SOZIOLOGIE zur Terrorabwehr

Juli 19, 2016

Lichtgeschwindigkeit 6673

Vom Mittwoch, 20. Juli 2016

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Wie ist der einzelne Mensch? – Immanuel Kants vierte Frage.

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Beim Individuum muss zuerst die Anthropologie klären. Wie ist der mögliche Mensch? Mit Menschen im Miteinander, Nebeneinander und Gegeneinander kommt der wissenschaftliche Bereich der Soziologie zur Feststellung, Analyse und Interpretation von tatsächlichen sozialen Prozesse, die Interdependenzen, die Interaktionen und akzentsetzenden Zeiterscheinungen der Menschen in ihrem Zeitlauf.

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Es ist absurd, dass die misslingende Politik das Wissenschaftswissen einer empirischen Soziologie nicht gebraucht, das die Staatsgesellschaft kostspielig organisiert und vorhält. Während andere Wissenschaften, etwa Technik oder Medizin, fette Profite und nützliche Fortschritte abwerfen.

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Ziel der Politik sollte eine bewegliche Gemeinwesen-Integration sein. Darin ist der totale Geschichtsprozess so frei walten zu lassen und so organisatorisch in den Griff zu nehmen, wie es die Lebensgeister inspiriert, ohne Gewaltexzesse und Unterdrückungs-Herrschaft aufkommen zu lassen.

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Dies wäre als Bildungsgeist zu fokussieren und auch symbolisch zu ritualisieren.

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SOZIOLOGIE zur TERROR-Wissenschaft – was hindert unsere Parlamente daran, die Soziologie nur für Wahlkampfpropaganda und Schrankgutachten in der Politikdebatte zu führen?

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Es geht um Vorbeugung von Terrorismus, durch organisierte Bildung und Kulturwettbewerb im Zeichen von Fairness und nüchterne Rechtspflege.

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Es geht durch Bekämpfung von Terror und Terrorismus – durch Beschwörung von Friedlichkeit und Ablehnung von gewaltsamer Unterwerfung und Terror.

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Dietmar Moews meint: Gewalt gegen Gewalt. Weltpolitik durch militärische Gewalt – komplexe Macht- und Herrschaftspraktiken basieren immer auf wohlorganisierter Waffengewalt. – Die Maxime der Gewaltorganisation besteht in der dynamischen Balance in Waffenruhe und Friedensordnung.

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Menschengemeinschaften sind immer auch auf ein Mindestmaß an anthropologischen und soziologischen Einsichten angewiesen, die mittels eines probaten sozialen Bildungswesens eine alltägliche Bewegung und dabei erfolgende Verwandlungen entstehen lassen.

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Problem sind die stets akuten Handlungsnotstände, denen die politischen Repräsentanten und die Entscheider täglich überraschend ausgesetzt sind.

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Und dann ist keine Zeit für „Bildungspolitik“, sondern wirkungs- und effektvoller GEWALTEINSATZ ist gefragt, der kulturindustriell, massenmedial verbreitet wird – immer der propagandistischen AUSREIZUNG und REIZÜBERBIETUNG unterworfen.

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Dennoch können die ENTSCHEIDER mit soziologischer Bildung besser abschätzen, was auf die akute Fehlentscheidung massenmedial folgt:

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ES FOLGT IMMER die FRAGE: Was ist das Nächste? Was jetzt?

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Der POLITIK-Entscheider muss also wie beim Schachspiel die möglichen nächsten Züge und Szenerieveränderungen vorahnen können.

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So haben wir mit dem heutigen NAMENSSPIEL, ISIS, IS, AL QAIDA, Peschmerga, TALIBAN, es immer mit Gewaltorganisationen zu tun, die zwar weltpolitisch-utopistisch fantasieren, aber stets lokale Gewalt ausüben.

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LOKALE GEWALT ist immer auf den einzelnen Gewalttäter angewiesen.

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Beim Individuum muss also die Anthropologie ansetzen. Wie ist der einzelne Mensch?

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Beim Individuum und der von VORDENKERN und FÜHRERN des TERRORS organisierten empirischen sozialen Situation ist abzulesen, welche Gewalt-Gefahren auf eine friedlich-gesonnene Lebenssphäre zukommen.

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ANTHROPOLOGIE? – unausweichlich haben wir es mit ganz jungen Männern zu tun, die den heutigen ISIS-Terror ausüben. Mitlaufende junge Frauen sind dabei „Irrläuferinnen“.

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Wir haben also aus soziologischer Sicht festzustellen, dass nicht die MENSCHHEIT terroristisch veranlagt ist, sondern ausgewählt durch junge Männer, denen Geist fehlt, etwas Besseres zu tun – ein Bildungsdefizit.

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Dieses Bildungsdefizit liegt empirisch an, es ist „gegeben“.

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Die Jungterroristen stammen aus sozialen Situationen, wo das Eintreten in TERROR-Organisationen attraktiv erscheint. Wenn der junge Mann in das terroristenansprechbare Alter kommt, ist sein Bildungshorizont bereits darauf vorbereitet. Wer besser gebildet ist, ist nicht für TALIBAN, QAIDA; ISIS ansprechbar. Wer gebildet ist, schaut kurz hin und erkennt sofort das ELEND des TERRORISTEN-Lebens.

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Wir haben also für den heute empirisch anliegenden ISIS-Terror soziologisch anstehende Jungmänner-Typen, denen die Unterordnung für einen internationalen asymmetrischen Militärkrieg attraktiv erscheint.

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Diese schlechtbezahlten entwurzelten JUNG-SÖLDNER, die beispielsweise von Berlin oder Paris oder Brüssel oder Sarajewo in den IRAK reisen und sich den ISIS-Anwerbern anschließen, erhalten mehrere ORIENTIERUNGS-Klammern:

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NULL: Die Basis der individuellen Menschlichkeit, Terrorist zu werden, sind Zweierlei – die persönliche Selbstwahrnehmung und der subjektive Blick auf die Welt.

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Der individuelle Blick auf die Welt bringt zunächst undistanzierte Entwicklungstatsachen der Heranwachsenden. Die unausgewogene „Normalität“ des noch nicht erwachsenen Jungmannes wird als Schwierigkeiten und persönliche Unzulänglichkeiten und Leistungsschwächen erlebt. Hierfür wird die Umwelt als Hilfserklärung und Sündenbock vorgestellt.

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Auf der von außen erlebten Weltseite erscheinen weitgehend unverstandene Geschehnisse als unmoralische Machenschaften, die als vereinfachte „GUT oder BÖSE“-Muster fehlinterpretiert werden und die Welt als SÜNDENBOCK, als Erklärung von Ursachen und Fremdverschulden für die persönlichen Mängel glaubhaft vorgestellt werden:

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Täglich erlebt der ISIS-Infanterist auf seinem Smartphone den SÜNDENBOCK im Erscheinungsbild der „ungläubigen Westmilitärs“, Feinde, die mit Hight-Tech-Sprengmitteln und Drohnen Alles, unterschiedslos, weghauen.

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So sind Feindbild und Sündenbock sowie die eigene reine Erlösungshingabe die „perfekte Ideologie“, selbst dem DÜMMSTEN als Verständnis seiner völlig unterbemittelten analogen Welt-Wahrnehmung.

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Das reicht ihm, die Terror-MACHT zu geben, sein GLÜCK zu machen und vor den Augen seiner ISIS-Bezugsgruppe zu bestehen.

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EINS: Der ÜBERBAU heißt Koran, Idealismus, Erlösung, Allahu Akba, bedürfnislose persönliche Hingabe im Self-fullfilling zur ERLÖSUNG (wirklich sterben ja immer nur die anderen ISISTEN).

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Dabei ist der Jung-ISIS-Krieger unter den anderen Jungkriegern in seiner und der gemeinsamen Glaubensgewissheit und Erlösungserwartung Tag und Nacht zu kämpfen kampfbereit. Der vollkommen abstrakte KORAN-Text wird in der eigenen analogen Lebenswelt wiedererkannt bzw. imaginiert, obwohl überhaupt keine Entsprechung zum ISIS-Scharmützeln im Koran die erhoffte Seinsbindung hat.

