren Gegensatz aufzuheben, der ist ein Meister hierzulande und arbeitet an der Identität selber mit. Wenn ich die richtige Antwort, die mir wohl so im Maule herumläuft, rund und nett zu formulieren verstände, so wäre ich nicht ein Pferd, sondern längst hier an die Wand gemalt. Übrigens erinnere dich, daß ich nur ein von dir geträumtes Pferd bin und also unser Gespräch eine subjektive Ausgeburt und Grübelei deines eigenen Gehirnes ist, die du Aberwitziger mit über den Rhein gebracht hast. Mithin magst du fernere Fragen dir nur selbst beantworten aus der allerersten Hand!“

„Ha! du widerspenstige Bestie!“ schrie Heinrich in anthropologischem Zorne und spornte das Pferd heftig, „umso mehr, undankbarer Klepper, bist du mir zu Red und Antwort verpflichtet, da ich dich aus meinem so sauer ergänzten Blute erzeugen und diesen Traum lang speisen und unterhalten muß!“

„Hat auch was Rechtes auf sich!“ erwiderte das Pferd ganz gelassen.

„Dieses ganze Gespräch, überhaupt unsere ganze werte Bekanntschaft ist das Werk und die Dauer von kaum zwei Sekunden und kostet doch wohl kaum einen Hauch von deinem geehrten Körperlichen.“

„Wie, zwei Sekunden?“ rief Heinrich und hielt das schöne Goldtier an, „ist es nicht wenigstens eine Stunde, daß wir auf dieser endlosen Brücke reiten uns umsehen in dem Getümmel?“

„Gerade eine Sekunde ists, sagte der Gaul, „daß ein berittener Nachtwächter um die Straßenecke bog, und ein einziger Hufschlag hat in dir meine Erscheinung erneuert, welche überhaupt veranlaßt wurde, als vor einer halben Stunde derselbe Nachtwächter des entgegengesetzten Weges kam. Auch ist dieses Minimum von Zeit ein und dasselbe Minimum von Raum, kurz die identische Kleinigkeit deines in das Kopfkissen gedrückten Schädels, in welchem sich eine so weite Gegend und tausend belebte und verschiedene Dinge gleichzeitig ausbreiten und zwar alles auf Rechnung des einen Hufschlages, welcher nichtsdestominder nur als ein gemeiner Hammerschlag zu betrachten ist, der nur dazu dient, den Kasten deines eigenen Wesens aufzutun, worin alles schon hübsch zusammengepätschelt liegt, was -„

„Um Himmels willen!“ rief Heinrich, „vergeude nicht länger die kostbare Dauer des Hufschlages mit deinen Auseinandersetzungen, sonst ist der nur allzu kurze Augenblick vorbei, ehe ich über diese schöne Brücke im reinen bin!“

„Eilt gar nicht! Alles, was wir für jetzo zu erleben und zu erfahren haben, geht vollkommen in das Maß des wackeren Pferdetritts hinein, und wenn der sehr richtig denkende Psalmist den Herrn seinen Gott anschrie: Tausend Jahre sind von dir wie ein Augenblick! so ist dies gut begründete Hypothese von hinten gelesen eine und dieselbe Wahrheit: Ein Augenblick ist wie tausend Jahre! Wir könnten noch tausendmal mehr sehen und hören während dieses Hufschlages, wenn wir nur das Zeug dazu in uns hätten, lieber Mann! Doch alles Pressieren oder Zögern hilft da nichts, alles hat seine bequemliche Erfüllung und wir können uns ganz gemächlich Zeit lassen mit unserem Traum, er ist was er ist und dauert einen Schlag und nicht mehr noch minder!“ sagte das Pferd.

„Gut, so beantworte mir ohne Anstand noch diese Frage!“ erwiderte Heinrich, „ich muß mir aber die Frage erst noch ein wenig zurechtlegen und deutlich abfassen; denn ich weiß nicht recht, wie ich mich ausdrücken soll. Bereite dich indessen, da wir, wie du sagst, ausreichende Traumeszeit haben, recht gründlich auf die Beantwortung vor!“

„Wie kann ich mich zur Antwort vorbereiten, eh ich nur die Frage kenne?“ sagte das Pferd verwundert.

