Wolfgang Henrich in der Neuen Sinnlichkeit 71

Oktober 17, 2018

Lichtgeschwindigkeit 8591

am Donnerstag, 18. Oktober 2018

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Georg Stefan Troller, Zeichnung von Dietmar Moews

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Die Neue Sinnlichkeit 71, der Blätter für Kunst und Kultur, ist mit dem Untertitel „Blätter für Überleben ohne moralisches Versagen“ kürzlich erschienen.

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Die Bezieher im Modus eine Abonnements auf Lebenszeit kommen bei der Erscheinungsweise „in loser Folge“ immer wieder überraschend in den Genuß einer „Büchersendung“, die der Herausgeber in wochenlanger Handarbeit persönlich besorgt.

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Neue Sinnlichkeit 71 hat folgenden Inhalt:

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Inhalt

Umschlag: Ausstellungsplakat zum Straßenfest Köln 2018 1

Zum Geleit 2

INHALT 3

IMPRESSUM

ABONNEMENT NEUE SINNLICHKEIT AUF LEBENSZEIT FÜR 500 EURO

ERFOLGSKINDER 4

WOLFGANG HENRICH: GEORG STEFAN TROLLER „Selbstbeschreibung“ 17

GEORG STEFAN TROLLER: Portrait: Die Linie von Dietmar Moews 29

THOMAS KRAFT: Autor und Anliegen – Jakob Wassermann 30

DIETMAR MOEWS: Totalphänomen Nahrung zu Marcel Mauss 40

ADOLPH FREIHERR KNIGGE: ÜBER EIGENNUTZ UND UNDANK 1796 43

Knigge setzt Kants kategorischen Imperativ in

allgemeinverständliche Klarheit: Fortsetzungen XIX

HERBERT LÜTHY: Fahndung nach dem Dichter Brecht 45

EDMONT ET JULES GONCOURT: Das Schöne 58

DIETMAR MOEWS: Lexikon des Kunstwesens: Georg Stefan Troller 60

DIETMAR MOEWS: Die Kinderseiten der Epoche: Frisieren gehört zur Strafe 61

Auflösung Qualitätsrätsel 70: Robert Musil

QUALITÄTSRÄTSEL 71: Wer hats geschrieben? 63

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Impressum:

Neue Sinnlichkeit Blätter für Kunst und Kultur seit 1979 erscheinen in loser Folge im Pandora-Kunst-Verlag, Springe, Hannover, München, Leipzig, Magdeburg, Dresden, Berlin, Köln

E-Mail dietmarmoews@gmx.de Verlagsanschrift:

Dr. Dietmar Moews Mainzer Straße 28, D-50678 Köln ISSN 1432-5268

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Das in dieser Ausgabe ergriffene Nachwirken des eminenten Alphonse Silbermann findet neben dem enormen Jakob Wassermann (den Thomas Mann über seinem sich selbst durchaus nicht bescheidenen literarischen Rang bewertete – nämlich als Romanautor – auch einen Text von Wolfgang Henrich, der ein deutsches Kulturphänomen in Autor und Werk Georg Stefan Trollers beschrieb.

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Hier also von WOLFGANG HENRICH

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„Georg Stefan Troller – Selbstbeschreibung“ (2001):

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Wolfgang Henrich: Meinem Sohn Franz Jakob Hirner gewidmet

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Ich möchte Wolfgang Henrich ehren, dessen Schwerpunkt seiner verlegerischen und publizistischen Arbeit politische Bildung ist. Henrich ist herausragender Träger der Höhe der deutschen Sprache, im Strom der weltweiten Anglifizierung.

Wolfgang Henrich ist ein rheinländisch-preußisch-jüdischer Philosoph, Autor, und Verleger des URHEBER VERLAGs KOBLENZ, der unter anderem die Film-Dokumentation anlässlich des Geburtstagsempfangs zum 90sten Geburtstag des eminenten Alphons Silbermann,1999 im Kölner HOTEL ERNST EXCELSIOR leitete.

Georg Stefan Troller ist ein Autor und Fernseh-Ästhet eigener Kategorie in der deutschsprachigen Kulturindustrie.

Alle drei, Henrich, Silbermann und Troller, sind herausragende Beispiele für wesentliche Mitwirkung deutscher bzw. deutschsprachiger Juden am deutschen Leben, die als Verfolgte des Nazideutschland uns beispielhaft das bedeutende Gewicht vor Augen halten, das durch die vernichteten und vertriebenen Juden, durch den Massenmord der europäischen Massenmörder ewig lastet.

So stelle ich diesen Henrich-Aufsatz unter den Gedanken, um den sich auch Georg Stefan Troller verstehen lässt: „daß wir, die Enkel von Goebbels UFA, den Anfang machen .. schlicht und ergreifend mit „Wahrnehmung“.

Das war Georg Stefan Troller einmal: sehr verführerisch mit seinem unverwechselbaren rauchzarten Wiener Bariton, der unsere von Schelsky so benannte „skeptosche Generation“ seine unerbittliche Diktion überhören ließ: kaum angehobene Stimmhöhe, in der Gleichförmigkeit auf unendlich programmiert, jeden anderen Gedanken ausschaltend, um mit Senken der Stimme die Ewigkeitsstenogramme des von 1962 bis 1971 im „Ersten“ ausgestrahlte „Pariser Journal“ als das Nonplusultra zu verkaufen (was es auch war, gemessen an Adenauers Welt auf Süsterhenns „Sauberer Leinwand“.

