Lichtgeschwindigkeit 10416
am Dienstag, den 26. April 2022
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Am vergangenen Sonntag, 24. April 2022, stellte der deutsch-französische Kultur-Fernsehsender ARTE zwei umfassende Videodarstellungen des Lebenswerks des französischen Komponisten Olivier Messiaen (1908-1992) vor. Dieses Messiaen-TV-Portrait entsprach den Erwartungen und schien fachlich ausreichend differenziert aufbereitet. Man hätte gerne mehr über die Vögel und deren verschiedene Gesangs-Verhalten (z. B. Werbung, Dialog, Angstschrei, Nesthütung, Drohung, Alarm …) erfahren. Jedenfalls hat Messiaen nicht den Furor eines Uhus im Hühnerstall komponiert.
Ein weiterer Film zu Messiaen, der im ARTE-Programm anschloss, der Konzertmitschnitt des „Vogelkatalogs“ (Catalogue d’oiseaux) der 16 von Messiaen ausgewählten Singvogel-Motiven, Konzert in einem sakralen Raum für Klavier zum 24. April 2022 bei ARTE bot, war eine Beleidigung der Kunst insgesamt und des Komponisten und der Musikkonsumenten, die etwas genießen und lernen möchten.
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Nicht die Freiheit der Kunst und des Künstlers, wie und was er da aufführte, steht zur Disposition. Sondern die STAATSKUNST VON ARTE ist verpflichtet, professionell und seriös zu produzieren und auszuwählen.
Das misslang hier für Messiaens Vogelgesänge TOTAL-
Der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard ist definitiv für die Klavier-Vogelmusik des OLIVIER MESSIAEN unzweideutig UNFÄHIG. Er spielte sich expressiv und laut auf, wo die feine Sinnlichkeit der Stimmen ja als der Kern der Klang-Motive gemeint war. Dabei ging es nicht um Attackeschreie von Raubgetier.
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MESSIAEN musizierte zu Singvögeln und zu den Vogelsprachen, die er benennt. Ein Kuckuck ist keine Silbermöwe, zugegeben, auch kein Bussard.
Wer aufmerksam zuhört und die natürlichen Vorbilder kennt, die Stimmen, Gesänge und Motive der jeweiligen Singvögel künstlerisch imaginiert hören möchte, etwa einen Pirol, eine Drossel, einen Gimpel – ausnahmsweise einen Kauz und einen Bussard als Raubvögel oder Greifvögel, die keine Pinguine, Pfauen, Hühner oder Enten sind – wird die Feinheit und die Musikalität, aber niemals aggressive Gewalt oder Attacke-Schreie zu hören bekommen, weil MESSIAEN daran kein Interesse komponiert hat.
1. So ist dem ausführenden Pianisten absolut nicht erlaubt, den „Vogelkatalog“ als exzessiven und expressiven Selbstausdruck eines unreifen Klavieristen selbst umzugestalten. Was ARTE da produziert hat ist ein künstlerisches Verbrechen und eine unkultivierte Willkür mit OLIVIER MESSIAENS Stücken.
2. Mindestens ebenso skandalös ist die Kulturindustrie, die hier mit den einschlägigen Institutionen diese Arschgeige Pierre-Laurent Aimard zu einem der „größten Musiker unserer Zeit“ erklärt, wie im Folgenden zitiert wird die Klavierfirma Bechstein offenbar das Wasser nicht halten konnte:
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Zitiert nach bechstein.de: Pierre-Laurent Aimard (geb. 1957) zählt zu den größten Musikern unserer Zeit und wird in der ganzen Welt für seine ausgezeichnete Interpretation des Pianorepertoires aller Epochen gefeiert. 2017 wurde sein herausragendes Lebenswerk mit dem angesehenen Ernst von Siemens Musikpreis gewürdigt.
Geboren 1957 in Lyon, studierte Aimard zunächst am Pariser Conservatoire bei Yvonne Loriod und anschließend in London bei Maria Curcio. 1973 gewann er den ersten Preis beim Olivier-Messiaen-Wettbewerb. Drei Jahre später wurde er von Pierre Boulez zum Solisten des „Ensemble Intercontemporain“ ernannt.
Pierre-Laurent Aimard konzertierte weltweit unter der Leitung von großen Dirigenten wie Esa-Pekka Salonen, Peter Eötvös, Sir Simon Rattle und Vladimir Jurowski. Darüber hinaus hat er als Kurator, Solist und Dirigent bei zahlreichen Projekten mitgewirkt, die in renommierten Konzertsälen wie der Carnegie Hall und dem Lincoln Center in New York, dem Wiener Konzerthaus, der Alten Oper in Frankfurt, der Berliner Philharmonie, dem Mozarteum in Salzburg, der Pariser Cité de la Musique und dem Southbank Centre in London stattfanden. Er wurde zum Festival de Lucerne und zum Tanglewood Festival eingeladen und fungierte zwischen 2009 und 2016 als künstlerischer Leiter des Aldeburgh Festivals. Während seiner letzten Teilname an jener Veranstaltung spielte er achtzehn Stunden lang den gesamten Catalogue d’oiseaux von Olivier Messiaen. 2017 wurde er für drei Jahre zum „Artist in Residence“ am Southbank Centre ernannt.