„Was?“ rief Heinrich erbost, „das weißt du nicht? Deinen guten Willen und dein bißchen Ehrlichkeit sollst du zusammennehmen und den Vorsatz fassen, ohne alle Heuchelei und Ausschmückung zu antworten, und selbst wenn du gar nichts zu antworten weißt, so sollst du dies mit gutem ehrlichen Willen bekennen, und dies wird alsdann die gesundeste Antwort sein. Kurz, du sollst, während du philosophierst, wirklich ein Philosoph sein und nicht etwa ein Buchbinder oder ein Kattundrucker!“

„Es ist doch wunderbar mit den Menschen!“ bemerkte der Goldfuchs melancholisch. „Bist denn du etwa jetzt ein Philosoph, während du dir erst ein Pferd träumst, um dir von demselben Fragen beantworten zu lassen, welche du dir einfacher und unmittelbar aus dir selbst beantworten kannst? Muß denn dein träumender Verstand wirklich erst ein Pferd formen, es auf vier Beinen dahinstellen und sich rittlings daraufsetzen, um aus dem Munde dieses Geschöpfes das Orakel zu vernehmen?“

Heinrich lächelte vergnügt und selbstzufrieden wie einer, der es wohl weiß, daß er sich selbst einen Spaß vormacht, und versetzte: „Antworte! Ich sehe hier eine Brücke; dieselbe ist aber vollkommen gebaut und eingerichtet wie ein Palast oder großer Tempel, so daß es in dieser Hinsicht wieder mehr als eine Brücke zu sein scheint, während eine solche vielmehr nur der Weg etwa zu einem guten Tempel oder derartigen Bauwerke zu sein pflegt. Auch beginnt am Ausgange dieser herrlichen Palastbrücke oder dieses Brückenpalastes eine herrliche alte Stadt, deren himmelhohe Lindenwipfel und goldene Turmknöpfe wir wohl unter diese Bogenwölbungen können einherfunkeln sehen, wenn wir uns bücken, so wie wir ja auch aus der schönsten Landschaft herkommen und soeben über die treffliche ideenhaltige Kristalltreppe heruntergestolpert sind. Trotzdem scheint alles auf dieser Brücke so zu leben und zu weben, als ob nichts als diese Brücke da wäre, und ich bin nun begierig zu hören, ob dies stattliche Brückenleben eigentlich ein Übergang, wie es einer Brücke geziemt, oder ein Ziel, wie es ihr auch wieder geziemen könnte, da sie so hübsch ist, ein Zweck oder ein Mittel sei? Ein Ausgang oder ein Eingang, ein Anfang oder ein Ende? ein A oder ein O? Dies nimmt mich wunder!“

Das weise Pferd erwiderte: „Alles dies ist zumal der Fall und das ist eben das Herrliche und Bedeutungsvolle an der Sache! Ohne die schönen Ufer wäre die Brücke nichts ohne die Brücke wären die Ufer nichts. Alles, was auf der Brücke geht, ist und bedeutet nur etwas, insofern es aus dem Gelände hüben und drüben kommt und wieder dahin geht und dort etwas Rechtes ist, und dort kann man es wiederum nur sein, wenn man als etwas Rechtes über die Brücke gegangen ist. Wenn man auf der Brücke ist, so denkt man an nichts anderes und stürzt sich in den Verkehr, indessen man doch unversehens hinüber gelangt und wieder in seiner besonderen Behausung ist. Dort duselt und hantiert man in Küche und Keller, auf dem Estrich, rund in der Stube herum, als ob man nie auf der Brücke gewesen wäre, bis man plötzlich einmal den Kopf aus dem Fenster steckt und sieht, ob sie noch stehe. So ist sie ein prächtiges Monument und doch nur eine Brücke, nicht mehr als der geringste Brettersteg; eine bloße Geh- und Fahrbrücke und doch wieder eine statiöse Volkshalle:“

Plötzlich bemerkte Heinrich, daß er von allen Seiten mit biederer Achtung begrüßt wurde, welche sich besonders dadurch kundgab, daß manche mit einem vertraulichen Griffe und wichtiger Miene seinen strotzenden Mantelsack betasteten, wie etwa die Bauern auf den Viehmärkten die Weichen einer Kuh betasteten und kneifen und dann wieder weitergehen.

„Der Tausend“, sagt Heinrich, „das sind ja absonderliche Manieren! ich glaube, es kenne mich hier kein Mensch.“

„Es gilt auch“, sagte das Pferd, „nicht so wohl dir als deinem schweren Quersack, deiner dicken Goldwurst, die auf meinem Kreuz liegt.“

„So?“ sagte Heinrich, „also ist das Geheimnis und die Lösung dieser ganzen Identitätsherrlichkeit doch nur das Gold, und zwar das gemünzte? Denn sonst würden sie dich ja auch betasten, da du aus dem nämliche Stoffe bist!“

„Hm“, sagte das Pferd, „das kann man eigentlich nicht behaupten! Die Leute auf dieser Brücke haben vorerst ihr Augenblick darauf gerichtet, ihre Identität allerdings zu behaupten und gegen jeglichen Angriff zu verteidigen. Nun wissen sie aber sehr wohl, daß ein kampffähiger guter Soldat wohlgenährt sein muß und ein gutes Frühstück im Magen haben muß, wenn er sich schlagen soll. Da dies aber am bequemsten durch allerlei Gemünztes zu erreichen und zu sichern ist, so betrachten sie jeden, der mit dergleichen wohlversehen, als einen gerüsteten Verteidiger und Unterstützer der Identität und sehen ihn drum an. Sei dem wie ihm wolle, ich rate dir, dein Kapital hier noch ein wenig in Umlauf zu setzen und zu vermehren. Wenn die Meinung der Leute in allgemeinen auch eine irrige ist, so steht es doch jedem frei, sie für sich zu einer Wahrheit und so seine öffentliche Stellung angenehm zu machen.“