Heute, mit den am 10. Dezember 2001 erreichten 80 Lebensjahren, ist die unwiderrufliche Bestimmtheit, der Markenartikel-Charakter seines Sprachgestus Vergangenheit. Jetzt spricht ganz gelöst ein weißhaarig gewordener Troller und nur sein Alter ego Alexander Pschill ist es, der, auf seine Weise vom Zeitgeist verführt, an die begangenen Jugendsünden erinnert. Oder ist es nicht Houellebecqsche Altklugheit, die aus diesem Schauspieler spricht, wenn er den vom Aussehen her noch immer gern in den Spiegel schauenden Weltbürger provoziert, um dann selbst ein rührender Narziß zu sein, dar sarkastisch gesagt, alle philosemitischen Vorurteile bestätigt? Aber dazu später noch andeutungsweise einige Worte, aber kein weiteres über den Adorno-Schüler und Musik-Kritiker der Süddeutschen Zeitung, Joachim Kaiser, dem erst jetzt die Juden fehlen, wie er sich in Augsteins Der SPIEGEL Nr. 14/2001, S. 218, ausdrückte, wo in keiner Ausgabe auf Adolfs Konterfei verzichtet wird (siehe zur Vorgeschichte auch Norbert Frei: Vergangenheit, C.H.Beck Verlag, München 1996).

Doch gestehen wir TWEN-Leser uns erst einmal ein, daß wir uns darin gefallen haben, wie Troller auf den Spuren Rimbauds zu wandeln und bis heute zu denken, Günter Grass sei es gewesen, der Troller den Schnauzbart abgeschaut hat und nicht umgekehrt. Zweifellos: der ganze Habitus, wie ihn der damals Vierzigjährige für das „Pariser Journal“ kreiert hatte, machte ihn zur gefälligeren Ausgabe des Autors der „Blechtrommel“. Und so wurde er das insgeheime wie offensichtliche Vorbild von uns, die wir die Hörsäle zu den Filmen der „nouvelle vague“ überschwemmten. Wie er trugen wir bei unseren Ausflügen vom Rhein an die Seine den Trenchcoat über dem Arm und wie er winkten wir nach den noch heute als Taxis in Saigon anzutreffenden „Crèmeschnittchen“. James Dean mit dem hochgeklappten Mantelkragen war out, seit es diesen dunkelhaarigen ARD-Kulturkorrespondenten gab, der uns vergessen ließ, daß Paris seinen Wohlstand soeben noch durch die Ausbeutung Indochinas oder Algeriens verdankte. Was uns wiederum vergessen ließ, daß das sogenannte Wirtschaftswunder ein Produkt des Korea-Krieges war, wir also die miesesten Kriegsgewinnler sind, die sich nun auch noch in ihrer notorischen Vergeßlichkeit den Luxus leisten, in der SS-Fahrbereitschaft des Berliner Führerbunkers gesamtdeutsch wie lauthals über „die doofen Amis und Iwans“ zu lachen.

Was uns noch leid tun wird, sollte es denn noch wirklich geben: der kurzsichtige Junge aus Kazans „Denn sie wissen nicht, was sie tun“ schlich doch nur deshalb so traurig durch Manhattan, weil sich vor ihm längst das „Grand Zero“ aufgetan hatte. Buchheims „Boot“ war bekanntlich unerkannt in den Hudson eingelaufen und hinterließ so Hitlers Virus. Mahatma Ghandi ahnte das und verweigerte darum den Beitritt zur Anti-Hitler-Allianz mit der kannibalistischen Begründung, der Geist des Besiegten gehe in den Sieger ein (siehe Lothar von Balluseck: Auf Tod und Leben, Hohwacht Verlag, Bonn-Bad Godesberg 1977). Oder beweist dies nicht der leicht abgewandelte Nazi-Stahlhelm auf den Köpfen der GI’s, wie auch und gerade der dritte Einmarsch in Sarajewo den Nihilismus der Europäer bestätigt? Kurzum: der jüdische Kaufmannssohn, der wie Sigmund Freud 1938 aus Wien vertrieben wurde und über dessen Jugend er 1976 ein Portrait für das Fernsehen wagte, rettete sich, nach vergeblicher Asyl-Suche in Paris, noch gerade rechtzeitig vor der einmarschierenden Wehrmacht in die Vereinigten Staaten von Amerika.

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Die U. S. A., oder besser gesagt: Hollywood, wohin noch im 20. Jahrhundert die denkende Welt vor den völkerwandernden Raubmördern indogermanischer resp. semitischer Provenienz fliehen konnte, hier wurde er notgedrungen zum Soldaten und seitdem konnte er nicht aufhören, sich mit Hitlers Hinterlassenschaft auseinanderzusetzen. Ein höchst schmerzhafter Prozeß, gerade angesichts der holden Weiblichkeit im besetzten Nachkriegsmünchen, die wie der Muttersohn Martin Walser bis heute „von all‘ dem“ nichts hören will, wohl aber von den Aufmärschen durchs Brandenburger Tor wie soeben am 1. Advent 2001. Ganz folgerichtig – Gewalt erzeugt Gegengewalt auf hohem oder niedrigem Niveau – hat sich Georg Stefan Troller darum „Menschenfresser“ genannt, der, wie alle, die ihr Auge mit der Kamera bewehren, ob sie nun Pudowkin oder Riefenstahl heißen, mit einem „snapshot“ oder „take“ ihre Zeitgenossen auf die Platte bannen, die dann in uns zu „arbeiten“ anfangen, da es in der Regel „bad vibrations“ sind. Denn „love“, wie die Beatles sangen, ist zwar warm, aber dennoch dank des Patriarchats ein „gun“, weshalb wir uns als Kalte Krieger erkennen müssen, die noch immer das unverdiente Privileg haben, durch Troller als unserem Unterhalter mit all jenen zu verkehren, die wie er vom Engel geschlagen sind und so unentwegt seelische Gesundheit suchen müssen.