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ZWEI: Der Aktionismus, der den übermotorischen, kraftstrotzenden Jungmännern so liegt, der praktische, unablässige Tag- und Nacht-KAMPFEINSATZ, ist die zweite Vorstellungs-Ausrichtung, die die ISIS-Führer den Kampfgruppen-Mitgliedern permanent vormachen – eigentlich aufzwingen.

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Hier trifft sich der Überbau des Korans – den außer den Arabisch geschulten ISIS-Rekruten die ISIS-Krieger überhaupt nicht lesen können. Jeder Jungkrieger ist in seiner und der gemeinsamen Glaubensgewissheit und Erlösungserwartung Tag und Nacht kampfbereit.

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KURZ zusammengefasst kann aber nicht verkannt werden, dass alle Vorstellungen in sozialem Bezug begünstigt oder gerufen werden müssen, damit der einzelne Jungmensch zu „metaphysischen“, ideologischen Ersatzhandlungen bereit wird.

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Wer Hunger hat, möchte essen und nicht kämpfen.

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Wer eine Frau zum Sex begehrt, möchte die Frau und nicht kämpfen.

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Wer die Welt verbessern möchte, sucht Frieden im Lebensweg und nicht Krieg.

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Die sozio-kulturelle Formung in der jeweiligen Bildung, die eine ISIS-Kämpferabkunft bestimmt, ist immer bereits in dieser Abkunft und Kindheit eingeübt. Risse und Friktionen in Natur und Kultur, zwischen Menschen und Menschengruppen sind „normal“. Darauf mit Gewalt und persönlicher Gewaltbereitschaft einzugehen, ist Ausdruck der empfangenen Bildung, ebenso möglich wie Triebverwirklichung im Spielraum von Triebhemmung und Triebverzicht.

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Wir müssen also eine soziologisch hinterfangene Bildung politisch verbreiten und dafür werben, statt Beseitigung natürlicher Triebhemmungen zu kurzschlüssiger Situationsgewalt hinzuführen.

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Kurzfristig lassen sich militärische und polizeiliche Schutztechniken gegen die ISIS-Gewalt organisieren. Dazu gehört die Bildung der eigenen Bevölkerung zu diesen gewaltpolitischen und bildungspolitischen Strategien.

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Dabei darf Europa und darf Deutschland nicht auf eine eigene VORBILD-Haltung verzichten.

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Man kann gegen ERDOGANS „Todesstrafe“ schlecht andiskutieren, wenn die eigene Polizei auf der Straße „kurzen Prozess“ macht und Bayerns CSU-Innenminister den Polizisten ausdrücklich für diese Entschlossenheit, den Jungafghanen totzuschießen, Dank ausbringt.

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DOOF-Kommentar im DLF zur Parteiensoziologie

Juli 11, 2015
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vom Samstag, 11. Juli 2015

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Dr. DIETMAR MOEWS von FOKKO VON VELDE fotografiert

Dr. DIETMAR MOEWS
von FOKKO VON VELDE
fotografiert

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Vorweg möchte ich hervorheben, dass der Deutschlandfunk in Köln (DLF) mein seit Jahren persönlich bevorzugt gehörter Radio-Sender ist (keineswegs zu verwechseln mit Deutschlandradio aus Berlin, wo insbesondere zu Kunst und Kultur der geballte Salonpersonnage-Blödfunk läuft „Icke, wa?“).

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Auch in Köln hat man seit Jahren keine kompetenten Redakteure für Soziologie und für Wissenschaftspolitik – so, als seien „CORSO“ oder „Campus und Karriere“ JeKaMi-Probebühnen für Volontäre.

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Dagegen sind zahlreiche Männer, wenige Frauen, bei den täglichen Radio-Informations-Magazinen aus meiner Sicht hervorragend, gutes Wissen, Kritikvermögen, Mut auch mal staats- und dienstklassenfernere kritische Fragen zu stellen – na, ja DIENSTKLASSE – ein großes Problem in der empirischen Pressefreiheit.

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So manch eine vormittäglich KONTROVERS—Live-Diskussion beim DLF ist hervorragend fruchtbar – ich spare mir Beispiele für Redakteurinnen, die je nach Tagesform teils vollkommen verhuscht, viel zu schnell und undeutlich sprechen; es sollte nicht sein, dass wenn O-Töne von hektischen Gästen die Sprechdisziplin unterlaufen, dadurch die Moderatorinnen selbst ebenfalls die Fassung verlieren – auch hier spare ich mir Beispiele.

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ABER HEUTE, am 11. Juli 2015: Gastkommentar von FlensburgerTageblatt-Redakteur STEPHAN RICHTER zum THEMA:

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Bernd Lucke verlässt die AfD: Vertrieben aus der eigenen Partei“

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Der Autor Stephan Richter hat sich mit einem Schnellschuss-Kommentar völlig vergriffen – sein DLF-Redakteur hat ihn im Stich gelassen. So ein boulevardesker Folklore-Text gehört nicht in den Deutschlandfunk.

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Ich werde den gesamten Text hier als Beleg verlinken

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http://www.deutschlandfunk.de/bernd-lucke-verlaesst-die-afd-vertrieben-aus-der-eigenen.720.de.html?dram:article_id=325139

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und zur direkten Bezugnahme für den Benutzer meiner LICHTGESCHWINDIGKEIT-Kritik als Zitat des DLF.de hier unten einstellen.

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KURZ: Autor Stephan Richter hat gar keinen KOMMENTAR geschrieben, sondern seine ziemlich schwimmende MEINUNG:

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Autor Richter hat leider das Thema verfehlt!

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Richters Meinung ist:

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EINS Lucke hats nicht gekonnt. Denn ein ausgezeichneter Wissenschaftler sei in Luckes Fall einfach kein guter Parteiführer der AfD (wie gesagt, so lautet Richters unbegründete Meinung).

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ZWEI Auch Luckes Konkurrentin Frauke Petry, die zur Partei-Vorfrau in Nachfolge des bisherigen AfD-Vorstands-Trios Lucke, Adam, Petry auf dem AfD-Bundesparteitag gewählt worden ist, wird nach Richters Meinung ebenfalls zusammen mit der überwiegenden Zahl der AfD-Selbstausdruck-Mitglieder scheitern. Auch Frau Petry habe laut Richters Meinung nicht die persönliche Führungsqualität für einen Partei-Neuaufbau, wie den notwendigen der AfD.

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DREI Meinungs-Richter verfehlt die selbstgestellte Aufgabe, nunmehr die von ihm erachteten empirischen Sachverhalte und Ursachen für seine Meinung hinsichtlich Lucke, Petry und AfD festzustellen und systematisch herauszustellen und zu nennen.

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Stattdessen kümmert sich Richter nicht um Argumente für seine Meinung zu Lucke, Petry und AfD, sondern er zieht dazu die Piratenpartei und die Schill-Partei aus seinem Werkzeugkasten an den Haaren herbei.

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Dietmar Moews "Stilleben mit Stratocaster" DMW 235.35.79

Dietmar Moews „Stilleben mit Stratocaster“ DMW 235.35.79

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Doch da beisst sich die blinde Katze Richter in den Schwanz: Auch für die Piraten und für die Hamburger Schill-Partei hat er nur wiederum unbegründete Vorurteile und Folklore übrig:

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Es wird nicht mal deutlich, dass die gesamte Karriere der Piraten bis heute überhaupt keine Ähnlichkeit mit der Schill-Partei hatte oder noch hat. Richter setzt sie gleich – nämlich: Beide gescheitert.

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Richter wartet einfach mit der Behauptung auf:

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Richter behauptet: Die Piraten haben es nicht geschafft, eine neue Partei aufzubauen und zu entfalten und zu führen (weil die Führungspersonen zu geringe Führerqualitäten hatten).

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Richter behauptet: Die Schill-Partei hat es nicht geschafft (weil Schill in Hamburg der Öffentlichkeit eine Vorurteilskampagne der verkommenen Sozialwelt Hamburgs vorgegaukelt hatte, die dann sehr bald zusammenbrach).

