Staatskrise Bayern – Neue CSU-Justizskandale ohne Beate Merk

Mai 17, 2014

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am 17. Mai 2014

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Die Scherben tragen Namen wie Fall Hoeneß, Fall Mollath, Fall Peggy, Fall NSU-Prozess, Fall Amigo-Affäre, Fall Strauß-Bäderkönig, Fall Hypo-Alpin-Bank, Fall Familienklüngel im Landtag, Fall Ärzteabrechungen – noch Fragen?

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Dietmar Moews meint: Man stelle sich vor, solche Machenschaften würden aus Moskau bekannt oder aus Berlusconien. Bayerns Staatskrise beruht auf ungeklärten Fragen: „Wer hier wen beauftragt hat.“ Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hat die Übersicht verloren.

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In Bayern hatte man das Vorurteil, den Vorteil einer klaren und straffen Innenpolitik zu genießen. Sowohl Polizeiarbeit, die angeblich beste Aufklärungsquote der Strafdelikte, günstige Straftats- und Ordnungswidrigkeiten-Quoten, wie auch ein guter Ruf der Justiz (das bedeutet vorrangig „widerspruchsfreie Praxis und Entscheidungswesen“).

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Nun ist die Staatskrise eskaliert, die durch Wahlerfolge nicht blenden sollte – die Justizministerin Beate Merk hat einen Saustall hinterlassen. Ihr Nachfolger der neuen Staatsregierung, Justizminister Winfried Bausback (CSU), findet sich permanent in Pressekonferenzen des geistig-moralischen Elends und der Abwiegelungen. Worum geht es da?

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Der bayerische Staatsapparat hat bei allem Chorgeist so gravierende Unauflöslichkeiten, also Gegensätze von Entscheidungen und von Rollenträgern, dass nun der Staat gegen sich selbst vorgehen muss, will der den Prinzipien des Rechtsstaats und ordentlicher Aufsicht- und Eingriffsverwaltung entsprechen.

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Die Staatsregierung sieht sich bereits mit einem ersten unumgänglichen Untersuchungsausschuss konfrontiert. Die Vorwürfe wiegen schwer, dass die Opposition keine andere Wahl hat, als diesen Schritt zu gehen. Mike Szymanski schreibt in der Süddeutschen Zeitung (Sa/So 17./18. Mai 2014 Seite 44):

… Hat die bayerische Justiz Tausende Ärzte laufen lassen, die bei Laborleistungen falsch abgerechnet und sich so die Taschen vollgemacht haben?

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Zwei Kriminalbeamte, die an den ganz großen Betrug glauben, haben jedenfalls die Härte der Justiz zu spüren bekommen. Reihte sich sogar ein Skandal an den anderen? Das wird der Ausschuss beantworten müssen…“

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Justizminister Bausback musste ein Haus mit vielen Problemen von seiner Vorgängerin, Beate Merk (CSU) übernehmen, die jetzt nach Brüssel abgeschoben worden ist.

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Erst der Fall Mollath, dann der Fall Peggy. Jetzt möglicherweise noch Milde für kriminelle Ärzte? … Jetzt merkt man erst, was für ein marodes Haus Bausbacks Vorgängerin Beate Merk ihm hinterlassen hat. Gut möglich, dass die Geschehnisse seit dem Jahr 2006, als die „Soko Labor“ ihre Arbeit aufnahm, die CSU-Politikerin noch einholen werden. Spätestens seit 2010 weiß auch Seehofer von den Vorgängen, damals rief einer der Ermittler um Hilfe. Aber Seehofer leitete das Schreiben an Merks Haus weiter.

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Und der bekannte CSU-Personalmacht-Spagat der Willkür kracht (Söder lacht): Bemerkenswert ist die Rolle, die dem heutigen CSU-Parteivize Peter Gauweiler in diesem Fall zufällt. Er hat einen der Beschuldigten, den Augsburger Laborarzt Bernd Schottdorf, vertreten. Als Anwalt fordert Gauweiler mit einer Härte, für die er früher als Innenpolitiker gefürchtet war, gegen die Kriminalbeamten vorzugehen. Gauweiler war einmal der Mann, der den Respekt der Polizei genoss.

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Die Staatskrise in Bayern wird weitergehen: Der Untersuchungsausschuß im Landtag wird der Frage nachzugehen haben, ob Bayerns Justiz womöglich Tausende Ärzte schonte, die sich des Abrechungsbetrugs mit Laborleistungen schuldig gemacht haben könnten. SPD-Fraktionschef Markus Rinderspacher nannte die mittlerweile öffentlich gewordenen Erkenntnisse „bestürzend“ (SZ).