Heinrich griff in seinen Sack und warf einige Hände voll Goldmünzen in die Höhe …“

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Aus Gottfried Keller „Der Grüne Heinrich“, S. 650 f, 1855 und 1958 im Carl Hanser Verlag München

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Am Geburtstag des schwedischen Chemikers Alfred Nobel 1833-1896, der Erstauslober und Namensgeber des FRIEDENSNOBEL-Preises war, wird der Preis an die Preisträger in Oslo feierlich überreicht. Die generelle Preissumme je Fach beträgt dieses Jahr 900.000 Dollar – sie wird bei mehreren Preisträgern entsprechend geteilt.

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Das sind im Jahr 2017 Preise für Frieden, Literatur, Chemie, Physik, Medizin, dazu besonders für Wirtschaft.

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Diese Preisverleihung war von großem diplomatischem Widerspruch geprägt. Während einerseits das NOBEL-Kommitee sowie die höchsten staatlichen Repräsentanten, wie der SCHWEDISCHE KÖNIG, bei der Zeremonie mitwirken, blieben sämtliche diplomatischen Vertreter der ATOM-Staaten, die auch das ICAN-Manifest ablehnen zu unterzeichnen, der Preisverleihung fern.

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Denn den FRIEDENSNOBEL-Preis 2017 erhielt die ICAN genannte „Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen, den eine Hiroshima-Überlebende, Frau Setsuko Thurlow, entgegen nimmt. Immerhin nahmen die Botschafter der Atombomben-Staaten Russland und Israel an der Feier teil. Auch Deutschland, das offiziell nur Standort us-amerikanischer Atomwaffen ist, hat das ICAN-Papier nicht unterzeichnet.

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Nach der Auszeichnung gibt es ein großes öffentliches Abendessen, wo auch das Königshaus teilnimmt sowie politische, wirtschaftliche und kulturelle Prominenz.

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neues deutschland, am 9. Dezember 2017 berichtete auf Seite 6 mit Alexander Isele:

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„Nuklearmächte bleiben Nobelpreisverleihung in Oslo fern – Kampagne zur Abschaffung von Atomwaffen wird am Sonntag ausgezeichnet. Hiroshima-Überlebende Setsuko Thurlow nimmt Ehrung entgegen“

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… Noch immer weit verbreitet: Atomwaffen

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Nach Angaben des Stockholmer Friedensforschungsinstituts SIPRI gibt es weltweit noch 14.935 Atomwaffen. Mitte der 80er Jahre – zur Zeit des kalten Krieges – waren es noch fast 70.000.

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4.150 der Waffen sind einsatzbereit.

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Zehn Staaten besitzen sicher oder mutmaßlich Atomwaffen: Die USA, Russland, Großbritannien, Frankreich, China, Indien, Pakistan, Nordkorea, Argentinien und Israel.

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93 Prozent aller Atomwaffen sind in den Händen der USA und Russlands.

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Zwei Mal kamen solche Waffen bisher zum Einsatz. Zum Ende des Zweiten Weltkrieges warfen die US-Streitkräfte 1945 Atombomben über den japanischen Städten Hiroshima und Nagasaki ab.

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Insgesamt wurden circa 2.100 Atomwaffen für Testzwecke gezündet.

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Alleine die USA werden nach Expertenschätzung in den nächsten zehn Jahren 400 Milliarden US-Dollar in die Modernisierung von Atomwaffen investieren. Auch Russland plant die Erneuerung des Waffenarsenals.“

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Dietmar Moews meint: Die Wahrheit hierzu ist, dass die wenigen (insgesamt NEUN) Atomwaffen-Staaten dagegen protestieren, dass die UN mit einer großen Mehrheit durchsetzen wollen, das im UN-Vertrag ausgehandelte ATOMWAFFEN-VERBOT durchgesetzt werden.

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Im September 2017 haben 53 UN-Staaten den Kernwaffenverbotsvertrag unterzeichnet. Sobald 49 weitere Staaten folgen, tritt der Vertrag in Kraft.

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Nordkorea lehnt den Vertrag ab – die anderen Bombenstaaten heucheln einfach. Doch wir kennen es zur Genüge, dass alle UN-VETO-Staaten sich um Auflagen drücken, wenn es ihnen passt, ob CHINA, USA, RUSSLAND – so sieht eben die empirische Machtlage dieser Welt aus.

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Auf Verträge kann sich nur verlassen, wer die militärischen Machtmittel, Vertragswerte zur Not gewaltsam durchzusetzen fähig ist.