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Nun ist es aber mit den Piraten konkret keineswegs zuende. Die Piraten arbeiten als kleine Partei sowie als Fraktionen und Abgeordnete in zahlreichen Landtagen und Rathäusern, z. B. der Observer Martin Delius beim Flughafen-Skandal BER – er ist Berliner Pirat.

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Dagegen Schill – ist weg. Die Schill-Partei ist weg.

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Richter behauptet: Die AfD von Lucke und von den AfD-Gründern ist weg.

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Richter behauptet: Die AfD von Frauke Petry hat einen zu schwachen Integrationsgrad um als ALTERNATIVE auf dem Parteienmarkt wettbewerbsfähig zu werden – mit Apo-Montagsdemos sei es nicht getan – mit Pegida und ähnlichen Stimmungsbewegungen ist keine Parteiarbeit und Parlamentsqualität zu erhoffen.

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Was aus dem sogenannten KOMMENTAR von Stephan Richter keineswegs nachvollziehbar hervorgeht, ist, ob und wie die Karrieren von Schill-Partei, Piratenpartei Deutschland und AfD sich ähneln. Man versteht anhand des DLF-Textes auch nicht einmal, wie Richter zu seiner behaupteten Meinung kommt – er behauptet es einfach.

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Dr. DIETMAR MOEWS von FOKKO VON VELDE fotografiert

Dr. DIETMAR MOEWS
von FOKKO VON VELDE
fotografiert

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Dietmar Moews meint: Kommentare im Deutschlandfunk von Gastautoren sind eine interessante Programmbereicherung. Vorausgesetzt, verantwortliche DLF-Redakteure betreuen die Autoren als Lektoren und schützen Gastautoren vor Qualitätsabsturz, wie hier von Stephan Richter vom Flensburger Tageblatt.

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Einerseits hätte Autor Richter sich mit empirisch-sozialen Tatsachen, Szenerien, Situationen und konkreten Vorgängen auseinandersetzen müssen:

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Was läuft zwischen Lucke,

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Luckes engem AfD-Führungskreis und den AfD-Mitgründern,

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Luckes AfD-Mitgliederentwicklung (unkontrollierte AfD-Parteieintritte).

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Wir werden mit der Sozialunkundigkeit des angeblichen Journalisten Stephan Richter konfrontiert

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Die Entwicklung der Popularität und Aufnahme bzw. Abwehr der neuen AfD von der deutschen Öffentlichkeit in den deutschsprachigen Bereitstellungs-Massenmedien und dazu den marktförmigen Kaufmedien? Was machen die Staatssender? – kurz:

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Lucke hatte auch mit extraorganisatorischer AfD-Kommunikation und mit Rückkopplungen der extraorganisatorischen Reizwerte auf die AfD-Mitglieder zu tun. Luckes AfD-Kommunikations-Situation und die personale Szenerie veränderten sich täglich und sind aufgrund der Medienwirkung schwer zu führen.

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Das Gleiche hat Richter gegenüber Frauke Petry ebenfalls nicht herausgearbeitet – .

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Vermutlich hat „Kommentator“ Richter nicht gelernt und nicht verstanden, wie Kommunikationsprozesse verlaufen. Er beachtet einfach nicht, was passiert, wenn durch die Medienpräsenz „automatisch“ Prominenz entsteht (während Gaulandt und Lucke als AfD-Gründer wunderbar miteinander oppositionelle Gedanken austauschen konnten, standen sie plötzlich einander als Konkurrenz-Prominenz in O-Ton-Interviews gegenüber). Während sich Frauke Petry von den AfD-Gründern, auch von Professor Lucke, angezogen fühlte, fanden Journalisten, Verlage und Sender eigene PEGIDA-Prominenz. Die Redakteure und Journalisten gaben Petry plötzlich Möglichkeiten gegen Lucke sich hinzustellen – und Frauke Petry griff nach der Chance, hochgeschaukelt zu werden.

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Statt also die empirischen sozialen Tatsachverhalte und Prozesse in der AfD und um die AfD festzustellen und zu erkennen und zu analysieren und zu interpretieren, weist Richter einfach auf vorgebliche Analogien zur Hamburger Schill-Partei (einer lokalen Episode) und zur Piratenpartei Deutschland (einer internationalen virtuell genährten IT-Bewegung).

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Dabei ist die internationale IT-Revolution als Folie der native-jugendliche IT-Konsumenten gar auf AfD-Werte aus. Lediglich, dass sie nicht daran dachten, sich der Piraten-Parteiarbeit zu stellen – während die Piraten seit dem Jahr 2009 (Einzug ins EU-Parlament) aufs Härteste von den reaktionären Blockparteien und den staatstragenden Medien und Redakteuren gezielt zersetzt, kriminalisiert und bekämpft wurden).

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Dennoch ist der Anlass für eine IT-Revolutions-Partei nach wie vor so aufgeladen, dass sich alle heutigen Parteien in Deutschland diesen IT-Themen sukzessive stellen. Mit Attac, mit Chaos Computer Club, mit der Piratenpartei und zahlreichen kleineren NGOs läuft die „Piratenbewegung“ weiter. Was da Stephan Richter an Analogien zur Schill-Partei zu sehen vorgibt, belegt er nicht und kann er auch nicht belegen.

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Mit der heutigen AfD, nach Abwahl und Austritt von den Lucke-Sympathisanten und etwaiger Neugründung, müsste eine gründliche empirisch-soziologische Situations-Organisations-Analyse angestellt werden, bevor zu sagen wäre, was oder ob oder das nichts ist.

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Schließlich hat sich die Agenda der politischen Themen erheblich verändert – mit EURO-Austritt ist im Jahr 2015 für eine Lucke-Neugründung kein Blumentopf zu gewinnen, weder als Popthema noch als substanzielle ALTERNATIVE zum „bürgerlichen StaMoKap-Block“ in Berlin.

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Der Frauke-Petry-AfD mangelt es überhaupt über lokale Folklore hinaus an politischer Kompetenz, Antworten zu den deutschen Fragen hervorzubringen. Ressentiments reichen zwar zur Begeisterung von Mitgliedern, jedoch nicht zur Auseinandersetzung mit der herrschenden politischen Welt.

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Auch für Petrys AfD sind keinerlei Analogien zu Schill oder zur Piratenbewegung vorhanden. Schill war Hamburg-Lokal – die Piraten sind virtuell-international. Die AfD ist profan deutsch-national, ohne die sozio-geistige Ausrüstung für die heutige Agenda.

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Es reicht keineswegs, den Führern Lucke und Petry final Führungsschwäche anzuhängen, wenn hierfür nicht konkrete Tatsachen und Verhaltensweisen ausgewiesen werden.

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Keinesfalls lassen sich aber Parteienkarrieren analysieren und interpretieren, wenn nicht die sozialen Interdependenzen und Interaktionen konkret erfasst und verstanden werden. Der Flensburger Schmierfink Richter hat die übelste aller „falsche Propheten“-Techniken benutzt, dem Stammtisch mit ungaren Behauptungen in den Arsch zu kriechen.

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Prof. Dr. Alphons Silbermann held a reception to his 90th day of births at the Excelsior Hotel Ernst Cologne near dome

Prof. Dr. Alphons Silbermann held a reception to his 90th day of births at the Excelsior Hotel Ernst Cologne near dome

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Hier nun der DLF-Kommentar, wie er heute gesendet worden ist:

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Bernd Lucke verlässt die AfD: Vertrieben aus der eigenen Partei

Ein AfD-Vorsitzender mit dem Charme eines Kühlschranks passte nicht zu den emotional aufgeladenen Wutbürgern und Protestwählern, die sich in seiner Partei sammelten, meint Stephan Richter, Flensburger Tageblatt. Die „Alternative für Deutschland“ habe sich mit ihrem Personal selbst zerlegt.