Ich kann sie nicht alle aufzählen, die Troller sich für uns einverleibt und anverwandelt hat. Ich verweise nur auf die, die er so augenfällig widerspiegelte: Ich sehe Georges Brassens, dann schon Jean-Louis Trintignant, der Jean Gabin den von Humphrey Bogart vererbten Trenchcoat zerknitterte, während Yves Montand besagten Regenmantel noch schnell zur netoyage à sec trug, um Romy zu gefallen, die wiederum als „Sissi“ dreimal in Goebbelsscher UFA-Manier unseren Vätern und Müttern gefallen mußte. Aber diesen Rückfall in deutsches Proppersein machte dank Jean Seberg der schüchterne Jean Paul Belmondo in „A bout de souffle“ ungeschehen, bis auch ihm irgendwann die Puste ausging und „Papa ma dit“, das Herr Söhnchen vom rechts-linkslastigen Georges Mitterand (von wg. „les extremes se touchent“), ihn den Landser spielen ließ, der in Ruanda dem Vetter am Rhein beweisen mußte, daß auch er sich auf Völkermord versteht. Bis dahin vergingen bekanntlich noch mehr als zwanzig Jahre, in denen Troller nicht zuletzt den roten Daniel für uns in die Bresche bzw. resp. auf die Barrikaden des Pariser Mai springen lassen konnte. Zunächst ging jedoch der Frankreich-Befreier Charles de Gaulle in Baden-Baden buchstäblich baden, das zu sagen wir aber noch nicht imstande waren. Statt dessen ließen wir uns von Troller die vermeintlich feine Lebensart der Franzosen vermittelt, um dann so wie Ulrich Wickert als Käsegott den leitmotivischen Mantel der Geschichte über dem Arm zu tragen, während DER SPIEGEL oder Le Monde in der linken Seitentasche unserer C&A-Jacketts steckte und die Gauloise außen rechts an der Lippe klebte.

Nüchtern betrachtet war dies alles natürlich nur durch den Marshall-Plan mit seinen ERP-Darlehen möglich geworden, den der ein Jahr ältere Toby E. Rodes zunächst von den Mehlemer Deichmannsaue und dann von Westberlin aus propagierte, der wie Troller vor den Nazis in die Staaten fliehen mußte und unter Bradley die Invasion in der Normandie erlebt hatte. Und so konnte, last but not least, mit Hilfe von Lasky’s DER MONAT Peter Handke als jungdeutscher Schriftstellerpoet Paris auf friedliche Weise kennenlernen. Daß wir heute glauben, er sei dabei fast der Flaneur auf der Suche nach Prousts verlorener Zeit gewesen, wo er doch, der „Boche“, in Wahrheit in Bergstiefeln ins Bett von Jeanne Moreau steigen wollte – das verdanken wir selbstverständlich wieder niemand anderem als Troller, der ja alles das in seiner Person vereinigen mußte. Und immer war er uns dabei notgedrungen einen Schritt voraus, so daß er davor bewahrt blieb, sich rückschrittlich wie Jean Paul Sartre in die Baaders und Meinhofs zu verlieben. Sartre, der nach seinem Verrat zweier jüdischer Schauspielerinnen an die GESTAPO seinen Kollegen Albert Camus anschwärzte, der sich durch diesen feigen Bourgeois aber nicht beirren ließ, die wahre Revolution zu beschreiben, und darum auch nicht aus schlechtem Gewissen davon faseln mußte, wir alle seien Juden. Weshalb es denn auch mein Desiderat ist, dass Troller uns im nächsten Jahr den „premier homme“ schenkt, nun wo es ihm nicht mehr die Sprache verschlägt. Während der sieben Tage seiner Flucht über die damalige Tschechoslowakei, dort wo heute die Atommeiler drauf warten, daß Karl-Heinz Thoms Gasphasenreaktor sie gefahrlos entsorgt, war er mit einem Schlag heimatlos geworden und entsprechend wurde jedes Wort nichtssagend. Nicht einmal „Die letzten Tage der Menschheit“, die er als wichtigstes Gepäck mit sich trug, schienen noch Sinn zu machen. Was natürlich Unsinn ist, beschrieb Karl Kraus doch gerade auf unbestechliche Weise das seither andauernde Grauen. Und doch ist es so, so lange jedenfalls, bis man sich als einer der drei Jünglinge im Feuerofen begreift, die brennen wie der Busch, der nicht vergeht. Wirklich und wahrhaftiger Unsinn aber ist es, was der kluge Kopf der Frankfurter Allgemeinen Zeitung am 29. November 2001 auf Seite 59 über Troller schrieb: „Also suchte er eine Ausdrucksform ohne Akzent und ohne Ideologie.“

Mein Gott, hier seicht einer ganz so, wie Kraus in „Heine und die Folgen“, Philipp Reclam Jun., Stuttgart 1986, S. 38f., die Feuilletonisten charakterisierte: „Man kann heute Feuilletons schreiben, ohne zu den Champs Elysées mit der eigenen Nase gerochen zu haben. Der große sprachwandlerische Trick, der sich in Deutschland viel besser lohnt als die größte sprachschöpferische Leistung, wirkt fort durch die Zeitungsgeschlechter und schafft aller Welt, welcher Lektüre ein Zeitvertreib ist, den angenehmsten Vorwand, der Literatur auszuweichen. Das Talent flattert schwerpunktlos in der Welt und gibt dem Haß der Philister gegen das Genie süße Nahrung.“ Womit ein weiteres Mal bewiesen wäre, daß das Bücherverbrennen die innere Logik der Nazis dieser Welt ist und der Film das Ersatzmedium, das sich in Babelsberg feierte, um gleichgültig das ungültig gewordene Leben der Volksgenossen zu verabsolutieren.

Was unter der Hand im Stil von Adorno der zitierte FAZ-Artikel nur einen Satz später preisgibt: „Der Dokumentarfilm wurde zu seiner Berufung, er wollte die Realität derart verformen, daß sie etwas Neues erzählte jenseits des Sichtbaren“. D. h.: hier wird nicht nur der geleugnete Ideologie-Charakter des filmischen Mediums offenbar, sondern unser Feuilletonist versucht auch noch, sozusagen drehbuchgerecht, den Juden Troller ein weiteres Mal mundtot zu machen, indem er ihn durch die Unterstellung der Verformung erneut mit dem total entleerten und darum Trollerschen Sprachduktus als die unverzichtbare Methode, um überhaupt eine Chance zu haben, überwinden! Womit alles Wesentliche gesagt wäre auch über die Psychoanalyse, die Sigmund Freud in seinen in den U.S:A: gehaltenen Vorträgen ja als „talking cure“ bezeichnete. Ohne indes Karl Kraus infragestellen zu können, der die Psychoanalyse für die Krankheit hielt, die sie vorgebe zu heilen. was sie paradoxerweise dann doch tut, sobald nämlich das Eingeständnis der Ohnmacht gelingt. (Witzig im Film die Spitze gegen die Zunft, wenn Trollers Alter ego die mütterliche Therapeutin verblüfft – Woody Allen dürfte seine Freude an der Vorführung dieser „Mame“ haben.)