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JÜRGEN KAUBE „Tote Lehre“ – wertvoller Kommentar in der FAZ

Februar 14, 2017
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Vom Dienstag, 14. Februar 2017

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Die überwiegend kritischen Missfallensbekundungen zu den alltagspolitischen Machenschaften, zu denen sich Dietmar Moews fast täglich veranlasst sieht, rühren von den vielen Missfälligkeiten, die oft so grottenschlecht gemacht werden, wie es nicht einer Notwendigkeit folgt, sondern die von der kollektiven Bräsigkeit getragen werden. Übel werden anscheinend gerufen. Fehlende öffentliche Urteilskraft und Moral bringen den Autor in eine psychologische Disposition, sich über etwas Gutes überschwänglich zu freuen, z. B. gegenüber nüchternen und redlichen Positionen und Taten, in weite Freude zu fallen.

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So ist es hier mit Jürgen Kaube. Er spricht mir zutiefst aus dem Herzen. Hoffentlich lesen viele Interessenten und diskutieren diese Denkrichtung von JÜRGEN KAUBE, der immerhin Mitherausgeber der Frankfurter Allgemeine Zeitung ist und damit quasi operationaler Chefredakteur ist.

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Wer machen will, was Kaube kann, muss extrem ins Geschehen einsteigen. Ein heutiger Geistes-CEO muss darauf achten, dass  seine FAZ-Holz-Zeitung wie auch die FAZ-Online an der Spitze bleiben können – das heißt, die FAZ fliegt sozio-geistig der gesamten Tages-Publizistik voran ins Leere und muss den Führungskontakt zur Massenkommunikation halten. Während geradezu unüberschaubare Mitspieler im heutigen weltweiten Medienmix Zeitgeist und Anspruchshöhen vorantreiben. Das ist keine Cloud und auch kein Schwarm – es ist nach wie vor Massenkommunikation – aber es geschieht selbststeuernd, ohne sozialwissenschaftliches Monitoring und Justierung.

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Da ist es ein Segen, dass dieser KAUBE (geboren 1962) etwas von empirischer Sozialforschung gehört hat – er ahnt was.

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Ich zitiere hier aus Kaubes löblichem Text „Tote Lehre“, den Titel-Kommentar der FAZ von Samstag, 11. Februar 2017:

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NULL: „… Mathematik geschieht das mit hohem Aufwand, aber unnachsichtig gegen falsche Lösungen und Faulheit. In manchen Geisteswissenschaften hingegen wird schon die Vorstellung, es gebe dort richtig und falsch sowie einen Stand der Erkenntnis, für abwegig gehalten. (Unterstrichen von D M) Was eine Einladung zur Gleichgültigkeit ist.“

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EINS: „...Hat denn ernsthaft jemand geglaubt, eine Vervielfachung der Absolventenzahlen gehe mit einer proportionalen Vervielfachung geistiger Interessen an Klassikern einher?…“

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ZWEI: „…Die Kultur der Gegenwart bietet viel, der Nachweis hingegen, dass etwas verpasst, wer sich nicht mit alten Büchern beschäftigt, unterbleibt. …“

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DREI: „…An der bolognalisierten Universität setzt sich das fort. Als die Reform begann, deren Imperative das Studiertempo, die Fremdsteuerung des Studienverlaufs, das Abrechnen jedes Kurses sowie die Zertifizierung der Ahnungslosigkeit waren, hörte man von denen, die jetzt Bildungsdefizite beklagen, wenig. Als kurz darauf die Exzellenzinitiative dafür gesorgt hat, dass die Lehre an vielen Universitäten noch unwichtiger wurde, hörte man von ihnen gar nichts.“

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VIER: „… Literatur ist dort, wo sie bedeutend ist, Wahrnehmung, Phantasie, Witz, Gefühlslehre, Spracherkundung und Verstandesschulung. Sie gibt wie andere Kunst etwas zum Nachdenken, ohne dafür Begriffe zu benötigen. Wenn Studenten dafür der Sinn fehlt, ist das schade und ihre Studienwahl fragwürdig. Für Schulen wie Hochschulen aber gibt es keinen Grund, den eigenen Anteil daran – am Desinteresse, wie am Studium nach Vorschrift – durch kulturpessimistische Redensarten zu verdecken.“

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Und der ungekürzte KAUBE-TEXT hier, damit erkennbar wird, dass es richtig und falsch gibt und wie ausgezeichnet jemand wie FAZ-Autor KAUBE dieses adornitische Endzeit-Menetekel decouvieren kann, weil darin eine VITA ACTIVA zum Zuge kommt. KAUBE tut was. Wenn nur zehn Prozent der Begabteren täten was sie könnten, würde das ausreichen, die Hängematte, für die Hitlerschlauen („Wir wissen ja nichts“, „die da oben machen sowieso was sie wollen“) zu halten.