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… Im Januar 2009 hatte die Staatsanwaltschaft Augsburg Verfahren gegen knapp 150 Ärzte eingestellt, obwohl sie ursprünglich geplant hatte, wegen der unsicheren Rechtslage den Ausgang eines Musterprozesses in München abzuwarten. Erst als der angeklagte Arzt 2010 tatsächlich wegen Betrugs verurteilt worden war und der Bundesgerichtshof das Urteil 2012 bestätigt hatte, nahm die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen wieder auf. Zu diesem Zeitpunkt waren aber viele Fälle bereits verjährt. Die Ermittler hatten ursprünglich bis zu 10.000 Ärzte bundesweit im Fokus.

Zwei damalige Ermittler des Landeskriminalamtes fühlten sich in ihrer Arbeit behindert und waren später selbst mit Strafverfahren gegen sie überzogen worden. Es läuft jetzt eine Klage wegen Schadenersatz gegen den Freistaat Bayern.

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Der parlamentarische Geschäftsführer Florian Streibl (Freie Wähler) sagte laut Süddeutsche Zeitung v. 17. Mai 2014, „… Landtag soll Untersuchungsausschuss einsetzen“ … „Hier wurden Hunderte Millionen Versichertengelder verbrannt, ohne dass die Profiteure zur Rechenschaft gezogen wurden, sagte der Grünen-Geschäftsführer Hartmann“.

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…Das widersprüchliche Verhalten der Justiz – Untätigkeit gegen die Ärzte, Aktionismus gegen die Polizisten – trug 2010 besonders kuriose Früchte: Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung hat die Staatsanwaltschaft München I damals sowohl die dienstlichen E-Mail-Konten als auch die sogenannten Home-Laufwerke der zwei LKA-Beamten auslesen lassen – ohne dass hierfür eine schriftliche Anweisung oder ein richterlicher Durchsuchungsbeschluss vorlag… … (Florian Streibl meint): das sind Methoden, die eines Rechtsstaates unwürdig sind“.


Republik Italien – Rechtsstaat mit Berlusconi

April 16, 2014

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Dietmar Moews meint: Sozialdienst ist sinnvoll – Gefängnis ist sozial unverträglich und kostspieliger.

Mit der Gerichtsverurteilung Berlusconis zu Sozialdienst entsteht mit dem Eindruck der Ungleichbehandlung im Sinne der Rechtsstaatsbeugung in Mailand eine Distanzvergrößung der Italiener gegenüber ihrem repräsentativen Politiksystem und dem hoheitlichen Organisationsapparat.

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Es ist aber zu bedenken, dass es in diesem Prozess nicht um eine moralische Bestrafung des Kriminellen Silvio Berlusconi in all seinen vielfarbigen Ausfaltungen ging, sondern um Steuerbetrug. Immerhin Steuerbetrug in Höhe von 20 Millionen Euro.

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Hier drängt sich ein Vergleich zu dem prominenten bayerischen Schwerkriminellen Uli Hoeneß auf, der kürzlich für umfangreichere Straftaten zu dreieinhalb Jahren Gefängnis verurteilt worden war.

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Darum geht es konkret: Der italienische Ex-Ministerpräsident Berlusconi muss nicht in Hausarrest – seine Strafe wegen Steuerbetrugs wird er mit Sozialdienst ableisten. Er solle einmal pro Woche für lediglich vier Stunden in einem Altenheim erscheinen, entschied ein Gericht.

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Der Ex-Premier muss mindestens einmal pro Woche vier Stunden lang in einem Seniorenheim erscheinen.

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Berlusconi wurden von den Richtern außerdem Reisebeschränkungen auferlegt: Er darf seine Heimatregion, die Lombardei, in dieser Zeit prinzipiell nicht verlassen, kann allerdings noch beantragen, mehrere Tage pro Woche in Rom sein zu dürfen.

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Der Sozialdienst für Berlusconi gilt zunächst auf Probe – die Richter könnten ihr Urteil wieder revidieren und Berlusconi doch noch zum Hausarrest verurteilen, wenn er beispielsweise Regeln nicht einhält.

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Berlusconi war im August vergangenen Jahres wegen Steuerbetrugs zu vier Jahren Haft verurteilt worden, von denen drei jedoch wegen einer Amnestieregelung ausgesetzt worden waren. Ins Gefängnis muss der 77-Jährigen wegen seines hohen Alters nicht mehr.