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Damit komme ich zu dem Muß, sich immer wieder den gerade in Deutschland verbreiteten Antisemitismus einzugestehen: der vor bald zwei Jahren verstorbene Kölner Soziologe Alphons Silbermann ermittelte bei seinen vom Presse- und Informationsamt der Bundesregierung finanzierten Umfragen, daß 15 Prozent der Deutschen sich offen antisemitisch gerieren und weitere 30 Prozent es latent sind. Mit anderen Worten: fast jeder zweite Bürger der Bundesrepublik Deutschland projiziert bewußt oder unbewußt seine Wut und Angst wie gehabt auf die Juden als Sündenbock.

Wie Troller das an sich selbst erfährt, zeigte er in dem Dokumentarfilm „Unter Deutschen“, aus dem die „Selbstbeschreibung“ den Anschein bringt, wo er den Neonazi Bela Ewald Althans interviewt, der das KZ Auschwitz und die Judenvernichtung eine „riesengroße Verarschung“ nennt. Als ihm Troller die Frage stellt: „Hitler hat ja wie bekannt die Schwulen ins KZ gebracht. Wie man hört, sind sie selber homosexuell. Was halten sie davon?“, da bricht die von Althans in unzähligen Film- und Fernsehauftritten aufrechterhaltene Fassade vom „ehrlichen“ Demokraten schrecklich in sich zusammen. Wütend schreit er in die laufende Kamera: „Lesen Sie mal was Gescheites. Anstatt Talmud und Thora! was wollen Sie denn in Deutschland, wenn Sie sich so aufführen, frag‘ ich mich. Nur frech werden und das benutzen, daß sie gesetzlich geschützt sind und ich vor mein eigenes Volk, vor den Kadi zitiert werde, damit in ihrem Sinne Recht gesprochen wird. Nicht mehr lange, guter Mann! Nicht mehr lange!“

Diese Szene erinnert mich an eine Begegnung in Köln, als meine Lehrerin, die 1999 verstorbene Psychoanalytikerin Edeltrud Meistermann-Seeger, bei einem Herbst-Meeting

Ende der 70er Jahre einen Elektriker befragte, der in Auschwitz den um das KZ-Lager errichteten Zaun unter Starkstrom gesetzt hatte. Bis heute kommt bei mir die Scham hoch, daß die in Selbstkritik höchst versierte Versammlung sich hinreißen ließ, wie auf einem kommunistischen Scheinprozeß den untadeligen Richter zu spielen! Womit ich – auch und gerade angesichts des 11. September – bei der grundsätzlichen Kritik unseres Justizwesens als eigentlichem Repräsentanten unserer Führungsschicht angelangt wäre. Daß sie nämlich bei größeren Belastungen, wie es Verbrechen ja sind, die paranoid-schizoide Struktur des Menschen auch bei sich zum Vorsch(w)ein kommen läßt, indem sie dem der sich hat erwischen lassen, alle, aber auch alle Schuld in die Schuhe schieben. ich verweise auf das alarmierende Phänomen des Hamburger Innensenators Schill, dessen Spitzname „Richter Gnadenlos“ seine ganze Angst vor Verlassenwerden und Verrücktheit wie bei unserem Neonazi zum Ausdruck bringt, Und eben diese Angst war es, die auf Troller 1938 übersprang und ihn sagen ließ: „Das Furchtbare an der Emigration ist, daß Du nicht mehr fühlen kannst.“

Was ist am heutigen Mobbing anders: ist es nicht die „moderne“, „zeitgemäße“. eben „coole“ Form des Faschismus mit seiner Zerstörung weltweit? Wird nicht jeder in dieser heute nun fast ganz und gar künstlichen Welt vom „Ingeniör, dem nichts zu schwör“, entwurzelt und bis zur vollständigen Depersonalisierung entfremdet? – Also hören wir doch auf, den Brecht’schen V(erfremdungs)-Effekt geschmäcklerisch als „dernier cri“ auszugeben. Es nährt bloß den Irrtum, wir hätten alles im Griff, vor allem die Tragödie vom unschuldig schuldig werden, wie Schiller unser Geschick definiert hat. Indem 1495 in Deutschland die Eigenmacht des Einzelnen im sogenannten Machtmonopol des Staates aufging (siehe unbedingt Wolfgang Reinhard: Geschichte der Staatsgewalt, C.H.Beck Verlag, München 1999), verkümmerte jede den Menschen ausmachende Fähiglkeit zur Selbstbeherrschung. Entsprechend prekär ist die Lage, seit sich die G-8-Staaten erlauben, immer mehr Menschen „freizusetzen“. Mit dem massenhaften Wegfall an Arbeitsstellen und dem Verlust der daran gekoppelten sozialen Stellung fällt nun der allerletzte Halt weg, womit erneut eine Massenpsychose entfesselt ist. Sie hat seit 1991 in ganz Europa ganz logisch zum Krieg als der „ultima ratio“ geführt und fordert nun schon einmal Millionen Opfer vom Schlage der Schill und Althans (vom „verheizten“ Schlachtvieh ganz zu schweigen).

Weshalb ich darauf bestehe, daß wir Troller und all denen zuliebe, die wir in unserer Angst und Wut verfolgt haben, statt uns wie gehabt mit der besagten SS-Fahrbereitschaft zu identifizieren, in den Einrichtungen der NATO die Bereitschaft zur Selbsterfahrung unserer aggressiven Natur einrichten, was selbstverständlich Notwehr resp. Verteidigung nicht obsolet macht (ich verweise auf Christian Walther: Verantwortung zur Freiheit – Soldatische Existenz in der Demokratie, Hohwacht Verlag, Bonn 1985, dessen Schrift zu verlegen ich die Ehre hatte). Das aber verlangt, daß wir, die Enkel von Goebbels UFA, den Anfang machen, da wir uns den Bildern des Grauens nicht länger durch Ästhetisierung entziehen müssen, sondern die ursprüngliche Bedeutung im Griechischen beherzigen können, die schlicht und ergreifend mit „Wahrnehmung“ zu übersetzen ist.