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Tote Lehre. Kürzlich wurde eine Kölner Schülerin mit dem Stoßseufzer prominent, nur „Gedichtsanalyse“, aber nicht den Umgang mit Mietverträgen gelernt zu haben. Jetzt hat Düsseldorf nachgezogen. Dem in der Zeitschrift „Der Spiegel“ festgehaltenen Dialog zweier Studentinnen der Germanistik vor einem Porträt Heinrich Heines, des Namensgebers der dortigen Universität, ist ein Platz im ewigen Zitatenschatz der Jugendschelte sicher. Die eine hält Heine für Schiller „oder so“. Die andere verneint, Schiller sei Komponist gewesen. Echt? Dann sei das vielleicht Goethe? Aber wer war das noch mal? „Keine Ahnung, irgendso’n Toter.“

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Man kann hierüber händeringend von „erheblichen Wissenslücken“ sprechen, mit denen Abiturienten heute die Schulen verlassen. Wie viele gestern genauso dumm waren, nur nicht so zahlreich, bleibt dabei unbeachtet. Hat denn ernsthaft jemand geglaubt, eine Vervielfachung der Absolventenzahlen gehe mit einer proportionalen Vervielfachung geistiger Interessen an Klassikern einher?

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Lernen, um zu vergessen, dass man ohne Abitur keinen ordentlichen Beruf finde und ohne Studium, egal welches und egal wie desinteressiert betrieben, auf dem Karriereholzweg sei, haben sich die Studenten außerdem nicht selbst eingeredet. Wenn dabei Wissen über Schiller, Goethe und anderes Ungelesene zumeist nur den Zweck hat, Prüfungen zu überstehen, in denen es abgefragt wird, verantworten das nicht irgendwelche Düsseldorfer Mädchen. Sondern die schulpolitisch Maßgeblichen. „Hauptsache, Zertifikat“ ist die Losung der Schüler und Studenten nur, weil es zuvor die der Kultusminister, der OECD, der Bertelsmann-Stiftung und vieler Eltern gewesen ist. Zu Heine, Schiller, Goethe fällt in erster Linie ihnen nichts mehr ein.

 

Wenn Schüler darum die Schule vor allem als seltsamen Hindernisparcours erleben, kommt das nicht von ungefähr. Goethe ist meistens tatsächlich nicht viel mehr als irgendso’n Toter. Die Kultur der Gegenwart bietet viel, der Nachweis hingegen, dass etwas verpasst, wer sich nicht mit alten Büchern beschäftigt, unterbleibt. Stattdessen ist das Ausmaß groß, in dem an den Schulen sinnfreie Pflichtübungen kurzzeitiger Gedächtnisbildung an sogenannten Stoffen absolviert werden. Was lernen sie dort nicht alles auswendig, um es gleich zu vergessen, weil Motive und Anleitungen fehlen, über Klassenarbeiten hinaus etwas damit anzufangen.

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An der bolognalisierten Universität setzt sich das fort. Als die Reform begann, deren Imperative das Studiertempo, die Fremdsteuerung des Studienverlaufs, das Abrechnen jedes Kurses sowie die Zertifizierung der Ahnungslosigkeit waren, hörte man von denen, die jetzt Bildungsdefizite beklagen, wenig. Als kurz darauf die Exzellenzinitiative dafür gesorgt hat, dass die Lehre an vielen Universitäten noch unwichtiger wurde, hörte man von ihnen gar nichts.

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Warum also wird über desorientierte Studenten geseufzt, die Fächer studieren, an denen sie innerlich unbeteiligt sind? Warum werden nicht vielmehr Lehrbücher attackiert, die Wissen über die Weimarer Klassik mit dem Zusatz versprechen, eine Kenntnis der „Primärtexte“ sei nicht nötig? Was ist mit Vorlesungen, in denen Erstsemester alles über den Unterschied zwischen extradiegetischem und metadiegetischem Erzählen erfahren, aber nichts über das Vergnügen an tragischen Gegenständen oder über den Unterschied zwischen Batman und Dracula? Was ist mit den literaturtheoretischen Geßlerhüten, genannt „Paradigmen“, vor denen die Studenten sich schon verneigen sollen, noch bevor sie lesen können, was da steht? Wer spricht über die mitunter offene Verachtung, die Lehramtskandidaten durch Professoren erfahren, für die „Einheit von Forschung und Lehre“ bedeutet, dass vollwertig nur künftige Forscher sind? Die werden ja nur Deutschlehrer, da muss man keine Rücksicht nehmen auf das, was an Literatur begeistern könnte.

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Literatur ist dort, wo sie bedeutend ist, Wahrnehmung, Phantasie, Witz, Gefühlslehre, Spracherkundung und Verstandesschulung. Sie gibt wie andere Kunst etwas zum Nachdenken, ohne dafür Begriffe zu benötigen. Wenn Studenten dafür der Sinn fehlt, ist das schade und ihre Studienwahl fragwürdig. Für Schulen wie Hochschulen aber gibt es keinen Grund, den eigenen Anteil daran – am Desinteresse, wie am Studium nach Vorschrift – durch kulturpessimistische Redensarten zu verdecken.

