Lichtgeschwindigkeit 4155
am 24. Februar 2014
Die Republik Italien, einer der seltenen modernen Staaten in der Welt von 2014, die aufgeklärt, emanzipiert und zivilisiert konzipiert sind, hat eine sensationelle Stufe genommen.
Der italienische Staat hat unter dem hochbetagten Staatspräsidenten Giorgio Napolitano eine neue Regierung eingesetzt und dabei die Kabinettsliste radikal verjüngt. Damit haben die Italiener nicht – wie es unsinniger Gebrauch ist – den alten Mist gegen den neuen ausgetauscht, sondern es ist ein wirklicher Neuanfang geworden.
Der florentiner Bürgermeister Matteo Renzi ist erst 39 Jahre alt und kein „Erbe Berlusconis“, nicht aus den Bruderschaften des Vatikans oder der Logen und Mafias – so macht es jedenfalls momentan den Anschein.
Italien kann also ab sofort Republik spielen. Das heißt: Handlungsermächtige Stellvertreter sollen das runtergekommene Staatswesen Italien heilen und auf Schwung bringen.
Italien will – so scheint es momentan – den italientypischen Privattrip hin zu einer gemeinschaftlichen Ausbalanzierung neustimulieren. Italien will folglich den einzelnen Italiener belasten, das staatliche Leidwesen zu bessern – ja, Ministerpräsident Renzi kündigte es an – ausdrücklich: Italien wird durch Einschnitte „Hoffnung gegeben“.
Napolitano hat hier ab sofort nicht einfach den Generationswechsel im Generationsklüngel des Ersatzes der Weggestorbenen durch Einwechselspieler betrieben. Napolitano hat viel jüngere, neuorientierte Aufklärer und Klärer rangebracht. Wobei die erheblich anzahlmäßig verschlankte Kabinettsliste, halbe halbe Frauen und Männer, durch den Lokalpolitiker Renzi als Chef, eine basidemokratische Rückbindung erhält, die als grundsätzlich volks- und bürgernah die Möglichkeiten und die Falltüren des „ewigen Rechtsregionalismus’“ anzunehmen versuchen wird.
Italien macht sich selbst nun eine Zukunftstür auf und den Europäern Hoffnung, eine tragfähigere Stütze des EU-Meister-Triebwerks zu werden. Sollte der Weg praktisch einschlagen, rückt Italien mit der Regierung Renzi zweifellos in eine kulturelle Leitstellung eines neuen Europas.