Der arme Bertold Brecht und KUH

Lichtgeschwindigkeit 5610

vom Pfingstmontag, 25. Mai 2015

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Für den an Begabung armen und an Ehrgeiz ärmlichüberreichen Theaterfunktionär Bertold Brecht, der bald ein rundes Datum gefeiert bekommt, wird hier der Bildung halber der Autor Herbert Lüthy genannt – ein Schweizer Historiker, der einige beachtliche Betrachtungen zu Brecht und dessen Salonpersonnage geschrieben hat:

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Nach dem Untergang des Abendlandes“ heißt eine wunderbare Aufsatzsammlung von Herbert Lüthy, die Manes Sperber herausgegeben hat.

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Es kam heute, 25. Mai 2015, ein Kommentar in meinem Youtube-Kanal dietmarmoews ein, zum LICHTGESCHWINDIGKEIT-Video „NI HAU FAHNDUNG NACH DEM DICHTER BERTOLD BRECHT 20 – (Hochgeladen am 29.01.2010: Ni Hau Der weltweiten IT-Revolution und der DEUTSCH-CHINESISCHEN FREUNDSCHAFT GEWIDMET:

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Bildschirmfoto vom 2015-05-25 23:47:45

Dietmar Moews liest Herbert Lüthy

Lesung 20. Lieferung: „Fahndung nach dem Dichter Bertold Brecht“), Essay von Herbert Lüthy (1952), aus dem Kapitel I. Nach der Walpurgisnacht, aus dem Band NACH DEM UNTERGANG DES ABENDLANDES, hrsg. von Manès Sperber bei K&W, vorgelesen von Dietmar Moews (Produktion, Performance, Autor, Direktion: Dr. Dietmar Moews, Aufnahmetechnik und Admin).

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LICHTGESCHWINDIGKEIT-Benutzer Herbert Nänni schrieb:

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Den Bruder von Herbert Lüthy, Martin Lüthy, mochte ich sehr. Er rezitierte gerne (und auch mit angemessenem Witz) Brecht-Gedichte. Besonders amüsierten mich ‚Kuh beim fressen‘ und ‚Apfelböck oder die Lilie auf dem Felde‘ (Er wohnte in St. Gallen und war der Vater meiner 1. Geliebten😉….Domorganist und Klavierlehrer….mit Zigaretten geizte er so gar nicht. Ich rauchte dadurch als Jugendlicher öfter mehr als eine Packung pro Tag bzw. Nacht)“

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Zuginsfeld 41 "Überwindung" Dietmar Moews malt im April 2014

Zuginsfeld 41
„Überwindung“ Dietmar Moews malt im April 2014

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Und als Belohnung für das BRECHT-Interesse, hier in LICHTGESCHWINDIGKEIT, nenne ich einige beispielhaft schlechte Gedichte von Bertold Brecht, wie „Das Lied des Hirsebauern“ oder der „Nachruf zum Tode Joseph Stalins“ oder eben:

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KUH Beim FRESSEN

Sie wiegt die breite Brust an holziger Krippe
Und frißt. Seht, sie zermalmt ein Hälmchen jetzt!
Es schaut noch eine Zeitlang spitz aus ihrer Lippe
Sie malmt es sorgsam, daß sie’s nicht zerfetzt.

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Ihr Leib ist dick, ihr trauriges Aug bejahrt
Gewöhnt des Bösen, zaudert sie beim Kauen
Seit Jahren mit emporgezogenen Brauen
Die wundert’s nicht mehr, wenn ihr dazwischenfahrt.

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Und während sie sich noch mit Heu versieht
Entnimmt ihr einer Milch, sie duldet’s stumm
Daß seine Hand an ihrem Euter reißt.

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Sie kennt die Hand, sie schaut nicht einmal um
Sie will nicht wissen, was mit ihr geschieht
Und nützt die Abendstimmung aus und scheißt.

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Apfelböck oder Die Lilie auf dem Felde (1927)

1
Im milden Lichte Jakob Apfelböck
Erschlug den Vater und die Mutter sein
Und schloß sie beide in den Wäscheschrank
Und blieb im Hause übrig, er allein.

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2
Es schwammen Wolken unterm Himmel hin
Und um sein Haus ging mild der Sommerwind
Und in dem Hause saß er selber drin
Vor sieben Tagen war er noch ein Kind.

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3
Die Tage gingen und die Nacht ging auch
Und nichts war anders außer mancherlei
Bei seinen Eltern Jakob Apfelböck
Wartete einfach, komme was es sei.
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4
Als die Leichen rochen aus dem Spind
Da kaufte Jakob eine Azalee
Und Jakob Apfelböck, das arme Kind
Schlief von dem Tag an auf dem Kanapee.

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5
Es bringt die Milchfrau noch die Milch ins Haus
Gerahmte Buttermilch, süß, fett und kühl.
Was er nicht trinkt, das schüttet Jakob aus
Denn Jakob Apfelböck trinkt nicht mehr viel.

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6
Es bringt der Zeitungsmann die Zeitung noch
Mit schwerem Tritt ins Haus beim Abendlicht
Und wirft sie scheppernd in das Kastenloch
Doch Jakob Apfelböck, der liest sie nicht.

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7
Und als die Leichen rochen durch das Haus
Da weinte Jakob und ward krank davon.
Und Jakob Apfelböck zog weinend aus
Und schlief von nun an nur auf dem Balkon.

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8
Es sprach der Zeitungsmann, der täglich kam:
Was riecht hier so? Ich rieche doch Gestank.
In mildem Licht sprach Jakob Apfelböck:
Es ist die Wäsche in dem Wäscheschrank.

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9
Es sprach die Milchfrau einst, die täglich kam:
Was riecht hier so ? Es riecht, als wenn man stirbt !
In mildem Licht sprach Jakob Apfelböck:
Es ist das Kalbfleisch, das im Schrank verdirbt.

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Und als sie einstens in den Schrank ihm sahn
Stand Jakob Apfelböck in milden Licht
Und als sie fragten, warum er’s getan
Sprach Jakob Apfelböck: Ich weiß es nicht.

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Die Milchfrau aber sprach am Tag danach
Ob wohl das Kind einmal, früh oder spät
Ob Apfelböck wohl einmal noch
Zum Grabe seiner armen Eltern geht?

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DIETMAR in Hubertsberg an der Ostsee,1958

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Dietmar Moews meint: So eine Mordtat stand im Jahr 1919 in der Münchner bzw. Augsburger Zeitung – Eugen Brecht, der sich später in Bert Brecht umbenannte, woraus dann Bildungsbürger Bertold machten, las das 16-jährig.

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Man könnte das als Entmutigung bzw. als Ermunterung verstehen, folglich dass nun Jeder (Jede – auch Frauen sind für begabt gehaltene Kinder), den seine Mutter für begabt hält, selbst eine Zeitungsmeldung aufreimt. Dazu empfiehlt sich ein günstiges REIMLEXIKON von RECLAM zum Selbstbehelf.

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zu Händen Dr. Dietmar Moews

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