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Ein Mathematiker, gefragt, ob die Erstsemester heute weniger vorgebildet seien als vor zwanzig Jahren, bestätigte das neulich. Nicht ohne hinzuzufügen, das mache nichts, man müsse ohnehin seit jeher den ganzen Stoff noch einmal mit ihnen durchgehen. In Fächern wie Mathematik geschieht das mit hohem Aufwand, aber unnachsichtig gegen falsche Lösungen und Faulheit. In manchen Geisteswissenschaften hingegen wird schon die Vorstellung, es gebe dort richtig und falsch sowie einen Stand der Erkenntnis, für abwegig gehalten. Was eine Einladung zur Gleichgültigkeit ist. Wollte man es anders machen und denen, die Goethe für irgendwen Toten halten, das Gegenteil beweisen, müsste allerdings die Lehre eindeutig den Vorrang erhalten: hochschulpolitisch wie bei den Professoren.“

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Dietmar Moews meint: Ich appelliere an das Herz jedes Lesers, zu tun, was er kann – jeder kann was.

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Mein Wunsch zielt auf die Lebensklugheit.

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Man lebt besser, wenn man die Verhältnisse, denen man ausgesetzt ist, mitgestaltet. Ehrgeiz und Hingabe sind allenfalls besser als mit der schaumgebremsten Handbremse angeekelt durchs Elend zu schwimmen.

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Weihnachtsfeier in Köln mit Wilhelm Raabe

Dezember 25, 2015
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Vom Freitag, 25. Dezember 2015

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Das umwerfende Stück spielt am 24. Dezember 1648 in Walrode im Elend, im Harz.

Die überlebenden Menschen waren vom 30-jährigen Krieg viehisch und wahnsinnig.

Der Pastor, dem von mehrfachen Hausbränden und Foltertorturen doch das Restleben und eine angekokelte Bibel übrig geblieben waren – er schrieb an seiner Weihnachtspredigt, die in der Kirchenruine gehalten werden sollte.

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Dazu kam es nicht.

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Am zweiten Weihnachtstag wurde die Leiche des dreißigjährige Friedemann Leutenbacher, Magister von Wittenberg und Pfarrherr von Wallrode im Elend, Prediger am Worte Gottes, von Bauern nach langem Suchen gefunden. Sie haben ihn aus dem wüsten Walde ins Dof getragen und neben der Kirche in die Erde gelegt.

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Es schneiete heftig, es hatte fast den ganzen Tag hindurch geschneit. Als es Abend werden wollte, verstärkte sich die Heftigkeit des Sturmes; das Gestäube und Gewirbel um die Hütten des Dorfes schien nimmer ein Ende nehmen zu wollen; verweht wurden Weg und Steg. Im wilden Harzwald, nicht weit von dessen Rande die armen Hütten in einem Häuflein zusammengekauert lagen, sauste und brauste es mächtig. Es knackte das Gezweig, es knarrten die Stämme; der Wolf heulte, wenn die Windsbraut eine kurze Minute lang Atem schöpfte; – man schrieb den vierundzwanzigsten Decembris im Jahr Eintausendschzehnhundertundachtundvierzig.

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Dominus Magister Friedemann Leutenbacher, der Pfarrherr zu Wallrode im Elend, hatte den ganzen Tag über an seiner Weihnachtspredigt gearbeitet, und Speise und Trank, ja schier jegliches Aufblicken darob versäumt; das irdische Leben war so bitter, dass man es nur ertragen konnte, indem man es vergaß; aber der Prediger im Elend konnte es nicht vergessen; eine solche Weihnachtsrede hatte er noch nicht schreiben müssen. Er war nicht alt, der Pfarrherr zu Wallrode; er war im Jahre Sechzehnhundertzehn geboren; allein dreißig Jahre seines Daseins mochten dreifach und vierfach gerechnet werden; eine solche Zeit des Greuels und der Verwüstung hatte die Welt nicht gesehen, seit das Imperium Romanum versank vor den wandernden Völkern. Nun war das zweite Imperium, das römische Reich deutscher Nation auch zerbrochen, und wenngleich die Ruine zur Verwunderung aller Welt noch durch hundertundfünfzig Jahre aufrecht stand, so lösten sich doch bei jedem Sturm und Wind verwitterte, morsche Teile ab und stürzten mit Gekrach hernieder. So war es geschehen, als man den Frieden zu Münster und Osnabrück schloss, und zwei Drittel der Nation waren verschüttet worden durch den Dreißigjährigen Krieg … Es schneiete heftig, und es schien nimmer ein Ende nehmen zu können; die Dämmerung aber nahm wohl eine Stunde zu früh dem schreibenden Magister die Feder aus der Hand; es war ihm, als ob sie auch leise und unmerklich in sein Hirn gekrochen sei, als er aufblickte und einem Blick um sich her und durch das Fenster warf. … (aus „Else von der Tanne“ von Wilhelm Raabe).

