LICHTGESCHWINDIGKEIT 424
KONRAD ZUSE 100 und Kommentar aus Sicht der IT-Soziologie
zur Medienlage von dem Künstlergelehrten Dr. Dietmar Moews –
live und ungeschnitten – muss auch immer die Werte der Primaten
berücksichtigen: Offenheit, Transparenz, Freiheit, Piraterie und
Rechtsstaatlichkeit, im Kommunikationsraum im Deutschen
Technikmuseum Berlin Kreuzberg, am Dienstag, 22. Juni 2010,
mit Frankfurter Allgemeine Zeitung, Piratenpartei Deutschland.de,
RP.de, heise.de sowie Phoenix, ARD, ZDF, DLF,
Piratenthema, Berlin feiert Konrad Zuses 100. Geburtstag, In
Kreuzberg entstanden die ersten Computer der Welt, Kurzes
Gespräch mit Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Deuflhard, Präsident des
Zuse-Instituts der Freien Universität Berlin Dahlem, Eröffnung
der Ausstellung im Deutschen Technikmuseum Berlin,
Zuse baute die erste freiprogrammierbare und vollautomatische
Rechenmaschine der Welt, aus über 2000 einzelnen Relais bestand,
im Jahr 1941 – der Computer hieß Z3, Das Nachfolgemodell Z4
konnte der geniale Tüftler dagegen über den Krieg retten und in
der noch jungen Bundesrepublik erfolgreich vermarkten.
Der Z3 überlebte den Weltkrieg jedoch nicht, er wurde bei einem
Luftangriff 1943 vollkommen zerstört (und konnte 1955
funktionstüchtig nachgebaut werden).
Lange Zeit blieb Zuse der Ruhm als Computer-Pionier verwehrt:
Die künstlerische Neigung führte Zuse zum akademischen Verein
„Motiv“, außerdem las er nach allen Richtungen, links Karl Marx
oder Sigmund Freud, rechts Ernst Jünger und Möller van den Bruck,
den Propheten des „Dritten Reiches„. Seine eigene Bibel wurde aber
„Der Untergang des Abendlandes“ von Oswald Spengler. Vermutlich
sprach der deterministische Auf- und Abstieg der Kulturen, wie
ihn Spengler ausmalte, Zuses Sinn für Mechanik an.
Die erste Arbeitsstelle fand Konrad Zuse bei den Henschel Flugzeug-
Werken südlich von Berlin. Nach einem Jahr – die Geschichte ist
bekannt – kündigte er und begann im elterlichen Wohnzimmer
mit dem Bau einer programmgesteuerten Rechenanlage für Dualzahlen;
Unterstützung kam von der Familie und aus dem Motiv-Verein.
Von 1936 bis 1938 entstand Z1, ein blechernes Monstrum, das im
Prinzip funktionierte, doch stets verklemmt war. Immerhin erfüllte
es den alten Traum des Engländers Charles Babbage von der
Analytical Engine.
In den 1930er Jahren lag die Grundidee des Computers in der Luft.
Es gab schon mit Kabeln einstellbare Tabelliermaschinen, und 1926
erfand der Berliner Ministerialbeamte Emil Schilling eine Steuerung
für Rechenmaschinen, die durch Papierstreifen Anweisungen und
Daten erhielt. 1936 meldete Louis Couffignal (PDF-Datei) in Belgien
ein Patent für eine binäre Rechenmaschine an, und auch die
Universelle Turingmaschine ist im Prinzip ein speicherprogrammierter
Computer im Dualsystem.
Am 12. Mai 1941 führte Zuse, jetzt wieder bei Henschel tätig,
erfolgreich die Z3 vor, die die Struktur der Z1 von Blechstreifen auf
Relais übertrug.