Von Stephan Richter, Flensburger Tageblatt:

„Politik beginnt mit dem Betrachten der Wirklichkeit.“ So hat es der Sozialdemokrat Kurt Schumacher einst formuliert. Wer sich ein Bild von einer Partei verschaffen will, sollte indes zuerst ihr Personal betrachten. Das gilt gerade für neue politische Gruppierungen. Der Exodus bei der 2013 gegründeten „Alternative für Deutschland“ hat nicht nur etwas mit dem Rechts-Putsch gegen ihren Gründer Bernd Lucke und seine liberal-konservativen Gefolgsleute zu tun. Lucke selbst verkörperte von Anfang an den Widerspruch, der sich jetzt entlädt.

Der geschasste AfD-Vorsitzende strahlte den Charme eines Kühlschranks aus. Das passte nicht zu den emotional aufgeladenen Wutbürgern und Protestwählern, die sich in seiner Partei sammelten. Bernd Lucke war nie der charismatische Anführer der neuen Bewegung. Vielmehr gab er den Oberlehrer, der glaubte, alles im Griff zu haben. Dabei blieben ihm die Anhänger aus den unterschiedlichsten Lagern ebenso fremd, wie die Basis mit dem Professor an der Spitze nichts anfangen konnte.

Facettenreiche Piratenpartei

Partei-Neugründungen zehren gerade in der Aufbauphase von ihren Köpfen. Das gilt auch für die facettenreiche Piratenpartei. Nicht charismatische Spitzenkandidaten sorgten 2011 für deren überraschenden Einzug in das Berliner Abgeordnetenhaus. Wohl aber fiel deren Personal dadurch auf, dass es unverbraucht, authentisch und mit einer im Politikbetrieb unbekannten Frische und Originalität punktete. Trotzdem versanken die Piraten in der Bedeutungslosigkeit.

Ganz anders vor 14 Jahren die Ära der Schill-Partei in Hamburg. Der Gründer und Vorsitzende Ronald Schill war ein gnadenlos populistischer Selbstdarsteller, der ganz auf Emotionalität setzte. Er suggerierte den Menschen eine Wirklichkeit, die nur höchst begrenzt mit den tatsächlichen Verhältnissen zu tun hatte. Hamburg wurde als Drogensumpf und Hochburg des Verbrechens beschrieben, in dem seine Law and Order-Partei aufzuräumen versprach. Die Rechnung des Neulings ging auf, bis die Öffentlichkeit merkte, dass alles Fassade und nicht die Kriminalitätsbekämpfung, sondern Schill selbst das Problem war. Seine Partei ist Geschichte.

Bei Bernd Lucke erfolgte die Erosion genau umgekehrt. Die liberal-konservative AfD-Spitze, zu der auch der frühere BDI-Präsident Olaf Henkel gehörte, gab sich betont nüchtern und eher staatstragend. Mediale Inszenierungen, wie sie Schill liebte, blieben Lucke fremd. Die lieferte die Pegida mit ihren Aufmärschen.

Sammelbecken rechtsextremer , islam- und ausländerfeindlicher Unterströmungen

Weil sich das Bild der AfD nicht über das Führungspersonal und vor allem ihren Vorsitzenden verfestigte, lud sich die „Alternative für Deutschland“ inhaltlich in großer Geschwindigkeit mit unterschiedlichen Facetten auf. So wurde die AfD zum Sammelbecken vor allem rechtsextremer, islam- und ausländerfeindlicher Unterströmungen. Dass Lucke bei der Parteigründung vor allem die Zerschlagung des Euroraumes im Blick hatte, verblasste schnell. Er blieb der Biedermann, der gar nicht merkte wie die Brandstifter die Fässer in das Haus rollten. Erst als die Lunte gelegt war, startete er seinen „Weckruf“.

Über die Zukunft der AfD unter der neuen Vorsitzenden Frauke Petry brauchen sich die etablierten Parteien ebenso wenig Gedanken zu machen wie über eine neue Partei von Bernd Lucke. Die „Alternative für Deutschland“ hat sich mit ihrem Personal selbst zerlegt. Lucke war zu blass, um Menschen mitzureißen. Kräfte sickerten ein, die ihn schließlich auf dem Parteitag in Essen mundtot machten. Gescheitert ist er nicht nur an seinen Gegnern, sondern an sich selbst. Wer als Wirtschaftsprofessor gut ist, muss nicht auch als Parteichef geeignet sein.

Und eine zweite Erkenntnis bleibt nach dem Lucke-Sturz: Mit Wutbürgern ist auf Dauer weder ein Staat noch eine Partei zu machen. Das wird auch die neue AfD-Vorsitzende Frauke Petry erfahren: zu wenig Inhalt, zu wenig Format.“

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Helge Achenbach-Auktion: Syndikats-Kunst bei Van Ham ausverkauft

Juni 23, 2015
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vom Dienstag, 23. Juni 2015

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Dietmar Moews Sportbilder 1978 bei Hanns Joachim Friedrichs im ZDF Sportstudio

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Achenbach hat sicherlich Fehler gemacht“, räumt ein Mann ein, der namenlos bleiben möchte. „Aber müssen Superreiche, die mit Kunst noch reicher werden wollen, nicht auch damit rechnen, beschissen zu werden?““

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So leitet die DW (Deutsche Welle) einen Bericht zur Versteigerung des Kunsteigentums des Aldi-Kunstagenten Helge Achenbach, dem seine Erwerbsarbeit zivilgerichtlich verurteilt worden ist und der auf weitere strafrechtliche Würdigung wartet. – „Salonpersonnage“ lautet der Fachbegriff.

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Bildschirmfoto vom 2015-06-23 14:38:47

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Wir hören hier von der Deutschen Welle nichts weiter dazu, wie dieses zeitgenössische Kunstvermarktungs-Geschehen zu verstehen wäre:

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Kunstsoziologen in Köln Moews und Silbermann (Prof. Dr. Alphons Silbermann 1909-2000)

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Es ist eine mit überdimensionalen Staatsmitteln (Steuergesetze, Budgets und Personal) aufgeblasene ordnungspolitische „Verirrte Kunstorganisation“. Dabei wird der Eindruck erzeugt, es handele sich – wie hier bei Achenbach / Van Ham – um Marktwirtschaft, privater Kunstmarkt. Dem ist eben überhaupt nicht so (s. a. Dietmar Moews „Verirrte Kunstorganisation in der Bundesrepublik Deutschland … Soziologisch-empirische Untersuchung“, Universitäts-Dissertation, Bremen 2000:

http://elib.suub.uni-bremen.de/publications/dissertations/Diss1224_Moews.pdf

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Dietmar Moews „Die Wonnen der Gewöhnlichkeit“ DMW 338.7.82; 156cm / 135cm; Öl auf Polyäthyl / Blattgold, 1982 in Kirchhorst / Hannover gemalt; VK Euro 3.200.-

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Was hier bei Achenbach / Van Ham als Privatkunstkauf von „Sammlern“ vorgespielt wird, basiert auf einem feingestrickten Kunstdirektions-Modell, das der deutsche Staat zur Kontrolle der zeitgenössischen Kunst, ausgehend von den 1960er Jahren aufgezogen hat.

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Dietmar Moews „Carebean Chimpanzees“, DMW 651.1.6; 155cm / 135cm; Öl auf Polyäthyl. November 2006 in Springe gemalt; VK Euro 3.200.-

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BEISPIEL: Herr Aldi kaufte natürlich steuerbegünstigt. Herr Achenbach hatte diverse fiskalisch begünstigte Finanzierungsmodelle in seinem Absatz-Werkzeugkasten. Dabei denken dann die Kunstkäufer, sie machen ein Schnäppchen nach dem anderen, bekommen günstig zum halben Preis geschenkt, zusätzlich Kickback in bar und Rückkaufgarantien, garantierte „Wertsteigerung“, Aufwertung der gekauften Kunstware durch gezielte Plazierung der „Werke“ in namhaften staatlichen Museen, Ausstellungshallen, Documenta, Bienale, Kunstmessen, daran hängend der gesammte Schranzenschwanz der „Kunstkritiker“, der Salonpersonnage und „hochkarätigen Kunst-Sachverständigen“, Expertise, Provenienz, Gutachten (Werner Spieß und Beltracchi liefern gegen Bares) in den ersten Blättern des Staatskunst-Staates (und in der DW mit Stefan Dege) usw.