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Dietmar Moews meint: Wenn früher solche leer glotzenden Passagiere in U-Bahnen in die blinden Fenster starrten, tragen sie heute meist kleine tragbare Geräte, Smartphones, Mobiles, oft mit Ohrstöpseln.

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Wir können die IT-Revolution nicht abblocken oder verhindern – aber wir sollten sie demokratisch in den it-politischen Griff nehmen:

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Selbstbestimmung ist unser verfasstes geltendes Recht in D. – nominell, noch.

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Das macht Hoffnung: Solche elektrisch Abgekapselten könnten „Hörbuch“ hören oder Literatur im Stream – zum Beispiel das ergreifenden Buch von Wilhelm Raabe aus Hameln bei Springe:

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Else von der Tanne oder Das Glück Domini Friedemann Leutenbachers, armen Dieners am Wort Gottes zu Wallrode im Elend.

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Denn, wie sagte Papst Franz heute als „URBI et ORBI“?

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Er sagte „UHU und PATTEX“.

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Franz meinte den Widerspruch, seine weltweiten Hoffnungen und Appelle an all die anderen Sünder auszusenden: Seinen verkleisteren Saftladen der vatikanischen Kurie und der katholischen Sateliten der Kinderschänder und Waffenhändler von OPUS DEI und JESUITEN.

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Was soll Franz tun? – mehr Weltabkehr oder mehr Welt? – mehr Glaubensesoterik oder mehr Säkularität? – mehr Bibel oder mehr mit den Tieren sprechen?

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Dietmar Moews, als nüchternem Heiden, ist hier die Neue Sinnlichkeit die nützliche Religion:

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Menschen sollen ihre Ansinnen auf die Dinge beziehen. Die Sinnlichkeit der Dinge – was wir nicht erkennen, können wir anerkennen oder ändern.

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Wo der Sinn der Dinge der Sinnlichkeit nicht erkennbar ist, können wir uns ein nüchternes Ansinnen – an die Dinge und Geschehnisse heran – zulegen. Wir sind sozial und bringen Ansinnen zur Sprache über die Dinge:

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Man darf nur noch über das sprechen, was man an Dingen mit sich herumträgt (J. Swift)  – ansonsten schweigen und still sein, zuhören, was andere über ihre Dinge ansinnen.

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Ein menschliches Ansinnen an die Dinge ist besser als eine materialistische Materialschlacht und besser als die Abkehr von den Dingen nach Innen. Innen sind die Schmerzen und der Tod.

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IM WESTEN NICHTS NEUES mit Gruß an die Eltern

November 7, 2015
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Vom Sonntag, 8. November 2015

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Heute nehme ich Gelegenheit auf das gute Buch von Erich Maria Remarque hinzuweisen und meinen Eltern Dank auszusprechen, die dieses Buch schon kannten, als ich noch nicht auf diese Welt gekommen war, wo ich noch heute verweile, Bilder male, studiere, schreibe und Abonnements auf Lebenszeit verkaufe:

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dazu hier eine eindrucksvolle Stelle aus KAPITEL 4:

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Im Westen nichts Neues … erschien im Jahr 1928 und handelt in einer Soldatenszenerie des Ersten Weltkriegs:

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Er trollt sich. Es wird stiller, doch das

Schreien hört nicht auf. „Was ist los, Albert?“ frage

ich.

Drüben haben ein paar Kolonnen Volltreffer ge-

kriegt.“

Das Schreien dauert an. Es sind keine Menschen, sie

können nicht so furchbar schreien.

Kat sagt: „Verwundete Pferde.“

Ich habe noch nie Pferde schreien gehört und kann es

kaum glauben. Es ist der Jammer der Welt, es ist die

gemarterte Kreatur, ein wilder, grauenvoller Schmerz,

der da stöhnt. Wir sind bleich. Detering richtet sich

auf. „Schinder, Schinder! Schießt sie doch ab!“

Er ist Landwirt und mit Pferden vertraut. Es geht ihm

nahe. Und als wäre es Absicht, schweigt das Feuer jetzt

beinahe. Um so deutlicher wird das Schreien der Tiere.

Man weiß nicht mehr, woher es kommt in dieser jetzt

so stillen, silbernen Landschaft, es ist unsichtbar,

geisterhaft, überall, zwischen Himmel und Erde, es

schwillt unermeßlich an – Detering wird wütend und

brüllt: „Erschießt sie, erschießt sie doch, verflucht noch

mal!“

Sie müssen doch erst die Leute holen“, sagt Kat.

Wir stehen auf und suchen, wo die Stelle ist. Wenn

man die Tiere erblickt, wird es besser auszuhalten sein.