Die in „Private Ryan“ gezeigten Originalaufnahmen vom D-Day sollten den Ausgangspunkt sein, womit ich noch einmal meine Reverenz Georg Stefan Troller erweise, indem ich an seine bei KICK Film erschienenen Dokumentationen erinnere, die wie auch das hier zum Ausgangspunkt gewählte Selbstportrait, unter der Ägide von Jörg Bundschuh entstanden entstanden. In diesem Zusammenhang aber mache ich ganz besonders auf Trollers Reportage über den querschnittsgelähmten, hochdekorierten Vietnam-Veteranen aufmerksam, dessen Anblick, wie wir nun schon ahnen, fast jeden seiner noch unversehrten Kameraden in der Abwehrstellung gehen lassen muß: schließlich droht ihnen der Verlust dessen, was man gemeinhin Optimismus nennt, den unsere Politiker tagtäglich herbeizureden versuchen, ohne zu erkennen, daß sie dadurch schlecht sehen, wie Paul Valéry wußte, Frankreichs größter Poet und Diplomat der letzten 100 Jahre.

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Dietmar Moews mit Alphons Silbermann

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Dietmar Moews meint: Ich freue mich jedesmal, wenn mein herausgeberischer Leichtsinn auf Wahlverwandtschaft stößt. Sodass, anstatt Abmahnung sozio-geistige Affinitäten aufkommen. Einen Vorwurf, keine ertragsschöpfenden Anstrengungen zu verfolgen, weise ich zurück – der eine hat eine reiche Oma oder Ackerland geerbt, der andere ist als rarer Könner geschäftlich gefragt, manche gewinnen im Glücksspiel oder Klauen, einer lebt vom Geerbten, materiell Schwachbrüstige schaffen es, wenn sie gesund sind, durch extremen Arbeits- und Kampfgeist.

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Ich selbst habe meine eigene Bank geschaffen – mit wunderbaren geldwerten Bildern einer Malerei der Neuen Sinnlichkeit. Mein Genie lässt sich leicht benennen: Ich habe einen einzigartigen Farbsinn, dazu einen extrem treffsicheren Geschmack, dazu einen aktiven dynamischen Geist und – welch ein Glück – ich kann zeichnen und malen, sodass mir als Meister eines Lebenswerkes alles gelingt, was ich anfange.

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Wer sich dazu äußern möchte, mag das tun. Ich toleriere jedes Andersdenken – am Besten, wenn ich daraus Substanz oder zumindest Anregung ziehen kann. Meine tägliche Vollkraft wird nicht berechnet – ich mache es, wie es die Fußballer gerne sagen – ich konzentriere mich auf meine Tätigkeit und sehe dabei dem Möglichen entspannt und durchaus konzentriert entgegen.

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Georg Stefan Troller in der Neuen Sinnlichkeit 71

Oktober 14, 2018

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WOLFGANG HENRICH: GEORG STEFAN TROLLER „Selbstbeschreibung“ 17

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Das für jede Ausgabe gezeichnete Portrait der herauszuhebenden Verdienstler ist in diesem Heft des Jahres 2018 der österreichisch-amerikanische Jude GEORG STEFAN TROLLER, der nach letzten Nachrichten in Paris lebt, wo er viele Jahre deutsches Fernsehen machte.

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Dietmar Moews‘

LEXIKON DES KUNSTWESENS

Georg Stefan Troller

Georg Stefan Troller, T. ist ein österreichisch-jüdischer Schriftsteller und Fernsehjournalist, Drehbuchautor, Regisseur und Dokumentarfilmer, mit US-amerikanischer Staatsangehörigkeit, der sich dem deutschen Sprachraum zugehörig fühlt, geb. am 10. Dezember 1921 in Wien. T. jüdische Pelzhändler-Familie stammte aus Brünn, T. lernte zunächst den Beruf des Buchbinders, 1938, nach Anschluss Österreichs, floh T. mit 16 Jahren vor den Nazis in die Tschechoslowakei, von dort nach Frankreich, wo er bei Kriegsausbruch interniert wurde, 1941 erhielt er in Marseille ein Visum für die USA, wo er 1943 zum Kriegsdienst eingezogen wurde und am 1. Mai 1945 an der Befreiung Münchens beteiligt war, dann aufgrund seiner Deutschkenntnisse von der US Army zur Vernehmung von Kriegsgefangenen eingesetzt. Von 1946 bis 1949 studierte T. an der University of California Anglistik, anschließend an der Columbia University in New York Theaterwissenschaft. Mit einem Fulbright-Stipendium kehrte T. nach Europa an die Sorbonne, Paris, zurück, begann aber als Hörfunkreporter für den RIAS (Rundfunk im Amerikanischen Sektor, Berlin). Ende der 1950er Jahre wurde T. Fernsehreporter für den Südwestfunk. 1962 begann T. für den WDR sein von der ARD gesendetes Pariser Journal, 1971 als Sonderkorrespondent des ZDF in Paris, mit siebzig Folgen der TV-Sendereihe Personenbeschreibung, die im Bereich des Interviews als stilbildend gilt und wirkt. Zu seinen Vorbildern zählt T. Karl Kraus. T. hat etwa 1500 Interviews mit seiner betont subjektiven, aber neutralen Befragungsweise aufgenommen, ist mehrfach Grimme-Preisträger und Mitglied der Akademie der Künste Berlin. T. hat in zwei Ehen zwei Töchter und lebt in Paris.

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Neue Sinnlichkeit 69 – neue Ausgabe in loser Folge erschienen

Dezember 3, 2016

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Vom Samstag, 3. Dezember 2016

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Sehr erfreut kann ich heute das neueste Blatt „Neue Sinnlichkeit 69“ hier vorstellen:

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Im November erschien die neueste Ausgabe der „Neuen Sinnlichkeit 69 Blätter für große Gelehrsamkeit, treffsicheres Urteil und erhebliche Arbeitskraft“.