Unter den führenden Komponisten, mit denen Pierre-Laurent Aimard eng gearbeitet hat, seien nur György Kurtág, Karlheinz Stockhausen, Elliott Carter, Pierre Boulez und George Benjamin genannt. Darüber hinaus hat der französische Pianist zwei zeitgenössische Werke uraufgeführt: Responses: Sweet Disorder and the Carefully Careless (ein Klavierkonzert von Sir Harrison Birtwistle) und Épigrammes pour piano, violon et violoncelle (das letzte Werk von Elliott Carter, das speziell für Aimard komponiert wurde).
Im Rahmen seiner Lehrtätigkeit an der Universität Köln und seiner zahlreichen Workshops und Seminare wirft Pierre-Laurent Aimard ein inspirierendes, sehr persönliches Licht auf die Musik aller Stilepochen. Im Übrigen ist er Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste und unterrichtete im Jahre 2008/2009 am Pariser Collège de France. 2005 wurde ihm von der Royal Philharmonic Society der Instrumentalist Award verliehen. 2007 erkor ihn die Zeitschrift Musical America 2007 zum „Instrumentalist of the Year“. Erwähnenswert ist ferner die Website www.explorethescore.org, die er 2015 zusammen mit dem Klavierfestival Ruhr initiierte und dem Werk Györgi Ligetis gewidmet ist: Hier ist der Komponist auf Videos beim Unterrichten und Spielen seiner Études pour piano zu sehen.
Mehrere Aufnahmen von Aimard wurden sehr erfolgreich. Dazu zählt insbesondere die Einspielung von J.S. Bachs Kunst der Fuge (Deutsche Grammophon), die zweimal ausgezeichnet wurde (Diapason d’or und Choc du Monde de la musique) und Platz eins in den Billboard-Charts erreichte.
Unter den Auszeichnungen, die Pierre-Laurent Aimard verliehen wurden, seien nur folgende erwähnt: Grammy Award für Concord Sonata – Songs (2005) mit Werken von Charles Ives sowie ein Echo Klassik und der Preis der deutschen Schallplattenkritik für Hommage à Messiaen (2009).“
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3. Der „Catalogue d’oiseaux“ („Vogelkatalog“) gehört zu den wichtigsten Werken von Olivien Messiaen. Die 13 Klavierstücke zu Vögeln symbolisieren die Folgenden
1. Chocard des Alpes
2. Loriot d’Europe
3. Merle bleu
4. Traquet stapazin
5. La chouette hulotte
6. Alouette lulu
7. Rousserolle effarvatte
8. Alouette calandrelle
9. Bouscarle de Cetti
10. Merle de roche
11. Buse variable
12. Traquet rieur
13. Courlis cendré
(zu Deutsch: 1. Alpenschokolade, 2. Europäischer Pirol, 3. Blaue Amsel, 4. Stapazin-Schlitzohr, 5. Waldkauz, 6. Heidelerche, 7. Teichrohrsänger, 8. Kalanderlerche, 9. Cetti-Bocksbar, 10. Amsel,11. Mäusebussard, 12. Lachender Steinschmätzer, 13. Großer Brachvogel).
ARTE-TV schreibt zu dieser Konzert-Konserve des „Vogelkatalogs“:
„… Sie entstanden zwischen 1956 und 1958. Was zunächst nach einem ornithologischen Nachschlagwerk klingen mag, ist eines der brillantesten Klavierwerke seiner Zeit. Pierre-Laurent Aimard interpretiert den „Catalogue d’oiseaux“ in der Berliner Kirche St. Canisius. Bezug zu Oliviens Messiaens, war zunächst der Gewinn des Messiaens-Wettbewerb als 16-Jähriger. Im Ensemble intercontemporain von Pierre Boulez, einem der Schüler von Messiaen, war er erster Solopianist. Für seine Einspielung „Hommage à Messiaen wurde Pierre-Laurent Aimard mit dem Echo Klassik ausgezeichnet. Im Dezember 2021präsentierte Pierre-Laurent Aimard bei einem Konzert in der Berliner Kirche St. Canisius folgende Stücke aus Messiaens „Catalogue d’oiseaux“:
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Dietmar Moews meint: Die Vogel-Musik, die von aller Musikwelt innerhalb der überwiegend unmusikalischen „neuen Musik“ beachtet wird, die dem Komponisten Olivien Messiaen sein Lebenselexier war, Vogelgesang zu hören und zur Anregung aus der Natur für seine neue Klaviermusik zu wählen.
