Von der Unermeßlichkeit des Schönen

Mai 18, 2014

 

Lichtgeschwindigkeit 4426

am 18. Mai 2014

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Der alte Malerdichter Otto Nebel um das Jahr 1970 in Bern

Der alte Malerdichter Otto Nebel um das Jahr 1970 in Bern

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IX,4

Das Leid im Schönen ist das Schwergewicht jenes Inhaltswahren, das wägbar wird als Sinnernst oder als dessen Widerspiel im entsprechenden Formguten.

Durch Leidwissen und Sinnsicht können seelische Lasten verwandelt werden in zeugerische Anlässe und zwecksetzende Anfänge im Geiste nutzwirkenden Werkgeschehens.

Das Innewerden aus dem Leidwissen vermag im Bunde mit sinnmehrendem Können trostreiche Meisterwerke hervorzubringen.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

Mai 17, 2014

Lichtgeschwindigkeit 4423

am 17. Mai 2014

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IX,3

Das Wunder im Schönen ist das unmittelbare Sinngeschehen: ein zeugerisches Wirkselbst wesenhaften Formgut-Bildens.

Durch seelische Erleuchtung kann menschliches Schöpfertum zum Werkzeuge wunderreichen Vollbringens werden.

Im Sinnigen wohnt Unerkanntes, im Geheimnisse Unenthülltes, im Wunder Undeutbares.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

Mai 15, 2014

Lichtgeschwindigkeit 4416

am 15. Mai 2014

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IX,1

Das Geheimnis im Schönen ist das Verbundenbleiben seines Inhaltswahren mit dem Allguten, aus dem alle Beseelkräfte, Sinnwürden und Nutzzwecke hervorgehen.

Allein durch Innewerden der Bindung des Zeugerischen an das Vorweg-Bewirkende kann der Künstler vorbereiten, dass sich Geheimnisvolles in seinem Schaffen haltfindend berge.

Wahl und Gebrauch der Gestaltungsmittel dienen alsdann sinngerichtet dem Vollbringen des einzelnen Werkes im Geiste reifer Innenschau.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

Mai 14, 2014

 

Lichtgeschwindigkeit 4412

am 14. Mai 2014

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VIII,12

Der Seher im Schönen ist der Augenblick des Offenbarwerdens von Sinnmehrendem zeugerischen Ursprungs in einer Gestalt-Entsprechung, die inneres Gleichgewicht erkennen lässt.

Mit dem Dasein eines formguten Maßgefüges erst befindet sich Seherisches jeweils im Erweisgrade heilsamen Nutzwirkens.

Der sinnfällig-inhaltswahre Befund beweist durch sein Erfülltsein die Herkunft aus beseelter Schau.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

Mai 12, 2014

 

Lichtgeschwindigkeit 4401

am 12. Mai 2014

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VIII,10

Der Deuter im Schönen ist jener Ursprungssinn, der jeder wohlgestalten Gefüge-Einheit innewohnt und sich deutlich, weil unentstellt, mit deren Formguten darweist.

Mit dem Wahr-Nehmen des Inhaltswahren in der Formenordnung des sinnerfüllten Befundes wird eine entsprechende Wortdeutung spruchsreif.

Weise Wortkunst allein deutet zuverlässig.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

Mai 9, 2014

Lichtgeschwindigkeit 4390

am 9. Mai 2014

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VIII,7

Der Rüger im Schönen ist der Überdruß am Menschlichen, den das Innewerden empfindet, sobald ein sinnmehrendes Werk geschaffen ist.

Mit dem Dasein der offenbaren Entsprechung wird vieldeutiges Formgutes wirksam, das eigenmächtig urteilt.

Übermenschliche Vorwürfe aus dem Gefüge-Selbst des Gewordenen halten das Werkgewissen wach und stellen dem Zeugerischen neue Aufgaben.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

Mai 9, 2014

Lichtgeschwindigkeit 4387

am 8. Mai 2014

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VIII,6

Der Lenker im Schönen ist der Heils-Auftrag an das Innewerden und an das Zeugerische, Entsprechungsgefüge zu schaffen, die den reinen Nutzzweck übertreffen durch sinnmehrende Anmut.

Mit Schönem jenseits der Nutzzwecke gibt Überschwängliches der sinnführenden Kraft dem Dienlichen holdes Geleit.

Offenbarendes Erscheinen liebt Gestaltwunder und Bezauberndes.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

April 30, 2014

Lichtgeschwindigkeit 4356

am 30. April 2014

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VII,9

Der Fernsinn im Schönen ist jener Wittergeist, kraft dessen das Zeugerische für die Unberechenbarkeit des Werkgeschehens sorgt.

Mit dem Fortweisen des Vernünftlerischen schirmt Inhaltswahres das Formgute einer werdenden Gebilde-Einheit vor allem Entstellenden.

Schau bewahrt sowohl vor Mißbrauch von Entsprechungen, als auch vor Leichtsinn im Vollbringen.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979

 


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

April 23, 2014

Lichtgeschwindigkeit 4328

am 23. April 2014

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VII,2

Der Verstand im Schönen ist jener Merker des Zeugerischen, der dem vollbringenden Werkwillen durch Prüfsamkeit dienlich bleibt.

Mit solcher Hilfsbereitschaft erst verliert das Verstandesmäßige die vernünftlerische Torheit, die dem Schöpferischen zuwiderläuft, das Sinnzuwachs schenkt.

Gemeistertes entstammt und entspricht tiefstem Verstehen.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979

 


Von der Unermeßlichkeit des Schönen

April 22, 2014

Lichtgeschwindigkeit 4326

am 22. April 2014

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VII,1

Der Ursprung im Schönen ist jener Vor-Satz des Erheblichen der sinngebenden Kraft, mit dem sie sich hinwegsetzt über Widerstrebendes, um bestimmtes Inhaltswahres in entsprechendes Formgutes zu verwandeln.

Mit berückender Entschlossenheit ermutigt sinngeführtes Wittern das Zeugerische zum Gestalten von Unerwartetem.

Aus dem Baugesetzlichen wachsen dem Vollbringen wesentliche Werkzuchten, Prüfmittel und Handhaben zu.

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Zitiert nach: Otto Nebel, Von der Unermeßlichkeit des Schönen (1961-63) in Frühwerke, Schriften zur Sprache und zur Kunst – Das dichterische Werk Band 3 in Frühe Texte der Moderne, herausgegeben von René Radrizzani der edition text+kritik herausgegeben von Jörg Drews, Hartmut Geerken und Klaus Ramm, München 1979