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Neue Sinnlichkeit“ wird für einmalig 500 EURO auf Lebenszeit abonniert (Postversand eingeschlossen).

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GRATIS-Probeheft anfordern.

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Neue Sinnlichkeit erscheint seit 1979 in loser Folge, jetzt im 37sten Jahrgang, von dem ehrwürdigen Erscheinungsort Köln.

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Die Blätter (für Kunst und Kultur), mit wechselnden Untertiteln, umfassen 64 Seiten, S/W, sowie einen inhaltlichen Rahmen aus „Zum Geleit“, „Erfolgskinder“, „Lexikon des Kunstwesens“, „Knigges Über Undank und Eigensinn“, eine Portraitzeichnung“,„Kinderseite der Epoche“, „Auflösung des vorangegangenen Literaturrätsels“, „Literaturrätsel“, dazu variante Extrabeiträge, Kritiken, Berichte, Ankündigungen“.

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Neue Sinnlichkeit 69 INHALT

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Inhalt

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INHALT 2

IMPRESSUM

Zum Geleit 3

ERFOLGSKINDER 5

FRANZ OTTO KOPP: Franz der UHU – Vexierbild und Gedicht 19

LÜGENVEREIN zur Förderung der Wahrheit durch Lügen 20

KÖLN: Merkel in der Kohlkiste 2016 26

LADISLAV KUPKOVIC 1936-2016 KURZNACHRUF 32

DIETMAR MOEWS: Lexikon des Kunstwesens: POETOLOGIE 36

ABONNEMENT NEUE SINNLICHKEIT AUF LEBENSZEIT FÜR 450 EURO

FROHBURG“ – Kleine Poetologie zu Guntram Vespers Roman 37

ADOLPH FREIHERR KNIGGE: ÜBER EIGENNUTZ UND UNDANK 1796

Knigge setzt Kants kategorischen Imperativ in

allgemeinverständliche Klarheit: Fortsetzungen XVIII 56

KARL KRAUS: Portrait: Die Linie von Dietmar Moews 59

DIETMAR MOEWS: Lexikon des Kunstwesens: Karl Kraus 60

Die Kinderseiten der Epoche: Wolkenarchitektur 61

Auflösung Qualitätsrätsel 68: HASEK

QUALITÄTSRÄTSEL 69: Wer hats geschrieben? 63

Impressum:

Neue Sinnlichkeit Blätter für Kunst und Kultur seit 1979 erscheinen in loser Folge im Pandora-Kunst-Verlag, Springe, Hannover, München, Leipzig, Magdeburg, Dresden, Berlin, Köln

E-Mail dietmarmoews@gmx.de Verlagsanschrift:

Dr. Dietmar Moews Mainzer Straße 28, D-50678 Köln ISSN 1432-5268

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Neue Sinnlichkeit 69 ZUM GELEIT

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Zum Geleit

In diesem Heft geht es ums Leben und neue Sinnlichkeit. Wir Menschen leben biologisch, ums Leben, wir leben nicht ums Erkennen.

Der blinde Mann schießt auf die Welt. Aus einem Betonkasten schreit das Nashorn nach Schlamm und Matsch.

Das ist die Wahrheit. Die sinnliche Wahrheit ist auf Dinge und Handlungen bezogen. Jeder weiß, wenn er die Augen schließt, sind die Dinge weiterhin vorhanden. Jeder weiß, dass jeder die Dinge anders sieht, sodass die Dinge viele Wahrheiten erhalten. Jeder weiß, dass er selbst die Dinge immer wieder anders erlebt. Doch die augensinnliche Wahrheit, die tastsinnliche Wahrheit, sie bleiben wie sie sind. Unsere Handlungen mit den Dingen verändern nicht die Wahrheiten der Dinge, es sei denn wir greifen das Material an. Wir haben diese materiellen Wahrheiten und dazu – wenn man es will – wissenschaftlich-ideell ausgeweitete Wahrheitserkenntnisse der Dinge. Diese bestätigen sich in sinnlichen Wahrnehmungshandlungen, aber auch durch wahre alltägliche Handlungen, wenn wir ehrlich sind. Fairness heißt die soziale Kategorie.

Und während unsere Dingwahrheit materiell konstant, aber individuell wechselhaft scheint, lässt sich die praktische Wechselbalgigkeit als ideelle Erkenntnis zur Wissenschaftswahrheit ausarbeiten. Das darf ruhig rein und fein sein.

In der neuen Sinnlichkeit geht es um die Lebensdienlichkeit unseres biologischen Lebens. Wir selbst stellen technisches Design her. Weder unser Leben noch Kunst und

die zeitgenössischen Kunsterlebnisse sind auf Erkenntnis der Wahrheit gerichtet.

Meine lieben Abonnenten der Neuen Sinnlichkeit auf Lebenszeit wissen, was es heißt, „in loser Folge“. Das Erscheinen eines der Blätter für Kunst und Kultur im Briefkasten ist, wie wenn es um Orgasmen bei der Paarung geht, man zählt sie nicht.

Liebere Leserin und lieber Leser – die Ambition, jede neue Ausgabe als Blätter für große Gelehrsamkeit, treffsichere Urteilskraft und erhebliche Arbeitskraft so stark auszuformen, dass bereits beim Öffnen der „Büchersendung“ ein Orgasmus losbricht, zumindest diesbezüglich eine lose Folge zu bilden, ist mir noch stets ein Vergnügen.

Es ist aber eine Ambition, keine erkannte Wahrheit – ein wahrer Traum sozusagen.

Neue Sinnlichkeit 69 „praecox“ ist die losgelöste lose Folge geworden. Kurz vor der Drucklegung verabschiedete sich mein Komputer lenovo 300 samt Content samt Backup-Terabyte-Festplatte. Das hat man selten. Neue Sinnlichkeit 68 enthielt die Arbeit des vergangenen Jahres, in dem viel Einmaliges passiert ist. Noch sind nicht alle Versuche der Reanimation dieser Festplatte, all der verlorenen Archivdaten und unabgeschlossenen Arbeiten, quittiert. Mein Schock ist enorm – (das Wort enorm ist Nichts dagegen.)