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Die „DW“ „Deutsche Welle“ – vielweltsprachlicher deutscher Staats-Radiosender aus Bonn berichtete mit dem Autor Stefan Dege über die Kunstversteigerung beim Auktionshaus VAN HAM:

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Verwundert reibt sich Gerd Seifert die Augen. „Beachtlich“ findet er, was der schillernde Kunstberater in seinem Kunstlager so alles zusammengetragen hat. Rund 2000 Gemälde, Skulpturen, Plastiken, Drucke und Fotografien kommen unter den Hammer. Die wertvollsten werden in Köln versteigert, darunter drei Werke von Gerhard Richter, ein Kissenbild von Gotthard Graubner und lebensgroße Affen von Jörg Immendorf. Vier Tage lang währte der Auktionsmarathon bei Van Hamm. Es war die größte Versteigerung zeitgenössischer Kunst in Deutschland.

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Dietmar Moews „Sitzender Schimpanse hält Hände“, DMW 677.1.12 100cm / 73cm; Öl auf Polyäthylän, Im Jahr 2012 in Berlin gemalt; VK Euro 3.000.-

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Superlative, die ihre Wirkung nicht verfehlen: Der Presserummel hat einen Sog ausgelöst. Neugierig und weil sie einmal echte Auktionsluft schnuppern wollte, ist Christel van Stigt gekommen.

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Dietmar Moews „Schiffsmotiv“ Öl auf Leinwand, 190cm / 190cm, 2013 in Berlin gemalt; VK Euro 7.250.-

 

Die gebürtige Hamburgerin hält Ausschau nach Bildern mit Schiffsmotiven. Eine junge Frau aus Mexiko, die zur Art Basel in die Schweiz gereist ist, hat kurzerhand einen Abstecher nach Düsseldorf gemacht. „Vielleicht bekomme ich etwas Schönes!“

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Dynamisches Bietergefecht

Auf die Leinwand springt das Bild einer weiteren Affenskulptur. Schätzpreis: 500 Euro, aktuelles Gebot 2000 Euro. Die erste Bieterkarte steigt auf. Dort reckt sich die zweite. Eine dritte folgt. Der Auktionator erhöht den Kaufbetrag in 500 Euro-Schritten. Ein Ruck geht durch die Sitzreihen. Eisenbeis legt sich ins Zeug. Jetzt steigen Telefon- und Onlinebieter ein. Junge Frauen an Telefonen und Computern, die entlang der Hallenwand sitzen, skandieren Geldbeträge. Der Auktionator ist in seinem Element. Er hebt die Stimme, fällt ins Stakkato. Plötzlich, mit einem jähen Schauern, erstirbt das Bietergefecht. Der Hammer fällt.

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„Da sind Leute, die wissen nicht wohin mit ihrem Geld“, wundert er sich über die illustren Auktionsbesucher, „andere können sich kaum den Katalog leisten, dafür schlägt ihr Herz für die Kunst!“ Dabei wüssten viele der kaufkräftigen Bieter vielleicht schon in 20 Jahren nicht mehr, ob Immendorf sich mit einem oder mit zwei „m“ schreibe. Ein Affentheater eben.

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Tucuman / Argentina

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Handelsblatt.com, 20. Juni 2015, mit Autor Christian Fricke : „SUPERLATIVE Der viertägige Auktionsmarathon um den Lagerbestand Helge Achenbachs ist mit einem unerwartet hohen Ergebnis zu seinem nur vorläufigen Ende gekommen. Ende September kommen rund 100 sperrige Installationen zum Aufruf.

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Köln; „Es war eine Auktion der Superlative“, fasst Markus Eisenbeis, Chef des Kölner Auktionshauses Van Ham den vier Tage dauernden Auktionsmarathon um den Lagerbestand des im Gefängnis sitzenden Kunstberaters Helge Achenbach zusammen. 6,5 Millionen Euro allein an Zuschlagssumme für rund 2.300 Werke stehen am Abend des 20. Juni 2015 in seinen Büchern; mit Aufgeld machen das 8,9 Millionen Euro. So viel hat noch keine Auktionsserie im Hause eingefahren.

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Dietmar Moews meint: Die marktwirtschaftlichen Westkunstagenten (wie auch Helge Achenbach) organisieren einen mit staatlichen Organisationsmitteln durchgesetzten Kontrollkunstmarkt.

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Der Staat stellt die massenmediale Bereitstellung und Hochbewertung belangloser Mistkunst den privatwirtschaftlichen Agenten zur Verfügung. Die nehmen sich leichtgängige Mickymäuse unter Vertrag und betreiben den „KUNSTBETRIEB“ des zugangsbeschränkten Staatskunstmarktes.

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Bei der Witzschranze Immendorf konnte man es wunderbar sehen – natürlich durch das Syndikat mit dem monatlichen Professorengehalt versehen, brachten seine Publizisten und die malenden Studenten in Düsseldorf  „Immendorfbilder“ hervor, die Immendorf außer Stande gewesen wäre überhaupt zu malen:

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„Der Affenschröder“ ist ja der in die weite Nichtkunstgesellschaft Deutschlands hinein bekannte Fall, albernster Camouflage, die der Staat an Stelle von Kunst und Künstler syndikalisieren lässt – ist doch witzig, so ein Kanzlerbild (wäre nicht wirklich Kunst ein Anliegen jeder Gesellschaft).

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Helge Achenbach ist ein lustiger Vogel – wer nichts wird wird Wirt, wer nicht Wirt wird wird Polizist – der kann gebrauchte Ferraris oder Bentleys vermitteln und Herrn Aldi belatschern, wie toll man sich fühlt, wenn man mit Concorde über den Atlantik fliegen kann: Engel bringt Gewünschtes.

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Die erzielten Preise bei Van Ham rühren sowohl

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EINS vom Glauben der Käufer an Wert und Kunstwert

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ZWEI Immer wieder Schwarzgeld-Wäsche und Abschreibungen

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DREI Die Garantie des „ersten Kunstmarktes“ für die Werthaltigkeit der angebotenen Syndikatskunst – Gerhard Richter wurde in allen für das Syndikat relevanten Museen der Welt plaziert (überwiegend des Namedropping-halber hingeschenkt). Deshalb sind diese Gemälde auch so unsagbar schlecht:

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Ein einfacher Richter, samt Fabrikhalle und Helfern, kann nicht von Hand die ganze Welt mit den Groß-Wandaktien zuballern – deshalb kommt man auf Schrubbertechniken (drei Tafelbilder pro Tag – noch schneller als die Tausende schlechten Picasso). Und man kann natürlich drei ganz gute frühe Gemälde von Richter oder Polke vorzeigen (Ich denke da an das Foto-Repro von der brennenden weißen Kerze als Siebruck – steht unlimitiert in der warmen Druckpresse). ABER vertickt wird tausendfach Massenschrott der „Meisterwerkstätten“.

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Das Ganze funktioniert aufgrund der heutigen, segensreichen Situation:

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Wir haben heutzutage beinahe die gesamte Weltkunst an analog zugänglichen, jedenfalls digital bereitgestellten Meister-Werken aller Epochen.

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Das Kunstbedürfnis kann ganz sinnlich mit den Großen Meistern befriedigt werden. Und der „demokratische Kunst-Betriebsanspruch des Volkes“ wird mit den Partys bei den Immendorfschen Rotweinglashaltern befriedigt.

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Ist doch besser als Krieg. (Es ist aber der Vordergrund, in dessen Hintergrund der Krieg bewirtschaft wird – erste Rufe zur Verteidigungs-Aufrüstung Deutschlands werden publiziert).

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Was wollen Sie? – Geduldig lässt man sie bloggen.

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Ulrich Beck 1944 – 2015 – Kurznachruf

Januar 4, 2015

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am Sonntag, 4. Januar 2015

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Der SPD-Professor Ulrich Beck starb am 1. Januar 2015 an den Folgen eines Herzinfarktes im Alter von 70 Jahren in München.