Wo Berlusconi seinen Sozialdienst ableisten muss und wann er damit beginnt, wurde zunächst nicht bekannt.

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Berlusconi und seine Anwälte hatten nach Berichten italienischer Medien eine Behinderteneinrichtung in der Nähe seiner Villa Arcore bei Mailand vorgeschlagen. Die Richter könnten ihm aber auch eine andere Stelle zuweisen, etwa in einem Altenheim.

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Inwiefern Berlusconi sich mit diesem Urteil noch politisch für seine Partei Forza Italia betätigen darf, ist noch unklar. Gegen den mehrfachen früheren Regierungschef sind noch weitere Verfahren anhängig.

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Brava ITALIA + Renzi

Februar 24, 2014

Lichtgeschwindigkeit 4155

am 24. Februar 2014

Die Republik Italien, einer der seltenen modernen Staaten in der Welt von 2014, die aufgeklärt, emanzipiert und zivilisiert konzipiert sind, hat eine sensationelle Stufe genommen.

Der italienische Staat hat unter dem hochbetagten Staatspräsidenten Giorgio Napolitano eine neue Regierung eingesetzt und dabei die Kabinettsliste radikal verjüngt. Damit haben die Italiener nicht – wie es unsinniger Gebrauch ist – den alten Mist gegen den neuen ausgetauscht, sondern es ist ein wirklicher Neuanfang geworden.

Der florentiner Bürgermeister Matteo Renzi ist erst 39 Jahre alt und kein „Erbe Berlusconis“, nicht aus den Bruderschaften des Vatikans oder der Logen und Mafias – so macht es jedenfalls momentan den Anschein.

Italien kann also ab sofort Republik spielen. Das heißt: Handlungsermächtige Stellvertreter sollen das runtergekommene Staatswesen Italien heilen und auf Schwung bringen.

Italien will – so scheint es momentan – den italientypischen Privattrip hin zu einer gemeinschaftlichen Ausbalanzierung neustimulieren. Italien will folglich den einzelnen Italiener belasten, das staatliche Leidwesen zu bessern – ja, Ministerpräsident Renzi kündigte es an – ausdrücklich: Italien wird durch Einschnitte „Hoffnung gegeben“.

Napolitano hat hier ab sofort nicht einfach den Generationswechsel im Generationsklüngel des Ersatzes der Weggestorbenen durch Einwechselspieler betrieben. Napolitano hat viel jüngere, neuorientierte Aufklärer und Klärer rangebracht. Wobei die erheblich anzahlmäßig verschlankte Kabinettsliste, halbe halbe Frauen und Männer, durch den Lokalpolitiker Renzi als Chef, eine basidemokratische Rückbindung erhält, die als grundsätzlich volks- und bürgernah die Möglichkeiten und die Falltüren des „ewigen Rechtsregionalismus’“ anzunehmen versuchen wird.

Italien macht sich selbst nun eine Zukunftstür auf und den Europäern Hoffnung, eine tragfähigere Stütze des EU-Meister-Triebwerks zu werden. Sollte der Weg praktisch einschlagen, rückt Italien mit der Regierung Renzi zweifellos in eine kulturelle Leitstellung eines neuen Europas.


Lichtgeschwindigkeit 109

Dezember 14, 2009

Lichtgeschwindigkeit 109 BANG BANG HUTGELD

die ungeschnittene Podcast-Piraten-Presseschau –

am Montag, 14. Dezember 2009, von Dr. Dietmar Moews,

Piratenpartei Deutschland, im Globus mit Vorgarten,

Berlin-Pankow Niederschönhausen;

dazu Süddeutsche Zeitung aus München, Frankfurter

Allgemeine Zeitung und Die WELT vom 14. Dezember 2009,

nebst bild.de, DLF, heise.de, piratenpartei.de, sport.1

Das Piratenthemen hier: BANG BANG HUTGELD – die Bundesregierung

muss den Hut nehmen – eine vertrauensunwürdige und überforderte

Kanzlerin ist in der Krise höchst dumm oder unmoralisch. Dazu:

Der unsägliche Marxquatsch im FREITAG der 50. Woche.

BILD.de bringt den blutenden Berlusconi, den pissenden Torwart Lehmann,

den rennautofahrenden Michael Schumacher und die

Herz-für-Kinder-Fernsehpromotion – KSK, Blackwater und Castro,

die staatlichen Killertruppen im Hindukusch werden nicht vorgestellt.