Mit dem hier vorgezogenen Blatt Numero 69 (JIMI HENDRIX: If SIX WAS NINE … and all the hippies curve all their hair) kommen Altersfortschritte zur Anwendung: Größere Buchstaben, Alles einspaltig. Ich hoffe, es gefällt.

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Neue Sinnlichkeit 69 aus „ERFOLGSKINDER“

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„….Es entstanden damals drei Motive im gleichen Format 152 cm / 170 cm mit diesem Stoff: Die stoffüberhange-ner Figur, ein Lehnstuhl, Titel: „Kokolastros Zauberstuhl“, ein überhangener runder Tisch in Draufsicht, Titel „Wo sind nur all die Auswahlmöglichkeiten von Gestern geblie-ben?“ – Stuhl und Tisch wurden 1984 von der Niedersächsischen Kunstkommission und dem Direktor Dr. Joachim Büchner, persönlich, für das Sprengel-Museum Hannover in die Staatliche Sammlung gekauft. Das Bild mit der Figur hängt jetzt bei mir in Köln.

Seine Sachen meistern. Der mit jedem Bild interessante Maler Arnold Böcklin meinte,

Nichts können ist noch lange keine neue Richtung“. Nichts können ist weit verbreitet, so bekannt, dass man es lieber verschweigt und langweilig.

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Als ich die Neue Sinnlichkeit pointierte – etwa im Jahr 1975, angesichts des Aufblitzens des postmodernen Zeitenwende – waren da wirkliche oder dargestellte Dinge, die einen menschlichen Maßstab zeigten. Neue Sinnlichkeit, wie ich es verstehe, hat Menschen gesucht und gefunden und hat diese Dinge zu menschlichen Zwecken ausgelegt und hergestellt. Mir war klar, dass Absichten und Zwecke solcher Werke auf Meisterschaft angewiesen sind. Meisterlich gefunden, meisterlich gemacht und meisterlich gebraucht. Allein, wenn Benutzer eines Werkes keine versierten Konsumenten sind, hat man „Perlen vor Säue geworfen“ und es entsteht keine Wertschätzung und keine Benutzer-meisterschaft. Der Moderne-Abbruch war in den 1970er Jahren der westlichen Lebens-sphäre durch Konsumhochgeschwindigkeit und oberflächlicher Lebensweise herangeschlichen. Die Modernisierung im HÖHER, SCHNELLER, WEITER kostete die Gründ-lichkeit von Wissen, Kenntnissen, Bildung, Urteilskraft und Differenzierungsvermögen. Unsere Lebensweise mit und durch Dinge und Dinglichkeit, Texte und Textlichkeit, Bilder und Bildlichkeit – übrigens in allen Gewerken und Metiers – statt unter Maßgaben der menschengemäßen Qualität wurde den billigsten Motiven unterworfen: Massenab-satz, Profitabiliät und kulturindustrielle Standardisierbarkeit. An Stelle von Meisterlichkeit der Werke wurden verdummende Verkaufstexte entwickelt. Die Konsumenten setzten, anstatt den kognitiven Status der Qualität eines Werkes als besondere Ding-lichkeit zu befragen, nunmehr die Philologie als postfaktische Machenschaft ein. Texte und Textualität als die Mittel der Rhetorik zur Vortäuschung von Qualität wurden marktgängig. Wir entfernten unsere Moderne vom Modernitätslohn, verloren sogar „Text als Kultur“ an die sprachliche Prostitution der zu schmierenden Kulturindustrie. Wir gerieten in ein zersetzendes Feedback durch die Disfunktionalisierung der Sprache als Organisationsmittel. Es sollten Daseinvorsorge und Zukunftsgestaltung sprachlich zielgeführt werden – wir indes organisierten fröhlich konsumierend die Verwirrung und die Weltzerstörung durch Wachstum der modernen Fortschrittsmethode. Damit war Sprache als metaphysisches Werkzeug zur Organisation unserer Vorstellungsorien-tierung sowie als philologische Hermeneutik in der Sackgasse – weiterer Fortschritt war Rückschritt. Die Moderne konnte weder vollendet werden, noch ließen sich moderne Emanzipationswerte weiterhin „modern“ zielführend verwirklichen. Der postmoderne Zeitpunkt war erreicht. Die Postmoderne – egal wer in welchem Metier umzugehen hatte – musste sich an der massenmedial alles Überlagernden modernen Textualität vorbei neu den menschlichen Qualitäten, den Phänomenen als Quelle außersprach-licher Sachverhalte einer postmodernen NEUEN SINNLICHKEIT zuwenden. Wir erleben inzwischen als weiteren Riesenschritt in der Kulturgeschichte die IT-Revolution und die herrschaftspolitisch erzwungene Massenverblödung, nämlich beliebiges neues Konsumdesign und billige Verhaltenserleichterungen, jeweils in der großen Zahl (Kon-sumenten-Majorität) unbedenklich politisch anzunehmen. Außersprachliche Bedeutun-gen und Qualitätskausalitäten werden hastig und mangels Bildung, Kenntnissen und Urteilskraft sowie der Majorisierung durch Oberflächlichkeits-Kollektive durchgesetzt.

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Fassungslos erleben wir dennoch, wie die MODERNE DER BESCHLEUNIGUNG politisch fortgesetzt wird, alle Lebensbereiche durchzieht. Selbst bei minderwertiger Ernährung oder qualitätsloser Musikeinfalt verweigern sich die Konsumenten nicht. Man kauft freiwillig sogenannte Schokolade, die zu 70 Prozent aus Zucker, 25 Prozent aus Fett und einem zum Behufe der Schoko-Bräune, einen Restanteil genmanipulierten Kakaos enthält. Das Zeug ist total billig. Wertvolle Schokolade kennt man gar nicht.