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Die Nachrufe bezeichnen Ulrich Beck als Soziologen bzw. sogar als „einflussreichsten Soziologen“, als einen der „meistrezipierten Soziologen“, als den „wohl bekanntesten meist gelesenen deutschen Soziologen“ und so weiter unentgeltliches Gesäusel: „Das Schlagwort der „Risikogesellschaft“ machte ihn berühmt“, schreibt der SPIEGEL.

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Im Deutschlandfunk brachte eine Elogistin das Tollste zustande:

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Nachdem also erst am 3. Januar Ulrich Becks Tod berichtet wurde, erschienen sofort Nachrufe. Im Deutschlandfunk verlas eine Elogistin folgenden GAG, sie sagte:

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Becks Theorie von der Risikogesellschaft, seinem wichtigsten Buch, wurde durch die Reaktorkatastrophe von Tschernobyl auf eindrucksvolle Weise bestätigt.“

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Die Reaktorexplosion von Tschernobyl, bei Kiew in der Ukraine, fand am 26. April 1986 statt. Das besagte Buch „Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne“, von Ulrich Beck erschien bei Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986.

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Das klingt wie ein Nachruf auf E.T.A. Hoffmann: Er stand genau vor 200 Jahren auf der Augustusbrücke in Dresden und trank den Rest aus einer Flasche Rotwein und nahm damit den erst 100 Jahre später stattfindenden Ersten Weltkrieg vorweg.

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Die Risikogesellschaft wurde nicht bestätigt, schon gar nicht durch Tschernobyl antezipando, sondern es ist wie bei den SPD-Epigonalisten stets, erst kürzlich wollte Jürgen Habermas (auch der meistgelesenste und internationalistischste Soziologe usw.) in seinem berühmten Werk „Theorie und Praxis“ von 1971 die Gestell-Problematik von Heidegger und den späteren „Dialektik der Aufklärung“-Soziologen vorweggenommen haben, die bereits vorher Herman Kahn in „Ihr werdet es erleben“ (Original „The year 2000 – A frame-work of the next 30 years“ 1967) plünderten, um dem dann heute als der Zuvorderste entgegenzutreten (das Peinliche bei Habermas ist nun aber, dass er in „Theorie und Praxis“ nicht nur nicht der erste war, sondern – viel schlimmer – er hat die IT-Revolution eben nicht erkannt und nicht vorhergesagt, wie Kahn).

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Vorsicht – es ist immer noch mit einem Essay von Günter Grass zu rechnen (jetzt wo Siegfried Lenz tot ist und Duke Ellington, bleibt unsere letzte Kontrollhoffnung Martin Walser): Wer schreibt der bleibt.

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Es muss dem unvoreingenommenen Leser mitgeteilt werden, dass Ulrich Beck eine SPD-Parteikarriere vollführt hat, in der seine Aufgabe darin bestand, den einflussreichsten Soziologen zu geben – er war der SPD-Experte, der Gutachter, der Kenner, der Spezialist mit der Internationale im Horizont (ganz Ivy-League-Amerika reisst sich um wechselweise Habermas und Beck und Grass, Harvard, Yale, Stanford, UCLA, Johns Hopkins Baltimore).

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Diese Berühmtheit wird geführt, durch permanente großflächige Feuilletontexte von Beck in der Süddeutschen Zeitung, gut koordiniert mit den anderen SPD-Schranzen, die zu jedem Zaunpfahl eine Rede schrieben, nämlich Jürgen Habermas (auch als Goldener Doktortitelträger der Philosophie der FAZ) und, natürlich, Günter Grass.

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Alle drei SPD-Autoren haben geradezu austauschbare Echos ausgesendet, auf die Themen der Zeit, egal ob Vietnam, Studentenbewegung, Marxismus, 68er Generations-Konflikt, StaMoKap, Ökologie, Grenzen des Wachstums, Risikogesellschaft, Europa-Politik.

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Man kann also den „Butt“ oder „Die Rättin“ oder andere Feuilleton-Zeitthemen -Kompilationen von Grass, Beck oder Habermas, wie beim Scrabble, zu unsinnigem Augenstaub verwirbeln und es bleibt, was es immer war:

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Ungültiges Simulieren, ohne jegliche wissenschaftliche Methode oder Geltungsanspruch, ohne Empirie, ohne systematische Explorationen, stets nur auf ein sozialdemokratisches „So-Sein-Sollen“ eingesäuselt.

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Es klingt schon absurd, wenn jetzt engste Mitarbeiter oder Protegées von Ulrich Beck attestieren: Methode? Begriffsverlässlichkeit? Theoriearbeit? Feldarbeit? Empirische Systematik? – nein, das war nicht seine Leistung. Deshalb sei er ja auch vielseitig mehr beim Laienpublikum gut angekommen als unter Soziologen.

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Was sind das nur für peinliche Sprüche: „berühmt“, „gut angekommen“. Entscheidend sollte bei einem Wissenschaftler sein,

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welche wissenschaftlichen Fragen hat er generiert?

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Welche hat er beantwortet?

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Welche neuen Fragen oder Hypothesen sind dadurch entstanden?

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Hat er gut ausgebildet und leistungsstarke Schüler?

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Im Falle von Ulrich Beck war es einfach so, dass er in den SPD-orientierten Zeitungen und Zeitschriften permanent gedruckt wurde – auch in Übersetzungen, jedenfalls noch mehr als Oskar Negt und Alexander Kluge. Die SPD versuchte damit ihre Sprachregelungen und einen sozialdemokratischen Themenkanon zu etablieren:

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Er veröffentlichte kontinuierlich Essays in den großen europäischen Zeitungen: Der Spiegel, Die Zeit, Süddeutsche Zeitung, Frankfurter Rundschau, La Repubblica, El Pais, le Monde, The Guardian usw.

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Dietmar Moews, kurz nach Tschernobyl 1986, radioaktive Kunstaktion am Ernst-August-Denkmal vor dem Hauptbahnhof.

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Dietmar Moews meint: Als täglicher Bezieher der Süddeutschen Zeitung seit 1986 – etwa die Zeit in der Ulrich Beck von den Münchnern entdeckt wurde, nämlich als ich in München lebte (1986 bis 1995), sind mir die Beckmessereien von Beck, Habermas und Grass stets als schaurige Dummheiten erschienen.

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Für mich als Feldarbeiter im Fache der empirischen Soziologie, mit „harten“ soziologischen Verfahrensschritten und auf Gültigkeit zielender Vorgehensweise der systematischen Durchführung, war bei den Publikationen von Ulrich Beck nicht das Geringste zu lernen oder zu vergleichen oder als Anregung aufzunehmen: NICHTS war brauchbar. Beck schwadronierte und war nett.

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Die Nachrufer, die Beck heute als Soziologen preisen, wissen nicht was Soziologie ist. Und eines ist unerbittlich anzurufen (wie es Karl Popper verlangte): Wichtigste Qualität eines Wissenschaftlers ist die Wahrheit:

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Im Falle des zeitlichen Zusammenhanges von Tschernobyl und dem Buch Risikogesellschaft, von Ulrich Beck, bildet Beck das schlaumeierische Nachzucken. Aber was ist nun damit anzufangen? Was ist mit Fukushima? Was ist aus Kassandra geworden, Christa Wolf?

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Wer nun wirklich von der Schrift: „Risikogesellschaft. Auf dem Weg in eine andere Moderne“, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986, wichtige Orientierungsanregungen beziehen konnte, wird das selbst einordnen können: Weiterhin alles Gute.

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Es soll der Höhepunkt des publizistischen Werkes gewesen sein, auf seinem Weg: „Die Wandlungen der Grundlagen der modernen Gesellschaft“ zu erkennen.

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Mir sind solche Forschungen und Publikationen, wo auch nur eine einzige soziale Neuigkeit von Beck soziologisch aufgeschlossen worden sei, nicht bekannt. Wobei er ohnehin dahin neigt, eher politologisch zu extrapolieren und insbesondere materialistische, technische Veränderungen der äußerlichen Modernisierung zu beobachten und zu interpretieren, als soziale Beziehungen und deren etwaigen modernen Verhaltens-Wandel zu ergründen.