Noch n den 1960er Jahren musste Konrad Zuse um die
Anerkennung als Erbauer des ersten Computers kämpfen. Die
Amerikaner beanspruchten diesen Titel für sich – es gab in den
USA eine Maschine im Dezimalsystem. Doch Zuses Binär-Konzept
setzte sich weltweit durch. Der erste programmierbare
mechanische Computer im Binär-System, bereits 1937, wurde
von diesem vereinzelten Erfinder in Berlin, aus Blechen in
Laubsägearbeit, gebaut. Zuse war der erste Entwickler, von
allen Computer-Entwicklern, die erkannt hatten, dass es sinnvoll
schien, vom Dezimalsystem der Zahlen und Rechnungsweisen (1-10)
auf das Binärsystem von nur zwei Symbolen, nämlich L und Null,
d. h. 1 und 0, umzustellen. Schalter bzw. Relais mussten nur noch
JA und NEIN-Funktionen ausüben. Mit diesem rechnerischen
Bi-Prinzip konstruierte und baute Zuse, im Jahr 1937 in Berlin
Kreuzberg, in Anknüpfung an diverse historische Vorbilder
mechanischer Rechenmaschinen seinen ersten mechanischen
Computer, die heute Z1
http://www.myvideo.de/watch/2328856/Z1_Erster_Computer
und Z2 genannten Computer-Prototypen,
die 1941 im Krieg niedergebombt worden sind. Aus diesem
Z1-Prinzip wurde der spätere Z3, unter Verwendung handelsüblicher
elektrischer Schaltrelais und Schrittschalter, elektrifiziert, der mit
den einfachen Signalen STROM und KEIN STROM in conditional
Jumps die Rechenschritte GLEICHGROß oder KLEINER ALS
(Z22 machte bis zu 3000 Operationen pro Sekunde) so lange
wiederholte, bis die maximale Approximation das Ergebnis anzeigte.
Mit dem Z3-Prototyp gelang Konrad Zuse der Schritt in die
alltägliche Gebrauchbarkeit und Anwendung. Z. B. konnten im
Katasterwesen komplizierteste Flurbereinigungen ausgerechnet
werden.
Nachdem Zuse samt dem noch vor Kriegsende vollendeten Z4
ins Allgäu geflohen war, setzte er 1949 im nordhessischen
Neukirchen seine Computerentwicklung fort, gründete 1949 mit
zwei Partnern die Zuse KG und kam mit Z4, Z5 und den weiteren
ins Millionengeschäft. Beim vollelektronischen Z22 und mit 1000
Mitarbeiten in Bad Hersfeld erlöste er ca. 100 Millionen Mark,
musste dann allerdings wegen Kapitalschwäche gegenüber der
amerikanischen Konkurrenz an Siemens verkaufen.
Zuse ist heute in aller Welt anerkannt.
Die Z3 wurde wie die Z1 im Krieg zerstört, und keine von beiden
hat die Computergeschichte direkt beeinflusst. Viel wichtiger ist,
dass die Zuse KG der jungen Bundesrepublik die Informatik brachte.
Die röhrenbestückte Z22 war der erste deutsche Elektronenrechner,
der in Serie ging, und sie und die Transistorversion Z23 eroberten
ab 1958 die Universitäten. Zuse-Maschinen kosteten weniger als
IBM-Rechner, und ihre Aufstellung wurde von der DFG gefördert.
Konrad Zuse war eben kein gescheiterter Unternehmer, sondern der
richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Platz.
Die Berliner Piraten haben einen Stammtisch der sich Konrad-Zuse
nennt. Und mit dem Konrad-Zuse-Jahr 2010 sollte es auch in der
deutschen Hauptstadt gelingen,
dem genialen Unikum Werner von Siemens
einen ebenfalls einzigartigen Konrad Zuse zur Seite zu Stellen.
Es geht um weltgeschichtliche Leistungen.
Produktion, Idee, Autor, Direktion, Dr. Dietmar Moews;
Aufnahmetechnik und Admin, Piratencrew Berlin;