Messiaen hatte die Ohren, das Gemüt und die Sensibilität für die Stimmen der von ihm gewählten Vögel, die ihm in seine Klavieraffinität hineinsangen. Messiaen kopierte nicht die Melodien oder ahmte die Natur nach – er schuf Vogelstimmen-Symbole am Klavier.
Der Klamauk, den der Pianist Pierre-Laurent Aimard hier als Staatsmusikant mit Messiaens Noten anstellt, ist skandalös. Dass das auch noch als hohe Kunst propagiert wird, ist blanke Verarschung.
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SO SANGEN DIE VÖGEL NIEMALS. Selbst der Bussard klingt ganz anders. Der Pirol würde sich selbst nicht erkennen können.
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Wer MESSIAEN zitiert, der verschiedene Szenerien beschrieb:
„…Das Klavier ist auch das einzige Instrument, das die rauen, krächzenden und durchdringenden Rufe des Raben und des Drosselrohrsängers imitieren kann, das Scheppern des Wachtelkönigs, das Kreischen des Wasserralle, das Bellen der Silbermöwe, den trockenen und gebieterischen Klang – wie Klopfen auf Stein – des Mittelmeerschmätzers und den sonnigen Liebreiz der Blaumerle oder des Trauersteinschmätzers.
All dies grub sich mit solch poetischer Macht in mein Gehirn ein, dass ich nicht in der Lage war, es ohne Emotion in Musik umzusetzen. Nicht, dass Sie mich falsch verstehen! Die Vögel alleine sind große Künstler. Sie sind die eigentlichen Komponisten dieser Stücke! Wenn manchmal die musikalische Qualität nachlässt, liegt das daran, dass der Komponist sich draußen in der Natur ungeschickt verhalten oder ein störendes Geräusch gemacht hat, also mit dem Fuß gegen einen Stein gestoßen ist, eine Seite umgeblättert oder einen trockenen Ast abgeknickt hat.“ (Olivier Messiaen)
Die drei Vögel unserer Auswahl hat Messiaen ebenfalls ausführlich beschrieben, und zwar genauso, wie er sie in seinem jeweiligen Klavierstück geschildert hat: als „Solist“ in einem Vogelkonzert und als Teil einer subtilen Landschaftsmalerei.
Was den Waldkauz betrifft, muss man dazu wissen, dass er bei den Bewohnern der mediterranen Länder für gewöhnlich Angst und Schrecken auslöst: Sein Ruf gilt als Todesbote und verheißt Unglück. Entsprechend düster ist Messiaens Beschreibung der nächtlichen Szene, in die sich auch Eule und Uhu mit ihrem grauenvollen Heulen einmischen: „Der Waldkauz hat ein braun und rot gefärbtes Gefieder, ein sehr breites Gesicht, einen feierlichen Blick, geprägt von Mysterium, Weisheit und dem Übernatürlichen. Mehr noch als sein Anblick löst der Ruf dieses nächtlichen Vogels Schrecken aus. Ich habe ihn oft gehört, gegen zwei Uhr nachts, im Wald von Saint-Germain-en-Laye … Finsternis, Angst, ein Herz, das zu schnell schlägt, das Miauen und Kläffen der Eule, Schreie des Uhu und dann der Ruf des Waldkauzes: ebenso schaurig wie schmerzlich, ebenso vage wie beunruhigend (mit einem seltsamen Tremulieren), so zeternd wie der Schrei eines Kindes, das geschlagen wird. Dann Stille und ein Heulen aus weiter Ferne, wie Glocken aus einer anderen Welt.“ lässt weder die Silbermöwe noch die Nachtigall ahnen – als seien sämtliche Sujets in jäher Angst und mit Todes- oder Tötungsgeräuschen aufzumischen.
Die Verhaltensnot des Pianisten Pierre-Laurent Aimard Expressionismus zu demonstrieren soll sein persönlicher Ausdruck sein – nur, für MESSIAENS MUSIK DER VÖGEL ist er unfähig. Dass dazu der geniale Kent Nagano wie ein Zeuge für diese ARTE-Einspielung missbraucht wurde, müsste noch ein Nachspiel haben. Und das ist ARTE dem allgemeinen und dem fachlichen Publikum schuldig (wenn man weiß, wie begrenzt urteilsfähig die meisten Musiker sind und von solchen Fernsehdarstellungen ihre Werte versuchen einzupflegen):
Was die große Musikindustrie preist, kann ja nicht falsch sein?
Leider doch.
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FINE E COMPATTO
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