SÜDDEUTSCHE ZEITUNG titelt: Ministerium täuscht die Öffentlichkeit –

Kundus-Affäre weitet sich aus: Spitze des Verteidigungsressorts

verschwieg wider besseres Wissen, dass der Luftschlag Taliban

töten sollte. Seite 2: Aussage gegen Aussage: Zwei Geschasste

wehren sich: Was sich in den zweieinhalb Stunden zwischen den

Terminen im Ministerbüro Guttenberg zu dem Rausschmiss der

beiden veranlasste, bleibt vorerst offen. Schneiderhans Rolle ist

von zentraler Bedeutung: da er über das eigentliche Ziel des Angriffs

frühzeitig Bescheid wusste, stellt sich die Frage nach dem weiteren

Inforationsweg – ins Ministerium und in das Kanzleramt. Aus Guttenbergs

Umgebung heißt es geheimnisvoll, die Berichtswege seien verschlungen

gewesen, Ermittlungsverfahren gestoppt, Berichte möglicherweise

gefälscht worden. Der Untersuchungsausschuss werde das ans Licht

bringen.

Seite 2: Das Geheimnis von Kundus – Auch Minister Guttenberg

wurde über die wahren Motive des Luftanschlags frühzeitig informiert:

… das Wort vernichten muss jeden elektrisieren, der von dieser

Meldung Kenntnis erlangt. Einen Tag später liegt sie dem damaligen

Verteidigungsminister Franz Josef Jung vor. Auf den Fluren des

Verteidigungsministeriums wird darüber diskutiert. Dass der Bericht

nicht irgendwann auch ins Kanzleramt gelangt sein soll, ist schwer

vorstellbar…

Seite 4 Kommentar von Stefan Cornelius: Terrain der Lügen: …

Die eigentliche Verantwortung liegt bei der alten schwarz-roten

Bundesregierung … Kanzlerin, Vizekanzler Steinmeier … obwohl

es ihre flicht gewesen wäre, die wahren Hintergründe des Angriffs

mitzuteilen. Sie zahlen nun den Preis dafür, aber auch für neun

Jahre Selbstbetrug. Dieser Preis könnte sehr hoch ausfallen.

Dietmarmoews meint: es kommt nicht auf Hintergründe oder

Motive an, sondern auf WAS und OB – Was ist mit KSK, mit

Blackwater, was mit Castro in Afghanistan und Pakistan?

FRANKFURTER ALLGEMEINE ZEITUNG vom 14. Dezember

2009 titelt: Die Ethik im Auslandseinsatz, Kommentar von

Georg Paul Hefty: Was genau macht die Bundeswehr in Afghanistan?

FAZ Seite 1: Opposition: Guttenberg täuscht die Öffentlichkeit –

Attacken auf den Verteidigungsminister vor Beginn der

Kundus-Untersuchung.

FAZ Seite 3: Was sagten Schneiderhan und Wichert dem

Minister wirklich? … weil sie ihm … auf mehrfaches Nachfragen

die namentliche Nennung und Herausgabe aller im Verfügungsbereich

des Ministeriums existierenden Berichte verweigert hätten …

Die Version über die Mitarbeiter, die nicht wahrheitsgetreu geantwortet ..

habe die beiden Hauptbetroffenen, den Ex-General und den

Ex-Staatssekretär, empört. Wichert habe sogar einen Brief an den

Minister geschrieben und um Klarstellung gebeten …Die beiden

Entlassenen werden ihre Darstellung der Ereignisse demnächst

als Zeugen dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss

vortragen können..

Die WELT titelt: Guttenberg geht in die Offensive –

Verteidigungsminister fordert neue Regeln für Waffeneinsatz –

Schneiderhan widerspricht dem CSU-Politiker.

Seite 1: Kommentar: Himmel und Orkus von Jacques Schuster:

… so wäre Guttenberg womöglich für ein holpriges Krisenmanagement

verantwortlich, aber nicht für die orgänge als solche.

WELT Seite 3: Ausweitung der Kampfzone: neue Berichte

über den Luftangriff von Kundus belastet nicht nur den

Verteidigungsminister Guttenberg, sondern nun auch Angela Merkel

… Dietmarmoews: Es geht um Lügen und Unglaubwürdigkeit

der Verantwortlichen.

Produktion, Performance, Autor, Direktion:

Dr. Dietmar Moews;

Aufnahmetechnik und Admin: Piratencrew Berlin;

Musik: Fehrbelliner Marsch


Lichtgeschwindigkeit 109

Dezember 14, 2009