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Hart gesagt, bei Ulrich Beck wird kein sozialer Befund entdeckt oder systematisch gefunden und durchgeprüft. Becks Arbeit weist keine soziale Wandlung infolge von Modernisierung erkennbar aus. Und wären es nur Fragen der sozialen Modernisierung, – wie bedienen und benutzen Sozialpartner Maschinen, Technik, Apparate, aufeinander bezogen, modern gewandelt, also anders als früher? Wo sind die sozialen Erkenntnisse?

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Es ist darauf zu bestehen, dass sich die Soziologie einzig und ausdrücklich mit ihren eigenen sozialen Arbeitsfeldern zu beschäftigen hat: Mit dem Sozialen! Das ist Mensch zu Mensch, Mensch mit Mensch prozessural interdependierend, interaktiv, besonders, wie das Soziale aus dem Sozialen selbst entsteht. Auch wenn dabei modern gewandelte Maschinen im Erlebniszentrum von Individuen stünden, ist damit noch wenig über eine Wandlung „im Sozialen“ gesagt. Was bei den Individuen zur Anthropologie gehört, wäre erst unter Beforschung der sozialen Dimensionen Soziologie, nämlich: Anthropologie unter sozialen Prozessen, hier – in Zeitschnitten – auf etwaige Besonderheiten im Wandel modernisierender Technik bezogen.

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Hat jemals jemand bei Ulrich Beck, Habermas oder Grass eine Unterscheidung zwischen Zeitschnitt und prozessuraler Sozialaktivitäten gehört oder gelesen? Wohl kaum.

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Sorry Mister! Meiner Selbstverpflichtung folgend muss ich meine Kurznachrufe – insbesondere wenn es um die in Deutschland verhunzte Soziologie geht – so schreiben, dass Alphons Silbermann (1909-2000) Genugtuung dadurch erfährt, als lebe er noch unter uns. Der ja selbst nicht mehr schreiben kann – aber immerhin ich in seinem Sinne es tue.

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Prof. Dr. Alphons Silbermann held a reception to his 90th  day of births at the Excelsior Hotel Ernst Cologne near dome

Prof. Dr. Alphons Silbermann held a reception to his 90th day of births at the Excelsior Hotel Ernst Cologne near dome

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Wer in der Pferdekutsche reist, muss nicht zum Mitreisenden andere Sozialverhaltensweisen an den Tag legen, als ein Flugzeugpassagier oder ein Schiffspassagier. Welche Wandlungen hat er beobachtet? NICHTS da bei Ulrich Beck.

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Doch auch hierzu findet man gründliche Arbeit bei Friedrich Georg Jünger „Die Perfektion der Technik“ – nur, was verstand denn Ulrich Beck von Technik oder von Jünger oder von Alphons Silbermann?

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PIRATENBEWEGUNG als PIRATEN-Chaos

September 22, 2014

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am Montag, 22. September 2014

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Bildschirmfoto vom 2014-04-11 13:58:21

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Momentan nehmen die deutschsprachigen Massen-Bereitstellungs-Medien oberflächlich Notiz zum Stichwort PIRATEN: Piraten in Auflösung?

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Dazu möchte ich hier kurz einen soziologischen Aufriss vorstellen, womit wir es mit den PIRATEN, der PIRATENBEWEGUNG und der PIRATENPARTEI bis hierher zu tun hatten.

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Zunächst sind die Piraten von außen sichtbar geworden, sie hatten sich selbst zusammengefunden und zu einer fusionierenden (losen) Gruppe formiert.

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Der Blick von außen, von der gesellschaftlichen Öffentlichkeit her, hatte zwei Hauptaspekte:

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EINS: Unzufriedenheit mit den vorhandenen Parteien und mit der Politik, die dabei herauskommt.

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ZWEI: Abwechslungstrieb, Langeweile, Trendsetterei und Stimmungsmoden durch IT und Internetz, Ordnungs- und Überwachungsstaatliche Kontrollbewegung, Freizeitverhalten und Unterhaltungsbedarf, die Alten ärgern – kurz und knackig der Piratenslogan: Klarmachen zum Ändern! (das verlockte).

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Piraten erschienen also, irgendwie, in der Eigenwahrnehmung ziemlich unverfälscht und undesigned. Die Piraten waren etwas Neues – das bedeutet – wer ein tägliches 24-Stunden Zeitbudget hat, wer sich den Piraten widmen will, muss etwas anderes weglassen, verkürzen, streichen, damit er die Zeit für die Piraten frei bekommt.

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Man ist also im Kleingartenverein, in der Belegschaftsversammlung, bei der Studentenverbindung, bei den Schlaraffen, den Rotarien, dem Lions-Club, Golf-Abo, Tennisverein, Segelclub und Campingplatzfreunde, in der FDP, im Fußballverein, in der Stammkneipe, auf der Partymeile, auf Kongressen , hält Vorträge, hört Vorträge, beim CSD, als Kreisbefruchter für die arme Frauenwelt, beim orthopädischen Turnen, bei Familienfeiern, kurz – man ist voll ausgebucht.

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Und so ist es also auch bei den politischen Begabungen im Land: Jeder hat bereits seine Partei gefunden bzw. beobachtet argwöhnisch „die Politik“ anderer Parteien von der Seite.

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Der Piratenanfang ging von einem sozialen Internetz- und File-Sharing-Geschehen von Schweden in Schweden aus. Es trafen sich schwule Jungberliner mit Internetzanschluss, die kamen auf Netzpiraterie und juristische, politische Aspekte von Freiheit und Angst. Es gab auch Coctailtrinker, Alkoholiker, Haschischtherapeuten, auch Junkies und überwiegend Jungmann-Attitüden. Sie hatten als Telematiker bzw. als Elektroniker und als Mediendesigner einschlägige berufliche Interessen. Es bildete sich eine größere Ausstrahlung der IT-Technik-Freaks beim CCC (Chaos Computer Club). Kurz, vom Handy zum Internetzwerk waren es Elektroniker, Software-Codierer, Mediendesigner, Hacker: Es erschien PIRATEN und PIRATENPOLITIK. Es erschien PARTEI.

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Diese Erstpiraten waren samt und sonders keine Politiker, hatten keine Politikaffinität und keinerlei berufliche Vorkenntnisse – sie waren naiv. Aber, pfiffig wie sie waren – das kann ich auch – hatten sie im Schnellverfahren erkannt, wie bescheuert es in der Politik überhaupt läuft:

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KLARMACHEN ZUM ÄNDERN!

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FREIHEIT

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TRANSPARENZ und Basisdemokratie bzw. Selbstbestimmung und Anarchie

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KEIN ÜBERWACHUNGSSTAAT

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URHEBERRECHT

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SEXUELLE Privatheit

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Das sind die wesentlichen Werte, die angangs die Piraten trugen. Diese Werte transportierten die Piraten als gemeinsamen Kanon. Hierzu fehlte ihnen jegliche professionelle Expertise. Und es fehlte den Piraten die Bereitschaft, Expertise anzuerkennen. Stattdessen glaubten sie an Cloud und Flash, an Liquid Democracy, an Basisdemokratie statt Stellvertreter- und Delegiertenwesen, an die Approximation durch Polynome im Liquid – einem telematischen Begriff –, ein großer Grundirrtum der Piraten, indem sie Physik auf Soziales Eins zu Eins übertragen zu können glaubten.

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In der dritten PIRATEN-Generation wurden zusätzlich Frauenquotler und Bedingungsloses Grundeinkommen-Idealisten angelockt. Zumal jeder mitmachen durfte, mitreden durfte, ohne sich der Piraten-Partei anzuschließen. Man konnte sogar für Parteiämter kandidieren, ohne Mitglied zu sein. Offenheit lautete die ernstgemeinte Schlangenlinie, die auch eingehalten wurde, während außer gute Laune rein gar nichts funktionierte. (Nach BGB-Vereinsrecht darf jeder für einen Vereinsvorstand kandidieren, ohne Vereinsmitglied zu sein. Das ist auch nach dem Parteiengesetz möglich – die Mitgliederversammlung wählt mit Stimmenmehrheit einer Basisdemokratie den Vorstand).