Meyer hat ein Glas bei sich. Wir sehen eine dunkle

Gruppe, Sanitäter mit Tragbahren und schwarze, größere

Klumpen, die sich bewegen. Das sind die verwundeten

Pferde. Aber nicht alle. Einige galoppieren weiter

entfernt, brechen nieder und rennen weiter: Einem ist

der Bauch aufgerissen, die Gedärme hängen lang heraus.

Es verwickelt sich darin und stürzt, doch es steht

wieder auf.

Detering reißt das Gewehr hoch und zielt. Kat schlägt

es in die Luft. „Bist du verrückt?“

Detering zittert und wirft sein Gewehr auf die Erde.

Wir setzen uns hin und halten uns die Ohren zu. Aber

dieses entsetzliche Klagen und Stöhnen und Jammern

schlägt durch, es schlägt überall durch.

Wir können alle etwas vertragen. Hier aber bricht uns

der Schweiß aus. Man möchte aufstehen und fortlaufen,

ganz gleich wohin, nur um das Schreien nicht mehr zu

hören. Dabei sind es doch keine Menschen, sondern

nur Pferde.

Von dem dunklen Knäuel lösen sich wieder Tragbahren.

Dann knallen einzelne Schüsse. Die Klumpen zucken

und werden flacher. Endlich! Aber es ist noch nicht

zu Ende. Die Leute kommen nicht an die verwundeten

Tiere heran, die in ihrer Angst flüchten, allen Schmerz

in den weit aufgerissenen Mäulern. Eine der Gestalten

geht aufs Knie, ein Schuß – ein Pferd bricht nieder,

noch eins. Das letzte stemmt sich auf die Vorderbeine

und dreht sich im Kreise wie ein Karussell, sitzend

dreht es sich auf den hochgestemmten Vordernbeinen

im Kreise, wahrscheinlich ist der Rücken zerschmettert.

Der Soldat rennt hin und schießt es nieder. Langsam,

demütig rutscht es zu Boden.

Wir nehmen die Hände von den Ohren. Das Schreien

ist verstummt. Nur ein langgezogener, ersterbender

Seufzer hängt noch in der Luft. Dann sind wieder nur

die Raketen, das Granatensingen und die Sterne da –

und das ist fast sonderbar.

Detering geht und flucht: „Möchte wissen was die für

Schuld haben.“ Er kommt nachher noch einmal heran.

Seine Stimme ist erregt, sie klingt beinahe feierlich, als

er sagt: „Das sage ich Euch, es ist die allergrößte

Gemeinheit, daß Tiere im Krieg sind.“

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Dietmar Moews meint: Mit großer Kunst hat man es leicht.

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Mit dem neuen Bild zu ZUGINSFELD kommen die geschundenen Kreaturen ins Spiel.

 

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Dietmar Moews malt ZUGINSFELD zur Ächtung des Krieges und der Gesellschaft, die den Krieg hervorbringt, Öl auf Leinwand

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OTTO NEBEL, der Malerdichter von ZUGINSFELD, hatte es nicht so sehr mit den Pferden.

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Mein Großvater, Hugo Möws, zweifacher Weltkriegssoldat, war Pferdehändler, besaß sogar ein erfolgreiches Trabrennpferd Namens „GOLDLACK“ in Berlin-Hoppegarten beim Trainer und in Rennen. Er besorgte von Köslin / Hinterpommern, dem Heimatort meines Vaters, Zweijährige fürs Militär.

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Ich möchte mit diesem Vorschlag zum Lesen anregen:

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ERICH MARIA REMARQUE: „Im Westen nichts Neues“ – es ist ein sensationelles Buch und kann dazu einstimmen, den Notflüchtlingen, die jetzt nach Deutschland kommen, Menschlichkeit und Gastfreundschaft entgegenzubringen – ich will Nichts von Gesetz und Angst hören – NOT ist NOT.


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

Mai 11, 2014

 

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am 11. Mai 2014

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VIII,9

Der Zeuge im Schönen ist der geläuterte Zweckwille bei gewissenhafter Anwendung der formzeugenden Kraft auf bestimmtes Erfindegut.

Mit dem Siege über das Übelwollen erreicht das vernünftige Vermögen im Willen, dass beseeltes Werkgut als Sinnsage wahrgenommen werde.

Der Wille als Nutzwirker wird zum Zeugen seines Vollbringens.

…“

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

April 11, 2014

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am 11. April 2014

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VI,2

Die Weisheit im Schönen ist die Sinndichte des Inhaltswahren einer Gefüge-Einheit: also die Herrschaft des Geistwerks über die Wirkmittel.

Mit dem Erfinden des Erfüllbaren beginnt die Klugheit des Gestaltens; mit dem Sinnmehren im Formguten beginnt die Weisheit des Erfüllens.

Unweise Bewirktes kann nicht zur Vollendung gedeihen.

…“

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979