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Wir könnten versuchen, uns als intelligente Sozialwesen in der arbeitsteiligen Lebens-weise den Fragen der Qualität alter Sinnlichkeit zu widmen. Angesichts der Abkopplung und Deprivierung, der Mediatisierung der Erwerbslebensweise der Absatzmaximierung, könnte sozialkritischer Wert auf die Textwissenschaft gelegt werden. Zur Signalisierung der Postmoderne habe ich am 17. 10. 1992 mit den intelligenten Freunden Kopp, Bartels, Gawriloff, Fischbeck, Wustrack, Krause, im „Büro“ Hannover, die Satzung für den „Verein zur Förderung der „Kunst des Lügens“ als Devianzkultur zwischen zweck-rationaler und irrationaler Kommunikation, kurz „LÜGENVEREIN“ gegründet (s. S. 20).

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Textmacht als Konstitutiv in allen Gegenstandsbereichen und die Sinnlichkeit von Din-gen, Material und Kunstwerken sollte in allen Lebensfeldern aufgespürt werden. Dazu zählten vormoderne Qualitäten als postmoderne Qualitätskriterien, der menschliche Körper, sein Tempo, seine Zeit-Raumbeziehungen. Es ging um sinnlichkeitspolitische Akzente und die Ächtung von Verantwortungsflucht durch Fernfuchtelei und „Schweigespirale“. Der LÜGENVEREIN ist ein lohnender An-knüpfungspunkt für eine postmoderne Wende in der Aufklärungsgeschichte.

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Ohne Zweifel ruft deshalb diese hier exponierte Meta-Textwissenschaft nach einer empirischen Soziologie in allen Feldern unseres heutigen Lebens. Wir müssen heraus-finden, wie sich der Gebrauch bzw. der Missbrauch der Textkunst in der Textkunst-wirtschaft und der Textkunstforschung auf die schiefe Ebene der Pervertierung unserer menschlichen Wertsetzungen hat führen lassen? Diese Soziologie wird von Mensch zu Mensch, den kommunizierenden Menschen und Menschenmengen, Menschen und Menschenmassen, massenmedial geführten und irritierten Kollektive nachzugehen haben. Gefragt ist eine positivistische methodisch-naturwissenschaftliche Soziologe, die postmoderne Hypothesen über Kants vierte Frage hinaus stellt: Wie hagiografiesüchtig, wie idolisierend, wie korrupt und scheinheilig, wie bräsig und unzuverlässig, kurz: Wie tragisch ist unsere soziale Ambition? –„Wie und was ist der Mensch?“ (Kants vierte Frage). Kant meinte, „Dichtkunst ist ein Spiel der Sinnlichkeit, durch den Verstand geordnet; Beredsamkeit ein Geschäft des Verstandes durch Sinnlichkeit belebt“. Kants ersten drei Fragen lauten: Was kann ich wissen? – Was soll ich tun? – Was darf ich hoffen?“ – Hier ist der Riss, wenn unserer Zeitgenossen glauben, es sei so üblich und akzeptiert, „Was wünsche ich mir?“, „Was geht mich das an?“ zu fragen und fordern.

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Ich muss nicht betonen, wie schwer für mich der Verlust wichtiger Freunde durch Tod und schwere Krankheiten ist, wenn ich die Text, Textualität und Textwissenschaft-Bedenken als Aufgabenstellung für die empirische Soziologie diskutieren möchte. Alphons Silbermann starb im Alter, vor 16 Jahren. Meine Freunde, Fokko von Velde, der Maler, hatte Schlaganfälle zum Alkohol, Franz Otto Kopp, Konstrukteur und Maler, sitzt beim Uhu infolge letaler Darmschmerzen, Job Crogier, der Filmer und Maler ging mit letaler Kehlkopf- und Lungenverderbnis über den Fluss – wir waren mal 7 OPQ, am Raschplatz „U“ benannt. Im Juni 2016 starb mein Freund Ladislav Kupkovic, der Komponist. Leibniz, dem die lustigen Hannoveraner nicht den Camouflage-Spree-Amorphling, genannt „Schloss“, widmen. Stattdessen macht man mit dem subalternen Alexander Humboldt herum. LEIBNIZ starb vor 300 Jahren, am 14. November.

Konstruieren? Ich lese Dekonstruieren. Wikipedia bringt „Konstruieren“ als mechanisch technisches Zielhandeln und dann „Konstruieren (Grammatik)“ – soll aber ebenfalls strukturales Sprachbauen bedeuten. …“

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Neue Sinnlichkeit 69 „KARL KRAUS PORTRAITZEICHNUNG)

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Neue Sinnlichkeit 69 „LITERATURRÄTSEL Wer hats geschrieben?“

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Qualitätsrätsel 69

Die Frau“ gehört zu den „Gegenständen“ respektive den „Themen“ oder „Aussagefeldern“, in Hinsicht auf welche eine gänzliche Meinungslosigkeit unmöglich wäre. Schon ein Säugling ist ein „Frauenkenner“, der sich vorerst nicht als solcher verrät. Man kann von „der Frau“ nicht nichts wissen, gleichgültig wie klischeedurchtränkt die vorgeblichen „Wissenselemente“ unter prüfendem Licht erscheinen. Eines Tages wird der Herzog „La donna è mobile“ singen, die Paare im Pakett schauen sich lächelnd an.

Aus beobachtungen dieser Art ergibt sich eine Definition: „Der Mensch, männlich, weiblich, intersexuell, ist das zum Frauenkennen verurteilte Tier. Er weiß von Frauen unvermeidlich zuwenig, aber auch verwirrend zuviel. Folglich sind Menschen in der Regel die von der Frau enttäuschten Wesen. Wie überall ist hier die Enttäuschung der gerechte Lohn des Vorurteils. Ein Gesprächsteilnehmer bemerkt hierzu: „Der Gynäkognosis hafte ein Zug zur Tragik an.

(Der Terminus, von Guido Möesenlechzner in die Debatte eingeführt, fand bei den Anwesenden nicht allgemein Beifall. Man wolle seine geistreiche Tendenz nicht in Abrede stellen, doch die Wortprägung bringe den Nachteil mit sich, das Thema viel zu hoch anzusetzen. Silbe zitiert Plessner: „Von Überwölbungen sei nichts zu erwarten, außer, dass sie einstürzen.)

Wer hat’s geschrieben?

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