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Dann kam endlich eine schwere Geburt, nämlich eine SATZUNG der PARTEI: Hatte man bis dahin den parteirechtlichen Ernst noch gar nicht zur Kenntnis genommen, wurde nun selbst die Diskussion darum schwierig, weil Grundkenntnisse weitreichend fehlten. Die Satzung kam endlich – in mehreren Zügen – im Jahr 2009 / 2010 und war gut brauchbar.

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Dann schrieben selbsternannte Ideologen Parteiprogramme und Wahlprogramme, die bestenfalls als in Sachgassen verrannte Folklore stehen können .

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Ab dem Jahr 2009, nach der Bundestagswahl flohen vernünftige Piraten und die ersten wurden rausgeekelt. Es bildete sich ein Hobby-Gruppe der karrierebegehrlichen Schmerzbefreiten in Berlin, insbesondere am Stammtisch Choriner Straße. Und das zeigte sich beim Jour Fix im Kreuzberger „Breitopf“ und bei den Vorstandswechseln und Wahlkandidatenküren.

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Dietmar Moews meint: Die Notwendigkeit eine neue IT-Partei zu formieren, ohne dafür die begabten Sozial-Partner (Mitglieder) zu haben, reichte nicht dazu aus, die Piraten in eine Amateur-Parteiorganisation aufzustellen. Notwendigkeit produziert keine Lösungen. In der Not frisst der Teufel Fliegen, denn Not macht nur selten erfinderisch.

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Für einen erfahrenen (Mitgründer der Grünen), selbstständigem Kaufmann, studiertem Juristen und Organisationssoziologen, dessen Professionalität gerade in diesen Fragen der Nonprofit-Organisation lag und gefragt hätte sein müssen, glichen die Diskussionen mit den Piraten oft einem Kindergarten. Ohne nur über die Mindestvoraussetzungen zu tragfähigen Gruppenentscheidungen kommen zu können, wurden ständig Schnappsideen und Halbwissen aus Wikipedia aufgebracht. Das konnte man sich in wenigen Minuten draufschaffen – nur was dann?

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Der Totalflow an Neumitgliedern und fluchtartigen Austretern ist kaum zu überbieten. Lediglich einige AHDS-Patienten ohne Erwerbs-Berufsperspektive hatten sich zum Ziel gesetzt, schmerzbefreit sich durchzusetzen: „Wir fassen uns bei den Händen und lassen nicht wieder los.“

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 Dabei haben sich die Berliner Abgeordnetenhaus-Piraten so erheblich überschätzt, dass – nachdem auf mehreren neuangesetzten Parteitagen die Listenkandidaten derart manipuliert waren, dass von 800 Piraten in Berlin nur noch knapp 50 teilnahmen – dann aber kein Berliner Pirat daran dachte, diese Manipulanten als Landesverband auch zu unterstützen (es handelt sich exakt um die Nasen, die jetzt ausgetreten sind: Begehrliche und Schmerzbefreite, Folkloristen).

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Ich will hier nicht weiter aus dem Nähkästchen plaudern. Aber, was in der Fraktion des Berliner Abgeordnetenhaus bis heute entstanden ist, „das Betriebsklima“, um Himmels Willen! –

 

Was haben die gemacht!

 

Es ist enorm, wie wenig davon – außer Prügelszenen – bekannt gemacht worden ist.

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Ich erinnere nur an TV-Talkshow-Auftritte, wo sich zwei PIRATEN gegenseitig der Tätlichkeiten in den Berliner Abgeordnetenhaus-Büros bzw. in der Geschäftsstelle beschuldigten – und es gab etliche Straf- bzw.- Zivilklagen untereinander wegen Rufschändung, Verleumdung, Beleidigung und ähnlich.

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Während die erste Generation PIRATEN, zu denen ich gestoßen war, freundliche, liebvolle, zumindest höfliche Menschen waren, die geduldig diskutierten, beschlich die sehr bald vom eigenen Hype besoffenen PIRATEN die eigene Inferioritäts-Hölle.

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Es haben seit 2009 auf PIRATEN-Parteitagen, die ja gleichzeitig Großfamilientreffen waren, durchgängig Machenschaften aus der sozialen Resteverwertung der Berlin-PIRATEN durch Unbedarftheit und Wichtigtuerei zerstört.

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Mir ist das zu Herzen gegangen, denn es sind etliche anständige Jungs, die sich für unsere unausweichliche IT-Revolution ins Zeug geworfen hatten.

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Aber die PIRATEN haben unter Dummheitszwängen eines sogenannten politischen Vollprogramms sich unnötig weit von der PIRATEN-PARTEISATZUNG entfernt und es konnte sich keine Professionalität bilden.

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Nun nützt es wenig, dass die „Learning by doing“-Piraten heute selbst sehen, dass ihre Folklore der Rücksichtslosigkeit nicht weiter führte. Damit kämen sie in keinem Verein und in keiner Partei zu Rande.

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Die Piratenpartei war aus meiner Sicht gescheitert, als bereits im Jahr 2009 mein Konzept für ein PIRATEN-Bildungswerk, eine Parteistiftung für „RALF DAHRENDORF“ auf zu wenig Verständnis gestoßen war. Die dann erfolgte Übernahme des Bundesvorstandes durch den Geheimdienstler Bernd Schlömer war das voraussehbare Ende, wobei Schlömer – der, nebenbei als Kassenwart, die Bundeskasse veruntreute, selbst durch weitreichende Medienpräsens die Piraten zum Affen machte.

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Die Partybewegung geht auch ohne CCC und ohne Piraten weiter. Eine Piratenbewegung ist verflüchtigt, wie sie kurzzeitig mit den naziartigen Wimpeln und Fahnen im öffentlichen Bild auf dem Potsdamer Platz erschienen waren.

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Eine Piratenpartei wird es nicht geben, weil dazu Politiker gehören bzw. politische Mitbürger, die am täglichen Geschehen aufmerksam teilzunehmen bereit und fähig sind, zu Aggregieren, Diskutieren, Artikulieren, Proklamieren – und, bei allem Spaß, sich politisch zu bilden: Wie soll ein Fußballverein erstklassig werden, wenn er keine guten Spieler anlocken kann.

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Mir war es als Soziologe oder auch als Künstler nicht gelungen, von auch nur einem Piraten zur Frage „Links oder Rechts“ einen zu finden, der überhaupt zu einer politisch-tragfähigen begrifflichen Einordnung fähig war, sagen zu können, was Rechts, was Links sei und nicht, was die Piraten damit zu tun haben könnten? (Während Schlömer – beim Verteidigungsminister Geheimnisträger – im SPIEGEL erklärte, er könne sich eine Koalition der Piraten mit der CDU vorstellen: Was kann man sich nicht Alles vorstellen – aber).

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Lustig war dann zur Piratenfrage, Rechts oder Links, die Antwort immer „Vorne“. Und die geringe politologisch-soziologische Bildung all der Piraten, die nicht Funktionen von Links oder Rechts kennen, sich darauf mehr oder weniger vom guten Herzen oder von der Verschlagenheit des Hitlerschlauen leiten lassen, wurden von der professionellen Medienresonanz seit dem Jahr 2009 vollkommen verwirrt.

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Von der Rolle des Geheimdienstes kann nicht gesprochen werden, weil der geheim ist. Es ist müßig – betrachtet man die personalpolitische PIRATEN-Entwicklung, zu hadern, wer hatte welche Führungsrollen und wer hat was gemacht? –

 

Liegt die Antwort auf der Hand: Da es Geheimdienst der Staatsdienlichkeit und Staatssicherheit gibt, wird es das auch in der PIRATENBEWEGUNG gegeben haben – oder etwa nicht?

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P. S. Wollte die Stasi eine PIRATEN-Partei ins Werk setzen, würde das professioneller laufen. Hier lief jedenfalls lediglich die Zersetzung professionell. Ich grüße alle diskussionsfreundlichen PIRATEN der vergangenen Jahre und wünsche weiterhin offene Worte und öffentliche Kritik.

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